- Einen Brief schreiben, sogar digital kann ich Briefmarken jetzt kaufen.
- Jemanden anrufen, einen Freund, eine Freundin, die nicht besucht werden kann.
- Den Nachbar, die Nachbarin besuchen, über dem Gartenzaum ihm oder ihr sagen, dass er/sie nicht allein ist.
Autor: Martin Siedler
2. Advent
Predigt zum 2. Advent, 6. Dezember 2020
Jakobus 5, 7+8: So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.
Liebe Mitchristen!
Es ist Winter. Dick und weiß liegt der Schnee auf Wiesen, Wäldern und Feldern. Die Natur schläft unter dieser weißen Decke. Das Wachsen, das Blühen und das Früchte Bringen hat jetzt Pause. Ein paar einzelne Äpfel hängen noch am Apfelbaum. Neue Äpfel gibt es erst wieder nächstes Jahr. Auf die neue Ernte muss man warten. Die Jahreszeiten müssen erst darübergehen: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. „Der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und den Spätregen.“ So beschreibt unser Predigttext aus dem Jakobusbrief dieses jahreszeitliche Warten. Und er vergleicht es mit dem Warten auf das Kommen unseres Herrn Jesus. Auf ihn warten wir im Advent. Warten auf Weihnachten. Was kommt, muss erst wachsen. Wir brauchen Geduld dazu. Noch liegt eine dichte Schneedecke auf unseren Herzen. Wird es uns an Weihnachten wirklich warm ums Herz werden? Werden wir es spüren und erleben dürfen, was die Engel uns verkünden: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren?“ „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit.“ Werden wir wirklich von Herzen einstimmen können in dieses Lied – auch wenn wir den Heiligabendgottesdienst oben bei der Skihütte beim Steighof feiern werden statt hier in der Kirche? Auch wenn wir „O du fröhliche“ nur dort im Freien miteinander singen werden, auf Abstand, mit Mundschutz und Voranmeldung?
Vielleicht können wir die Antwort auf diese Fragen heute noch nicht geben. Wir sind eben noch in der Wartezeit auf Weihnachten. Es ist erst der zweite Advent. „So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn.“ Wir brauchen Geduld im Advent – und ganz besonders in dieser Adventszeit, in der vieles so anders ist als sonst. Geduld brauchen wir – Geduld mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen. Immer wieder reißt uns ja auch der Geduldsfaden. Gerade jetzt, in dieser langen Krise, wünschten wir uns so sehr, dass das Warten ein Ende hätte und diese heimtückische Pandemie endlich soweit eingedämmt wäre, dass wir wieder unser normales Leben leben könnten. Die Ungeduld treibt die Menschen auf die Straßen und in die Arme von fragwürdigen Protestbewegungen. Die Ungeduld lässt Menschen unvernünftig werden, so dass sie sich und andere dem Risiko einer Ansteckung aussetzen. Die Ungeduld bringt Menschen dazu, sich resigniert und frustriert zurückzuziehen. Die Ungeduld ist ein schlechter Ratgeber. Unser Predigttext gibt uns einen anderen Rat: „Seid geduldig.“ Manche Dinge lassen sich eben nicht beschleunigen. Das gilt für das Zurückdrängen einer Pandemie genauso wie für das Wachsen und Werden in der Natur.
Noch ist nicht Erntezeit. Noch ist Winter. Die Natur hat sich zurückgezogen unter eine weiße Schneedecke. So wie oben bei der Skihütte am Steighof. Am Freitag waren wir dort, um vor Ort zu überlegen, wie wir den Heiligabendgottesdienst feiern können. Kalt war es, aber auch wunderschön in der weiten, weißen Landschaft. So wie in dem Lied „Leise rieselt der Schnee.“ Ein Lied, dass die Weihnachtsvorfreude beschreibt. „Still und starr ruht der See.“ Aber trotz aller äußeren Kälte einer frostigen Winterlandschaft, die da beschrieben wird, heißt es in dem Lied weiter: „In den Herzen wird’s warm, still schweigt Kummer und Harm, Sorge des Lebens verhallt, freue dich, s‘ Christkind kommt bald.“
Das Lied erinnert mich daran: Ob es uns an Weihnachten wirklich warm ums Herz wird, das ist keine Frage der Außentemperatur. Auch dann nicht, wenn wir den Weihnachtsgottesdienst notgedrungen im Freien feiern, um uns und unsere Mitmenschen vor Ansteckung zu schützen. In den Herzen kann es trotzdem warm werden. Denn Gott kommt zur Welt und wird Mensch. Er kommt zu uns, auch und gerade in diesem Jahr, wo wir Weihnachten so anders feiern werden als sonst. Das ist die wahre Weihnachtsfreude: Gott lässt uns nicht im Stich. Er ist für uns da, unser Heiland, unser Erlöser. Bereiten wir uns vor auf dieses große Fest, auf das Kommen unseres Herrn Jesus Christus.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
1. Advent
Predigt zum 1. Advent, 29. November 2020
Sacharja 9,9-10: Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.
Liebe Mitchristen!
Wir feiern heute den 1. Advent. Mit dem Advent beginnt in unserer Kirche das neue Jahr. Ein neues Kirchenjahr. Alles ist wieder auf Anfang eingestellt. Neuanfang. Das wünsche ich mir nach dem schwierigen Jahr, das hinter uns liegt mit dem Lockdown im Frühjahr. Neuanfang, das wünsche ich mir, gerade jetzt, wo wir mitten in der zweiten Infektionswelle sind, und bis so viele Menschen geimpft sind, dass das Corona-Virus keine Gefahr mehr für uns darstellt, ist es noch ein weiter Weg. Neuanfang. In der Kirche beginnt das neue Jahr ganz leise, nicht mit Feuerwerk und lauten Böllern, wie wir es von Silvester gewohnt sind. Das neue Kirchenjahr beginnt mit dem flackernden Licht einer einzigen Kerze. Dieses eine Licht am Adventskranz ist noch schwach. Aber es brennt. Es leuchtet, still und beharrlich.
Etwas Neues beginnt. Noch können wir es nicht ganz erkennen. Noch sind unsere Gesichter hinter Masken verborgen, noch singen wir die Adventslieder nur in unserem Herzen mit, und nicht mit unserem Mund. So sind wir heute versammelt im Schein der 1. Adventskerze. So hören wir heute die Botschaft: Jesus wird kommen. Er wird den Frieden bringen. Dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. Wörtlich heißt das: Einer, der Hilfe erfahren hat. Das stimmt mich nachdenklich. Ich denke an die Menschen, die in helfenden Berufen tätig sind: Menschen, die in unseren Krankenhäusern und Altenheimen ihren Dienst tun, auch heute am 1. Advent, sonntags wie werktags. Wir brauchen sie, in der jetzigen Situation mehr denn je. In der Krise haben wir ihnen Beifall geklatscht. Und wir wissen alle, dass das, was sie leisten, oft mehr ist als ein Mensch ertragen kann, und das bei geringer Bezahlung. Nicht nur Helfer sein zu müssen, sondern auch einer, der Hilfe erfahren hat. Dürfen diese Menschen das erleben?
Nur als einer, der selbst auch Hilfe erfahren hat, kann Jesus anderen helfen. Jesus hat Hilfe erfahren. Hilfe von oben. Hilfe von Gott. So kann er souverän sein: Gottes König. Er hat es nicht nötig, in der Luxuskarosse zu kommen. Er braucht keine Pauken und Trompeten. Er muss keine Soldaten einbestellen, die auf Kommando am Straßenrand salutieren. Stattdessen winken zerlumpte Menschen spontan mit Palmzweigen.
Abstand in der Länge eines Palmzweigs müssen wir heute halten, um unsere Mitmenschen zu schützen. Damit ihnen geholfen werden kann. Damit wir alle Hilfe erfahren dürfen im neuen Kirchenjahr, das heute beginnt. Gottes Hilfe kommt. Gottes König ist für uns da – Jesus Christus. Auch wenn das neue Kirchenjahr heute erst ganz klein und unscheinbar anfängt, mit der 1. Kerze am Adventskranz.
So klein und unscheinbar wie Gottes König, der sich einen Esel ausgesucht hat als Reittier. Von dem Esel wollte ich Ihnen gerne ein Bild zeigen in dieser Predigt. Von unserem Technik-Team bekam ich dazu die Rückmeldung: Das Bild ist zu klein, um es mit dem Beamer an die Wand zu werfen. Ein kleines, ein unscheinbares Bild. Nur ein Esel ist darauf zu sehen, sonst nichts. Das Bild ist stark verpixelt, die Bildqualität könnte wirklich besser sein. Aber gerade dieses kleine und schlichte Bild passt heute.
So klein und unscheinbar der Esel auch ist, er hat doch eine tragende Rolle. Gottes König trägt er zu uns. Er kommt auf einem Esel, dem Reittier der armen Leute. In den verwinkelten Gassen Jerusalems wäre auch kein Platz für jemanden, der auf dem hohen Ross sitzt. Auch nicht in unserer krisengebeutelten Zeit. Da brauchen wir auch jemanden, der bei uns da unten ist. Nicht jemanden, der von oben herab zu uns spricht.
Jesus kommt zu uns auf einem Esel. Ein Esel kennt die Krippe seines Herrn, lesen wir in der Bibel. Und wer von oben auf den Esel sieht, der entdeckt ein Kreuz, den Aalstrich: ein schwarzer Streifen vom Eselshals an fast über den ganzen Rücken – dazu ein zweiter schwarzer Strich, von einem Vorderbein zum anderen. Dieser zweite schwarze Strich kreuzt sich mit dem ersten. Jesus kommt zu uns auf einem Esel. Von der Krippe bis zum Kreuz führt sein Weg. Für uns ist er diesen Weg gegangen: Jesus, das Licht der Welt. Sein Hoffnungslicht scheint auch in unsere Dunkelheit, auch in diese Adventszeit, die in diesem Jahr stiller ist als sonst. Jesus bringt uns den Frieden. Alles wird gut, das ist sein Versprechen.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
Ewigkeitssonntag
Predigt zum Ewigkeitssonntag, 22. November 2020
Offenbarung 21, 1-7: Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird dies ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.
Liebe Mitchristen!
Es ist Herbst. Die Blätter fallen, die Bäume werden kahl. Das Grün des Sommers und die Farben der Blumen sind nur noch Erinnerung. Wenn wir Abschied nehmen müssen von einem geliebten Menschen, dann fühlt sich das an wie Herbst. Was war, ist nicht mehr. Der Klang der vertrauten Stimme, das gemeinsame Lachen, die Gespräche, die Nähe. „Der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr“, sagt das Bibelwort aus Apokalypse 21.
Apokalypse. Weltuntergang. Mit jedem Menschen, der stirbt, geht eine eigene Welt unter. Die Blätter, die von den Bäumen fallen, kommen nicht wieder zurück. Auf dem Herbstbild, das ich mitgebracht habe, ist ein Zaun im Vordergrund. Da ist eine Grenze, die wir nicht überwinden können. Sie haben diese Grenze erlebt, als sie Abschied nehmen mussten von Ihren Angehörigen. Corona war so eine Grenze. Wie ein unsichtbarer Zaun um das Krankenhaus und das Altenheim herum, und sie konnten nicht hinein zu Ihren Angehörigen, konnten nicht Abschied nehmen. Der Tod ist so eine Grenze, wie ein Zaun, der uns trennt von unseren Lieben. Sie sind jetzt dort auf der anderen Seite des Zaunes, und wir bleiben hier zurück auf dieser Seite. Zwischen Diesseits und Jenseits ist ein Zaun, für uns Menschen unüberwindlich.
Am Zaun hängt ein Blatt und leuchtet in sonnigem Goldgelb, in der Farbe des Sommers. „Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle lebendigen Wassers umsonst.“ Gott macht alles neu. Er stillt unseren Durst nach Leben, nach Farben, nach Berührungen und Wärme. Das goldgelbe Blatt am Zaun erinnert mich daran. Wie ein Blatt im Wind, so zerbrechlich und verletzlich ist Gott selbst geworden. Ein Blatt, das hängen bleibt am Zaun, an der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits. Jesus Christus hängt am Kreuz und stirbt. Sein Leben ist zu Ende, wie bei dem Herbstblatt, das vom Baum gefallen ist. Und doch ist es Gott selbst, der da am Kreuz sein Leben gibt für uns. Golden erstrahlt das Herbstblatt vor dem ewigen Blau des Himmels. Gott ist für uns da. Sein Himmel steht uns offen. Gold und Blau. Beides ist untrennbar verbunden. Der Zaun dazwischen spielt keine Rolle mehr. Die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits ist überwunden. Jesus Christus ist auferstanden von den Toten.
Apokalypse. Weltuntergang. Mit jedem Menschen, der stirbt, geht eine eigene Welt unter. Die biblische Apokalypse weist über diesen Weltuntergang hinaus. Nach dem Tod geht es weiter. Gott schafft eine neue Welt. Für uns und für unsere Lieben, die durch den Tod von uns getrennt wurden. Dann werden wir wieder vereint sein, alle beieinander, und Gott wird uns allen so nahe sein wie der Freund im Nachbarhaus. Dann ist der graue Zaun, der uns trennt, endgültig von der Bildfläche verschwunden. Dann verschwindet das dunkle Grau von Trauer und Schmerz, und keine Tränen verschleiern mehr unseren Blick. Dann ist alles in Gottes goldenes Licht getaucht, im ewigen Blau seines Himmels, der uns offen steht. So wie es uns in Apokalypse 21 versprochen ist:
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen.“
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
heute Morgen einen solchen Fall als leuchtendes Vorbild vor Augen malt? Wir Christen wollen doch gerade nicht so sein!
anderen Stellen überhaupt nichts aus, uns auch an einem solchen Spitzbuben wie diesem Haushalter eine göttliche Wahrheit zu zeigen. Wer meint, dass Jesus nur Leute mit Heiligenschein malt, – wer nicht weiß, dass bei ihm auch Betrüger Modell stehen müssen, um seine Wahrheit zu sagen, der hat nichts verstanden von seiner Botschaft.
1. Wir sind klug, wenn wir unsere Lage erkennen
Und wir sagen: »Ach, das ist doch alles ein Warten auf den St. Nimmerleinstag.«
ist ehrlich sich selbst gegenüber, gesteht sich seine Lage ein wie der eine Schächer zur Rechten des gekreuzigten
Jesus. Der bekannte im Sterben: »Wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.« Eine solche Haltung, in der die eigene verlorene Lage erkannt wird, nennt Jesus klug. Und das ist der erste Schritt zu einer heilsamen Wende.
2. Wir sind klug, wenn wir die rechte Vorsorge treffen.
Weizen und Gerste.
(2. Kor 8, 9).
Wochenspruch her an die Rechenschaft in der Ewigkeit: Da helfen uns keine Freunde. Nein, da steht jeder für sich allein und Freunde helfen nicht. Aber ein Freund kann helfen, nur ein einziger Freund! Dieser Freund heißt
Jesus Christus, Gottes menschgewordener Sohn. Im alten Gesangbuch steht das schöne Lied »Der beste Freund ist in dem Himmel«. Darin heißt es:
mein Jesus stehet felsenfest.
Und ob ich gleich darniederliege,
doch seine Treu mich nicht verlässt.
Drum hab ich’s immer so gemeint:
Mein Jesus ist der beste Freund.
es floss für mich sein teures Blut.
Er steht mir bei in allen Nöten
und spricht für meine Sache gut.
Drum hab ich’s immer so gemeint:
Mein Jesus ist der beste Freund.
3.Wir sind klug, wenn wir keine Zeit verlieren.
Predigt zum Sonntag, 8. November 2020
Paulus schreibt in 1. Thessalonicher 5, 1-6: Von den Zeiten aber und Stunden, Brüder und Schwestern, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen:
„Friede und Sicherheit“, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entrinnen. Ihr aber seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein.
Liebe Mitchristen!
vor ein paar Jahren waren wir im Urlaub in Spanien am Meer. Urlaub, das bedeutet bei uns meistens: Ausschlafen und den Tag spät beginnen. Aber für einen dieser Urlaubstage hatten wir uns etwas Anderes vorgenommen. Wir wollten früh aufstehen und den Sonnenaufgang am Meer erleben. Verschlafen machten wir uns am frühen Morgen auf den Weg. Kaum ein Mensch war um diese Zeit unterwegs. Grau lag der Strand und das Meer in der Morgendämmerung. Aber am Horizont, weit draußen im Meer, da zeigt sich schon ein Silberstreif. Bald ist es so weit. Die Sonne geht auf. Erst dringen nur wenige Sonnenstrahlen zu uns durch. Dann kommt die Sonne hinter dem Horizont hervor. Und sie taucht alles in ein goldenes Licht: Himmel und Erde, Meer und Strand. Ein unbeschreibliches und unvergessliches Erlebnis. Wach sein, nicht der Bequemlichkeit und der Müdigkeit nachgeben und schlafen wie die anderen. Darum geht es auch in unserem heutigen Predigttext. „So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein“, heißt es da. Wenn wir an diesem Tag so lange geschlafen hätten wie an den anderen Urlaubstagen, dann hätten wir dieses Erlebnis nie gehabt: in das goldene Licht der aufgehenden Sonne getaucht zu sein an diesem wunderbaren Sommermorgen am Meer.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht mit diesem Bild und dieser Erzählung von meinem vergangenen Urlaubserlebnis. Können Sie sich da hineinversetzen? Oder ärgert es Sie einfach nur, dass ich hier über vergangene Urlaubserlebnisse an sonnigen Küsten rede, jetzt in diesem Jahr, wo man im Sommer den Mittelmeerurlaub absagen musste und den Urlaub stattdessen im verregneten Norddeutschland verbracht hat. Und inzwischen kann man nicht einmal mehr innerhalb von Deutschland ein Urlaubshotel buchen.
Friede und Sicherheit, ein Leben im sonnigen Licht eines Urlaubsstrandes, das wünschen wir uns so sehr in diesen Zeiten, in dieser Pandemie, die unser Leben durcheinandergeworfen hat. Und mancher ist dafür auch bereit, sich in der falschen Sicherheit zu wiegen, dass diese Maßnahmen, die jetzt zur Eindämmung dieser Pandemie getroffen werden, übertrieben sind und wir doch einfach unser normales Leben weiterleben könnten. „Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entrinnen.“ Das sind harte Worte, die unser Predigttext uns hier mit auf den Weg gibt. Wir sollen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wir sollen nicht so tun, als ob Frieden wäre und alles gut, und in Wirklichkeit ist es gar nicht so. Wir sollen nicht wegschauen und die Augen verschließen vor den Problemen. Wach sollen wir sein und nüchtern. Wach sein, das bedeutet: Der Krise ins Auge schauen und mit dem Ende rechnen. Mit dem Ende unseres vertrauten Lebensstils, mit dem Ende unseres eigenen Lebens, mit dem möglichen Ende der Menschheit.
Vielleicht kann uns die Corona-Krise hier wachrütteln. Sie zeigt uns, wie verletzlich wir sind, wie wenig selbstverständlich es ist, dass sich unser Lebensstil auf diesem hohen Niveau bewegt, an das wir uns gewöhnt haben. Ein Niveau, von dem wir alle wissen, dass es unserer Erde zu viel abverlangt, mehr als sie tragen kann. Wir verbrauchen Ressourcen, die wir nicht haben und leben auf Kosten der kommenden Generationen. Werden wir es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten schaffen, unser Leben so zu gestalten, dass die Erde auch für unsere Kinder und Enkel ein bewohnbarer Planet bleibt? Verschließen wir nicht die Augen vor diesem Problem. Bleiben wir wach, bleiben wir nüchtern. Lassen wir uns nicht einlullen und in falscher Sicherheit wiegen, als ob alles in bester Ordnung wäre. Die Fridays for Future Bewegung will uns hier wachrütteln, und mit Recht. Gott hat uns diese Erde anvertraut. Es ist unsere Verantwortung, wie wir mit ihr umgehen.
„Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht“, sagt Paulus in unserem Predigttext. Das klingt beunruhigend und verstörend. Kann ich da nachts überhaupt noch ruhig schlafen, wenn ich das ernst nehme? Müssen mir nicht die Sorgen den Schlaf rauben, die ganz persönlichen Ängste, Nöte und Einsamkeiten jetzt in der Corona-Pandemie genauso wie die globale Sorge über die Klimaerwärmung mit all ihren Folgen: Dürre, Hunger, Flucht und Kriege?
Paulus erinnert uns daran: „Ihr alle seid Kinder des Lichts und des Tages.“ Auch wenn ich wach und nüchtern die Probleme in der Welt und in meinem Leben in Angriff nehmen soll –die Sorgen darüber sollen mir nicht komplett den Schlaf rauben. Im Licht von Jesus Christus kann ich all das Schwere und Belastende ertragen und immer wieder neue Perspektiven und Lösungsansätze entdecken. Denn Jesus Christus ist für mich gestorben und auferstanden. Deswegen bin ich ein Kind des Lichts, und die Dunkelheit kann mich nicht schrecken – trotz allen ungelösten Problemen, Sorgen und Belastungen. Auch wenn immer wieder das Böse und der Tod seine Macht in unserer Welt zeigt, so wie jetzt in Form eines kleinen Virus. Das alles wird nicht das letzte Wort haben, sondern Jesus Christus. Sein Tag wird kommen und den Grauschleier von unserer Seele nehmen. So wie die Sonne die Dunkelheit durchbricht an einem Sommermorgen am Meer, und die grauen Sandkörner funkeln lässt wie Gold.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
Psalm 103,1-13: Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: Der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler. Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden. Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Tun. Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten. So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.
Liebe Mitchristen,
„Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.“ So heißt es in Psalm 103. Gott ist wie ein Vater. An vielen Stellen in der Bibel ist Gott so beschrieben. Ja, auch in dem Bibeltext, der in jedem christlichen Gottesdienst gemeinsam miteinander gesprochen wird, in dem Gebet, das Jesus Christus uns geschenkt hat. Dieses uns allen vertraute Gebet beginnt mit dem Wort Vater: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Keine Vorstellung von Gott ist uns vertrauter als die von Gott als Vater.
Ist das also nicht einfach selbstverständlich, dass wir Gott so sehen? Gott unser Vater. Dieses Thema hat unser heutiger Konfirmationsgottesdienst. Ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden habt ein Fragezeichen hinter dieses Thema gemacht. Gott – unser Vater? Ihr Jugendliche stellt Fragen, und das ist gut so. Fragen, die uns Erwachsene zum Nachdenken bringen. Auch über das, was uns längst selbstverständlich geworden ist. Auch über das, von dem wir denken, das kann oder sollte man nicht in Frage stellen: Gott – unser Vater? Wenn ihr hier euer Fragezeichen setzt, dann heißt das nicht, dass ihr Gott in Frage stellen wollt. Es ist das genaue Gegenteil davon. Ihr wollt Gott nicht in Frage stellen. Ihr wollt Gott ernstnehmen in seiner Größe und Unbegreiflichkeit. Ihr wollt uns daran erinnern, was auch in der Bibel steht: „Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott“ (2. Mose 20,4).
Jede Vorstellung, die wir uns von Gott machen, ist so ein Bildnis. Auch die Vorstellung von Gott als Vater. Ihr habt Recht, wenn ihr sagt: Gott ist nicht einfach nur so wie ein Vater, und wenn ich das so akzeptiere, dann habe ich Gott verstanden. Damit werden wir Gott nicht gerecht, und den Menschen auch nicht – auch nicht den menschlichen Vätern. Gott ist doch Gott. Und ein Vater ist ein Vater. Mein Vater ist ein Mensch wie ich. Ein ganz besonderer Mensch, ein Mensch, der mir wichtig ist und dem ich viel verdanke. Aber lässt er sich wirklich mit Gott vergleichen? Gott, der Himmel und Erde ins Dasein gerufen hat, das ganze Universum mit seinen unendlichen Weiten?
Gott ist mehr als ein Vater. Gott ist größer als alle Bilder, die wir uns von ihm machen. Und das gilt auch für dieses Bild, für die Vorstellung von Gott als Vater. Es ist nur eine Möglichkeit von vielen, wie wir uns Gott vorstellen und ihm näherkommen können. Die Bibel, die uns sagt: „Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott“ – sie kennt viele solcher Gottesbilder und Gottesvorstellungen. Wenn wir so wollen, ist sie ein ganzes Bilderbuch voller Bilder von Gott. Gott als Vater ist nur eines davon. Auch als Mutter können wir uns Gott zum Beispiel vorstellen. Im Buch des Propheten Jesaja lesen wir, wie Gott den Menschen verspricht: „Ich will euch trösten, wie einen eine Mutter tröstet“ (Jes. 66,13).
Die Bibel, ein ganzes Bilderbuch voller Gottesbilder und das Bibelwort: „Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott“. Das scheint auf den ersten Blick ein großer Widerspruch zu sein. Aber das ist es nicht, ganz im Gegenteil: Gerade weil die Bibel ein ganzes Bilderbuch voller Gottesvorstellungen ist, nur deswegen können wir dieses Gebot überhaupt einhalten: „Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott“. Nur in der Vielfalt der Bilder und Vorstellungen werden wir Gott in seiner Größe gerecht. Denn es hilft ja nichts, wenn wir uns gar keine Vorstellung von Gott machen. Wir sind Menschen. Wir brauchen Vorstellungen von Gott. Ja, Gott selbst will, dass wir uns Vorstellungen von ihm machen. Gott will nicht einfach nur groß und unbegreiflich für uns bleiben. Gott will für uns da sein. So wie ein Vater für seine Kinder da ist. So, wie ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden einen Vater beschrieben habt: Hilfsbereit und manchmal auch streng. Einer, der ist auch in schweren Zeiten für euch da ist. Einer, der für euch sorgt, einer, der euch so akzeptiert, wie ihr seid.
Ich wünsche euch, dass ihr das in eurem Leben immer wieder erfahren dürft: Gott sorgt für mich und hilft mir. So wie ein guter Vater, so wie eine liebende Mutter. Gottes Segen begleitet mich durchs Leben – in allen Höhen und Tiefen, egal was kommt. Gott ist für mich da. In diesem Glauben wollen wir euch bestärken, heute am Tag eurer Konfirmation.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer