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Gedanken zum Sonntag

Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr

Die ganze Schöpfung seufzt. Predigt-Anspiel mit Pfarrerin und Konfirmanden vom Sonntag, 12.11.2023

 

Pfarrerin:

Hallo miteinander! Herzlich willkommen zu unserem Konfirmandenunterricht. Kommt ihr bitte auf eure Plätze? (Konfirmanden kommen nach vorne und stellen sich neben Pfarrerin).

 

Pfarrerin:

Heute haben wir das Thema Taufe. Dazu habe ich euch letzte Wochen einen Text zum Auswendiglernen aufgegeben: Den Auftrag zur Taufe. Wir sagen jetzt alle zusammen den Text auf:

 

Konfirmanden (auswendig):

Jesus Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

 

Pfarrerin:

Wunderbar, das klappt ja prima! Mir gefällt dieser Text, weil Jesus Christus hier verspricht, dass er immer bei uns ist: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Ich finde, das ist ein großartiges Versprechen! Auch den anderen Bibelspruch zur Taufe finde ich wunderschön: So spricht Gott, der Herr, der dich geschaffen hat: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Gefällt euch dieser Bibelspruch auch so gut?

 

Konfirmanden (schweigen, runzeln die Stirn, schütteln den Kopf)

 

Pfarrerin:

Der Bibelspruch gefällt euch nicht so gut? Könnt ihr sagen, warum?

 

Konfirmandin 1: Erlöst- was bedeutet das eigentlich?

 

Konfirmand 1: Du bist mein, das gefällt mir nicht. Ich bin doch ich. Ich gehöre nicht jemand anderem.

 

Pfarrerin:

Das sind gute Fragen, die ihr habt. Martin Luther hat das so übersetzt. Aber vielleicht verstehen wir das heute besser, wenn wir es in unserer Konfirmandenbibel nachlesen. Das ist ja eine neuere Übersetzung. Wer könnte bitte mal vorlesen? Jesaja 43,1.

 

Konfirmandin 2 (liest aus der Bibel vor):

Jetzt aber spricht der HERR, der Jakob geschaffen und sein Volk Israel gebildet hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich befreit. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir:

 

Konfirmandin 1: Ach so. „Erlöst“- das bedeutet: „befreit.“

 

Konfirmand 1: Und „Du gehörst zu mir“ finde ich auch viel besser als „Du bist mein.“

 

Pfarrerin:

Super. Jetzt habt ihr euch wirklich eine Pause verdient. In fünf Minuten machen wir weiter. (Pfarrerin geht.)

 

Konfirmandin 3:

Wow. Hätte ich nicht gedacht, dass man einen Bibeltext so viel besser verstehen kann, wenn man ihn in unserer Konfirmandenbibel liest.

 

Konfirmand 2:

Den Bibeltext, der am Sonntag im Gottesdienst vorgelesen wurde, den habe ich auch nicht verstanden.

 

Konfirmandin 2: Um was ging es denn in dem Bibeltext am Sonntag?

 

Konfirmand 2:

Das weiß ich ja nicht genau. Aber über Manches, was da drinstand, hätte ich gerne mehr gewusst.

 

Konfirmand 1:

Irgendwie ging es da um die Hoffnung und das Verhältnis zu der Herrlichkeit. Und dass wir alle Brüder und Schwestern sind.

 

Konfirmandin 3: Ja, stimmt. Und die Tiere auch.

 

Konfirmand 1: Nein, die Tiere kamen da nicht vor in dem Bibeltext.

 

Konfirmandin 3: Doch, die Tiere, die Pflanzen und die ganze Umwelt. Die Schöpfung eben.

 

Konfirmand 1: Echt jetzt?

 

Konfirmandin 2:

Wir könnten es mal in unserer Konfirmandenbibel nachlesen. Vielleicht verstehen wir es in der neuen Übersetzung ja besser. Ich schau mal, ob ich es in der Bibel finde. (blättert in der Bibel und schlägt Römer 8, 18-25 auf). Ah ja, hier steht es (Konfirmandin 2 liest aus der Bibel vor):

Ich bin überzeugt: Das Leid, das wir gegenwärtig erleben, steht in keinem Verhältnis zu der Herrlichkeit, die uns erwartet. Gott wird sie an uns offenbar machen. Die ganze Schöpfung wartet doch sehnsüchtig darauf, dass Gott die Herrlichkeit seiner Kinder offenbart. Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen –allerdings nicht durch eigene Schuld. Vielmehr hat Gott es so bestimmt. Damit ist aber eine Hoffnung verbunden: Denn auch die Schöpfung wird befreit werden aus der Sklaverei der Vergänglichkeit. Sie wird ebenfalls zu der Freiheit kommen, die Gottes Kinder in der Herrlichkeit erwartet. Wir wissen ja: Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerzwie in Geburtswehen – bis heute. Und nicht nur sie: Uns geht es genauso! Wir haben zwar schon als Vorschuss den Geist Gottes empfangen. Trotzdem seufzen und stöhnen auch wir noch in unserem Innern. Denn wir warten ebenso darauf, dass Gott uns endgültig als seine Kinder Konfirmandin 3immt. Dabei wird er auch unseren Leib von der Vergänglichkeit erlösen. Denn wir sind zwar gerettet, aber noch ist alles erst Hoffnung. Und eine Hoffnung, die wir schon erfüllt sehen, ist keine Hoffnung mehr. Wer hofft schließlich auf das, was er schon vor sich sieht? Wir aber hoffen auf etwas, das wir noch nicht sehen. Darum müssen wir geduldig warten.

 

Konfirmand 2: Ja, stimmt. Das war der Bibeltext am Sonntag. (Konfirmand 2 dreht sich zu Konfirmandin 3.) Aber die Tiere kommen da wirklich nicht vor.

 

Konfirmandin 3:

Doch, da steht es: „Die Schöpfung wird befreit aus der Sklaverei der Vergänglichkeit.“ Die Schöpfung, das sind doch auch die Tiere. Die müssen dann auch nicht mehr sterben, wenn wir bei Gott im Himmel sind.

 

Konfirmandin 2:

Das erinnert mich daran, wie mein Hund gestorben ist. Das war so traurig für mich. (Konfirmandin 2 dreht sich zu Konfirmandin 3.) Glaubst du, dass ich meinen Hund im Himmel wiedersehen werde?

 

Konfirmandin 3: Gute Frage. Vielleicht schon, oder?

 

Konfirmandin 1: Dann sollten wir wohl besser Vegetarier sein.

 

Konfirmand 1: Ich esse aber gerne ein gut angebratenes Steak, mit Salzkörnern obendrauf.

 

Konfirmandin 3: Meine Cousine ist Vegetarierin.

 

Konfirmandin 2: Ich esse schon Fleisch, aber nicht so viel. Für die Umwelt ist es besser mit weniger Fleisch. Sonst wird es noch schlimmer mit der Klimaerwärmung.

 

Konfirmandin 3: „Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerz.“ So steht es in dem Bibeltext. Das passt leider echt gut in unsere Zeit.

 

Konfirmand 2: Glaubt ihr, dass wir die letzte Generation sind?

 

Konfirmand 1: Quatsch. Die letzte Generation, das sind doch diese Klimakleber, die den Straßenverkehr blockieren.

 

Konfirmandin 2: Weil sie halt denken, dass nach ihrer Generation die Erde nicht mehr bewohnbar ist, wenn sich nichts ändert.

 

Konfirmand 1: Lass mich bloß damit in Ruhe. Als ob wir nicht genug andere Sorgen hätten: Eltern, die sich streiten. Mobbing in der Schule. Stress mit den Schulnoten. Da kann man sich nicht auch noch wegen der Klimaerwärmung Sorgen machen.

 

Konfirmandin 1: Ich mach mir auch Sorgen wegen den Kriegen in Israel und in der Ukraine.

 

Konfirmand 2: Also, in dem Bibeltext heißt es jedenfalls: „Ich bin überzeugt: Das Leid, das wir gegenwärtig erleben, steht in keinem Verhältnis zu der Herrlichkeit, die uns erwartet.“

 

Konfirmand 1: So überzeugt davon wäre ich auch gerne.

 

Konfirmand 2: Das ist die Hoffnung, dass wir alle Brüder und Schwestern sind und gut miteinander umgehen.

 

Konfirmandin 3: Und auch mit den Tieren und der Umwelt.

 

Konfirmandin 2: Okay. Aber das Verhältnis zu der Herrlichkeit habe ich nicht verstanden. Ist das, wenn wir sterben und bei Gott im Himmel sind? Oder können wir jetzt schon was sehen von dieser Hoffnung?

 

Konfirmand 2: Hoffnung kann man nicht sehen. Das steht doch in dem Bibeltext. Deswegen sollen wir geduldig warten.

 

Konfirmand 1: Ich habe aber keine Geduld. Und ich will jetzt schon Hoffnung haben. Nicht erst irgendwann mal, wenn ich im Himmel bin.

 

(Pfarrerin kommt zurück.) Pfarrerin: So, unsere Pause ist vorbei. Wir machen weiter mit dem Konfirmandenunterricht. (Pfarrerin schaut zur Wand, wo jetzt ein Regenbogen zu sehen ist.)

 

Pfarrerin: Oh, schaut mal! Was für ein schöner Regenbogen!

 

(Alle schauen den Regenbogen an.)

 

Pfarrerin:

Im Regenbogen zeigt uns Gott seine himmlische Schönheit. Der Regenbogen erinnert uns an die Hoffnung, die Gott uns schenkt: Gott hat seine Welt nicht vergessen. Gott denkt an uns und Gott hilft uns- den Menschen und den Tieren, ja der ganzen Schöpfung.

 

Konfirmand 1: Also kann man die Hoffnung doch sehen.

 

Konfirmandin 2: Und die Herrlichkeit auch.

 

Konfirmand 2: Und nicht erst, wenn wir schon im Himmel sind, sondern schon jetzt, hier und heute.

 

Pfarrerin:

Ja, das stimmt. Gott schenkt uns die Hoffnung, auch in den schweren Tagen unseres Lebens. Und Gott schenkt uns schöne Tage in unserem Leben. Und manchmal schenkt uns Gott einen Glücksmoment, der so großartig ist, dass wir schon einen Vorgeschmack bekommen auf Gottes Herrlichkeit im Himmel. Dafür können wir Gott Danke sagen. Danke für das Schöne. Danke auch für das Schwere. Danke für die Sonnentage und die Regentage in unserem Leben. Beides gehört zusammen. Denn wenn ich noch nie etwas Schweres erlebt habe, dann kann ich mich an dem Schönen gar nicht richtig freuen. Das ist so ähnlich wie beim Regenbogen. Ein Regenbogen entsteht nur, wenn Sonnenschein und Regen zusammenkommen. Da fällt mir gerade ein: Da gibt es doch dieses Lied, das dazu passt. Das singt ihr doch so gerne im Konfirmandenunterricht- wie heißt das Lied nochmal?

 

Konfirmandin 3: Danke für die Sonne, danke für den Regen. Das steht in dem neuen Liederbuch, Nummer 113.

 

Pfarrerin:

Ja, super! Das singen wir jetzt miteinander. Und alle dürfen mitsingen: Danke für die Sonne, danke für den Regen, im neuen Liederbuch, Nummer 113.

 

(Konfirmanden und Pfarrerin singen alle 3 Strophen von „Danke für die Sonne, danke für den Regen.“ Die Gemeinde singt mit.)

 

Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer