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Gedanken zum Sonntag

8. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum 8. Sonntag nach Trinitatis, 30. Juli 2023

Mt 5, 13-16: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Liebe Mitchristen!

Fahren Sie in Urlaub jetzt in den Sommerferien? In die Berge vielleicht, oder ans Meer? Ganz besondere Erlebnisse kann man machen, wenn man im Urlaub ist- in der Ferne oder auch hier bei uns in der schönen Gegend, in der wir leben:  Nach der anstrengenden Wanderung stehe ich oben auf dem Berg und schaue in die Weite. Grüne Wiesen, dunkle Wälder und das silberne Band eines Flusses liegen vor mir. Bis zum Horizont geht mein Blick. Hier oben habe ich den Überblick. Hier bin ich in Sicherheit. Kein Wunder, dass unsere Vorfahren Burgen gebaut haben auf solche Bergeshöhen. Und um manche dieser Burgen herum wurde eine ganze Stadt gebaut, mit festen Mauern und weithin sichtbar: „Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.“

Oder ich mache Urlaub am Meer. Da ist der Horizont ganz weit; Wind und Wellen, Sonne und Sand. Ich schmecke das Saltz auf den Lippen. Hier am Meer wird besonderes Salz hergestellt. An der Atlantikküste gibt es Salzgärten, wo das Meersalz nach jahrhundertealter Tradition getrocknet wird. Die oberste und feinste Schicht ist etwas ganz Besonderes: Fleur de sel, die Blume des Salzes. Eine Delikatesse, die alle Speisen verfeinert. „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen?“

Im Urlaub nehme ich Vieles bewusster wahr, auch die Tageszeiten. Meistens schlafe ich länger als sonst. Aber manchmal mache ich es auch genau umgekehrt und stehe ganz früh auf. Es ist dunkel. Die Welt schläft noch. Vorsichtig tastend gehe ich nach draußen, hoch auf den Berg oder vor zum Strand. Heute will ich den Sonnenaufgang erleben. Es ist still um mich herum. Dunkel ragen die Bäume in den Himmel. Die Felsen sehen aus wie unheimliche Gestalten. Vom Horizont her wird es langsam heller. Der Morgenstern verblasst. Die Nacht jagt davon mit dunklen Wolkentürmen. Mit dem Licht kommen die Farben. Die Wiese, die vorher ein Meer aus grauen Halmen war, ist nun übersät mit bunten Blumen. Der Himmel ist ein Feuerwerk aus Gelb und Rot. Die Sonne geht auf: Licht, Wärme Farben. Ein neuer Tag bricht an. „Ihr seid das Licht der Welt. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Urlaubserlebnisse. Sie weisen uns hin auf tiefe Wahrheiten, die wir in unserem Alltag oft übersehen oder für selbstverständlich halten: Ohne Licht ist die Welt grau und trist. Ohne Salz fehlt der Geschmack; ist das Leben fad. Ohne Berge fehlt der Blick ins Weite, der Überblick, die Perspektive, die vor uns liegt. Salz, Licht und die Stadt auf dem Berg- davon erzählt Jesus in der Bergpredigt. Gut, dass es das alles gibt, sagt Jesus. Und gut, dass es euch gibt. Denn ihr seid das alles: Salz der Erde, Licht der Welt, die Stadt auf dem Berg. Viele Menschen sind gekommen, um von Jesus Trost und Hilfe zu bekommen für ihr Leben. „Ihr seid das Licht der Welt,“ sagt Jesus ihnen.

Die Menschen, die zu Jesus gekommen sind, sind keine leuchtenden Gestalten. Das sind nicht die Stars, die beim Hollywood Walk of Fame einen Stern auf dem Boden bekommen würden. Das sind nicht die, zu denen man aufschaut wie zu der Stadt oben auf dem Berg. Es sind Leute wie Du und ich. Ja, viele von ihnen sind sogar Leute, mit denen wir nicht so gerne etwas zu tun haben- die aus den sozialen Brennpunkten, Arme und Entwurzelte. „Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid die Stadt auf dem Berg. Ihr seid das Salz der Erde.“ Jesus sagt das gerade zu den Menschen, die das nicht oft zu hören bekommen.

Im Wehinger Amtsblatt der letzten Woche standen die Namen der Hauptschülerinnen und Hauptschüler, die an der Wehinger Schlossbergschule in diesem Schuljahr eine Belobigung oder einen Preis bekommen haben. Ich habe mich gefreut, die Namen dieser Mädchen und Jungen zu lesen, denn ich weiß: Viele Kinder und Jugendliche sind enttäuscht, dass nur für die Hauptschule gereicht hat. Oft sind es benachteiligte Kinder und Jugendliche. Denn ob man in unserem Bildungssystem erfolgreich ist, hängt immer noch stark davon ab, ob man aus einem gut situierten Elternhaus kommt oder aus einem sozialen Brennpunkt. Das ist ein Skandal.

„Lasst euer Licht leuchten! Stellt es nicht unter den Scheffel!“ Das sagt Jesus gerade zu denen, denen das nicht in die Wiege gelegt wurde. Schön also, das Licht unserer Hauptschülerinnen und – schüler leuchten zu sehen im Amtsblatt! Und es leuchten auch die, die keine Belobung und keinen Preis bekommen haben. Auch die, die nach der Zeugnisvergabe enttäuscht waren. Auch die, die im nächsten Schuljahr eine Klasse wiederholen müssen. „Ihr seid das Licht der Welt,“ sagt Jesus über sie. Schärfen wir also unseren Blick für die Begabungen unserer Mitmenschen, die sich nicht in Zeugnisnoten und Leistungsnachweisen messen lassen: Ein offenes Ohr für die Sorgen der Anderen; ein gutes Wort, das tröstet; eine neue Idee, die Perspektiven für die Zukunft eröffnet; tatkräftige Hilfe für Menschen in Not.

Gute Werke, nennt Jesus das. Und oft geschieht das im Verborgenen. Und wenn ich die Menschen danach frage, wie sie das alles schaffen und warum sie das machen: Die Pflege der dementen Mutter, die langjährige Unterstützung für das Patenkind in Afrika, die tatkräftige Hilfe für die Flüchtlingsfamilie – dann bekomme ich von diesen Menschen, die sich für andere einsetzen, oft die Antwort: Das ist doch selbstverständlich, dass ich das mache. Ich helfe ja gern, wo ich kann.

Nein, möchte ich dann antworten. Es ist nicht selbstverständlich. Dass Du da bist für diese Menschen, mit denen andere lieber nichts zu tun haben wollen. Dass du nicht sagst: Das geht mich nichts an! Oder: Sollen das doch andere machen! Dass du unsere Welt ein bisschen heller und wärmer machst in einer Zeit, in der das soziale Klima kälter wird und die Unmenschlichkeit so salonfähig geworden ist, dass manche sogar das Asylrecht hinterfragen. Ein Skandal ist das, und du setzt ihm etwas entgegen.

Es ist großartig, dass du das machst. Auch wenn dir niemand dafür einen Orden gibt. Auch wenn du dafür keinen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame bekommst- Du bist es, die Licht und Farbe in unsere Welt bringt. Deine Hilfe ist wie der Sonnenaufgang an einem Urlaubsmorgen, wie der Blick ins Weite auf einem Berggipfel, wie der Geschmack von Saltz auf den Lippen am Meeresstrand. Ohne Menschen wie dich wäre unsere Welt grau und trist und unser Leben fad. Mach weiter so! Lass dich nicht entmutigen von denen, die sagen: Das ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Setz dich weiter ein für Gerechtigkeit und Menschlichkeit, im Großen wie im Kleinen. Denn so hat Jesus es uns aufgetragen- Jesus, der unser Leben hell macht, der Farbe in unser Leben bringt und Würze. Er ist die Quelle, aus der wir die Kraft schöpfen, um für andere da zu sein. Er ist der Fels, auf dem wir stehen und der uns festen Halt gibt im Leben. Bei Jesus hat jede und jeder von uns Würde und Wert. Mit ihm wollen wir unseren Vater im Himmel preisen, in dieser Welt, die uns anvertraut ist, und in Ewigkeit.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Gedanken zum Sonntag [7. Sonntag nach Trinitatis]

Predigt beim Gottesdienst im Grünen am 23. Juli 2023

 

Apg 2,41: Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen.

Und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.

 

Auf dem Bild ist ein Herz aus Menschen ist da zu sehen. 3000 Menschen? So viele sind das wohl eher nicht. So viele waren wir auch in unserer Gemeinde noch nie. Da waren wir mal über 2000 getaufte Christen. Jetzt sind wir noch etwas mehr als 1500. Zahlen, die traurig machen. Hinter jedem Kirchenaustritt steht ja eine persönliche Geschichte. Manche dieser Geschichten kennen wir, andere können wir nur erahnen. 3000, 2000, 1500 Menschen. Was bedeuten uns diese Zahlen? Was ist es, das zählt für uns? Schauen wir noch einmal auf das Bild. Menschen sind da, die ein Herz bilden. Können Sie diese Menschen zählen? Versuchen Sie es einmal. Es ist gar nicht so einfach. Denn manche dieser Menschen stehen im Hintergrund und sind nur schattenhaft erkennbar. Aber auch diese Menschen zählen. Ich denke an die vielen Menschen, denen wir nicht in unseren Gottesdiensten und Gemeindeangeboten begegnen. Auch sie sind getauft und gehören zur Gemeinde. Und mit ihrer Kirchenmitgliedschaft bekennen sie sich zum christlichen Glauben – in einer Zeit, in der es nicht mehr selbstverständlich ist, zur Kirche zu gehören.

 

Apg 2,42: Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. 

 

Was ist für Sie das wichtigste Wort in diesem Satz? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und unterstreichen Sie es. Welches Wort haben Sie unterstrichen? Bleiben, beständig sein: Ja, wir brauchen Menschen, die dranbleiben am christlichen Glauben, die sich nicht entmutigen lassen davon, dass wir nicht mehr so viele sind wie früher. Lehre der Apostel: Das ist der Boden, auf dem wir stehen und der Grund, der uns trägt. Die frohe Botschaft von Gottes Liebe zu uns Menschen, wie sie die Apostel verkündigt haben. Gemeinschaft, Brotbrechen, Gebet: So leben wir unseren Glauben, gemeinsam statt einsam. Wenn wir miteinander leben, glauben, beten und Abendmahl feiern, dann ist das ein Stück vom Himmel hier auf Erden, jetzt hier und heute.

 

Apg 2,44: Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

 

Schauen Sie noch einmal das Bild an. Wo sehen Sie sich selber auf diesem Bild? Mit welcher der dargestellten Personen können Sie sich identifizieren? Wenn Sie Ihre Person auf dem Bild gefunden haben, dann machen Sie mit Bleistift einen Kreis um sie. Jetzt verlieren Sie Ihre Person nicht mehr aus dem Blick. Wie sehen Sie aus auf dem Bild? Sind Sie grün oder blau, rot oder gelb, groß oder klein? Stehen Sie allein, oder sind Sie in Kontakt mit der Person neben Ihnen? Sind Sie in Bewegung oder stehen Sie still? Ist Ihr Platz innerhalb des Herzens oder außerhalb? Sind Sie womöglich gerade dabei, Ihren Platz zu verändern?

 

Wo wir auch stehen und wer wir auch sind, wir gehören zusammen. Wir gehören zu Jesus Christus, der uns heute in diesen Gottesdienst gerufen hat. Bunt und farbig ist das Leben, das er uns versprochen hat- ein Leben in Freiheit. Frei von den seelischen Lasten, die uns bedrücken und unser Leben grau und traurig machen. Jesus Christus ist unsere Freiheit. Die Lasten unseres Lebens legen wir unter sein Kreuz: Unsere Schuld und unser Versagen. Unsere Angst und unsere Sorge. Auch die Sorge um unsere Gemeinde, die kleiner wird- mit weniger Räumen und weniger Menschen. Denn was wir an Jesus Christus haben, lässt sich nicht in Zahlen messen. Leben wir unseren Glauben in der Freude an unserem Herrn Jesus Christus! Und schenken wir diese Freude weiter. Denn geteilte Freude ist doppelte Freude. Es wird genug für uns da sein- viel mehr, als wir brauchen! Was wir haben, können wir verschenken- ja, auch so manche materiellen Güter, die andere nötiger haben als wir. Uns wird es an nichts fehlen. Gott ist ja da.

 

Gott ist es, der uns zusammenhält. Gott ist das Herz auf dem Bild- das Herz aus Menschen. Denn Gott ist die Liebe. Ganz verschiedene Menschen sind es, die auf diesem Bild das Herz formen. Ganz verschiedene Menschen sind wir. Und doch sind wir alle zusammen Gottes Gemeinde, der Leib Christi. Ganz verschiedene Meinungen haben wir. Und doch sind wir einmütig, denn einer macht uns Mut- Jesus Christus. Miteinander leben wir als Gemeinde Jesu Christi. Miteinander bilden wir dieses Herz aus Menschen, dieses Herz aus Gott. Nein, dieses Herz ist kein lebloses und kaltes Herz. Es ist ein lebendiges Herz. Es ist ein Herz, das in Bewegung ist- ein Herz, das schlägt. Zu dieser Lebendigkeit gehört es, dass wir uns verändern. Eine lebendige Gemeinschaft bleibt nicht immer gleich. Auf unserem Bild sehen wir das. Da gibt es die, die kommen, und die, die gehen. Altes geht zu Ende. Neues kommt. Heute müssen wir schweren Herzens Abschied nehmen von Sophie Heinzelmann, die unsere Gemeinde so viele Jahre lang geprägt hat. Aber im Herzen bleiben wir miteinander verbunden, und in der großen Gemeinde der weltweiten Christenheit. Denn Jesus Christus wird uns alle begleiten auf unseren Wegen.

 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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5. Sonntag nach Trinitatis

 

Predigt zum 5. Sonntag nach Trinitatis

Joh 1, 36-46: Als Jesus vorbeiging, schaute Johannes ihn an und sagte: »Seht doch! Das ist das Lamm Gottes!« Die beiden Jünger hörten diese Worte und folgten Jesus. Jesus drehte sich um und sah, dass sie ihm folgten. Da fragte er sie: »Was wollt ihr?« Sie antworteten: »Rabbi«– das heißt übersetzt »Lehrer« –»wo wohnst du?« Er forderte sie auf: »Kommt und seht selbst!« Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte. Sie blieben den ganzen Tag bei ihm. Das geschah etwa um die zehnte Stunde. Andreas war einer der beiden Jünger, die Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Er war der Bruder von Simon Petrus. Andreas traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: »Wir haben den Messias gefunden« –das heißt übersetzt »der Christus«. Er brachte Simon zu Jesus. Jesus sah ihn an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Dich wird man Kephas nennen« –das heißt übersetzt Petrus und bedeutet »Fels«. Am nächsten Tag wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen. Da traf er Philippus. Jesus sagt zu ihm: »Folge mir!« Philippus kam aus Betsaida, das ist die Stadt, aus der auch Andreas und Petrus stammten. Philippus sucht Natanael auf und sagt zu ihm: »Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz geschrieben hat und den die Propheten angekündigt haben. Es ist Jesus, der Sohn Josefs. Er kommt aus Nazaret.« Da fragte ihn Natanael: »Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?« Philippus antwortete: »Komm und sieh selbst!«

Liebe Mitchristen!

„Komm mit!“ sagt der Junge zu seinem neuen Klassenkameraden. „Ich zeige dir mein Geheimversteck!“ Der Neue nickt mit dem Kopf. Zusammen gehen die Kinder über die Wiesen hinauf zum Waldrand, wo sich der Junge ein Lager gebaut hat. Eine neue Freundschaft entsteht. „Kommen Sie doch noch auf einen Kaffee bei mir vorbei!“ sagt die ältere Dame zu ihrer neuen Bekannten, die sie in letzter Zeit immer mal wieder beim Spazierengehen getroffen hat. „Ich wohne hier ganz in der Nähe.“ Die andere ist einverstanden. Gemeinsam ist der Kaffeetisch schnell gedeckt. Die beiden Frauen kommen ins Erzählen. Es tut gut, die Lebenserfahrungen miteinander auszutauschen. „Kommt und seht selbst!“ sagt Jesus. „Ich zeige euch, wo ich wohne. Auch wenn es vielleicht nur eine Bleibe für eine Nacht ist. Kommt, schaut es euch an. Seid heute meine Gäste.“ Andreas und sein Begleiter lassen sich einladen. Den ganzen Tag bleiben sie bei Jesus. Sie haben viele Fragen: „Wer bist du, Jesus? Ist es wahr, was Johannes der Täufer von dir sagt: Du bist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt? Ist es wahr, dass du der Sohn Gottes bist, der von Anfang an dabei war, seit es die Welt gibt?“ Jesus gibt Antwort auf ihre Fragen. So vergeht die Zeit wie im Flug, wie sie so im Haus beieinander sitzen und reden. Am Ende des Tages sind sich die beiden ganz sicher: Jesus ist der Messias. Jesus ist der Retter, den Gott uns versprochen hat. Voller Freude erzählen sie es weiter. Ihre Freude, ihre Begeisterung ist ansteckend. Simon Petrus, der Bruder von Andreas, lässt sich von der Begeisterung anstecken. Und am nächsten Tag kommt Philippus dazu und bringt seinen Freund Nathanael mit.

„Kommt und seht selbst!“ Nur so finden Menschen zusammen. Nur so finden Menschen zu Gott: Komm und sieh selbst. Probiere es einfach mal aus. Und wenn es nur für einen Tag ist, nur für heute. Nur für heute. Mit diesen Worten beginnt jede der 10 Lebensregeln, die Papst Johannes XXIII sich vorgenommen hat: „Nur für heute werde ich mich bemühen, einfach den Tag zu erleben – ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen. Nur für heute werde ich größten Wert auf mein Auftreten legen und vornehm sein in meinem Verhalten: Ich werde niemanden kritisieren; ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern -nur mich selbst. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin – nicht nur für die andere, sondern auch für diese Welt. Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen. Wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele. Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen, und ich werde es niemandem erzählen. Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich keine Lust habe. Sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt. Nur für heute werde ich fest daran glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten –, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist – und ich werde an die Güte glauben. Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.“

Vielleicht kommt Ihnen das schon wieder viel zu viel vor- gleich 10 Lebensregeln an einem Tag verwirklichen zu wollen. Was mich aber beeindruckt an diesen Regeln, ist das Prinzip, das dahintersteht: Nur für heute nehme ich es mir vor, so zu leben. Heute probiere ich es mal aus. Heute lasse ich mich mal ein auf dieses Abenteuer, aus den üblichen Bahnen auszuscheren und etwas Neues zu versuchen. So wie der Junge, der seinem Klassenkameraden folgt an seinen Lieblingsort, in sein Geheimversteck. So wie die ältere Dame, die sich von ihrer neuen Bekannten nach dem Spaziergang noch zum Kaffee einladen lässt. So wie Andreas und sein Begleiter, die sich zu Jesus in seine Bleibe einladen lassen. Alles nur für heute. Alles ohne die Verpflichtung: Das muss immer so sein und bleiben. Ohne Zwang, in völliger Freiheit. Nur für heute. Lassen Sie sich einladen: Nur für heute der Kirche und dem Glauben eine neue Chance geben. Nur für heute es einmal auszuprobieren, wie es sich lebt mit dem Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, den Retter der Welt. Nur für heute einmal darauf vertrauen, dass Gott die Welt in Händen hält- dass Unheil, Krieg und Not nicht das letzte Wort haben. Nur für heute sich festmachen an Jesus Christus, dem Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. Nur für heute sich ganz in seine Hand legen und alle Sünde, alles Belastende bei ihm ablegen. Nur für heute hier diesen Gottesdienst mitfeiern, in dem wir ein Kind taufen und uns alle unter Gottes Segen stellen. Nur für heute auch die eigenen Zweifel und Fragen ernst nehmen- so wie Nathanael, der sich fragt: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“

Was kann aus der Kirche, was kann aus dem christlichen Glauben Gutes kommen? Nur für heute stelle ich diese Frage nicht ganz allgemein, sondern lasse sie wirklich an mich heran und überlege: Was steht mir im Weg, wenn ich an Jesus Christus glauben und ihm nachfolgen will? Sind es meine eigenen Erfahrungen und Verletzungen? Sind es meine Überzeugungen, die mir nicht vereinbar scheinen mit dem, was in der Kirche gelehrt und gelebt wird? Sind es die Unzulänglichkeiten, Fehler und Vergehen von Menschen, die für die Kirche stehen und sprechen? Nur für heute stelle ich mich diesen Fragen und bringe das alles vor Gott und vor Jesus: Ich glaube, hilf meinem Unglauben!

Nur für heute. Was passiert, wenn ich mich darauf einlasse, auf Gott zu vertrauen und an Jesus zu glauben, wenn ich es einfach mal versuche – nur an diesem einen, heutigen Tag? Komm und sieh selbst! Schmecke und sieh, wie freundlich Gott ist! Lass dir und deinen Kindern Gottes Segen zusprechen, in der Taufe und in jedem Gottesdienst! Ein Selbstversuch mit offenem Ausgang ist das, es einfach mal zu probieren für einen Tag. Aber damals bei den Jüngern von Jesus ist es nicht bei diesem einen Tag geblieben. Und wir alle, die wir uns zum christlichen Glauben bekennen, könnten unsere eigene Geschichte dazu erzählen- warum wir drangeblieben sind am Glauben. Was uns weitergetragen hat in Zeiten des Zweifels und der Krise. Wie es dazu gekommen ist, dass wir sonntags in die Kirche gehen. Eines Tages war es so weit, und wir haben uns gesagt: Es ist nicht mehr nur für heute. Ich möchte dabeibleiben. Ich möchte dranbleiben am Glauben. Ich möchte im Glauben leben und ihn weitergeben an die nächste Generation. Erzählen wir davon! Denn Glaube ist ansteckend.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

 

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Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis, 02.07.2023

1.Petrus 3,8-11.15-17 Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt. Denn »wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Ehrfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen.

Liebe Mitchristen!

Kennen Sie Christine Prayon? Christine Prayon hat im ZDF in einer Satiresendung mitgespielt, in der Heute Show. Da war sie die Kunstfigur Birte Schneider und hat damit viele Menschen zum Lachen gebracht. Manchmal habe ich diese Sendung auch angeschaut. Satiresendungen finde ich eigentlich lustig und unterhaltsam, und immer wieder auch gut zum daran Weiterdenken, wenn da unsere Welt und unsere Gesellschaft mit ihren Irrungen und Wirrungen aufs Korn genommen wird. Unsere Welt und unsere Gesellschaft mit ihren Irrungen und Wirrungen aufs Korn zu nehmen, das ist die Aufgabe einer solchen Satiresendung. Da geht es um schräge Vögel und um Entscheidungen, die haarscharf am Ziel vorbeigehen. Da geht es um die gesellschaftlichen Probleme vom Klimaschutz über das Heizungsgesetzt bis zu Waffenlieferungen in den Ukraine- Krieg. Das alles sind Themen, zu denen niemand eine einfache Lösung präsentieren kann. Und so mühen sich alle Verantwortlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft, hier irgendwie das Bestmöglich zu entscheiden, zu unterstützen und nach außen zu vertreten. Der Schmerz, den uns das allen bereitet, dass wir mehr oder weniger ratlos vor diesen Problemen stehen und unsere Lösungsversuche eigentlich zur zeigen, wie hilflos wir sind- dieser Schmerz braucht Abhilfe. Eine Satiresendung kann eine solche Abhilfe sein. Da kann ich lachen über das, was mich so belastet und beschwert. Lachen hilft. Lachen ist gesund. Lachen befreit. Wenn ich eine Satiresendung anschaue, kann ich lachen über unsere Welt und Gesellschaft, über so manche Entscheidung von „denen da oben,“ über so manch Eigenwilliges und Unverständliches. 

Muss es aber sein, dass ich dabei Menschen der Lächerlichkeit preisgebe? Muss es sein, dass ich Stimmung mache gegen Andersdenkende? Das fragt sich die Kabarettistin Christine Prayon offenbar schon seit Längerem. Und wenn Jan Böhmermann während der Corona- Pandemie in seiner Satiresendung über Nicht- Geimpfte redet und zwei Stinkefinger zeigt, dann ist das für sie keine Satire mehr, sondern Spaltung. Aus solchen und ähnlichen Gründen macht sie nun nicht mehr mit in der ZDF- Heute- Show. Ich möchte mich in meinen Ausführungen nicht an der Person von Christine Prayon festmachen, auch nicht an Meinungen, die sie vertritt, und die ich so nicht teilen kann. Aber hinter ihrem Rücktritt von der Heute Show steht für mich eine Grundfrage, die mich nicht loslässt, unabhängig von diesem Vorfall: Wie gehen wir miteinander um, in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft, ja auch in unserer Kirche? Wie gehen wir mit Menschen um, die anders sind und anders denken als wir?

Die frühe christliche Gemeinde hat ihre ganz eigene, leidvolle Geschichte mit dieser Frage gehabt. Damals lebten sie in einer Gesellschaft, in der bis vor Kurzem alle eine einzige große Glaubensgemeinschaft gewesen waren. Heidnische Opferfeste wurden gefeiert, und die jeweiligen Herrscher wurden mehr oder weniger als Götter verehrt. Bei allen Unterschieden, die es zwischen den Menschen gab, war man sich in diesen Punkten doch einig. Niemand wollte hier aus der Reihe tanzen und sich von den anderen absondern. In dieser Zeit entstand die christliche Religion, und damit gab es eine Veränderung: Die Christen, das waren diejenigen, die sich jetzt auf einmal absonderten. Sie trafen sich in ihren Häusern und brachen miteinander das Brot, das für sie der Leib des von ihnen als Gott verehrten Herrn war und ihnen Anteil  an seinem Tod und seiner Auferstehung gab. Vor allem aber weigerten sie sich, den jeweiligen Herrscher wie einen Gott zu verehren. Und untereinander lebten sie einen Liebeskommunismus. Sie teilten alles, was sie hatten und kümmerten sich um die Hilfsbedürftigen, Armen und Alten in ihrer Gemeinschaft. Für die damalige Gesellschaft wurden sie so zum Fremdkörper, der bekämpft werden musste. 

Für die ersten Christen war es eine Zerreißprobe, in einer solchen Gesellschaft zu leben. Diese Zerreißprobe machte auch vor ihrer eigenen Gemeinde nicht Halt. So kam es zu Spannungen und Konflikten in ihrer Gemeinschaft. Und trotz aller Liebe, die sie miteinander leben wollten, gebrauchten manche dabei Worte, die mehr Schaden als Heil anrichteten. Dabei kam es auch zu Verleumdungen gegenüber der nichtchristlichen Umwelt. Je mehr von diesen Konflikten nach außen drang, umso mehr schaute die weltliche Umgebung auf die Christen: War da nicht dieses Verbrechen, das nie aufgeklärt worden war? Sind daran nicht vielleicht die Christen schuld? Ein Teufelskreis war das. Eine Abwärtsspirale, die die Existenz dieser frühen christlichen Gemeinde gefährdete. Dieser Teufelskreis musste durchbrochen werden. Was tun? Auf Petrus werden sie hören. So dachte der Schreiber unseres Briefes und berief sich für sein Schreiben an die Gemeinden auf die Autorität des Petrus: Auch wenn Petrus zu diesem Zeitpunkt längst verstorben war: So hätte Petrus gewollt, dass wir miteinander umgehen. Das will der Schreiber des Briefs damit sagen. 

Heute ist unsere Situation im Manchem ganz ähnlich wie die der damaligen jungen christlichen Gemeinde. Viele Menschen in unserem Umfeld stehen dem christlichen Glauben kritisch gegenüber. Menschen treten aus der Kirche aus, gerade auch junge Menschen. Das schmerzt uns. Unter gerade aus der Kirche Ausgetretenen hat es neulich eine Umfrage gegeben. Eine der Fragen war, ob die Befragten es wichtig finden, dass es die Kirche gibt. Und obwohl alle Befragten innerhalb der letzten 4 Wochen aus der Kirche ausgetreten waren, hat eine große Mehrheit von ihnen angegeben, dass sie es wichtig finden, dass es die Kirche gibt. „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist,“ heißt es im 1. Petrusbrief. Erzählen wir davon, warum es wichtig ist, Kirchenmitglied zu sein: Kirchensteuer wirkt! Sie wirkt hinein in unsere Gemeinden, die nur dann mit Leben gefüllt werden, wenn die Finanzierung gesichert ist. Sie wirkt hinein in unsere Gesellschaft, durch Kindergärten, durch Tafelläden und Beratungsstellen und vieles mehr. 

Wie gehen wir miteinander um? Kann man daran, wie wir miteinander umgehen, erkennen, dass wir Christinnen und Christen sind, oder zeigen wir denen, die anders ticken als wir, auch nur den Stinkefinger, wie Jan Böhmermann in seiner Satireshow? Schaffen wir es, unsere Meinungsverschiedenheiten und Differenzen miteinander in fairer Weise auszutragen und auszuhalten, ohne persönliche Beleidigungen und Verletzungen von unserem Gegenüber, so verquer der uns auch vorkommen mag mit seinen anderen Ansichten und Lebensentwürfen? Diese Frage stellt uns der 1. Petrusbrief- auch und gerade in einer Zeit, in der das soziale Klima kälter geworden und Mobbing über soziale Medien an der Tagesordnung ist. „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist!“ Sagt den Menschen eurer Umgebung, warum ihr weiterhin Kirchenmitglied seid. Sagt ihnen, dass Gott mehr ist als ein von Menschen erfundenes Wort. Sagt den Menschen, dass euer Glaube in Jesus Christus gründet, den Gott zum Heil auf diese Erde gesandt hat. Er ist es, der auch heute noch unter uns wirken kann und will, dass wir versöhnt und in Frieden miteinander leben können.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Montag, 10.07.2023 um 19:00 Uhr

Öffentlicher Teil

Top 1

19:00

Begrüßung

Andacht 

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung 

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 2023.06.27

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • KGR-Tagung vom 01.07.2023
  • Kirchentag

c. Ausblick:

  • Letzte Absprache: GD im Grünen
  • KGR- Tagung 23. 09. 2023
  • Gemeindemittagessen 17.09.2023
  • Atempause Termin 15.10.2023?
  • Ökumen. KGR- Sitzung

Top 5

KGR-Dienst: Planung GD  2022 (Churchtools)

Kirchkaffee in Oktober?

Top 6

Uhr

Bauausschuss: Stand der Dinge

  • Machbarkeitsstudie: Rückblick auf die Sitzung 05.07.2023

Top 7

Kirchenpflege:

Top 8

Distrikt: 

  • Rückblick Jubiläum Evang. Jugend Rottweil

Top 9

Verschiedenes: 

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[Gedaken zum Sonntag] 4. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis, 02.07.2023

 

1.Petrus 3,8-11.15-17 Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt. Denn »wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Ehrfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen.

 

Liebe Mitchristen!

Kennen Sie Christine Prayon? Christine Prayon hat im ZDF in einer Satiresendung mitgespielt, in der Heute Show. Da war sie die Kunstfigur Birte Schneider und hat damit viele Menschen zum Lachen gebracht. Manchmal habe ich diese Sendung auch angeschaut. Satiresendungen finde ich eigentlich lustig und unterhaltsam, und immer wieder auch gut zum daran Weiterdenken, wenn da unsere Welt und unsere Gesellschaft mit ihren Irrungen und Wirrungen aufs Korn genommen wird. Unsere Welt und unsere Gesellschaft mit ihren Irrungen und Wirrungen aufs Korn zu nehmen, das ist die Aufgabe einer solchen Satiresendung. Da geht es um schräge Vögel und um Entscheidungen, die haarscharf am Ziel vorbeigehen. Da geht es um die gesellschaftlichen Probleme vom Klimaschutz über das Heizungsgesetzt bis zu Waffenlieferungen in den Ukraine- Krieg. Das alles sind Themen, zu denen niemand eine einfache Lösung präsentieren kann. Und so mühen sich alle Verantwortlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft, hier irgendwie das Bestmöglich zu entscheiden, zu unterstützen und nach außen zu vertreten. Der Schmerz, den uns das allen bereitet, dass wir mehr oder weniger ratlos vor diesen Problemen stehen und unsere Lösungsversuche eigentlich zur zeigen, wie hilflos wir sind- dieser Schmerz braucht Abhilfe. Eine Satiresendung kann eine solche Abhilfe sein. Da kann ich lachen über das, was mich so belastet und beschwert. Lachen hilft. Lachen ist gesund. Lachen befreit. Wenn ich eine Satiresendung anschaue, kann ich lachen über unsere Welt und Gesellschaft, über so manche Entscheidung von „denen da oben,“ über so manch Eigenwilliges und Unverständliches.

Muss es aber sein, dass ich dabei Menschen der Lächerlichkeit preisgebe? Muss es sein, dass ich Stimmung mache gegen Andersdenkende? Das fragt sich die Kabarettistin Christine Prayon offenbar schon seit Längerem. Und wenn Jan Böhmermann während der Corona- Pandemie in seiner Satiresendung über Nicht- Geimpfte redet und zwei Stinkefinger zeigt, dann ist das für sie keine Satire mehr, sondern Spaltung. Aus solchen und ähnlichen Gründen macht sie nun nicht mehr mit in der ZDF- Heute- Show. Ich möchte mich in meinen Ausführungen nicht an der Person von Christine Prayon festmachen, auch nicht an Meinungen, die sie vertritt, und die ich so nicht teilen kann. Aber hinter ihrem Rücktritt von der Heute Show steht für mich eine Grundfrage, die mich nicht loslässt, unabhängig von diesem Vorfall: Wie gehen wir miteinander um, in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft, ja auch in unserer Kirche? Wie gehen wir mit Menschen um, die anders sind und anders denken als wir?

Die frühe christliche Gemeinde hat ihre ganz eigene, leidvolle Geschichte mit dieser Frage gehabt. Damals lebten sie in einer Gesellschaft, in der bis vor Kurzem alle eine einzige große Glaubensgemeinschaft gewesen waren. Heidnische Opferfeste wurden gefeiert, und die jeweiligen Herrscher wurden mehr oder weniger als Götter verehrt. Bei allen Unterschieden, die es zwischen den Menschen gab, war man sich in diesen Punkten doch einig. Niemand wollte hier aus der Reihe tanzen und sich von den anderen absondern. In dieser Zeit entstand die christliche Religion, und damit gab es eine Veränderung: Die Christen, das waren diejenigen, die sich jetzt auf einmal absonderten. Sie trafen sich in ihren Häusern und brachen miteinander das Brot, das für sie der Leib des von ihnen als Gott verehrten Herrn war und ihnen Anteil  an seinem Tod und seiner Auferstehung gab. Vor allem aber weigerten sie sich, den jeweiligen Herrscher wie einen Gott zu verehren. Und untereinander lebten sie einen Liebeskommunismus. Sie teilten alles, was sie hatten und kümmerten sich um die Hilfsbedürftigen, Armen und Alten in ihrer Gemeinschaft. Für die damalige Gesellschaft wurden sie so zum Fremdkörper, der bekämpft werden musste.

Für die ersten Christen war es eine Zerreißprobe, in einer solchen Gesellschaft zu leben. Diese Zerreißprobe machte auch vor ihrer eigenen Gemeinde nicht Halt. So kam es zu Spannungen und Konflikten in ihrer Gemeinschaft. Und trotz aller Liebe, die sie miteinander leben wollten, gebrauchten manche dabei Worte, die mehr Schaden als Heil anrichteten. Dabei kam es auch zu Verleumdungen gegenüber der nichtchristlichen Umwelt. Je mehr von diesen Konflikten nach außen drang, umso mehr schaute die weltliche Umgebung auf die Christen: War da nicht dieses Verbrechen, das nie aufgeklärt worden war? Sind daran nicht vielleicht die Christen schuld? Ein Teufelskreis war das. Eine Abwärtsspirale, die die Existenz dieser frühen christlichen Gemeinde gefährdete. Dieser Teufelskreis musste durchbrochen werden. Was tun? Auf Petrus werden sie hören. So dachte der Schreiber unseres Briefes und berief sich für sein Schreiben an die Gemeinden auf die Autorität des Petrus: Auch wenn Petrus zu diesem Zeitpunkt längst verstorben war: So hätte Petrus gewollt, dass wir miteinander umgehen. Das will der Schreiber des Briefs damit sagen.

Heute ist unsere Situation im Manchem ganz ähnlich wie die der damaligen jungen christlichen Gemeinde. Viele Menschen in unserem Umfeld stehen dem christlichen Glauben kritisch gegenüber. Menschen treten aus der Kirche aus, gerade auch junge Menschen. Das schmerzt uns. Unter gerade aus der Kirche Ausgetretenen hat es neulich eine Umfrage gegeben. Eine der Fragen war, ob die Befragten es wichtig finden, dass es die Kirche gibt. Und obwohl alle Befragten innerhalb der letzten 4 Wochen aus der Kirche ausgetreten waren, hat eine große Mehrheit von ihnen angegeben, dass sie es wichtig finden, dass es die Kirche gibt. „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist,“ heißt es im 1. Petrusbrief. Erzählen wir davon, warum es wichtig ist, Kirchenmitglied zu sein: Kirchensteuer wirkt! Sie wirkt hinein in unsere Gemeinden, die nur dann mit Leben gefüllt werden, wenn die Finanzierung gesichert ist. Sie wirkt hinein in unsere Gesellschaft, durch Kindergärten, durch Tafelläden und Beratungsstellen und vieles mehr.

Wie gehen wir miteinander um? Kann man daran, wie wir miteinander umgehen, erkennen, dass wir Christinnen und Christen sind, oder zeigen wir denen, die anders ticken als wir, auch nur den Stinkefinger, wie Jan Böhmermann in seiner Satireshow? Schaffen wir es, unsere Meinungsverschiedenheiten und Differenzen miteinander in fairer Weise auszutragen und auszuhalten, ohne persönliche Beleidigungen und Verletzungen von unserem Gegenüber, so verquer der uns auch vorkommen mag mit seinen anderen Ansichten und Lebensentwürfen? Diese Frage stellt uns der 1. Petrusbrief- auch und gerade in einer Zeit, in der das soziale Klima kälter geworden und Mobbing über soziale Medien an der Tagesordnung ist. „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist!“ Sagt den Menschen eurer Umgebung, warum ihr weiterhin Kirchenmitglied seid. Sagt ihnen, dass Gott mehr ist als ein von Menschen erfundenes Wort. Sagt den Menschen, dass euer Glaube in Jesus Christus gründet, den Gott zum Heil auf diese Erde gesandt hat. Er ist es, der auch heute noch unter uns wirken kann und will, dass wir versöhnt und in Frieden miteinander leben können.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Dienstag, 27.06.2023 um 19:30

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30

Begrüßung

Andacht 

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 10. Mai 2023

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • Kirchentag
  • Konfirmation 14.05., Konfi-Nachtreffen 17.06.
  • Gottesdienst mit dem Kindergarten
  • Atempause am 18.06.2023

c. Ausblick:

  • Gemeindehaus Gosheim: Bericht vom Gespräch mit BM Kielack vom 27.06. 
  • Kasualien wöchentlich in den Amtsblättern – Antrag von Frau Wildmann
  • KGR-Einladung und evtl Protokoll auf der Homepage
  • Vorbereitung Gemeindemittagessen 17.09. (Uhrzeit GD-Beginn bei diesem GD?)
  • KGR-Klausur: letzte Absprachen (z.B. Fahrgemeinschaften) – Programm 
  • Anmeldungen Konfi 3+4 und 8: Stand der Dinge
  • Termin der Konfirmation 2024: Sonntag 05. Mai 2024
  • Gottesdienstzeiten: Ergebnis der Umfrage, evtl. Beschluss
  • Rosen-Aktion im Gottesdienst am 9. Juli?
  • Ökumen. KGR- Sitzung im Herbst?

Top 5

KGR-Dienst: Planung GD  2023 (Churchtools)

Kirchkaffee ab September?

Top 6

Bauausschuss: Stand der Dinge

Top 7

Kindergarten

Top 8

Kirchenpflege:

  • Jahresabschluss 2022 & Auflegungstermin

Top 9

Distrikt: 

  • Bericht der Mini-Synode
  • Rückblick Jubiläum Evang. Jugend Rottweil
  • Verabschiedung Frau Skerhut am 25. 6. in der Predigerkirche Rottweil
  • Stellen-Neubesetzung der Jugendreferentin

Top 10

Verschiedenes: 

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Gedanken zum Sonntag

2. Sonntag nach Trinitatis

 

Predigt Sonntag, 18.06.2023 (Noah)

Die Geschichte von Noah und der Arche, erzählt vom Evang. Johannes- Kindergarten im Familiengottesdienst am 18. Juni in der Wehinger Christuskirche

Hallo! Ich bin Joshua die Taube und ich habe etwas wirklich Aufregendes erlebt. Was ich euch heute erzähle ist schon sehr sehr lange her. Damals lebte ein Mann namens Noah hier auf der Erde mit seiner Familie. Wie an jedem Tag besuchte ich Noah. Noah ist mein Freund. Er ist ein sehr guter und netter Mann. Ich bekomme immer ein paar Brotkrumen von ihm. Er erzählt mir immer Geschichten von Gott und ich höre ihm zu. Doch an diesem Tag ist alles anders. Noah baut irgendetwas. Das sieht aus wie ein Boot. Was macht er denn da? Das schaue ich mir etwas genauer an. Noah hat mir dann erklärt, dass Gott traurig ist, weil niemand sich für Gott interessiert. Nur Noah und seine Familie leben wie es Gott gefällt.

Die Menschen sind gemein zueinander. Sie lügen, betrügen und streiten. Deshalb möchte Gott einen Neuanfang. Es wird ganz viel regnen. Alles wird überschwemmt werden. Alle, die auf Gott hören bekommen einen Platz im Boot, das Noah gerade baut. Es gibt dort auch Platz für ganz viele Tiere. Zwei von jeder Art soll Noah mitnehmen. Noah erzählt mir, Gott habe Ihn beauftragt dieses Boot zu bauen. Dieses Boot heißt Arche. Das erzähle ich gleich meiner Freundin Frieda. Sie möchte auch mit auf die Arche sagt sie.

Wie immer fliege ich jeden Tag bei Noah vorbei und schaue wir er mit der Arche vorankommt. Die anderen Menschen wundern sich, was Noah da macht und lachen ihn aus. Sie sagen er sei verrückt geworden und denke sich das alles nur aus. Noah ist das ganz egal. Er vertraut auf Gott und baut jeden Tag an seiner Arche weiter. Aber auch ich wundere mich. Es hat bisher nicht einen Tropfen geregnet. Was ist, wenn Noah sich doch irrt? Viele Wochen vergehen. Noah hat jeden Tag an der Arche weitergearbeitet und sie ist ein riesiges Schiff geworden. Eines Tages sehe ich ganz viele Tiere! Sie gehen aller zur Arche. Es sind immer zwei. Ich sehe 2 Zebra, zwei Giraffen, zwei Elefanten, zwei Schweine, zwei Schafe und noch viele mehr. Am Himmel ziehen dunkle Wolken auf und es beginnt zu stürmen. Auf einmal fällt ein Regentropfen auf meinen Schnabel. Noah hatte Recht! Der Regen kommt! Ich muss schnell zu Frieda und es ihr sagen. Ich fliege eilig zu meiner Freundin Frieda und fliege mit ihr zur Arche. Wir bekommen sicher auch einen Platz, wenn wir uns beeilen.

Puh, wir haben es geschafft! Draußen regnet es in Strömen. Aber hier im Inneren der Arche sind wir sicher. Es regnet und regnet. Bald gibt es so viel Wasser, dass unser Boot anfängt zu schwimmen. Bald kann man keine Häuser mehr sehen und keine Berge oder Bäume. Nur noch Wasser. Wir sind viele Tage auf der Arche. Es regnet und stürmt. Drinnen ist es eng und stickig. Noah schickt immer wieder Vögel los. Sie sollen Zeichen suchen, dass die Flut endet. Vielleicht schaut ein Baum aus dem Wasser hervor und sie finden einen Zweig. Aber jeden Tag kommen sie zurück und haben nichts gefunden.

Heute bin ich dran. Ich bin schon ganz aufgeregt. Überall ist nur Wasser. Weit und breit nichts als Wasser. Ich bin traurig und möchte schon zurückfliegen. Doch da! Was ist das? Dort ist etwas Grünes, das aus dem Wasser schaut. Es ist ein Baum. Ich fliege hin und pflücke einen Zweig mit meinem Schnabel ab um ihn Noah zu bringen. Vielleicht ist das der Beweis das die Flut nun zu Ende geht. Ich fliege schnell zurück und gebe Noah den Zweig. Noah freut sich sehr darüber. Er sagt das sei ein Zeichen von Gott das nun die Flut zu Ende geht.

Plötzlich kracht es und alles wackelt. Die Arche bleibt stehen. Oh nein wir sind irgendwo dagegen gefahren. Ich muss mir das genauer ansehen. Tatsächlich die Arche steht auf einem Berg. Das Wasser geht zurück und endlich ist es soweit. Wir können die Arche verlassen. Alle freuen sich und danken Gott, dass er so gut auf uns geachtet hat. Er hat sein Versprechen gehalten. Dort wo der Sturm der Sonne begegnet entsteht Plötzlich ein bunter Bogen aus Licht. Da hören wir Gottes Stimme: Ich verspreche euch, ich werde die Erde nie zerstören. Seht ihr den Regenbogen? Immer wenn ihr so einen Regenbogen am Himmel seht, dann erinnert euch, dass ich es gut mit euch meine.

Was für eine beindruckende Geschichte oder? Gott hat sein Wort gehalten und uns sein Versprechen gegeben. Von nun an können wir uns immer freuen, wenn wir einen Regenbogen am Himmel sehen und Gott danken!

(erzählt nach 1. Mose 6,5 – 9,17)

 

 

 

 

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Gedanken zum Sonntag

1. Sonntag nach Trinitatis

 

Predigt zum 1. Sonntag nach Trinitatis, 11. Juni 2023

 

1.Joh 4, 16-21: Gott ist Liebe. Und wer in der Liebe lebt, ist mit Gott verbunden, und Gott ist mit ihm verbunden. Darin hat die Liebe bei uns ihr Ziel erreicht: Am Tag des Gerichts werden wir voller Zuversicht sein. Denn wie Jesus Christus mit dem Vater verbunden ist, so sind es auch wir in dieser Welt. In der Liebe gibt es keine Furcht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe. Bei dem, der sich fürchtet, hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht. Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Wer behauptet: »Ich liebe Gott!«, aber seinen Bruder und seine Schwester hasst, ist ein Lügner. Denn wer seine Geschwister nicht liebt, die er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. Dieses Gebot hat uns Gott gegeben: Wer ihn liebt, soll auch seine Geschwister lieben.

 

Liebe Mitchristen!

 

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind fragt Sie nach Gott: „Wo ist Gott? Warum kann ich ihn nicht sehen? Wie sieht Gott aus?“ Was würden Sie auf diese Kinderfragen antworten? Mit welchen Worten und Bildern würden Sie Ihrem Kind erklären, was Gott Ihnen bedeutet und wo Sie ihn selber erfahren haben in Ihrem Leben?

 

An Pfingsten haben wir die Geschichte vom Heiligen Geist gehört: Wie Gott zu den Jüngern kommt mit Feuerflammen und Sturmgebraus, und auf einmal hält sie nichts mehr in ihrem Haus. Sie gehen raus zu den Leuten und erzählen von ihrem Glauben an Gott und an Jesus. Gott kann man erfahren, auch wenn man ihn nicht sehen kann. So haben es die Menschen damals erlebt. Und so erleben wir es auch heute. Hier in diesem Gottesdienst sind wir zusammengekommen, um gemeinsam unseren Glauben zu leben: Wo ist Gott? Wo kann ich ihn finden? Hier in der Kirche fühlen wir uns Gott nahe. Wenn wir miteinander singen und beten. Wenn wir feierliche Gottesdienste feiern mit Taufen oder Abendmahl. Und wenn wir auf Gottes Wort hören, wie es in der Bibel aufgeschrieben ist. Dort in der Bibel ist uns eine ganz kurze und prägnante Antwort geschenkt auf alle Fragen zu Gott: „Gott ist Liebe,“ heißt es im 1. Johannesbrief: Wo ist Gott? Da, wo die Liebe ist. Wie sieht Gott aus; kann ich ihn sehen? Ich sehe Gott nicht in den vielen Bildern, die Menschen von ihm gemalt haben; nicht in den Kirchen und Kathedralen, die Menschen für Gott gebaut haben. Wirklich sehen kann ich Gott da, wo die Liebe ist. Da weht Gottes Geist in unsere kalte Welt hinein wie ein warmer Sommerwind. Da scheint Gottes Licht in unsere dunkle Welt hinein wie die Sonne an einem Sommermorgen.

 

Ein jüdischer Weiser fragt seine Schüler: »Wie kann man den Augenblick bestimmen, wo die Nacht zu Ende ist und der Tag anbricht?« Der erste Schüler fragt: »Ist’s, wenn man in der Ferne einen Feigenbaum von einer Palme unterscheiden kann?« Der Rabbi antwortet: »Nein, das ist es nicht.« Der zweite Schüler meint: »Wenn man ein Schaf von einer Ziege unterscheiden kann, dann wechselt die Nacht zum Tag.« »Auch das ist es nicht«, ist die Antwort des Weisen. »Aber wann ist denn der Augenblick gekommen?« fragen die Schüler. Der Rabbi antwortet: »Wenn du in das Gesicht eines Menschen schaust und darin den Bruder oder die Schwester erkennst, dann ist die Nacht zu Ende, dann bricht der Tag an.«

(P. Heinz Perne, in: Manfred Dömrös, Siebzigmal siebenmal)

 

Die Nacht ist zu Ende, und der Tag bricht an, wenn wir unseren Mitmenschen in Liebe begegnen. Gott ist Liebe. Wo kann ich Gott sehen? Ich sehe Gott im Gesicht meines Mitmenschen, dem ich in Liebe begegne. Da ist Gott ganz nah. Da kann ich Gott erleben. Eltern wissen das. Sie wissen, wie das ist, wenn einem Gott begegnet im Gesicht eines anderen Menschen: Im Gesicht ihres Partners, den sie lieben. Im Gesicht ihrer Kinder, die Gott ihnen geschenkt hat in seiner Liebe. Gott ist Liebe. Alles verdanken wir ihm. Ohne Gott wären wir nichts. Denn die Liebe hat uns ins Dasein gerufen. Kein Mensch kann sich selbst ins Leben rufen. Und ob sich ein Kinderwunsch erfüllt oder nicht, dazu können wir heutzutage Einiges beitragen, aber letztlich in der Hand ahben wir es nicht. Unser Leben und das Leben unserer Kinder ist ein Geschenk von Gott, allein aus Liebe. Wird die Liebe bleiben in unseren Familien? Werden wir es schaffen, unsere Kinder in Liebe zu erziehen? Werden wir als Eltern in Liebe beieinander bleiben? Vieles macht uns Sorgen und Angst, wenn wir an die Zukunft denken. Was sagt Gott dazu, der die Liebe ist? Im 1. Johannesbrief lesen wir: In der Liebe gibt es keine Furcht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe. Bei dem, der sich fürchtet, hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht. So leben wir oft: Viel zu sehr in Furcht und Sorgen. Sorgen um unsere Kinder. Sorgen um unsere Zukunft: Wird genug da sein für alle? Wird unsere Erde bewohnbar bleiben für unsere Kinder? Wird sich die Klimaerwärmung aufhalten lassen? Wann wird der Krieg in der Ukraine ein Ende nehmen? Wie viele Dammbrüche, Verbrechen und Katastrophen muss es dort noch geben, bis endlich ein Weg zum Frieden gefunden wird? Und was wird aus den Menschen, die Zuflucht suchen in unserem Land? Wird man sie zukünftig drei Monate lang wegsperren an den Außengrenzen der EU, bis man darüber entschieden hat, ob sie zurück müssen in die schwierigen Lebensumstände in ihrem Herkunftsland, oder ob sie bleiben dürfen?

 

»Wenn du in das Gesicht eines Menschen schaust und darin den Bruder oder die Schwester erkennst, dann ist die Nacht zu Ende, dann bricht der Tag an,« sagt der jüdische Rabbi. Werden wir es schaffen, so zu leben- jetzt und in Zukunft? Damit wir unseren Kindern ein Vorbild sind in der Liebe. Damit unsere Welt lebens- und liebenswert bleibt. Gott ist Liebe. Und in der Liebe ist keine Furcht. Die Liebe vertreibt die Furcht: „Fürchtet Euch nicht!“ So steht es in der Bibel immer wieder geschrieben. Meistens ist es Gottes Engel, der so spricht. Ja, es braucht wohl einen Engel von Gott, der uns das immer wieder sagt in dieser Welt, die wir oft als furchtbar empfinden: „Die Liebe vertreibt die Furcht. Wenn sie das erreicht hat, dann hat die Liebe ihr Ziel erreicht.“ Eines Tages wird es so weit sein. Eines Tages wird alles gut sein. Gott und die Menschen werden miteinander versöhnt sein. Und alles Elend, alle Not und Gewalt wird aus der Welt geschaffen sein. Die Bibel hat ein Wort für diesen Tag, auf den wir hoffen. Sie nennt ihn den Jüngsten Tag; den letzten aller Tage, bevor Gottes Ewigkeit anbricht. Den Tag des Gerichts. Es ist der Tag der Gerechtigkeit. Alles Unrecht wird Gott dann aufarbeiten, um es aus der Welt zu schaffen.

 

Müssen wir Angst haben vor diesem letzten aller Tage? Nein, sagt uns der Predigttext aus dem 1. Johannesbrief. Wir dürfen voller Zuversicht sein. Warum? Wir alle wissen um die Fehler, die wir im Leben gemacht haben. Manche lassen sich wieder gut machen. Aber andere nicht. Manche Wunden bleiben, die wir geschlagen haben. Uns und die, die wir verletzt haben, begleiten sie ein Leben lang. Warum dürfen wir also voller Zuversicht sein? Nicht wegen uns selbst ist das so. Es ist so wegen Jesus Christus. Er hat unsere Sünden auf sich genommen durch seinen Tod am Kreuz. Der Weg zu Gott ist frei. Die Lasten der Vergangenheit dürfen wir bei Jesus ablegen. Wenn wir auf ihn vertrauen, brauchen wir keine Angst mehr zu haben. Weder vor unserer Zukunft noch vor der unserer Kinder. Und auch nicht vor diesem letzten Tag, an dem diese Welt einmal enden wird. Gott ist Liebe. In Jesus Christus wird dies deutlich. Aus Liebe ist er am Kreuz gestorben für uns. Durch Jesus Christus bleiben wir mit Gottes Liebe verbunden. Leben wir aus dieser Liebe, und tragen wir dieses Bekenntnis zu Jesus weiter- zu unseren Kindern und in unsere Welt!

 

 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Gedanken zum Sonntag

Exaudi

Predigt zum Sonntag Exaudi, 21. Mai 2023

1.Samuel 3, 1-10: Und zu der Zeit, als der Knabe Samuel dem Herrn diente unter Eli, war des Herrn Wort selten, und es gab kaum noch Offenbarung. Und es begab sich zur selben Zeit, dass Eli lag an seinem Ort, und seine Augen fingen an, schwach zu werden, sodass er nicht mehr sehen konnte. Die Lampe Gottes war noch nicht verloschen. Und Samuel hatte sich gelegt im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes war. Und der Herr rief Samuel. Er aber antwortete: Siehe, hier bin ich! und lief zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich! Du hast mich gerufen. Er aber sprach: Ich habe nicht gerufen; geh wieder hin und lege dich schlafen. Und er ging hin und legte sich schlafen. Der Herr rief abermals: Samuel! Und Samuel stand auf und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich! Du hast mich gerufen. Er aber sprach: Ich habe nicht gerufen, mein Sohn; geh wieder hin und lege dich schlafen. Aber Samuel kannte den Herrn noch nicht, und des Herrn Wort war ihm noch nicht offenbart. Und der Herr rief Samuel wieder, zum dritten Mal. Und er stand auf und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich! Du hast mich gerufen. Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben rief. Und Eli sprach zu Samuel: Geh wieder hin und lege dich schlafen; und wenn du gerufen wirst, so sprich: Rede, Herr, denn dein Knecht hört. Samuel ging hin und legte sich an seinen Ort. Da kam der Herr und trat herzu und rief wie vorher: Samuel, Samuel! Und Samuel sprach: Rede, denn dein Knecht hört.

Liebe Mitchristen!

Unruhige Nächte. Junge Familien kennen das. Immer wieder wacht das Kind nachts auf und braucht Trost und Fürsorge. Und dann ist es endlich so weit. Das Kind schläft durch. Ein großer Schritt in der Entwicklung des Kindes. Es hat jetzt den Rhythmus von Tag und Nacht gelernt. Ein großer Schritt ist das auch für die Eltern. Endlich kommen sie nachts wieder zur Ruhe und können frisch und erholt in den neuen Tag starten. Nur bleibt das meistens nicht immer so. Meistens kommen in der Entwicklung des Kindes auch wieder andere Phasen: „Ich kann nicht einschlafen, Papa. In meinem Zimmer ist ein großes schwarzes Monster!“ Kinder sehen manchmal Dinge, die wir nicht sehen. Ihre Träume sind für sie oft realer als das, was wir Realität nennen.

Nein, es sind nicht nur die Kleinkinder, die nachts aufwachen und jemanden brauchen, der für sie da ist. Unser Bibeltext erzählt von einem solchen Kind, das schon größer ist. Samuel heißt der Junge. Als kleines Kind hat ihn seine Mutter nach Schilo gebracht. Dort stand damals der Tempel von Israel. Samuel war ein Schüler an diesem Tempel. Sein Lehrer war Eli, der alte Priester. Bei ihm erlernte Samuel den Beruf des Priesters. Aber jetzt, wo unser Bibeltext spielt, da ist eigentlich gerade Feierabend. Der alte Eli hat sich auf seinem Lager schlafen gelegt. Vor dem Einschlafen hängt Eli noch seinen Gedanken nach: „Es wird Zeit, dass Samuel alt genug ist, um mein Nachfolger zu werden als Priester hier im Tempel. Gut, dass der Junge so verantwortungsbewusst ist. So kann ich ihm die Öllampe drüben im Tempel anvertrauen- das Ewige Licht, das nie verlöschen soll. So wie dieses Licht, so ist Gott immer für uns da. Gottes Licht leuchtet auch im Dunkel der Nacht.“

Eli seufzt, als er an das Dunkel denkt. Dunkel ist es auch in seinem eigenen Leben. Seine Familie macht ihm Sorgen und Kummer. Ja, Eli hat zwei Söhne, die schon erwachsen sind, gesunde und starke Männer. Dafür kann er Gott eigentlich dankbar sein. Beide Söhne haben von Eli den Beruf des Priesters gelernt. Trotzdem machen sie ihm Kummer. Denn die beiden haben keinen Respekt- weder vor Gott noch vor den Menschen. So viele Tempelbesucher haben sich bei Eli schon über seine beiden Söhne beschwert: Unfreundlich und unverschämt sind sie. Und sie bereichern sich an den Opfergaben, die die Leute mitbringen. Dabei sind die doch für Gott bestimmt! Niemand findet Trost und Halt bei diesen jungen Priestern. Noch nie hat Eli von einem der Tempelbesucher ein Wort des Lobes über seine Söhne gehört, immer nur Klagen und Beschwerden, eine schlimmer als die andere.

Es geht bergab mit dem Tempel und mit unserem Glauben, denkt Eli. Und da soll ich Samuel zum Priester ausbilden, der doch noch ein Kind ist? Wie kann ich das schaffen, wo ich es schon bei meinen eigenen Söhnen nicht geschafft habe? Voller Sorgen liegt Eli auf seinem Lager. Es dauert lange, bis er einschlafen kann.

Unruhige Nächte. Das kennen wir alle. Sorgen und Kummer können uns den Schlaf rauben. Nachts werden sie wach, die Gedanken und Fragen, die wir tagsüber verdrängen und wegschieben: Was ist das für eine Welt, in der unsere Kinder aufwachsen? Mitten in Europa tobt ein brutaler Krieg, der kein Ende nehmen will. Die Klimaveränderung ist längst zur Klimakatastrophe geworden. Die steigenden Preise erinnern uns daran: Der Wohlstand, der für uns so viele Jahrzehnte lang schier selbstverständlich war, ist es längst nicht mehr. Was ist das für eine Welt, in der unsere Kinder aufwachsen? Wo können wir ihnen Trost, Halt und Sicherheit bieten in dieser unsicheren Zeit? In der Kirche feiern wir miteinander Gottesdienst, und bringen unsere Kinder zur Taufe. Aber wir werden weniger, die sich zum christlichen Glauben bekennen. Wie wird es in Zukunft um unsere Kirche bestellt sein? Geht es bergab mit unserer Kirche und unserem Glauben?

Unruhige Nächte. Samuel liegt auf seinem Lager, ein Junge von 11 Jahren. Samuel ist stolz auf sich, denn er weiß: Eli traut es mir zu, dass ich auf die Öllampe im Tempel aufpasse. Hier im Tempel darf ich schlafen, ganz nahe bei diesem Licht, das uns daran erinnert: Gott ist immer für uns da. Mit diesem guten Gefühl schläft Samuel ein. Doch plötzlich fährt er hoch aus seinem Schlaf: War da etwas oder sogar jemand? Hat die Lampe nicht geflackert? Hat nicht jemand gerufen? „Samuel!“ Jemand ruft meinen Namen, denkt Samuel. Das muss Eli sein. Sonst ist ja niemand hier. Samuel läuft schnell zu Eli: „Du hast mich gerufen, Eli. Hier bin ich.“ „Nein, Samuel. Das hast du nur geträumt. Geh nur wieder rüber in den Tempel und lege dich schlafen. Alles ist in Ordnung,“ sagt Eli. Samuel schläft wieder ein. Da hört er wieder diese Stimme: „Samuel!“ Wie ein Schlafwandler läuft er hinüber zu Elis Lager: „Du hast mich gerufen, Eli.“ „Nein, Samuel, geh wieder schlafen.“ Aber Samuel schläft nur kurz. Ein drittes Mal hört er den Ruf: „Samuel!“ Und gleich ist er wieder bei Eli: „Du hast mich gerufen!“ Auf einmal ist Eli hellwach. Ein Gedanke durchzuckt ihn: Was wäre, wenn es Gottes Stimme wäre, die den Jungen ruft? Was wäre, wenn es doch nicht bergab geht mit dem Tempel und dem Glauben? Was wäre, wenn Gottes Licht nicht nur in der Öllampe im Tempel leuchtet, sondern in unseren Herzen? Leise sagt er zu seinem Schüler Samuel: „Wenn du gerufen wirst, so sprich: Rede, Herr, denn dein Knecht hört.“

In meinem Religionsunterricht in der Grundschule habe ich Kinder, die im selben Alter sind wie Samuel. Manchmal fragen sie mich: „Warum hat Gott zu den Menschen in der Bibel geredet, und heute redet er nicht mehr mit uns?“ In der Geschichte von Samuel und Eli heißt es, dass das Wort Gottes selten war in ihrer Zeit, und dass Samuel es nicht kannte. Dabei hat Samuel als Priesterschüler doch ganz sicher die Geschichten gekannt, die wir in der Bibel lesen, und erst recht die Gebete und Rituale, die zum Glauben gehören. Aber Glauben ist eben mehr als vorformulierte Texte und vertraute Rituale, so wichtig das alles auch ist. Glauben bedeutet eben auch: Auf Gottes Stimme zu hören, und mein Leben in sein Licht zu stellen. Ja, Gottes Licht scheint auch heute, selbst in die tiefsten Dunkelheiten unserer Zeit. Und Gottes Wort kommt auch heute zu uns, davon bin ich überzeugt. Aber wir müssen eine Antenne dafür haben, damit wir hören können, was Gott uns heute zu sagen hat. Manchmal sind es gerade die Kinder, die uns dabei helfen können, unser Herz zu öffnen für das, was Gott uns sagen will in unserem Leben. Kinder sehen manchmal Dinge, die wir nicht sehen und hören Dinge, die wir nicht hören. Nicht nur nachts, wenn sie schlecht schlafen. Auch tagsüber, wenn sie ihre Fragen stellen zu Gott und der Welt. Da brauchen sie Erwachsene, die sie begleiten und im Glauben anleiten. Und wir Erwachsenen brauchen die Kinder. Denn gerade die Kinder haben oft eine Antenne zu dem, was Gott uns sagen will, mehr als wir Erwachsenen. „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen,“ sagt uns Jesus in Mk 10, 15. Machen wir uns also immer wieder auf die Suche nach dieser kindlichen Offenheit für Gott- damit das Wort Gottes nicht selten bleibt in unserer Zeit.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer