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Gedanken zum Sonntag

2. Sonntag nach Epiphanias

Predigt zum 2. Sonntag nach Ephiphanias, 14. Januar 2024

Hebräer 12,12-17: Macht deshalb die müden Hände und die erlahmten Knie wieder stark! Und schafft für eure Füße gerade Pfade. Denn was lahm ist, soll nicht auch noch fehltreten, sondern geheilt werden. Bemüht euch um Frieden mit allen Menschen und auch um Heiligkeit. Ohne sie wird niemand den Herrn sehen. Achtet darauf, dass niemand zurückbleibt und so die Gnade Gottes verliert. Lasst keinen Spross aus einer giftigen Wurzel aufgehen. Sonst richtet sie Unheil an, und viele werden durch sie vergiftet. Niemand soll unmoralisch oder ohne Gott leben wie Esau. Der hat für eine einzige Mahlzeit sein Recht als Erstgeborener verkauft. Ihr wisst ja: Als er später den Segen und damit sein Erbe haben wollte, wurde er verworfen. Er fand keine Möglichkeit, sein Leben zu ändern, obwohl er unter Tränen danach suchte.

Liebe Mitchristen!

Um eine einfache Mahlzeit geht es in diesem Bibeltext- um das sprichwörtliche Linsengericht, das Jakob gekocht hat. Seinem Bruder Esau gibt er von seinem Linseneintopf nur etwas ab, wenn der dafür auf sein Erstgeburtsrecht verzichtet- auf den Segen und auf das Erbe, das Esau als dem Älteren eigentlich zusteht. Ich stelle mir vor, dass Esau ziemlich müde ist an diesem Tag. Sicherlich ist er schon vor Morgengrauen losgezogen auf die Pirsch. Den ganzen Tag war er dann unterwegs, um einen Braten nach Hause zu bringen. Aber seine Jagd war erfolglos. Mit leeren Händen kommt er heim, müde und hungrig. Lecker duftet da der Linseneintopf seines Bruders. Und so lässt sich Esau von seinem Bruder Jakob erpressen und tauscht sein Erstgeburtsrecht gegen eine Teller Linsensuppe. Den Segen und das Erbe, das ihm zusteht, verkauft er völlig unter Wert, nur für eine einfache Mahlzeit. Später bereut er diesen Fehler und vergießt bittere Tränen deswegen. Aber es hilft nichts. Das Erstgeburtsrecht ist weg.

Esau kommt nicht mehr zu seinem Recht. Das hat die Konfirmanden beschäftigt, als ich am Mittwoch im Konfirmandenunterricht den Bibeltext mit ihnen gelesen habe. Menschen sollen zu ihrem Recht kommen, fanden sie. Und sie haben dabei an die Bauern gedacht, die in diesen Tagen auf die Straße gehen für ihr Recht- dafür, dass sie weiterhin auskömmlich wirtschaften können und das Höfesterben nicht weiter voranschreitet. Esau, der Jäger, kommt nicht mehr zu seinem Recht. Er gibt es leichtfertig aus der Hand. Ja, er verschenkt es geradezu, nur um seinen Bauch mit einer warmen Mahlzeit füllen zu können. Bittere Tränen weint er später darüber. Und auch heute werden noch viel zu viele Tränen geweint, fanden die Konfirmanden. Auch heute gibt es das: Wir treffen Entscheidungen, die wir später bereuen. Aber die Entscheidungen lassen sich nicht mehr rückgängig machen.

Wie konnte es so weit kommen, das Esau diese bitteren Tränen vergießen musste? Wie konnte ihm dieser Fehler passieren? Wie kann es bei uns so weit kommen, dass wir schwere Fehler begehen, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen, obwohl wir sie bitter bereuen? Manchmal sind wir eben müde und hungrig. Unser Bibeltext sagt uns: „Macht deshalb die müden Hände und die erlahmten Knie wieder stark! Und schafft für eure Füße gerade Pfade. Denn was lahm ist, soll nicht auch noch fehltreten, sondern geheilt werden. Bemüht euch um Frieden mit allen Menschen und auch um Heiligkeit.“ Führen so viele Ermahnungen nicht eher zu noch mehr Ermüdung und Mutlosigkeit, wenn ich mich frage: Wie soll ich das alles schaffen?

Mir hilft es, dass die Aufforderungen hier in der Mehrzahl stehen. Nicht alleine muss ich das schaffen, sondern miteinander sollen wir das schaffen. Dabei sollen wir uns gegenseitig unterstützen. Heiligkeit, Gnade, Segen Leben, Heilung und Frieden mit allen Menschen. Diese Begriffe fanden die Konfirmanden wichtig in diesem Textabschnitt. Das ist es, was wir brauchen, worum wir uns bemühen sollen. Ganz wichtig war den Konfirmanden dabei: Leben, Frieden und Heilung. Und der, der uns hilft, das wir so miteinander leben und uns gegenseitig stärken können. Der, der uns die Kraft gibt dafür: Gott der Herr. Seine Gnade ist die Wurzel, die uns trägt.

Manchmal verlieren wir das aus dem Blick, weil wir müde sind und den Weg nicht mehr sehen. Dann wächst eine andere Wurzel zwischen uns auf, die alles kaputt macht- wie ein giftiges Unkraut, das die guten und gesunden Pflanzen in einem Garten überwuchert. Was ist diese giftige Wurzel, die zwischen uns aufwächst? In dem Glaubenskurs, den wir letztes Jahr in unserer Gemeinde gemacht haben, gab es ein Bild dazu: Tief im Boden verwurzelt war da das Misstrauen, aus dem eine giftige Pflanze nach oben wächst. Misstrauen entfremdet uns von Gott, von den anderen und von uns selbst. Wer sich nicht geliebt weiß, der kann auch nicht lieben. Hier braucht es Heilung- die Wurzel muss raus. Aber wie? Wie kann das Vertrauen wieder wachsen?

Setzen wir unser Vertrauen auf Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Er meint es gut mit uns. Er will, dass wir genug haben zum Leben. Nicht nur das Allernötigste, wie Esau und sein Linsengericht, mit dem ihn sein Bruder Jakob erpresst hat. Jesus erpresst uns nicht. Er schenkt uns seine Liebe, ganz ohne Gegenleistung. Wir dürfen ihm vertrauen- aus freien Stücken, ohne Zwang. Das ist die Wurzel, die uns trägt- Vertrauen zu Jesus, der uns unendlich liebt. Gottvertrauen. Wenn wir uns von dieser Wurzel getragen wissen, dann wird da keine giftige Pflanze daraus wachsen. Dann werden es gute Früchte sein, die aus dieser Wurzel wachsen. Nicht solche, die wir später als Fehler erkennen und deswegen bittere Tränen vergießen müssen.

Wenn ich auf Jesus vertrauen, dann wächst auch mein Vertrauen ins Leben und zu meinen Mitmenschen: Es wird gut werden, und ich fange jetzt damit an. Aus dieser Überzeugung heraus kann ich dann leben. Und so wächst aus dieser guten Wurzel eine Baumkrone, die als Früchte die Liebe trägt- die Liebe zu Gott, zu den Menschen und zu mir selbst. Auf dieser Grundlage lässt es sich leben. Es wird genug zum Leben geben, denn Gott sorgt für mich. Darauf kann ich mich verlassen- auch heute in unserer Zeit.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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[Gedanken zum Jahreswechsel] 2. Sonntag nach Epiphanias

Predigt zum Jahreswechsel 2023/ 2024

Liebe Mitchristen!

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ So heißt es in der Bibel im Buch Prediger im 3. Kapitel: „Alles hat seine Zeit.“ Das ist ein Spruch, der uns vertraut ist. Wir finden ihn auf Postkarten; manchmal auch auf Trauerkarten: „Alles hat seine Zeit.“ Manch einer, der eine Karte mit diesem Spruch verschickt oder bekommt, weiß vielleicht gar nicht, dass dieser Spruch in der Bibel steht- dass es ein gläubiger Mensch war, der dich diesen Spruch ausgedacht hat. Kohelet nennt die Bibel diesen Menschen. Das bedeutet so viel wie Prediger oder Lehrer. 2.300 Jahre wird es wohl her sein, dass er gelebt hat. Was war dieser Prediger oder Lehrer wohl für ein Mensch? Wir wissen es nicht. Ich stelle ihn mir vor wie einen alten, weisen Mann mit sehr viel Lebenserfahrung. Einen, der sehr viele Jahre kommen und gehen sehen hat: Jahre mit guten und mit schlechten Zeiten. Jahre mit Krieg und mit Frieden. Jahre mit Zeiten der Not und mit Zeiten des Wohlstands.

Jahre kommen und gehen. An Silvester nehmen wir Abschied vom Jahr 2023, und um Mitternacht begrüßen wir das neue Jahr 2024- nicht nur mit Silvesterraketen und Böllern, sondern auch mit dem Geläut unserer vier Kirchenglocken: Volles Geläut, ganze 15 Minuten lang. Ja, und auch wenn man dieses Geläut wegen der lauten Böller nicht ganz so gut hört: Es ist etwas Besonderes. Nur einmal im Jahr läuten wir so lange mit allen unseren Glocken.

„Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“ (Lk 24,19) Das steht auf der zweitkleinsten unserer Glocken geschrieben. Die größte Glocke trägt den Spruch: „Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet.“ (Mt 26,41) Am Silvesterabend geht nicht nur der Tag zu Ende, sondern gleich ein ganzes Jahr. Wir bleiben länger wach als sonst. Wir denken darüber nach, was das zu Ende gehende Jahr uns gebracht hat an Gutem und an Schwierigem- für uns persönlich und für die Welt, in der wir leben. Die große Glocke und ihre Inschrift erinnert uns daran, das alles im Gebet vor Gott zu bringen und nicht abzulassen vom Glauben an Gott, der es gut meint mit der Welt: „Wachet und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallet.“ Aber wie können wir das schaffen, dranzubleiben am Glauben und nicht müde zu werden? Wie können wir es schaffen, nicht der Anfechtung zu erliegen- diesen inneren und äußeren Stimmen, die uns einflüstern wollen. Es hat ja doch alles keinen Sinn. Es geht sowieso nur abwärts mit der Welt. Es ist ja doch nichts zu erkennen davon, dass da ein Gott ist, der die Geschicke der Welt lenkt und alles zum Guten wenden wird.

Zu Beginn des neuen Jahrs, am Silvesterabend um Mitternacht läuten wir alle Glocken, ganze 15 Minuten lang. Damit wir wach bleiben und beten. Damit wir nicht in Anfechtung fallen, wenn der Tag sich geneigt hat und der Abend kommt, in den dunklen Stunden unseres Lebens. „Herr bleibe bei uns!“ Das soll dann unser Gebet sein: Bleibe bei uns, Herr Jesus Christus. Bleibe bei uns, denn du gibst unserem Leben Sinn und Ziel. Bleibe bei uns, denn du hältst die Hoffnung in uns wach, dass alles gut wird.

„Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen.“ (1. Joh 3,1) So heißt die Inschrift auf der kleinsten und hellsten unserer vier Glocken. Und auf der zweitgrößten steht geschrieben: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ (Mk 10,45) So beginnen wir mit dem Geläut unserer vier Glocken das neue Jahr im Vertrauen auf unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Nichts kann uns von seiner Liebe trennen.

Ja, alles hat seine Zeit, so sagt es der biblische Prediger. Und er macht ein Gedicht daraus:

„Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“ (Pred. 3,2-8)

Nichts Menschliches ist diesem weisen Mann fremd. Für alles findet er einen Platz in seinem Gedicht: Geburt und Tod, Abschied und Neuanfang, Kaputtmachen und wieder ganz Machen, Liebe und Hass, Krieg und Frieden.

Alles hat seine Zeit. Ganze 15 Minuten läuten unsere vier Glocken an Silvester um Mitternacht, um das neue Jahr zu begrüßen. So viel Zeit ist sonst nie für das Geläut- das ganze Jahr nicht. 15 Minuten nur. Reicht diese Zeit, damit alles anklingt, was im alten Jahr war? Reicht diese Zeit, um eine neue Zeit einzuläuten- ein neues Jahr voller Hoffnungen? Alles hat seine Zeit, sagt der biblische Prediger. Aber wenn ich seine Worte höre, erlebe ich es als eine Zumutung, was er da alles aufzählt. Dass der Tod seine Zeit hat, ist bitter genug. Jeder, der im alten Jahr von einem geliebten Menschen Abschied nehmen musste, weiß das. Nichts kann uns von Gottes Liebe trennen, sagt uns der Apostel Paulus im 8. Kapitel des Römerbriefs. Auch nicht der Tod. Gott sei Dank haben wir diesen Trost. Gott sei Dank haben wir Jesus Christus, der den Tod überwunden hat. Der Tod hat seine Zeit gehabt, und das Leben trägt den Sieg davon.

Alles hat seine Zeit, sagt der biblische Prediger: Hass und Aggression, Streit und Krieg hat seine Zeit. Was für eine Zumutung, dass er das einfach so lapidar sagen kann. Am letzten Tag des Jahres 2023 denke ich an die Ukraine, wo der Krieg kein Ende nimmt. Und ich denke an die furchtbare und verfahrene Situation in Israel- Palästina. An die israelischen Geiseln, die schwer traumatisiert sind und an die, die immer noch nicht freigekommen sind. An ausgebombte Palästinenser, die alles verloren haben, auch ihre Lieben. Alles hat seine Zeit, sagt der Prediger. Nicht nur Krieg, Hass und Aggression hat seine Zeit, sondern auch Liebe, Friede und Wieder-Ganz-Machen von dem, was kaputt ist. Und der Prediger weiß: Friede kommt nicht einfach so und ohne unser Zutun. Das Wieder-Ganz- Machen von dem, was kaputt ist, das ist harte Arbeit. Aber die Zeit dafür wird kommen. Krieg, Hass und Gewalt bleiben nicht für immer. Sie werden abgelöst von der Zeit der Liebe und des Friedens.

Alles hat seine Zeit. Alle vier Glocken läuten am Silvesterabend um Mitternacht, ganze 15 Minuten lang. Ein Festgeläut, dass uns daran erinnert, dass wir etwas zu feiern haben an der Schwelle zum neuen Jahr – dass wir allen Grund haben, das neue Jahr freudig zu begrüßen. Diesen Grund haben wir- egal, ob wir um Mitternacht in froher Runde die Sektgläser klingen lassen, oder ob wir allein sind, wenn wir dem Klang der Glocken lauschen. Wir haben Grund zu feiern. Die Inschriften unserer Glocken erzählen davon: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ (Mk 10,45 „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen.“ (1. Joh 3,1) Ja, wir sind Gottes Kinder- durch Jesus Christus von Gott dazu bestimmt. Und unser Leben ist mehr als die Summe unserer Tage. Gott hat uns die Ewigkeit ins Herz gelegt. Schönheit und Freude hat er uns geschenkt. So können wir zuversichtlich ins neue Jahr gehen in Dankbarkeit genießen, was Gott uns geschenkt hat- wie es uns der weise Mann im Buch Prediger ans Herz legt:

„Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ (Pred. 3,11-13).

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Gedanken zum Sonntag

Predigt zum Jahreswechsel 2023/ 2024

Liebe Mitchristen!

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ So heißt es in der Bibel im Buch Prediger im 3. Kapitel: „Alles hat seine Zeit.“ Das ist ein Spruch, der uns vertraut ist. Wir finden ihn auf Postkarten; manchmal auch auf Trauerkarten: „Alles hat seine Zeit.“ Manch einer, der eine Karte mit diesem Spruch verschickt oder bekommt, weiß vielleicht gar nicht, dass dieser Spruch in der Bibel steht- dass es ein gläubiger Mensch war, der dich diesen Spruch ausgedacht hat. Kohelet nennt die Bibel diesen Menschen. Das bedeutet so viel wie Prediger oder Lehrer. 2.300 Jahre wird es wohl her sein, dass er gelebt hat. Was war dieser Prediger oder Lehrer wohl für ein Mensch? Wir wissen es nicht. Ich stelle ihn mir vor wie einen alten, weisen Mann mit sehr viel Lebenserfahrung. Einen, der sehr viele Jahre kommen und gehen sehen hat: Jahre mit guten und mit schlechten Zeiten. Jahre mit Krieg und mit Frieden. Jahre mit Zeiten der Not und mit Zeiten des Wohlstands. 

Jahre kommen und gehen. An Silvester nehmen wir Abschied vom Jahr 2023, und um Mitternacht begrüßen wir das neue Jahr 2024- nicht nur mit Silvesterraketen und Böllern, sondern auch mit dem Geläut unserer vier Kirchenglocken: Volles Geläut, ganze 15 Minuten lang. Ja, und auch wenn man dieses Geläut wegen der lauten Böller nicht ganz so gut hört: Es ist etwas Besonderes. Nur einmal im Jahr läuten wir so lange mit allen unseren Glocken. 

„Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“ (Lk 24,19) Das steht auf der zweitkleinsten unserer Glocken geschrieben. Die größte Glocke trägt den Spruch: „Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet.“ (Mt 26,41) Am Silvesterabend geht nicht nur der Tag zu Ende, sondern gleich ein ganzes Jahr. Wir bleiben länger wach als sonst. Wir denken darüber nach, was das zu Ende gehende Jahr uns gebracht hat an Gutem und an Schwierigem- für uns persönlich und für die Welt, in der wir leben. Die große Glocke und ihre Inschrift erinnert uns daran, das alles im Gebet vor Gott zu bringen und nicht abzulassen vom Glauben an Gott, der es gut meint mit der Welt: „Wachet und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallet.“ Aber wie können wir das schaffen, dranzubleiben am Glauben und nicht müde zu werden? Wie können wir es schaffen, nicht der Anfechtung zu erliegen- diesen inneren und äußeren Stimmen, die uns einflüstern wollen. Es hat ja doch alles keinen Sinn. Es geht sowieso nur abwärts mit der Welt. Es ist ja doch nichts zu erkennen davon, dass da ein Gott ist, der die Geschicke der Welt lenkt und alles zum Guten wenden wird. 

Zu Beginn des neuen Jahrs, am Silvesterabend um Mitternacht läuten wir alle Glocken, ganze 15 Minuten lang. Damit wir wach bleiben und beten. Damit wir nicht in Anfechtung fallen, wenn der Tag sich geneigt hat und der Abend kommt, in den dunklen Stunden unseres Lebens. „Herr bleibe bei uns!“ Das soll dann unser Gebet sein: Bleibe bei uns, Herr Jesus Christus. Bleibe bei uns, denn du gibst unserem Leben Sinn und Ziel. Bleibe bei uns, denn du hältst die Hoffnung in uns wach, dass alles gut wird. 

„Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen.“ (1. Joh 3,1) So heißt die Inschrift auf der kleinsten und hellsten unserer vier Glocken. Und auf der zweitgrößten steht geschrieben: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ (Mk 10,45) So beginnen wir mit dem Geläut unserer vier Glocken das neue Jahr im Vertrauen auf unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Nichts kann uns von seiner Liebe trennen.

Ja, alles hat seine Zeit, so sagt es der biblische Prediger. Und er macht ein Gedicht daraus: 

„Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“ (Pred. 3,2-8) 

Nichts Menschliches ist diesem weisen Mann fremd. Für alles findet er einen Platz in seinem Gedicht: Geburt und Tod, Abschied und Neuanfang, Kaputtmachen und wieder ganz Machen, Liebe und Hass, Krieg und Frieden. 

Alles hat seine Zeit. Ganze 15 Minuten läuten unsere vier Glocken an Silvester um Mitternacht, um das neue Jahr zu begrüßen. So viel Zeit ist sonst nie für das Geläut- das ganze Jahr nicht. 15 Minuten nur. Reicht diese Zeit, damit alles anklingt, was im alten Jahr war? Reicht diese Zeit, um eine neue Zeit einzuläuten- ein neues Jahr voller Hoffnungen? Alles hat seine Zeit, sagt der biblische Prediger. Aber wenn ich seine Worte höre, erlebe ich es als eine Zumutung, was er da alles aufzählt. Dass der Tod seine Zeit hat, ist bitter genug. Jeder, der im alten Jahr von einem geliebten Menschen Abschied nehmen musste, weiß das. Nichts kann uns von Gottes Liebe trennen, sagt uns der Apostel Paulus im 8. Kapitel des Römerbriefs. Auch nicht der Tod. Gott sei Dank haben wir diesen Trost. Gott sei Dank haben wir Jesus Christus, der den Tod überwunden hat. Der Tod hat seine Zeit gehabt, und das Leben trägt den Sieg davon.

Alles hat seine Zeit, sagt der biblische Prediger: Hass und Aggression, Streit und Krieg hat seine Zeit. Was für eine Zumutung, dass er das einfach so lapidar sagen kann. Am letzten Tag des Jahres 2023 denke ich an die Ukraine, wo der Krieg kein Ende nimmt. Und ich denke an die furchtbare und verfahrene Situation in Israel- Palästina. An die israelischen Geiseln, die schwer traumatisiert sind und an die, die immer noch nicht freigekommen sind. An ausgebombte Palästinenser, die alles verloren haben, auch ihre Lieben. Alles hat seine Zeit, sagt der Prediger. Nicht nur Krieg, Hass und Aggression hat seine Zeit, sondern auch Liebe, Friede und Wieder-Ganz-Machen von dem, was kaputt ist. Und der Prediger weiß: Friede kommt nicht einfach so und ohne unser Zutun. Das Wieder-Ganz- Machen von dem, was kaputt ist, das ist harte Arbeit. Aber die Zeit dafür wird kommen. Krieg, Hass und Gewalt bleiben nicht für immer. Sie werden abgelöst von der Zeit der Liebe und des Friedens. 

Alles hat seine Zeit. Alle vier Glocken läuten am Silvesterabend um Mitternacht, ganze 15 Minuten lang. Ein Festgeläut, dass uns daran erinnert, dass wir etwas zu feiern haben an der Schwelle zum neuen Jahr – dass wir allen Grund haben, das neue Jahr freudig zu begrüßen. Diesen Grund haben wir- egal, ob wir um Mitternacht in froher Runde die Sektgläser klingen lassen, oder ob wir allein sind, wenn wir dem Klang der Glocken lauschen. Wir haben Grund zu feiern. Die Inschriften unserer Glocken erzählen davon: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ (Mk 10,45 „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen.“ (1. Joh 3,1) Ja, wir sind Gottes Kinder- durch Jesus Christus von Gott dazu bestimmt. Und unser Leben ist mehr als die Summe unserer Tage. Gott hat uns die Ewigkeit ins Herz gelegt. Schönheit und Freude hat er uns geschenkt. So können wir zuversichtlich ins neue Jahr gehen in Dankbarkeit genießen, was Gott uns geschenkt hat- wie es uns der weise Mann im Buch Prediger ans Herz legt: 

„Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ (Pred. 3,11-13).

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

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2. Advent

Predigt zum 2. Advent

Liebe Mitchristen!

Die Mauer ist hoch und undurchdringlich. Es geht nicht weiter. Was hinter der Mauer kommt, bleibt verborgen und unerreichbar. Aber dann ist da diese Tür in der Mauer. Die Tür steht offen. Jetzt sehe ich, was hinter der Mauer kommt. Ich schaue in eine weite, offene Landschaft. Mein Blick reicht bis zum Horizont. Es ist nur ein Bild auf dem ich das alles anschaue- die Mauer, die offene Tür und die Landschaft dahinter. Ein Postkartenmotiv ist es. Ich halte die Postkarte in der Hand und schaue. Die Postkarte ist mir zufällig in die Hände gefallen. Zufällig? Gibt es solche Zufälle? Es hat so sein sollen. Für mich ist es ein Wink von oben. Eine Hilfe von Gott in schwerer Zeit. Denn genau dieses Bild brauche ich jetzt. Und erst recht brauche ich den Text, der darunter steht auf dieser Postkarte. Ein Wort aus der Bibel steht da, aus Offenbarung 3,8: „Jesus Christus spricht: Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann.“ Ich lese dieses Bibelwort immer wieder, und es fällt direkt in mein Herz.

Ich sitze in meinem Arbeitszimmer in meiner früheren Kirchengemeinde. Ein Der Raum ist zwar groß, aber dunkel. Es ist eine Einliegerwohnung im Keller, mit nur wenig Tageslicht. Nur ein kleines Stück Himmel sieht man aus dem Fenster. Es ist nicht gemütlich hier. Es ist schon Abend. Eigentlich habe ich Feierabend. Die Wohnung oben ist schön und hell. Trotzdem bleibe ich lieber hier unten in meinem Keller- Arbeitszimmer. Oben in der Wohnung ist es nicht gut für mich. Meine Ehe ist kaputt. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin im Keller meines Lebens angekommen. Aber wie ein Sonnenstrahl, der durch das schmale Kellerfenster hindurchdringt, so bringt diese Postkarte ein kleines bisschen Licht und Wärme in mein Leben. Einen Hoffnungsschimmer: Könnte es denn wahr sein, was Jesus Christus in diesem Bibelwort verspricht: „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann?“ Könnte das wirklich auch für mich gelten- auch jetzt, in dieser verfahrenen Situation, wo ich keinen Ausweg weiß? Ja, es könnte. Ja, es kann. Jesus Christus meint mich. Und er meint es ernst, wenn er sagt: „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann.“ Über zehn Jahre ist diese Begebenheit jetzt her. Und doch ist sie mir sofort wieder eingefallen, als ich den Predigttext für den heutigen Sonntag gelesen habe aus Offenbarung 3,7-11:

„Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, und der zuschließt, und niemand tut auf: Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, ich werde einige schicken aus der Versammlung des Satans, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern lügen. Siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe. Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen. Ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“

Die Offenbarung- das ist für uns heute oft ein Buch mit sieben Siegeln. Ich denke, wir tun diesem biblischen Buch damit Unrecht. Die Offenbarung ist vor allem ein Buch des Trostes für Menschen in Bedrängnis. Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. So wie ich damals, als ich ganz unten im Keller meines Lebens angekommen war. Damals, als die Offenbarung aufgeschrieben wurde, da waren die Menschen auch ganz unten und wussten nicht, wie es weitergehen soll. Die junge christliche Gemeinde war noch ein kleines, schwaches Pflänzchen und musste um ihren Weiterbestand fürchten. Christsein war lebensgefährlich damals. Das Christentum wurde von den römischen Herrschern verfolgt- anders als die jüdische Gemeinde, die von den Herrschern akzeptiert wurde und den Kaiser nicht als Gott anbeten musste. So gab es Konflikte zwischen den Christen und denen, die sich zur jüdischen Schwestergemeinde hielten. Die Stadt Philadelphia war nur eine kleine Stadt mit geringer Wirtschaftskraft. Eine Stadt in einer Krisenregion. Immer wieder wurde Philadelphia von Erdbeben heimgesucht. Was man sich dort aufbaute, konnte von einem Tag auf den anderen in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. „Ich komme bald,“ sagt Jesus dieser kleinen Gemeinde in diesem schwierigen Umfeld. Nicht als Drohung, sondern als Trost sagt er es. So wie eine Mutter, die ihr Kind kurz allein lassen muss und ihm sagt: „Ich komme bald wieder.“ Du musst nicht mehr aushalten, als was deine kleine Kraft ermöglicht. „Ich komme bald,“ sagt Jesus. Er sagt es zu Menschen, denen die Probleme zu groß erscheinen. Auch in unserer Zeit voller Krisen und Kriege. Überall da, wo Menschen sich Sorgen machen und nicht mehr weiterwissen. Bald? Was heißt hier bald? Das römische Reich, in dem die Christen um ihr Leben fürchten mussten, ist lange her. Aber „bald“ ist hier mehr als eine Zeitangabe. „Bald“, das bedeutet, dass Jesus ganz nahe ist, dass er für uns da ist. „Bald“- das bemisst sich nach Gottes Uhr, nicht nach der Uhr der Menschen.

„Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ spricht Jesus Christus weiter. Auch das ist ein Wort gegen die Resignation. Ein Wort, das an die gerichtet ist, die nur eine kleine Kraft haben. So wie die christliche Gemeinde in Philadelphia damals klein und unbedeutend war, so gilt dieses Wort auch heute für uns, die wir schmerzlich wahrnehmen müssen, wie unsere Gemeinde kleiner werden: „Halte, was du hast.“ Denn was du hast, ist viel und ist wertvoll, auch wenn es nur eine kleine Kraft ist. Was du hast, ist die Krone: Wir alle sind Söhne und Töchter Gottes. Wir alle sind Gotteskinder. Das ist die Krone die wir haben, ein kostbarer Schatz. Halte ihn fest, auch wenn das Leben unter die Räder gekommen ist. Ein weiteres Postkartenmotiv fällt mir dazu ein. Es ist nicht aus der Bibel, und doch gibt es vielen Menschen Trost und Hoffnung: Hinfallen. Aufstehen. Krone richten. Vielleicht haben Sie so eine Postkarte schon einmal in den Händen gehalten, und sie hat ihnen weitergeholfen? Vielleicht haben Sie sie schon einmal verschenkt an jemanden, der sie nötig hatte?

Meine Postkarte mit der offenen Tür in der Mauer und dem Bibelwort von Jesus Christus habe ich wohl auch weiterverschenkt an jemanden, der sie nötiger hatte als ich. Genau weiß ich es nicht mehr. Vielleicht ist sie auch einfach wieder irgendwo zwischen den anderen Unterlagen verschwunden, als sie nicht mehr wichtig war für mich. Damals vor über 10 Jahren jedenfalls, als sie mir in die Hände gefallen ist, da hat sie einen Ehrenplatz bekommen in meinem Arbeitszimmer im Keller. Jeden Tag ist mein Blick auf diese Postkarte gefallen: Auf die offene Tür in der Mauer, auf die weite Landschaft dahinter, auf das Bibelwort von Jesus Christus: „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann.“

Es hat noch lange Zeit gedauert, bis ich für mich eine Tür in der Mauer gefunden habe, oder zumindest einen winzigen Türspalt. Und als ich durch diese Tür gegangen war, war die Landschaft dahinter auch nicht immer hell und weit bis zum Horizont. Da gab es auch wieder neue Mauern, die sich mir in den Weg stellten, und ungeahnte Abgründe taten sich auf, die überwunden werden mussten. Aber eines habe ich gelernt damals, als ich diese Postkarte in meinem Keller- Arbeitszimmer stehen hatte. Ich habe gelernt, zu vertrauen gegen allen Augenschein. Mich fallen zu lassen in Jesu Arme- ohne zu wissen, ob da wirklich ein gangbarer Weg sein wird für mich, und wann. Ich habe es nicht wissen können. Ich habe einfach daran geglaubt. Und das hat mir Hoffnung gegeben. Ja, keiner wird die Tür verschließen können, die Jesus Christus für uns offenhält.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Dienstag, 14.12.2023 um 19:30 Uhr im Gemeindesaal Wehingen

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30

Begrüßung

Andacht 

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung 

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 15.11.2023

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • Adventskaffee am 03.12.2023
  • Orangenaktion bisher
  • Gemeindebrief

c. Ausblick:

  • GD mit Gesangverein – Organisation der Bewirtung
  • Ökumenische KGR-Sitzung am 23.01.2023
  • Rom-Fahrt im Herbst 2024 – ggf. Planungsgruppe bilden
  • Atempause am 07.04. – Abendmahl verschieben auf 21.04.2024?
  • Andachts- und Verpflegungsliste 2024

Top 5

KGR-Dienst: 

Planung GD 2023 (Churchtools), Kirchkaffee

Top 6

Bauausschuss: 

  • Stand der Dinge
  • Protokoll zur Bauschau Wehingen am 08.11.2023
  • Termin mit OKR verschoben auf Ende Januar

Top 7

Kirchenpflege: 

  • Opferplan 2024
  • Beschluss Opferzweck Israelsonntag

Top 8

Distrikt

  • Bericht Delegiertenversammlung vom Jugendwerk
  • Bericht von der Synode

Top 9

Verschiedenes: 

  • Key für KGR & Bauausschuss
  • Musik-Ausstattung Kirche

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Gedanken zum Sonntag

Ewigkeitssonntag

Liebe Gemeinde,

Erde bleibt nicht Erde, Staub bleibt nicht Staub, unsere Namen erklingen noch einmal. Die Menschen, die uns etwas bedeuten, verlieren diese Bedeutung auch mit dem Tod nicht, weil unser Gott ihren Namen kennt, unseren Namen kennt und diese Namen bei ihm niemals vergessen sein werden.

Beim Propheten Daniel lesen wir vom Aufwachen der Toten aus dem Staub der Erde:

1Zu jener Zeit wird Michael auftreten, der große Engelfürst, der für dein Volk einsteht. Denn es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen.
2 Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.
3 Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“

„Es wird eine Zeit so großer Trübsal sein“ – mit »Trübsal« ist eine heftige Bedrängnis gemeint. Es geht das Gefühl um, eingeschnürt und eingeengt zu sein. Es geht das um, was uns den Atem nimmt, was uns Angst macht. In dieser Zeit tritt der große Engelfürst Michael auf. So steht es am Anfang dieses 12.Kapitels des Buches „Daniel“. 

Wir erfahren den Namen eines Engels: Michael. Das ist in der Bibel sehr selten. Wir kennen noch den Engel Gabriel und aus dem apokryphen Buch Tobias den Engel Raphael.

Michael – der Engelfürst: Sein Name heißt übersetzt: »Wer ist wie Gott? « Das ist eine rhetorische Frage, die Antwort ist gleich mitgegeben: »Wer ist wie Gott? « »Nichts und niemand!« Es gibt keinen anderen, der stärker ist!
Michael steht als mächtiger Engel dafür ein, dass sich am Ende Gott gegen alles durchsetzt, was uns heute Angst macht, was uns die Luft zum Atmen nimmt, was uns traurig macht. 

Wenn die Not am größten ist, tritt Michael auf, der Engelfürst. Was wird geschehen? Das Volk Gottes wird gerettet werden. Alle, deren Name im Buch des Lebens steht.

Zuvor werden alle auferweckt aus dem Tod: die einen zum ewigen Leben, die anderen »zu ewiger Schmach und Schande«. Die ganze Bibel kennt diesen doppelten Ausgang. Gemeint sind damit Gericht und Heil. Woran entscheidet sich, welchen Weg wir gehen müssen?

Jesus hat darauf eine klare, eindeutige Antwort gegeben: »Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.«

Das Wort, das Jesus gesprochen hat, gilt. Darin finde ich meinen Halt. Das Hören auf dieses Wort und der Glaube an ihn retten.

»Ja«, kann jetzt jemand einwenden, »aber ich trage doch Lasten mit mir herum: Geheimnisse oder Streitigkeiten, die ich nicht klären konnte. Ich bin anderen manches schuldig geblieben. « Jesus sagt: »Ich habe mein Leben dafür gegeben, damit ist dir alles abgenommen, du bist von dieser Last befreit. «

Allen, die auf Jesus hören und ihm glauben, steht am Ende der Weg in Gottes neue Welt offen.

Vom »Buch des Lebens« spricht Daniel. In diesem Buch stehen die Namen derer, die zum ewigen Leben auferweckt werden. Jesus nimmt diesen Gedanken von Daniel auf. Er lenkt den Blick auf das, was entscheidend ist für unser Leben. Er sagt: »Darauf kommt es zuletzt an: Dass Dein Name in diesem Buch steht! « »Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. «

Das ist unsere Hoffnung: Asche bleibt nicht Asche, Staub bleibt nicht Staub. Jesus, der aus dem Tod ins Leben ruft, wird noch einmal unseren Namen nennen.

Das heißt für uns auch, dass die Menschen, die uns so viel bedeutet haben, die wir so geliebt haben und von denen wir uns verabschieden mussten, nicht für immer von uns getrennt sein werden.

Gott kennt die Namen derer, die mir so wertvoll waren und die jetzt nicht mehr bei mir sind. Gott wird diese Namen niemals vergessen. In dieser Hoffnung dürfen wir leben.

In dieser Hoffnung hat Daniel gelebt, der diese Vision erfahren hat. Wir alle kennen ihn von der faszinierenden Geschichte, wie er, ohne etwas verbrochen zu haben, den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurde und Gott ihn durch seinen Engel wunderbar gerettet hat.

»Daniel in der Löwengrube«. Daniel ist mutig für seinen Glauben eingestanden. Er hat nicht aufgehört, zu seinem Gott zu beten, auch als der mächtige König des damaligen Weltreiches der Meder und Perser solches Beten ausdrücklich verboten hatte. Daniel wusste: Wichtiger als alles andere ist, dass mein Name in diesem Buch steht, im Buch des Lebens.

Der Glaube an die Auferstehung der Toten, das war schon immer das Fundament des christlichen Glaubens. Auf Jesus zu sehen, den Sieger über den Tod, darin liegt eine unbezwingbare Kraft. Die Kraft der Hoffnung für unser eigenes Leben und auch der Hoffnung für die Menschen, die wir geliebt haben und die durch den Tod von uns weggerissen wurden: Ehepartner, Kinder, Eltern, Freundinnen und Freunde. Bei manchen war es völlig überraschend, sie wurden herausgerissen aus dem Leben. Bei anderen war es lange vorauszusehen. Bei einigen hatte dieser Weg auf den Friedhof nach einer langen schweren Krankheit eher etwas von Befreiung und von Ruhe finden.

Wir erinnern uns an die Gesichter der Menschen, die vor einem Jahr noch mit uns gelebt haben. Wir erinnern uns noch einmal an gemeinsame Erlebnisse und Begegnungen. Wir erinnern uns an die Situation des Abschieds.

An das, was wir sagen und tun konnten, und an das, was offengeblieben ist. Es tut gut, die Erinnerungen an schöne Tage mit den Verstorbenen wachzuhalten. 

Und auch der Gang auf den Friedhof ist für viele von uns eine große Hilfe, um Abschied nehmen zu können. Es ist wertvoll, einen Ort zu haben, an dem wir traurig sein können, an dem wir unsere Gedanken sammeln können und ganz auf die Erinnerung an den Verstorbenen ausrichten können. Es tut gut, auf den Namen der Verstorbenen zu schauen. Es gibt Kraft und tröstet, diese Gedanken an die Verstorbenen zu einem Gebet werden zu lassen.

Und manchmal ist der Friedhof auch ein Ort, um sich gegenseitig zu trösten, anderen Menschen zu begegnen, die in einer ähnlichen Situation sind, um miteinander traurig zu sein. Die Trauer braucht ihren Ort, sie braucht ihre Zeit. Sie braucht ihren Raum. Zu trauern, das ist heilsam für die Seele. Einem anderen erzählen dürfen von dem Verstorbenen, jemanden haben, der zuhört, das tut gut und gibt neue Kräfte.

Heilsam ist es auch, darauf zu vertrauen, dass die Trauer einmal aufhören wird. Trauer braucht ihre Zeit, und jeder Mensch hat seine eigene Art zu trauern, aber sie soll sich auch nicht bis ins Unendliche ausdehnen, das Leben nicht ersticken.

Dass alle Trauer einmal aufhören wird, dafür setzt unser Bibelwort ein schönes Zeichen:

Die Rettung des Volkes wird angekündigt: »… zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle die im Buch geschrieben stehen. Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen …«

Das ist eine große Verheißung – und ein Trost. Ja, Gott überlässt die Verstorbenen nicht dem Tod. Es gibt ein Erwachen.

Vom Kirchenvater Augustin stammen diese hoffnungsvollen Worte:

»Auferstehung ist unser Glaube,

Wiedersehen ist unsere Hoffnung,

Gedenken unsere Liebe.

Aus Gottes Hand empfing ich mein Leben,

unter Gottes Hand gestalte ich mein Leben,

in Gottes Hand gebe ich mein Leben zurück.

Ihr, die ihr mich so geliebt habt,

seht nicht auf das Leben, das ich beendet habe,

sondern welches ich beginne.«

Das wünsche ich uns allen, dass wir es so sehen können: Für unsere Verstorbenen beginnt ein neues Leben. Sie sind jetzt befreit von ihren Schmerzen, von ihrer Angst, von ihrem Leiden. Sie fehlen uns, aber es hilft uns, daran zu denken, dass sie es jetzt besser haben, dass sie jetzt das erleben, was Paulus »die herrliche Freiheit der Kinder Gottes« nennt. Wir können das jetzt nicht sehen. Wir schauen auf das Grab und sehen die beiden Jahreszahlen auf dem Grabstein und den Strich dazwischen, der für das Leben des Verstorbenen steht. Es ist eine Versuchung, zu denken: »Das war’s, damit ist alles gesagt. So ist es und so wird es bleiben. Die Dunkelheit, die mich durch die Trauer überfallen hat, wird bleiben. «

Nein, so ist es nicht. Und so wird es auch nicht bleiben. Es gibt mehr und Größeres. Es gibt Licht in der Dunkelheit.

Es ist so, wie es Daniel aufgeschrieben hat: Ist die Not und Bedrängnis noch so groß – Gott ist noch viel größer. Die Trauer kann das Licht Gottes nicht auslöschen. Der Name des dreieinigen Gottes, der bei der Taufe über unserem Leben ausgesprochen wurde, leuchtet über uns, auch dann, wenn wir sterben müssen.

Wer sitzen bleibt am Bett eines Sterbenden und Trost spendet, wer die Hand hält, zuhört, einfach da ist – bringt den Glanz des Himmels in unsere Welt. Am Ende steht nicht die Nacht des Todes oder das dunkle Nichts, sondern ein strahlendes Leben mit einem Glanz, der alles vergessen lässt, was wir hier durchmachen mussten.
Für uns alle wünsche ich, dass über der Trauer dieses Licht aufgeht und dieser Tag heute kein dunkler Tag ist, sondern ein Tag der Hoffnung auf die neue Welt Gottes. Amen.

Der Friede GOTTES, der höher ist als all unser Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in CHRISTUS JESUS – Amen.

Predigt nach einer Vorlage von Pfarrer Markus Hägele

 

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Gedanken zum Sonntag

Volkstrauertag

 

Predigt- Gedanken vom Volkstrauertag, 19.11.2024

Liebe Mitchristen!

 Heute ist Volkstrauertag. Ein Tag, an dem wir der Gefallenen der beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts gedenken, und auch aller aktuellen Opfer von Krieg und Gewalt. Aktuelle Opfer von Krieg und Gewalt gibt es viele. Ratlos stehen wir vor den Kriegsereignissen in Israel- Palästina und in der Ukraine. „Was ihr nicht getan habt einen von diesen Geringen, das habt ihr mir auch nicht getan.“ So sagt es uns Jesus in unserem heutigen Predigttext, dem Gleichnis vom Weltgericht (Mt 25, 31-46). Was ist unsere Aufgabe als Christinnen und Christen in diesen unruhigen Zeiten, in denen die Welt erschüttert ist von immer neuen Kriegen und Krisen? „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen,“ sagt Jesus in unserem Predigttext. In jedem bedürftigen Menschen begegnet uns Jesus Christus. Welche Bedürfnisse sehen wir in unserer Zeit der globalen Krisen? Laut sind die Stimmen, die ein Bedürfnis nach mehr Waffen proklamieren. „Frieden schaffen ohne Waffen“ und „Schwerter zu Pflugscharen“ haben die christlichen Kirchen in der Vergangenheit diesen lauten Stimmen entgegengehalten. Und heute? Ist die Sehnsucht nach Frieden ohne Waffen, nach gewaltfreier Konfliktlösung zwischen Menschen, Volksgruppen und Staaten nur noch ein naives Gerede von Gestern, das in unserer heutigen Weltlage nichts mehr taugt? Ich habe selbst keine Antwort auf diese Frage. Aus meiner Perspektive in einem friedlichen Land möchte ich nicht über andere urteilen, die von ihren Nachbarländern überfallen werden und nun im Kriegszustand oder in ständiger Bedrohung leben. Ich möchte mich nicht anmaßen, von ihnen zu verlangen, dass sie die Waffen schweigen lassen und das Unrecht still erdulden sollen. Aber ich bin dankbar, dass es nicht nur die lauten Stimmen gibt, die immer mehr Waffen fordern für die Kriegs- und Krisengebiete dieser Welt. Ich bin dankbar dafür, dass die leisen Stimmen, die sich für Frieden ohne Waffen einsetzen, nicht ganz verstummt sind. Unter dem Motto „sicher nicht – oder?“ feiern wir in diesen Tagen die Ökumenische Friedensdekade.

Die Ökumenische Friedensdekade möchte auch Impulse setzen, wie Kirchen und Religionsgemeinschaften, aber auch Politik und Zivilgesellschaft einen Beitrag zu einem umfassenden Schalom leisten können. „Angesichts der gerade auch in der jungen Generation spürbaren Verunsicherung und der zunehmenden Krisen weltweit ist es überfällig, den Begriff der Sicherheit neu zu denken und von einer militärischen Sicherheitslogik auf eine zivile Friedenslogik umzuschwenken“, betont Jan Gildemeister, der Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) ist. „Wir verspüren eine große Verunsicherung, wie Frieden in Zukunft ausgestaltet werden kann. Sicher nicht mit Maßnahmen, die zu einer neuen Aufrüstungsspirale führen und Ressourcen verschwenden, die an anderer Stelle dringend benötigt werden. Oder?“, räumt Jan Gildemeister ein.

„Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen,“ sagt Jesus in unserem Predigttext. Jesus ist den friedlichen Weg gegangen. Er hat uns die Liebe vorgelebt. Seine Liebe hatte nichts mit süßlichem Kitsch zu tun. Jesus war nicht harmoniesüchtig. Er konnte auch Klartext reden. Er hat sich nicht einschüchtern lassen. Jesus Christus hat die Liebe gelebt bis zum letzten Atemzug- selbst gegenüber seinen Feinden. Ist das ein Modell, das tragfähig ist in unserer Zeit? Ich möchte den radikalen Einsatz für den Frieden, den Jesus uns vorgelebt hat, nicht über Bord werfen in diesen friedlosen Zeiten. Gerade heute brauchen wir ihn mehr denn je. Auch wenn ich keinen Ausweg weiß: Ich will den Frieden ohne Waffengewalt immer wieder ins Gespräch bringen in unserer Zeit: Dabei weiß ich auch: So wie Jesus werde ich das niemals schaffen. Aber der Glaube an Jesus Christus gibt mir die Kraft, dranzubleiben an der Suche nach Frieden-  trotz aller Rückschläge und Misserfolge. Denn ich weiß: Trotz aller Zerbrochenheit, trotz allem Unfrieden, den wir in dieser Welt erleben: Jesus Christus lässt uns nicht im Stich. Er ist da. Er redet Klartext. Er will, dass wir uns einsetzen für andere, in denen er uns selbst begegnet. Wenn ich es immer wieder versuche mit dem Frieden und der Liebe, dann wird Jesus mich nicht im Stich lassen. Auch wenn ich es mal wieder nicht geschafft habe; wenn ich lieblos war zu anderen, zu mir selbst und zu Gottes Schöpfung. Jesus liebt mich immer noch. Denn auf die Liebe von Jesus kann ich mich verlassen. Seine Liebe ist größer als mein Versagen. Für meine Sünden hat er sein Leben gegeben, allein aus Liebe. Und an Jesus Christus ist deutlich geworden: Die Liebe ist stärker als der Tod. Jesus ist auferstanden von den Toten. Das gibt mir die Hoffnung, auch angesichts der schrecklichen Kriegsnachrichten und der nie enden wollenden militärischen Konflikte in unserer Zeit.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Gedanken zum Sonntag

Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr

Die ganze Schöpfung seufzt. Predigt-Anspiel mit Pfarrerin und Konfirmanden vom Sonntag, 12.11.2023

 

Pfarrerin:

Hallo miteinander! Herzlich willkommen zu unserem Konfirmandenunterricht. Kommt ihr bitte auf eure Plätze? (Konfirmanden kommen nach vorne und stellen sich neben Pfarrerin).

 

Pfarrerin:

Heute haben wir das Thema Taufe. Dazu habe ich euch letzte Wochen einen Text zum Auswendiglernen aufgegeben: Den Auftrag zur Taufe. Wir sagen jetzt alle zusammen den Text auf:

 

Konfirmanden (auswendig):

Jesus Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

 

Pfarrerin:

Wunderbar, das klappt ja prima! Mir gefällt dieser Text, weil Jesus Christus hier verspricht, dass er immer bei uns ist: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Ich finde, das ist ein großartiges Versprechen! Auch den anderen Bibelspruch zur Taufe finde ich wunderschön: So spricht Gott, der Herr, der dich geschaffen hat: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Gefällt euch dieser Bibelspruch auch so gut?

 

Konfirmanden (schweigen, runzeln die Stirn, schütteln den Kopf)

 

Pfarrerin:

Der Bibelspruch gefällt euch nicht so gut? Könnt ihr sagen, warum?

 

Konfirmandin 1: Erlöst- was bedeutet das eigentlich?

 

Konfirmand 1: Du bist mein, das gefällt mir nicht. Ich bin doch ich. Ich gehöre nicht jemand anderem.

 

Pfarrerin:

Das sind gute Fragen, die ihr habt. Martin Luther hat das so übersetzt. Aber vielleicht verstehen wir das heute besser, wenn wir es in unserer Konfirmandenbibel nachlesen. Das ist ja eine neuere Übersetzung. Wer könnte bitte mal vorlesen? Jesaja 43,1.

 

Konfirmandin 2 (liest aus der Bibel vor):

Jetzt aber spricht der HERR, der Jakob geschaffen und sein Volk Israel gebildet hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich befreit. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir:

 

Konfirmandin 1: Ach so. „Erlöst“- das bedeutet: „befreit.“

 

Konfirmand 1: Und „Du gehörst zu mir“ finde ich auch viel besser als „Du bist mein.“

 

Pfarrerin:

Super. Jetzt habt ihr euch wirklich eine Pause verdient. In fünf Minuten machen wir weiter. (Pfarrerin geht.)

 

Konfirmandin 3:

Wow. Hätte ich nicht gedacht, dass man einen Bibeltext so viel besser verstehen kann, wenn man ihn in unserer Konfirmandenbibel liest.

 

Konfirmand 2:

Den Bibeltext, der am Sonntag im Gottesdienst vorgelesen wurde, den habe ich auch nicht verstanden.

 

Konfirmandin 2: Um was ging es denn in dem Bibeltext am Sonntag?

 

Konfirmand 2:

Das weiß ich ja nicht genau. Aber über Manches, was da drinstand, hätte ich gerne mehr gewusst.

 

Konfirmand 1:

Irgendwie ging es da um die Hoffnung und das Verhältnis zu der Herrlichkeit. Und dass wir alle Brüder und Schwestern sind.

 

Konfirmandin 3: Ja, stimmt. Und die Tiere auch.

 

Konfirmand 1: Nein, die Tiere kamen da nicht vor in dem Bibeltext.

 

Konfirmandin 3: Doch, die Tiere, die Pflanzen und die ganze Umwelt. Die Schöpfung eben.

 

Konfirmand 1: Echt jetzt?

 

Konfirmandin 2:

Wir könnten es mal in unserer Konfirmandenbibel nachlesen. Vielleicht verstehen wir es in der neuen Übersetzung ja besser. Ich schau mal, ob ich es in der Bibel finde. (blättert in der Bibel und schlägt Römer 8, 18-25 auf). Ah ja, hier steht es (Konfirmandin 2 liest aus der Bibel vor):

Ich bin überzeugt: Das Leid, das wir gegenwärtig erleben, steht in keinem Verhältnis zu der Herrlichkeit, die uns erwartet. Gott wird sie an uns offenbar machen. Die ganze Schöpfung wartet doch sehnsüchtig darauf, dass Gott die Herrlichkeit seiner Kinder offenbart. Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen –allerdings nicht durch eigene Schuld. Vielmehr hat Gott es so bestimmt. Damit ist aber eine Hoffnung verbunden: Denn auch die Schöpfung wird befreit werden aus der Sklaverei der Vergänglichkeit. Sie wird ebenfalls zu der Freiheit kommen, die Gottes Kinder in der Herrlichkeit erwartet. Wir wissen ja: Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerzwie in Geburtswehen – bis heute. Und nicht nur sie: Uns geht es genauso! Wir haben zwar schon als Vorschuss den Geist Gottes empfangen. Trotzdem seufzen und stöhnen auch wir noch in unserem Innern. Denn wir warten ebenso darauf, dass Gott uns endgültig als seine Kinder Konfirmandin 3immt. Dabei wird er auch unseren Leib von der Vergänglichkeit erlösen. Denn wir sind zwar gerettet, aber noch ist alles erst Hoffnung. Und eine Hoffnung, die wir schon erfüllt sehen, ist keine Hoffnung mehr. Wer hofft schließlich auf das, was er schon vor sich sieht? Wir aber hoffen auf etwas, das wir noch nicht sehen. Darum müssen wir geduldig warten.

 

Konfirmand 2: Ja, stimmt. Das war der Bibeltext am Sonntag. (Konfirmand 2 dreht sich zu Konfirmandin 3.) Aber die Tiere kommen da wirklich nicht vor.

 

Konfirmandin 3:

Doch, da steht es: „Die Schöpfung wird befreit aus der Sklaverei der Vergänglichkeit.“ Die Schöpfung, das sind doch auch die Tiere. Die müssen dann auch nicht mehr sterben, wenn wir bei Gott im Himmel sind.

 

Konfirmandin 2:

Das erinnert mich daran, wie mein Hund gestorben ist. Das war so traurig für mich. (Konfirmandin 2 dreht sich zu Konfirmandin 3.) Glaubst du, dass ich meinen Hund im Himmel wiedersehen werde?

 

Konfirmandin 3: Gute Frage. Vielleicht schon, oder?

 

Konfirmandin 1: Dann sollten wir wohl besser Vegetarier sein.

 

Konfirmand 1: Ich esse aber gerne ein gut angebratenes Steak, mit Salzkörnern obendrauf.

 

Konfirmandin 3: Meine Cousine ist Vegetarierin.

 

Konfirmandin 2: Ich esse schon Fleisch, aber nicht so viel. Für die Umwelt ist es besser mit weniger Fleisch. Sonst wird es noch schlimmer mit der Klimaerwärmung.

 

Konfirmandin 3: „Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerz.“ So steht es in dem Bibeltext. Das passt leider echt gut in unsere Zeit.

 

Konfirmand 2: Glaubt ihr, dass wir die letzte Generation sind?

 

Konfirmand 1: Quatsch. Die letzte Generation, das sind doch diese Klimakleber, die den Straßenverkehr blockieren.

 

Konfirmandin 2: Weil sie halt denken, dass nach ihrer Generation die Erde nicht mehr bewohnbar ist, wenn sich nichts ändert.

 

Konfirmand 1: Lass mich bloß damit in Ruhe. Als ob wir nicht genug andere Sorgen hätten: Eltern, die sich streiten. Mobbing in der Schule. Stress mit den Schulnoten. Da kann man sich nicht auch noch wegen der Klimaerwärmung Sorgen machen.

 

Konfirmandin 1: Ich mach mir auch Sorgen wegen den Kriegen in Israel und in der Ukraine.

 

Konfirmand 2: Also, in dem Bibeltext heißt es jedenfalls: „Ich bin überzeugt: Das Leid, das wir gegenwärtig erleben, steht in keinem Verhältnis zu der Herrlichkeit, die uns erwartet.“

 

Konfirmand 1: So überzeugt davon wäre ich auch gerne.

 

Konfirmand 2: Das ist die Hoffnung, dass wir alle Brüder und Schwestern sind und gut miteinander umgehen.

 

Konfirmandin 3: Und auch mit den Tieren und der Umwelt.

 

Konfirmandin 2: Okay. Aber das Verhältnis zu der Herrlichkeit habe ich nicht verstanden. Ist das, wenn wir sterben und bei Gott im Himmel sind? Oder können wir jetzt schon was sehen von dieser Hoffnung?

 

Konfirmand 2: Hoffnung kann man nicht sehen. Das steht doch in dem Bibeltext. Deswegen sollen wir geduldig warten.

 

Konfirmand 1: Ich habe aber keine Geduld. Und ich will jetzt schon Hoffnung haben. Nicht erst irgendwann mal, wenn ich im Himmel bin.

 

(Pfarrerin kommt zurück.) Pfarrerin: So, unsere Pause ist vorbei. Wir machen weiter mit dem Konfirmandenunterricht. (Pfarrerin schaut zur Wand, wo jetzt ein Regenbogen zu sehen ist.)

 

Pfarrerin: Oh, schaut mal! Was für ein schöner Regenbogen!

 

(Alle schauen den Regenbogen an.)

 

Pfarrerin:

Im Regenbogen zeigt uns Gott seine himmlische Schönheit. Der Regenbogen erinnert uns an die Hoffnung, die Gott uns schenkt: Gott hat seine Welt nicht vergessen. Gott denkt an uns und Gott hilft uns- den Menschen und den Tieren, ja der ganzen Schöpfung.

 

Konfirmand 1: Also kann man die Hoffnung doch sehen.

 

Konfirmandin 2: Und die Herrlichkeit auch.

 

Konfirmand 2: Und nicht erst, wenn wir schon im Himmel sind, sondern schon jetzt, hier und heute.

 

Pfarrerin:

Ja, das stimmt. Gott schenkt uns die Hoffnung, auch in den schweren Tagen unseres Lebens. Und Gott schenkt uns schöne Tage in unserem Leben. Und manchmal schenkt uns Gott einen Glücksmoment, der so großartig ist, dass wir schon einen Vorgeschmack bekommen auf Gottes Herrlichkeit im Himmel. Dafür können wir Gott Danke sagen. Danke für das Schöne. Danke auch für das Schwere. Danke für die Sonnentage und die Regentage in unserem Leben. Beides gehört zusammen. Denn wenn ich noch nie etwas Schweres erlebt habe, dann kann ich mich an dem Schönen gar nicht richtig freuen. Das ist so ähnlich wie beim Regenbogen. Ein Regenbogen entsteht nur, wenn Sonnenschein und Regen zusammenkommen. Da fällt mir gerade ein: Da gibt es doch dieses Lied, das dazu passt. Das singt ihr doch so gerne im Konfirmandenunterricht- wie heißt das Lied nochmal?

 

Konfirmandin 3: Danke für die Sonne, danke für den Regen. Das steht in dem neuen Liederbuch, Nummer 113.

 

Pfarrerin:

Ja, super! Das singen wir jetzt miteinander. Und alle dürfen mitsingen: Danke für die Sonne, danke für den Regen, im neuen Liederbuch, Nummer 113.

 

(Konfirmanden und Pfarrerin singen alle 3 Strophen von „Danke für die Sonne, danke für den Regen.“ Die Gemeinde singt mit.)

 

Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

 

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Mittwoch, 15.11.2023 um 19:30 Uhr im Gemeindesaal Wehingen

 

 

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30

Begrüßung

Andacht 

Pfrin. D. Kommer

I. Gross

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung 

B

W. Klein

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 10.10.2023

B

W. Klein

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • Begrüßung von W. Klein als 2. Vorsitzenden am 15.10.23 im GD
  • Gemeindewanderung am 15.10.2023
  • Atempause am 22.10.2023
  • Frühstück für Kinder

c. Ausblick:

  • Aktion 5.000 Brote am Buß- und Bettag 
  • Adventskaffee am 03.12.2023
  • Orangen-Aktion an den Adventssonntagen
  • Vorschläge für die Jahresplanung Rest 2023 + 2024 (siehe extra Datei)
  • Gemeindebrief (Musiker-Aufruf)
  • Anfrage zur Aktion „Sternsingen 2024“ (siehe extra Datei)
  • Rom- Fahrt des KGR im Herbst 2024

I/ D/B

Pfrin D. Kommer/ W. Klein/ I. Gross/ M. Siedler

Top 5

KGR-Dienst: 

Planung GD 2023 (Churchtools), Kirchkaffee

I/

D/B

A. Fessele

Top 6

Bauausschuss: 

  • Stand der Dinge
  • Informationen zu Solaranlagen auf Kirchengebäuden
  • Bauschau Wehingen am 08.11.2023
  • Organisation Winterdienst: Webcam für Wetterlage
  • Machbarkeitsstudie: Weiteres Vorgehen

I/ D/B

K. Zielke

Pfrin. D. Kommer

W. Klein

Top 7

Kirchenpflege: 

  • Kassenprüfung bei der Kirchenpflege
  • HHPL-Anträge für 2024
  • Projekte für freiw. Gemeindebeitrag
  • Info Änderung Kirchensteuerzuweisung wg. Fusion mit Sulz

I/ D/B

Pfrin. D. Kommer

W. Klein

S. Buschle

Top 8

Sexualisierte Gewalt: Prävention und Intervention

I

Pfrin. D. Kommer

Top 9

Verschiedenes: 

  • Kurzinfo zum Büchertisch

I

Pfrin. D. Kommer / I. Gross

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Gedanken zum Sonntag

Landesbischof

Liebe Schwestern und Brüder,

 

am frühen Sabbatmorgen der letzten Woche haben Terroristen der Hamas Israel überfallen. Über 1.200 Israelis – junge wie alte – wurden brutal ermordet. Tausende wurden verletzt. Eine unbekannte Anzahl wurde entführt – darunter Familien mit Kindern. Israel kämpft um seine Existenz. Das Land ist im Krieg.

 

Wir sind erschüttert über diesen beispiellosen Terrorakt. Die menschenverachtende Brutalität der Terrorristen ist kaum auszuhalten.  Als Christinnen und Christen, als ganze Evangelische Landeskirche, stehen wir an der Seite Israels und trauern mit den Menschen. Wir beten für die Entführten, für die Verletzten und die Angehörigen aller Opfer. Und wir klagen Gott unsere Sorge um die Zukunft und den Frieden. Vieles, was uns jetzt bedrückt, bringen wir vor Gott. Das Gebet ist der Ort dafür – auch das verbindet uns mit Israel.

 

Voller Sorge nehmen wir Hass und Antisemitismus auch in unserer Gesellschaft wahr. Jede und jeder von uns, aber auch wir als ganze Kirche sind aufgerufen hier klar Position zu beziehen. Der Wochenspruch aus dem Jakobusbrief für diesen Monat schärft uns das ein, wenn der Apostel schreibt: „Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“ (Jak 1,22)

 

Lasst uns also gemeinsam handeln, wie es Christen und Christen gut ansteht. Auf diesen Terrorangriff bezogen, heißt das für mich:

Wir treten jeder Form des Antisemitismus entgegen. Antisemitismus ist Sünde. Wer Juden hasst, wendet sich gegen Gott selbst. Antisemitismus zeigt sich etwa in Demonstrationen, die diesen Terrorakt feiern oder in Äußerungen, die Verständnis dafür äußern. Die Hamas ist der Täter. Israel ist Opfer. Nichts rechtfertigt dieses Morden.

 

Ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Möglichkeiten nutzen, um ihre Solidarität mit den Menschen in Israel zu zeigen und der Relativierung dieses Verbrechens zu begegnen.

 

Großer Gott,

wir klagen Dir das große Leid in Israel.

Du siehst den Schmerz und die Tränen der Menschen.

Die vielen Toten und Verletzten, die Entführten – Kinder, Frauen und Männer.

Beende das Töten und den Terror. Stehe Du den Menschen bei.

Amen.

 

 

Stuttgart, 12. Oktober 2023

 

 

Ernst-Wilhelm Gohl

Landesbischof