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Gedanken zum Sonntag

Ewigkeitssonntag

Liebe Gemeinde,

Erde bleibt nicht Erde, Staub bleibt nicht Staub, unsere Namen erklingen noch einmal. Die Menschen, die uns etwas bedeuten, verlieren diese Bedeutung auch mit dem Tod nicht, weil unser Gott ihren Namen kennt, unseren Namen kennt und diese Namen bei ihm niemals vergessen sein werden.

Beim Propheten Daniel lesen wir vom Aufwachen der Toten aus dem Staub der Erde:

1Zu jener Zeit wird Michael auftreten, der große Engelfürst, der für dein Volk einsteht. Denn es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen.
2 Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.
3 Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“

„Es wird eine Zeit so großer Trübsal sein“ – mit »Trübsal« ist eine heftige Bedrängnis gemeint. Es geht das Gefühl um, eingeschnürt und eingeengt zu sein. Es geht das um, was uns den Atem nimmt, was uns Angst macht. In dieser Zeit tritt der große Engelfürst Michael auf. So steht es am Anfang dieses 12.Kapitels des Buches „Daniel“. 

Wir erfahren den Namen eines Engels: Michael. Das ist in der Bibel sehr selten. Wir kennen noch den Engel Gabriel und aus dem apokryphen Buch Tobias den Engel Raphael.

Michael – der Engelfürst: Sein Name heißt übersetzt: »Wer ist wie Gott? « Das ist eine rhetorische Frage, die Antwort ist gleich mitgegeben: »Wer ist wie Gott? « »Nichts und niemand!« Es gibt keinen anderen, der stärker ist!
Michael steht als mächtiger Engel dafür ein, dass sich am Ende Gott gegen alles durchsetzt, was uns heute Angst macht, was uns die Luft zum Atmen nimmt, was uns traurig macht. 

Wenn die Not am größten ist, tritt Michael auf, der Engelfürst. Was wird geschehen? Das Volk Gottes wird gerettet werden. Alle, deren Name im Buch des Lebens steht.

Zuvor werden alle auferweckt aus dem Tod: die einen zum ewigen Leben, die anderen »zu ewiger Schmach und Schande«. Die ganze Bibel kennt diesen doppelten Ausgang. Gemeint sind damit Gericht und Heil. Woran entscheidet sich, welchen Weg wir gehen müssen?

Jesus hat darauf eine klare, eindeutige Antwort gegeben: »Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.«

Das Wort, das Jesus gesprochen hat, gilt. Darin finde ich meinen Halt. Das Hören auf dieses Wort und der Glaube an ihn retten.

»Ja«, kann jetzt jemand einwenden, »aber ich trage doch Lasten mit mir herum: Geheimnisse oder Streitigkeiten, die ich nicht klären konnte. Ich bin anderen manches schuldig geblieben. « Jesus sagt: »Ich habe mein Leben dafür gegeben, damit ist dir alles abgenommen, du bist von dieser Last befreit. «

Allen, die auf Jesus hören und ihm glauben, steht am Ende der Weg in Gottes neue Welt offen.

Vom »Buch des Lebens« spricht Daniel. In diesem Buch stehen die Namen derer, die zum ewigen Leben auferweckt werden. Jesus nimmt diesen Gedanken von Daniel auf. Er lenkt den Blick auf das, was entscheidend ist für unser Leben. Er sagt: »Darauf kommt es zuletzt an: Dass Dein Name in diesem Buch steht! « »Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. «

Das ist unsere Hoffnung: Asche bleibt nicht Asche, Staub bleibt nicht Staub. Jesus, der aus dem Tod ins Leben ruft, wird noch einmal unseren Namen nennen.

Das heißt für uns auch, dass die Menschen, die uns so viel bedeutet haben, die wir so geliebt haben und von denen wir uns verabschieden mussten, nicht für immer von uns getrennt sein werden.

Gott kennt die Namen derer, die mir so wertvoll waren und die jetzt nicht mehr bei mir sind. Gott wird diese Namen niemals vergessen. In dieser Hoffnung dürfen wir leben.

In dieser Hoffnung hat Daniel gelebt, der diese Vision erfahren hat. Wir alle kennen ihn von der faszinierenden Geschichte, wie er, ohne etwas verbrochen zu haben, den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurde und Gott ihn durch seinen Engel wunderbar gerettet hat.

»Daniel in der Löwengrube«. Daniel ist mutig für seinen Glauben eingestanden. Er hat nicht aufgehört, zu seinem Gott zu beten, auch als der mächtige König des damaligen Weltreiches der Meder und Perser solches Beten ausdrücklich verboten hatte. Daniel wusste: Wichtiger als alles andere ist, dass mein Name in diesem Buch steht, im Buch des Lebens.

Der Glaube an die Auferstehung der Toten, das war schon immer das Fundament des christlichen Glaubens. Auf Jesus zu sehen, den Sieger über den Tod, darin liegt eine unbezwingbare Kraft. Die Kraft der Hoffnung für unser eigenes Leben und auch der Hoffnung für die Menschen, die wir geliebt haben und die durch den Tod von uns weggerissen wurden: Ehepartner, Kinder, Eltern, Freundinnen und Freunde. Bei manchen war es völlig überraschend, sie wurden herausgerissen aus dem Leben. Bei anderen war es lange vorauszusehen. Bei einigen hatte dieser Weg auf den Friedhof nach einer langen schweren Krankheit eher etwas von Befreiung und von Ruhe finden.

Wir erinnern uns an die Gesichter der Menschen, die vor einem Jahr noch mit uns gelebt haben. Wir erinnern uns noch einmal an gemeinsame Erlebnisse und Begegnungen. Wir erinnern uns an die Situation des Abschieds.

An das, was wir sagen und tun konnten, und an das, was offengeblieben ist. Es tut gut, die Erinnerungen an schöne Tage mit den Verstorbenen wachzuhalten. 

Und auch der Gang auf den Friedhof ist für viele von uns eine große Hilfe, um Abschied nehmen zu können. Es ist wertvoll, einen Ort zu haben, an dem wir traurig sein können, an dem wir unsere Gedanken sammeln können und ganz auf die Erinnerung an den Verstorbenen ausrichten können. Es tut gut, auf den Namen der Verstorbenen zu schauen. Es gibt Kraft und tröstet, diese Gedanken an die Verstorbenen zu einem Gebet werden zu lassen.

Und manchmal ist der Friedhof auch ein Ort, um sich gegenseitig zu trösten, anderen Menschen zu begegnen, die in einer ähnlichen Situation sind, um miteinander traurig zu sein. Die Trauer braucht ihren Ort, sie braucht ihre Zeit. Sie braucht ihren Raum. Zu trauern, das ist heilsam für die Seele. Einem anderen erzählen dürfen von dem Verstorbenen, jemanden haben, der zuhört, das tut gut und gibt neue Kräfte.

Heilsam ist es auch, darauf zu vertrauen, dass die Trauer einmal aufhören wird. Trauer braucht ihre Zeit, und jeder Mensch hat seine eigene Art zu trauern, aber sie soll sich auch nicht bis ins Unendliche ausdehnen, das Leben nicht ersticken.

Dass alle Trauer einmal aufhören wird, dafür setzt unser Bibelwort ein schönes Zeichen:

Die Rettung des Volkes wird angekündigt: »… zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle die im Buch geschrieben stehen. Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen …«

Das ist eine große Verheißung – und ein Trost. Ja, Gott überlässt die Verstorbenen nicht dem Tod. Es gibt ein Erwachen.

Vom Kirchenvater Augustin stammen diese hoffnungsvollen Worte:

»Auferstehung ist unser Glaube,

Wiedersehen ist unsere Hoffnung,

Gedenken unsere Liebe.

Aus Gottes Hand empfing ich mein Leben,

unter Gottes Hand gestalte ich mein Leben,

in Gottes Hand gebe ich mein Leben zurück.

Ihr, die ihr mich so geliebt habt,

seht nicht auf das Leben, das ich beendet habe,

sondern welches ich beginne.«

Das wünsche ich uns allen, dass wir es so sehen können: Für unsere Verstorbenen beginnt ein neues Leben. Sie sind jetzt befreit von ihren Schmerzen, von ihrer Angst, von ihrem Leiden. Sie fehlen uns, aber es hilft uns, daran zu denken, dass sie es jetzt besser haben, dass sie jetzt das erleben, was Paulus »die herrliche Freiheit der Kinder Gottes« nennt. Wir können das jetzt nicht sehen. Wir schauen auf das Grab und sehen die beiden Jahreszahlen auf dem Grabstein und den Strich dazwischen, der für das Leben des Verstorbenen steht. Es ist eine Versuchung, zu denken: »Das war’s, damit ist alles gesagt. So ist es und so wird es bleiben. Die Dunkelheit, die mich durch die Trauer überfallen hat, wird bleiben. «

Nein, so ist es nicht. Und so wird es auch nicht bleiben. Es gibt mehr und Größeres. Es gibt Licht in der Dunkelheit.

Es ist so, wie es Daniel aufgeschrieben hat: Ist die Not und Bedrängnis noch so groß – Gott ist noch viel größer. Die Trauer kann das Licht Gottes nicht auslöschen. Der Name des dreieinigen Gottes, der bei der Taufe über unserem Leben ausgesprochen wurde, leuchtet über uns, auch dann, wenn wir sterben müssen.

Wer sitzen bleibt am Bett eines Sterbenden und Trost spendet, wer die Hand hält, zuhört, einfach da ist – bringt den Glanz des Himmels in unsere Welt. Am Ende steht nicht die Nacht des Todes oder das dunkle Nichts, sondern ein strahlendes Leben mit einem Glanz, der alles vergessen lässt, was wir hier durchmachen mussten.
Für uns alle wünsche ich, dass über der Trauer dieses Licht aufgeht und dieser Tag heute kein dunkler Tag ist, sondern ein Tag der Hoffnung auf die neue Welt Gottes. Amen.

Der Friede GOTTES, der höher ist als all unser Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in CHRISTUS JESUS – Amen.

Predigt nach einer Vorlage von Pfarrer Markus Hägele

 

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Gedanken zum Sonntag

Volkstrauertag

 

Predigt- Gedanken vom Volkstrauertag, 19.11.2024

Liebe Mitchristen!

 Heute ist Volkstrauertag. Ein Tag, an dem wir der Gefallenen der beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts gedenken, und auch aller aktuellen Opfer von Krieg und Gewalt. Aktuelle Opfer von Krieg und Gewalt gibt es viele. Ratlos stehen wir vor den Kriegsereignissen in Israel- Palästina und in der Ukraine. „Was ihr nicht getan habt einen von diesen Geringen, das habt ihr mir auch nicht getan.“ So sagt es uns Jesus in unserem heutigen Predigttext, dem Gleichnis vom Weltgericht (Mt 25, 31-46). Was ist unsere Aufgabe als Christinnen und Christen in diesen unruhigen Zeiten, in denen die Welt erschüttert ist von immer neuen Kriegen und Krisen? „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen,“ sagt Jesus in unserem Predigttext. In jedem bedürftigen Menschen begegnet uns Jesus Christus. Welche Bedürfnisse sehen wir in unserer Zeit der globalen Krisen? Laut sind die Stimmen, die ein Bedürfnis nach mehr Waffen proklamieren. „Frieden schaffen ohne Waffen“ und „Schwerter zu Pflugscharen“ haben die christlichen Kirchen in der Vergangenheit diesen lauten Stimmen entgegengehalten. Und heute? Ist die Sehnsucht nach Frieden ohne Waffen, nach gewaltfreier Konfliktlösung zwischen Menschen, Volksgruppen und Staaten nur noch ein naives Gerede von Gestern, das in unserer heutigen Weltlage nichts mehr taugt? Ich habe selbst keine Antwort auf diese Frage. Aus meiner Perspektive in einem friedlichen Land möchte ich nicht über andere urteilen, die von ihren Nachbarländern überfallen werden und nun im Kriegszustand oder in ständiger Bedrohung leben. Ich möchte mich nicht anmaßen, von ihnen zu verlangen, dass sie die Waffen schweigen lassen und das Unrecht still erdulden sollen. Aber ich bin dankbar, dass es nicht nur die lauten Stimmen gibt, die immer mehr Waffen fordern für die Kriegs- und Krisengebiete dieser Welt. Ich bin dankbar dafür, dass die leisen Stimmen, die sich für Frieden ohne Waffen einsetzen, nicht ganz verstummt sind. Unter dem Motto „sicher nicht – oder?“ feiern wir in diesen Tagen die Ökumenische Friedensdekade.

Die Ökumenische Friedensdekade möchte auch Impulse setzen, wie Kirchen und Religionsgemeinschaften, aber auch Politik und Zivilgesellschaft einen Beitrag zu einem umfassenden Schalom leisten können. „Angesichts der gerade auch in der jungen Generation spürbaren Verunsicherung und der zunehmenden Krisen weltweit ist es überfällig, den Begriff der Sicherheit neu zu denken und von einer militärischen Sicherheitslogik auf eine zivile Friedenslogik umzuschwenken“, betont Jan Gildemeister, der Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) ist. „Wir verspüren eine große Verunsicherung, wie Frieden in Zukunft ausgestaltet werden kann. Sicher nicht mit Maßnahmen, die zu einer neuen Aufrüstungsspirale führen und Ressourcen verschwenden, die an anderer Stelle dringend benötigt werden. Oder?“, räumt Jan Gildemeister ein.

„Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen,“ sagt Jesus in unserem Predigttext. Jesus ist den friedlichen Weg gegangen. Er hat uns die Liebe vorgelebt. Seine Liebe hatte nichts mit süßlichem Kitsch zu tun. Jesus war nicht harmoniesüchtig. Er konnte auch Klartext reden. Er hat sich nicht einschüchtern lassen. Jesus Christus hat die Liebe gelebt bis zum letzten Atemzug- selbst gegenüber seinen Feinden. Ist das ein Modell, das tragfähig ist in unserer Zeit? Ich möchte den radikalen Einsatz für den Frieden, den Jesus uns vorgelebt hat, nicht über Bord werfen in diesen friedlosen Zeiten. Gerade heute brauchen wir ihn mehr denn je. Auch wenn ich keinen Ausweg weiß: Ich will den Frieden ohne Waffengewalt immer wieder ins Gespräch bringen in unserer Zeit: Dabei weiß ich auch: So wie Jesus werde ich das niemals schaffen. Aber der Glaube an Jesus Christus gibt mir die Kraft, dranzubleiben an der Suche nach Frieden-  trotz aller Rückschläge und Misserfolge. Denn ich weiß: Trotz aller Zerbrochenheit, trotz allem Unfrieden, den wir in dieser Welt erleben: Jesus Christus lässt uns nicht im Stich. Er ist da. Er redet Klartext. Er will, dass wir uns einsetzen für andere, in denen er uns selbst begegnet. Wenn ich es immer wieder versuche mit dem Frieden und der Liebe, dann wird Jesus mich nicht im Stich lassen. Auch wenn ich es mal wieder nicht geschafft habe; wenn ich lieblos war zu anderen, zu mir selbst und zu Gottes Schöpfung. Jesus liebt mich immer noch. Denn auf die Liebe von Jesus kann ich mich verlassen. Seine Liebe ist größer als mein Versagen. Für meine Sünden hat er sein Leben gegeben, allein aus Liebe. Und an Jesus Christus ist deutlich geworden: Die Liebe ist stärker als der Tod. Jesus ist auferstanden von den Toten. Das gibt mir die Hoffnung, auch angesichts der schrecklichen Kriegsnachrichten und der nie enden wollenden militärischen Konflikte in unserer Zeit.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Gedanken zum Sonntag

Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr

Die ganze Schöpfung seufzt. Predigt-Anspiel mit Pfarrerin und Konfirmanden vom Sonntag, 12.11.2023

 

Pfarrerin:

Hallo miteinander! Herzlich willkommen zu unserem Konfirmandenunterricht. Kommt ihr bitte auf eure Plätze? (Konfirmanden kommen nach vorne und stellen sich neben Pfarrerin).

 

Pfarrerin:

Heute haben wir das Thema Taufe. Dazu habe ich euch letzte Wochen einen Text zum Auswendiglernen aufgegeben: Den Auftrag zur Taufe. Wir sagen jetzt alle zusammen den Text auf:

 

Konfirmanden (auswendig):

Jesus Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

 

Pfarrerin:

Wunderbar, das klappt ja prima! Mir gefällt dieser Text, weil Jesus Christus hier verspricht, dass er immer bei uns ist: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Ich finde, das ist ein großartiges Versprechen! Auch den anderen Bibelspruch zur Taufe finde ich wunderschön: So spricht Gott, der Herr, der dich geschaffen hat: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Gefällt euch dieser Bibelspruch auch so gut?

 

Konfirmanden (schweigen, runzeln die Stirn, schütteln den Kopf)

 

Pfarrerin:

Der Bibelspruch gefällt euch nicht so gut? Könnt ihr sagen, warum?

 

Konfirmandin 1: Erlöst- was bedeutet das eigentlich?

 

Konfirmand 1: Du bist mein, das gefällt mir nicht. Ich bin doch ich. Ich gehöre nicht jemand anderem.

 

Pfarrerin:

Das sind gute Fragen, die ihr habt. Martin Luther hat das so übersetzt. Aber vielleicht verstehen wir das heute besser, wenn wir es in unserer Konfirmandenbibel nachlesen. Das ist ja eine neuere Übersetzung. Wer könnte bitte mal vorlesen? Jesaja 43,1.

 

Konfirmandin 2 (liest aus der Bibel vor):

Jetzt aber spricht der HERR, der Jakob geschaffen und sein Volk Israel gebildet hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich befreit. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir:

 

Konfirmandin 1: Ach so. „Erlöst“- das bedeutet: „befreit.“

 

Konfirmand 1: Und „Du gehörst zu mir“ finde ich auch viel besser als „Du bist mein.“

 

Pfarrerin:

Super. Jetzt habt ihr euch wirklich eine Pause verdient. In fünf Minuten machen wir weiter. (Pfarrerin geht.)

 

Konfirmandin 3:

Wow. Hätte ich nicht gedacht, dass man einen Bibeltext so viel besser verstehen kann, wenn man ihn in unserer Konfirmandenbibel liest.

 

Konfirmand 2:

Den Bibeltext, der am Sonntag im Gottesdienst vorgelesen wurde, den habe ich auch nicht verstanden.

 

Konfirmandin 2: Um was ging es denn in dem Bibeltext am Sonntag?

 

Konfirmand 2:

Das weiß ich ja nicht genau. Aber über Manches, was da drinstand, hätte ich gerne mehr gewusst.

 

Konfirmand 1:

Irgendwie ging es da um die Hoffnung und das Verhältnis zu der Herrlichkeit. Und dass wir alle Brüder und Schwestern sind.

 

Konfirmandin 3: Ja, stimmt. Und die Tiere auch.

 

Konfirmand 1: Nein, die Tiere kamen da nicht vor in dem Bibeltext.

 

Konfirmandin 3: Doch, die Tiere, die Pflanzen und die ganze Umwelt. Die Schöpfung eben.

 

Konfirmand 1: Echt jetzt?

 

Konfirmandin 2:

Wir könnten es mal in unserer Konfirmandenbibel nachlesen. Vielleicht verstehen wir es in der neuen Übersetzung ja besser. Ich schau mal, ob ich es in der Bibel finde. (blättert in der Bibel und schlägt Römer 8, 18-25 auf). Ah ja, hier steht es (Konfirmandin 2 liest aus der Bibel vor):

Ich bin überzeugt: Das Leid, das wir gegenwärtig erleben, steht in keinem Verhältnis zu der Herrlichkeit, die uns erwartet. Gott wird sie an uns offenbar machen. Die ganze Schöpfung wartet doch sehnsüchtig darauf, dass Gott die Herrlichkeit seiner Kinder offenbart. Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen –allerdings nicht durch eigene Schuld. Vielmehr hat Gott es so bestimmt. Damit ist aber eine Hoffnung verbunden: Denn auch die Schöpfung wird befreit werden aus der Sklaverei der Vergänglichkeit. Sie wird ebenfalls zu der Freiheit kommen, die Gottes Kinder in der Herrlichkeit erwartet. Wir wissen ja: Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerzwie in Geburtswehen – bis heute. Und nicht nur sie: Uns geht es genauso! Wir haben zwar schon als Vorschuss den Geist Gottes empfangen. Trotzdem seufzen und stöhnen auch wir noch in unserem Innern. Denn wir warten ebenso darauf, dass Gott uns endgültig als seine Kinder Konfirmandin 3immt. Dabei wird er auch unseren Leib von der Vergänglichkeit erlösen. Denn wir sind zwar gerettet, aber noch ist alles erst Hoffnung. Und eine Hoffnung, die wir schon erfüllt sehen, ist keine Hoffnung mehr. Wer hofft schließlich auf das, was er schon vor sich sieht? Wir aber hoffen auf etwas, das wir noch nicht sehen. Darum müssen wir geduldig warten.

 

Konfirmand 2: Ja, stimmt. Das war der Bibeltext am Sonntag. (Konfirmand 2 dreht sich zu Konfirmandin 3.) Aber die Tiere kommen da wirklich nicht vor.

 

Konfirmandin 3:

Doch, da steht es: „Die Schöpfung wird befreit aus der Sklaverei der Vergänglichkeit.“ Die Schöpfung, das sind doch auch die Tiere. Die müssen dann auch nicht mehr sterben, wenn wir bei Gott im Himmel sind.

 

Konfirmandin 2:

Das erinnert mich daran, wie mein Hund gestorben ist. Das war so traurig für mich. (Konfirmandin 2 dreht sich zu Konfirmandin 3.) Glaubst du, dass ich meinen Hund im Himmel wiedersehen werde?

 

Konfirmandin 3: Gute Frage. Vielleicht schon, oder?

 

Konfirmandin 1: Dann sollten wir wohl besser Vegetarier sein.

 

Konfirmand 1: Ich esse aber gerne ein gut angebratenes Steak, mit Salzkörnern obendrauf.

 

Konfirmandin 3: Meine Cousine ist Vegetarierin.

 

Konfirmandin 2: Ich esse schon Fleisch, aber nicht so viel. Für die Umwelt ist es besser mit weniger Fleisch. Sonst wird es noch schlimmer mit der Klimaerwärmung.

 

Konfirmandin 3: „Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerz.“ So steht es in dem Bibeltext. Das passt leider echt gut in unsere Zeit.

 

Konfirmand 2: Glaubt ihr, dass wir die letzte Generation sind?

 

Konfirmand 1: Quatsch. Die letzte Generation, das sind doch diese Klimakleber, die den Straßenverkehr blockieren.

 

Konfirmandin 2: Weil sie halt denken, dass nach ihrer Generation die Erde nicht mehr bewohnbar ist, wenn sich nichts ändert.

 

Konfirmand 1: Lass mich bloß damit in Ruhe. Als ob wir nicht genug andere Sorgen hätten: Eltern, die sich streiten. Mobbing in der Schule. Stress mit den Schulnoten. Da kann man sich nicht auch noch wegen der Klimaerwärmung Sorgen machen.

 

Konfirmandin 1: Ich mach mir auch Sorgen wegen den Kriegen in Israel und in der Ukraine.

 

Konfirmand 2: Also, in dem Bibeltext heißt es jedenfalls: „Ich bin überzeugt: Das Leid, das wir gegenwärtig erleben, steht in keinem Verhältnis zu der Herrlichkeit, die uns erwartet.“

 

Konfirmand 1: So überzeugt davon wäre ich auch gerne.

 

Konfirmand 2: Das ist die Hoffnung, dass wir alle Brüder und Schwestern sind und gut miteinander umgehen.

 

Konfirmandin 3: Und auch mit den Tieren und der Umwelt.

 

Konfirmandin 2: Okay. Aber das Verhältnis zu der Herrlichkeit habe ich nicht verstanden. Ist das, wenn wir sterben und bei Gott im Himmel sind? Oder können wir jetzt schon was sehen von dieser Hoffnung?

 

Konfirmand 2: Hoffnung kann man nicht sehen. Das steht doch in dem Bibeltext. Deswegen sollen wir geduldig warten.

 

Konfirmand 1: Ich habe aber keine Geduld. Und ich will jetzt schon Hoffnung haben. Nicht erst irgendwann mal, wenn ich im Himmel bin.

 

(Pfarrerin kommt zurück.) Pfarrerin: So, unsere Pause ist vorbei. Wir machen weiter mit dem Konfirmandenunterricht. (Pfarrerin schaut zur Wand, wo jetzt ein Regenbogen zu sehen ist.)

 

Pfarrerin: Oh, schaut mal! Was für ein schöner Regenbogen!

 

(Alle schauen den Regenbogen an.)

 

Pfarrerin:

Im Regenbogen zeigt uns Gott seine himmlische Schönheit. Der Regenbogen erinnert uns an die Hoffnung, die Gott uns schenkt: Gott hat seine Welt nicht vergessen. Gott denkt an uns und Gott hilft uns- den Menschen und den Tieren, ja der ganzen Schöpfung.

 

Konfirmand 1: Also kann man die Hoffnung doch sehen.

 

Konfirmandin 2: Und die Herrlichkeit auch.

 

Konfirmand 2: Und nicht erst, wenn wir schon im Himmel sind, sondern schon jetzt, hier und heute.

 

Pfarrerin:

Ja, das stimmt. Gott schenkt uns die Hoffnung, auch in den schweren Tagen unseres Lebens. Und Gott schenkt uns schöne Tage in unserem Leben. Und manchmal schenkt uns Gott einen Glücksmoment, der so großartig ist, dass wir schon einen Vorgeschmack bekommen auf Gottes Herrlichkeit im Himmel. Dafür können wir Gott Danke sagen. Danke für das Schöne. Danke auch für das Schwere. Danke für die Sonnentage und die Regentage in unserem Leben. Beides gehört zusammen. Denn wenn ich noch nie etwas Schweres erlebt habe, dann kann ich mich an dem Schönen gar nicht richtig freuen. Das ist so ähnlich wie beim Regenbogen. Ein Regenbogen entsteht nur, wenn Sonnenschein und Regen zusammenkommen. Da fällt mir gerade ein: Da gibt es doch dieses Lied, das dazu passt. Das singt ihr doch so gerne im Konfirmandenunterricht- wie heißt das Lied nochmal?

 

Konfirmandin 3: Danke für die Sonne, danke für den Regen. Das steht in dem neuen Liederbuch, Nummer 113.

 

Pfarrerin:

Ja, super! Das singen wir jetzt miteinander. Und alle dürfen mitsingen: Danke für die Sonne, danke für den Regen, im neuen Liederbuch, Nummer 113.

 

(Konfirmanden und Pfarrerin singen alle 3 Strophen von „Danke für die Sonne, danke für den Regen.“ Die Gemeinde singt mit.)

 

Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

 

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Mittwoch, 15.11.2023 um 19:30 Uhr im Gemeindesaal Wehingen

 

 

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30

Begrüßung

Andacht 

Pfrin. D. Kommer

I. Gross

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung 

B

W. Klein

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 10.10.2023

B

W. Klein

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • Begrüßung von W. Klein als 2. Vorsitzenden am 15.10.23 im GD
  • Gemeindewanderung am 15.10.2023
  • Atempause am 22.10.2023
  • Frühstück für Kinder

c. Ausblick:

  • Aktion 5.000 Brote am Buß- und Bettag 
  • Adventskaffee am 03.12.2023
  • Orangen-Aktion an den Adventssonntagen
  • Vorschläge für die Jahresplanung Rest 2023 + 2024 (siehe extra Datei)
  • Gemeindebrief (Musiker-Aufruf)
  • Anfrage zur Aktion „Sternsingen 2024“ (siehe extra Datei)
  • Rom- Fahrt des KGR im Herbst 2024

I/ D/B

Pfrin D. Kommer/ W. Klein/ I. Gross/ M. Siedler

Top 5

KGR-Dienst: 

Planung GD 2023 (Churchtools), Kirchkaffee

I/

D/B

A. Fessele

Top 6

Bauausschuss: 

  • Stand der Dinge
  • Informationen zu Solaranlagen auf Kirchengebäuden
  • Bauschau Wehingen am 08.11.2023
  • Organisation Winterdienst: Webcam für Wetterlage
  • Machbarkeitsstudie: Weiteres Vorgehen

I/ D/B

K. Zielke

Pfrin. D. Kommer

W. Klein

Top 7

Kirchenpflege: 

  • Kassenprüfung bei der Kirchenpflege
  • HHPL-Anträge für 2024
  • Projekte für freiw. Gemeindebeitrag
  • Info Änderung Kirchensteuerzuweisung wg. Fusion mit Sulz

I/ D/B

Pfrin. D. Kommer

W. Klein

S. Buschle

Top 8

Sexualisierte Gewalt: Prävention und Intervention

I

Pfrin. D. Kommer

Top 9

Verschiedenes: 

  • Kurzinfo zum Büchertisch

I

Pfrin. D. Kommer / I. Gross

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Gedanken zum Sonntag

Landesbischof

Liebe Schwestern und Brüder,

 

am frühen Sabbatmorgen der letzten Woche haben Terroristen der Hamas Israel überfallen. Über 1.200 Israelis – junge wie alte – wurden brutal ermordet. Tausende wurden verletzt. Eine unbekannte Anzahl wurde entführt – darunter Familien mit Kindern. Israel kämpft um seine Existenz. Das Land ist im Krieg.

 

Wir sind erschüttert über diesen beispiellosen Terrorakt. Die menschenverachtende Brutalität der Terrorristen ist kaum auszuhalten.  Als Christinnen und Christen, als ganze Evangelische Landeskirche, stehen wir an der Seite Israels und trauern mit den Menschen. Wir beten für die Entführten, für die Verletzten und die Angehörigen aller Opfer. Und wir klagen Gott unsere Sorge um die Zukunft und den Frieden. Vieles, was uns jetzt bedrückt, bringen wir vor Gott. Das Gebet ist der Ort dafür – auch das verbindet uns mit Israel.

 

Voller Sorge nehmen wir Hass und Antisemitismus auch in unserer Gesellschaft wahr. Jede und jeder von uns, aber auch wir als ganze Kirche sind aufgerufen hier klar Position zu beziehen. Der Wochenspruch aus dem Jakobusbrief für diesen Monat schärft uns das ein, wenn der Apostel schreibt: „Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“ (Jak 1,22)

 

Lasst uns also gemeinsam handeln, wie es Christen und Christen gut ansteht. Auf diesen Terrorangriff bezogen, heißt das für mich:

Wir treten jeder Form des Antisemitismus entgegen. Antisemitismus ist Sünde. Wer Juden hasst, wendet sich gegen Gott selbst. Antisemitismus zeigt sich etwa in Demonstrationen, die diesen Terrorakt feiern oder in Äußerungen, die Verständnis dafür äußern. Die Hamas ist der Täter. Israel ist Opfer. Nichts rechtfertigt dieses Morden.

 

Ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Möglichkeiten nutzen, um ihre Solidarität mit den Menschen in Israel zu zeigen und der Relativierung dieses Verbrechens zu begegnen.

 

Großer Gott,

wir klagen Dir das große Leid in Israel.

Du siehst den Schmerz und die Tränen der Menschen.

Die vielen Toten und Verletzten, die Entführten – Kinder, Frauen und Männer.

Beende das Töten und den Terror. Stehe Du den Menschen bei.

Amen.

 

 

Stuttgart, 12. Oktober 2023

 

 

Ernst-Wilhelm Gohl

Landesbischof

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Dienstag, 10.10.2023 um 19:30 Uhr im Gemeindesaal Wehingen

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30

Begrüßung

Andacht 

Pfrin. D. Kommer

C. Götz

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung 

B

W. Klein

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 18.09.2023

B

W. Klein

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick:

  • KGR-Tagung am 23.09.2023

c. Ausblick:

  • Begrüßung von W. Klein als 2. Vorsitzenden am 15.10.23 im GD
  • Atempause am 22.10.2023
  • Gottesdienst sowohl am 6.1. als auch am 7.1.2024?
  • Vorschläge für die Jahresplanung Rest 2023 + 2024 (siehe Sammlung)
  • Gemeindebrief & freiw. Gdebeitrag (Projekte?)
  • Heizen in der Kirche

I/ D/B

Pfrin D. Kommer/ W. Klein/ I. Gross/ M. Siedler

Top 5

KGR-Dienst: 

Planung GD 2023 (Churchtools)

I/

D/B

A. Fessele

Top 6

Bauausschuss:

  • Stand der Dinge
  • Übergabe Johannes-Gemeindehaus an die Gemeinde Gosheim mit Schlüsselübergabe
  • Interesse an Solaranlage auf Pfarrhaus oder Kirche?
  • Machbarkeitsstudie: Meinungen siehe Padlet  Weiteres Vorgehen

I/ D/B

K. Zielke

Pfrin. D. Kommer

W. Klein

Top 7

Kirchenpflege: Sammlung von HHPL-Anträgen in nächster Sitzung

I

S. Buschle

Top 8

Verschiedenes: Grafik von W. Nickel

I

Pfrin. D. Kommer

Verpflegung

Pfrin. D. Kommer

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Gedanken zum Sonntag

16. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum 16. Sonntag nach Trinitatis, 24. 09. 2023

Hebr. 10, 35-39: Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber habt ihr nötig, auf dass ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. Denn nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben. Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm. Wir aber sind nicht solche, die zurückweichen und verdammt werden, sondern solche, die glauben und die Seele erretten.

Liebe Mitchristen!

Vertrauen lohnt sich- Werft euer Vertrauen nicht weg! So sagt es uns unser Predigttext. Aber wir kennen da auch andere Sprüche: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dahinter steht die Erfahrung von enttäuschtem Vertrauen. Wie schwer ist es in der heutigen Zeit noch jemandem zu vertrauen. So oft wurde Vertrauen enttäuscht; so oft haben vertrauenswürdige Institutionen versagt. Christsein hat etwas mit Vertrauen zu tun. Aber auch unser Vertrauen wurde enttäuscht- von der eigenen Kirche, von anderen Gläubigen – vielleicht auch von Gott? Worauf können wir noch vertrauen? In einer Zeit mit so vielen Unsicherheiten wie der unsrigen. In einer Zeit, in der es nicht mehr selbstverständlich ist, dass die Ländergrenzen zum Nachbarland respektiert werden. Wo ein Nachbarvolk das andere überfällt, Gebiete erobert und die Bevölkerung drangsaliert. So wie in der Ukraine, wo seit eineinhalb Jahren ein grausamer Krieg tobt. So wie jetzt auch noch in Berg Karabach. In einer Zeit, in der auch in unserem Land die Grundrechte nicht mehr selbstverständlich sind, wo das Grundrecht auf Asyl oft nicht mal mehr sein Papier wert ist, wenn Schutzsuchende an den Außengrenzen Europas abgewiesen und zurückgedrängt werden. Können wir da noch auf Grundwerte und Grundrechte vertrauen? Können wir darauf vertrauen, dass wir in unserem Land weiterhin in Frieden, Freiheit und Demokratie leben werden, wo das gesellschaftliche Klima kälter und die Angst vor einer ungewissen Zukunft größer wird? Können wir darauf vertrauen, dass es einen Weg gibt für unsere Kirchen und Gemeinden, in Zeiten, wo immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren? Und doch: Vertrauen lohnt sich.

Werft euer Vertrauen nicht weg, heißt es im Bibeltext. Ich möchte diesen Satz stark machen. Denn ohne Vertrauen geht es nicht. Vertrauen brauchen wir, von Anfang an. Die Erzieherinnen in unserem Johannes- Kindergarten wissen das in besonderer Weise: Ohne Vertrauen kann kein Kind gedeihen, kann kein Mensch heranwachsen. Wenn die Kinder neu in den Kindergarten kommen, dann müssen sie erst Vertrauen fassen zu den Erzieherinnen als ihren Bezugspersonen. Damit dies gut gelingt, gibt es die Eingewöhnungsphase. In dieser Phase ist anfangs noch ein Elternteil mit dabei im Kindergarten, bis das Kind so weit ist, dass es den Erzieherinnen vertraut. Es ist wichtig, dass wir uns in unserem Kindergarten diese Zeit nehmen. Auch wenn es manchmal dauert. Auch wenn es Geduld braucht. Aber erst wenn das Kind Vertrauen gefasst hat, kann es sich wohlfühlen und seine Fähigkeiten und Möglichkeiten entwickeln.

Wir alle brauchen dieses Vertrauen- in der Familie, bei der Arbeit, in der Gemeinde. Wir brauchen es, dass da vertraute Personen sind, auf die wir uns verlassen können. Und wenn unsere Pfarramtssekretärin im Gemeindebüro seit nunmehr 40 Jahren ihre Arbeit tut, dann ist sie auch so eine Vertrauensperson. Eine, die uns allen vertraut ist und für viele Menschen in Freud und Leid die erste Ansprechperson, das Gesicht unserer Gemeinde ist. Ja, nur wenn Vertrauen da ist, kann menschliches Zusammenleben gelingen. Nur wenn Vertrauen da ist, können wir gemeinsam am Reich Gottes bauen. Vertrauen braucht es immer- für jede zwischenmenschliche Beziehung und auch für die Beziehung zu Gott. Vertrauen braucht es auch für diese ganz besondere Beziehung, die zu leben Gott uns geschenkt hat: Die Beziehung zu dem einen, einzigen Menschen, mit dem ich mein Leben teilen will. Auch da muss erst das Vertrauen wachsen, wenn zwei sich kennenlernen. Auch da braucht es Zeit, bis die Gewissheit gewachsen ist: das ist der oder die Richtige, mit diesem Menschen will ich mein Leben lang zusammenbleiben. Ich denke an das junge Paar aus unserer Gemeinde, das nächsten Samstag vor den Traualtar tritt. Zwei Menschen, die sich trauen, die Gott um ihren Segen bitten für ihre Ehe. Ja, Vertrauen lohnt sich- werft euer Vertrauen nicht weg!

Vertrauen braucht Geduld- in zwischenmenschlichen Beziehungen und in der Beziehung zu Gott. „Geduld habt ihr nötig“, schreibt auch der Verfasser des Hebräerbriefs. Dieses Bibelwort schein direkt in unsere Zeit hinein gesprochen zu sein, in der die Kirchen kleiner werden und die Christen weniger. Aber auch die Christen damals, zur Zeit des Hebräerbriefs, hatten keine leichte Zeit. Die erste Euphorie, als sich ihre Gemeinde gegründet hatte, war längst vorbei. Jetzt hieß es dranbleiben am Glauben- dranbleiben trotz aller Schwierigkeiten: Die Christen damals mussten Benachteiligungen hinnehmen wegen ihrem Glauben, sie wurden verfolgt und manche sogar getötet. Was hat ihnen geholfen, Geduld zu haben? Worauf haben sie geduldig gewartet? „Denn nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll und wird nicht lange ausbleiben.“ So geht unser Predigttext weiter. Was ist damit gemeint? Die ersten Christen haben ganz fest daran geglaubt, dass Jesus bald wiederkommen wird. Dann wird er die Welt beenden und ein neues Reich Gottes aufbauen. Das war die Hoffnung der ersten Christen. Es ist eine Hoffnung, die die Christenheit durch die Jahrhunderte hindurch nie aufgegeben hat. Wir leben immer noch in der Hoffnung, dass Jesus wiederkommt. Dabei haben wir uns daran gewöhnt, dass es noch lange dauern wird, bis Jesus wiederkommt. Manchmal vergessen wir, dass es auch bald sein könnte. Und dass Jesus dann endlich das tut, was wir uns alle so wünschen: alle Tränen abwischen und den Tod besiegen, so dass der Tod keine Macht mehr über uns hat. Sein gutes Friedensreich aufrichten mit uns, mit allen Menschen aus allen Völkern, mit der ganzen Schöpfung. Nur noch eine kleine Weile oder eine etwas größere Weile dauert es.

Geduld brauchen wir, um dieses Vertrauen auf Gott nicht zu verlieren – das Vertrauen, dass alles gut werden wird. „Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben.“ So heißt es im Predigttext. Für Martin Luther war das ein ganz wichtiges Bibelwort, dieses Leben aus dem Glauben, oder man könnte auch sagen: Leben aus dem Vertrauen. Gerecht sind wir, wenn wir aus Glauben leben, wenn wir vertrauensvoll leben. Wenn wir in diesem Vertrauen auf Gott leben, dass er wiederkommen wird. Dass er alles gut machen wird, und dass all die Anfechtungen, das Schwierige im Leben zur Seite geräumt wird und keine Macht und Bedeutung mehr hat. Deswegen sollen wir unser Vertrauen nicht wegwerfen. Wir sollen dieses Vertrauen in Händen halten und bewahren, denn es lohnt sich wirklich- jetzt in unserer Welt und in Ewigkeit.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Gedanken zum Sonntag

16. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum Familiengottesdienst am Sonntag, 17. 09. 2023

 

1.Mose 15, 1-6: Nach diesen Ereignissen kam das Wort des Herrn in einer Vision zu Abram: »Fürchte dich nicht, Abram! Ich selbst bin dein Schild. Du wirst reich belohnt werden.« Abram erwiderte: »Herr, mein Gott! Welchen Lohn willst du mir geben? Ich werde kinderlos sterben, und Elieser aus Damaskus wird mein Haus erben.« Weiter sagte Abram: »Du hast mir keinen Nachkommen gegeben, deshalb wird mich mein Verwalter beerben.« Da kam das Wort des Herrn zu Abram: »Nicht Elieser wird dich beerben, sondern dein leiblicher Sohn wird dein Erbe sein.« Dann führte er Abram nach draußen und sagte: »Betrachte den Himmel und zähle die Sterne –wenn du sie zählen kannst!« Er fügte hinzu: »So zahlreich werden deine Nachkommen sein.« Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete ihm Gott als Gerechtigkeit an.

 

Liebe Mitchristen!

 

Abraham und Sara waren beide ganz traurig, weil sie keine Kinder hatten. Auch wenn sie einen wirklich guten Diener hatten, den Elieser, der sich um ihre Schafe gekümmert hat. Aber das war für sie kein Ersatz für ein eigenes Kind. Traurig sind die beiden schlafen gegangen. In ihrem Gute- Nacht- Gebet bittet Sara Gott noch einmal um ein Kind. So oft hat sie das schon gemacht. Aber Gott hat ihr diese Bitte nie erfüllt. Trotzdem betet sie weiter. Abraham lässt das alles keine Ruhe. Er kann nicht schlafen. Hat Gott ihn und seine Frau Sara wirklich vergessen? Aber Abraham bleibt nicht allein in seiner Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Gott ist da. Gott sagt ihm: Abraham, steh auf! Du musst nicht traurig bleiben. Und Abraham hört auf Gottes Stimme.

 

Vielleicht können wir Gottes Stimme manchmal auch hören in unserem Leben, wenn wir ganz genau hinhören? Für mich ist das dann so ähnlich wie bei Abraham. Auch wenn ich die Worte von Gott nicht so genau verstehe wie Abraham. Aber trotzdem habe ich das so ähnlich schon erlebt. Da bin ich traurig gewesen und wusste nicht mehr weiter. Ich liege in meinem Bett und kann nicht schlafen. Aber aufstehen will ich auch nicht. Dazu bin ich zu traurig. Dazu fehlt mir die Kraft. Aber dann bekomme ich auf einmal wieder Kraft. Dann schaffe ich es, aufzustehen. Ich stehe am Fenster und sehe den Sternenhimmel. Er sieht wunderschön aus. Und ich weiß: Das alles hat Gott gemacht. Ja, auch mich hat Gott gemacht. Mein Leben ist ein Geschenk von Gott. Und dann spüre ich und kann darauf vertrauen: Auch wenn es manchmal schwere Wege gibt in meinem Leben, Gott ist für mich da. Gott lässt mich nicht im Stich. Er begleitet mich durchs Leben, und er hilft mir auch.

 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie das auch so erfahren dürfen in Ihrem Leben- an jedem Tag Ihres Lebens, an den guten Tagen und an den schwierigen. Schön, wenn Sie sich darauf einlassen, auf den Glauben an Gott, dem wir unser Leben verdanken und der uns begleitet! Denn es ist ein Wunder, dass uns das Leben geschenkt ist. Wir haben das nicht in der Hand. Nur Gott kann dieses Wunder bewirken. Jeder neue Tag, den wir erleben dürfen, ist sein Geschenk an uns.

 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Montag, 18.09.2023 um 20:45 Uhr im Gemeindesaal Wehingen

Öffentlicher Teil

Top 1

20.45 Uhr

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 10.07.2023

B

Pfrin. D. Kommer

Top 2

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • GD im Grünen, Verabschiedung Sophie
  • Gemeindemittagessen 17.09.2023

c. Ausblick:

  • KGR-Tagung 23.09.2023: letzte Absprachen
  • Atempause am 22.10.2023
  • Gemeindewanderung am 15.10.23?
  • Vorschläge für die Jahresplanung 2024 (Brainstorming)

I/

B

Pfrin D. Kommer/ S. Buschle

Top 3

KGR-Dienst: 

Planung GD 2023 (Churchtools) Kirchkaffee im Oktober

A.Fessele

Top 4

Bauausschuss: 

  • Stand der Dinge
  • Übergabe Johannes-Gemeindehaus an die Gemeinde Gosheim
  • Machbarkeitsstudie: Weiteres Vorgehen

I/ 

D

B

K. Zielke,

Pfrin D. Kommer

Top 5

Kirchenpflege:

  • Anschaffung neuer Kopierer fürs Sekretariat 

I/ 

B

S. Buschle / Pfrin D. Kommer

Top 6

Kindergarten: Ferienplan 2023-24

Top 7

Verschiedenes: D. Kommer ist von 16. – 20. 10. auf Fortbildung

I

Top 7

Spät.

22:00 Uhr 

Gebet und Segen

M. Siedler

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Gedanken zum Sonntag

Predigt zum 10. Sonntag nach Trinitatis (Israelsonntag)

5. Mose 4, 5-8: Sieh, ich habe euch gelehrt Gebote und Rechte, wie mir der Herr, mein Gott, geboten hat, dass ihr danach tun sollt im Lande, in das ihr kommen werdet, um es einzunehmen. So haltet sie nun und tut sie! Denn darin zeigt sich den Völkern eure Weisheit und euer Verstand. Wenn sie alle diese Gebote hören werden, dann müssen sie sagen: Was für weise und verständige Leute sind das, ein herrliches Volk! Denn wo ist so ein herrliches Volk, dem Götter so nahe sind wie uns der Herr, unser Gott, sooft wir ihn anrufen? Und wo ist so ein großes Volk, das so gerechte Ordnungen und Gebote hat wie dies ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege? 

Liebe Mitchristen,

Kennen Sie Menschen, die im jüdischen Glauben aufgewachsen und beheimatet sind? Als Kind und Jugendliche kannte ich keine solchen Menschen. Als ich dann mit der Schule fertig war, bin ich für ein halbes Jahr nach Frankreich gegangen für ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem evangelischen Krankenhaus bei Paris. Dort sind mir zum ersten Mal Menschen jüdischen Glaubens begegnet: Die junge Mutter auf der Entbindungsstation, die ich zum Krankenhausgottesdienst einladen wollte. Und die älteren Menschen im jüdischen Viertel von Paris. Die haben sich im Restaurant von uns weggesetzt, weil sie es nicht ertragen konnten, dass wir deutsch reden. Das unendliche Leid, das wir Deutschen den Juden angetan haben, bekam durch diese kleine Begebenheit in einem Pariser Restaurant auf einmal ein Gesicht für mich. 

Jüdinnen und Juden haben ein Gesicht. Sie wohnen hier ganz in der Nähe. Vielleicht sind sie sogar unsere Nachbarinnen oder Kollegen. Es sind nur wenige, die ich hier kenne- auf dem Heuberg oder in Rottweil. wo es ja auch eine Synagoge gibt. Aber es gibt sie. 1990 lebten 30.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland. Heute sind es rund 200.000. Die meisten von ihnen sind aus der ehemaligen Sowjetunion zu uns nach Deutschland gekommen- manche erst vor einigen Monaten aus der Ukraine. Ich habe großen Respekt vor dem Vertrauen, das diese Menschen unserem Land entgegenbringen: Das Vertrauen darauf, dass wir Deutschen aus den dunklen Kapiteln unserer Geschichte gelernt haben und dafür Sorge tragen, dass es nie wieder so weit kommt. Werden wir diesem Vertrauen gerecht? 

Wie geht es uns mit den Jüdinnen und Juden, die hier bei uns leben? Haben wir sie überhaupt schon bemerkt, oder noch gar nicht wahrgenommen? Sind sie für uns einfach Andersgläubige oder können wir in ihnen unsere älteren Geschwister im Glauben erkennen- die, ohne dies unseren christlichen Glauben nicht gäbe? Und wie geht es den Jüdinnen und Juden hier in unserem Land? Ich denke an einen Mann jüdischen Glaubens hier in unserer Gegend. So wie viele Christinnen und Christen eine Halskette mit einem Kreuz tragen, so hat er eine Kette mit einem Davidsstern. Gerne möchte er die Kette so tragen, dass andere sie sehen können. Er will zu seinem Glauben stehen und ist bereit, mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen. Aber oft legt er die Kette dann doch ab oder trägt sie nur verdeckt. Es ist anstrengend, sich in unserem Land zum jüdischen Glauben zu bekennen. Und manchmal ist es sogar gefährlich. Die Gewalttaten gegen Menschen jüdischen Glaubens nehmen zu in unserem Land. Das ist ein Skandal. 

Gerade wir als Christinnen und Christen sind hier gefordert, uns dafür einzusetzen, dass Jüdinnen und Juden ihren Glauben in unserem Land ohne Angst und für alle erkennbar leben können. Denn die Bibel sagt uns: Dieses Volk Israel ist für die anderen Völker- also für uns- ein Vorbild im Glauben. In der Rede des Mose in 5. Mose 4, 5-8 heißt es: „Sieh, ich habe euch gelehrt Gebote und Rechte, wie mir der Herr, mein Gott, geboten hat, dass ihr danach tun sollt im Lande, in das ihr kommen werdet, um es einzunehmen. So haltet sie nun und tut sie! Denn darin zeigt sich den Völkern eure Weisheit und euer Verstand. Wenn sie alle diese Gebote hören werden, dann müssen sie sagen: Was für weise und verständige Leute sind das, ein herrliches Volk! Denn wo ist so ein herrliches Volk, dem Götter so nahe sind wie uns der Herr, unser Gott, sooft wir ihn anrufen? Und wo ist so ein großes Volk, das so gerechte Ordnungen und Gebote hat wie dies ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?“

Zwei Dinge werden hier genannt, die schon in vorchristlicher Zeit Menschen aus anderen Völkern beeindruckt haben, so dass sie sich als Gottesfürchtige gemeinsam mit dem Volk Israel dem Glauben an den einen Gott angeschlossen haben. Die erste Besonderheit ist die enge und persönliche Beziehung, die das Volk Israel zu seinem Gott hat- zu dem einen, dem einzigen Gott. Die zweite Besonderheit sind Gottes gute Regeln für ein gelingendes Leben- die 10 Gebote. Gott ist für die Menschen da. Gott wird erfahrbar in seinem Wort und in den Geboten, die er schenkt. Dieser Glaube verbindet uns – Christen und Juden. In der Bibel gibt es eine Geschichte, die in besonderer Weise für diesen Glauben steht: Die Geschichte, wie Gott sein Volk Israel aus Ägypten aus der Sklaverei befreit hat. Die Geschichte, wie Gott sein Volk durch die Wüste führt in das versprochene Land, und wie er ihnen unterwegs am Berg Sinai oder Horeb ganz nahekommt und ihnen die 10 Gebote schenkt. So etwas vergisst man nicht. So eine großartige Erfahrung der Befreiung und Begleitung erzählt man weiter; die Eltern ihren Kindern, von Generation zu Generation. 

Und so kommt auch Mose voll Begeisterung ins Erzählen, als er sich in seiner Rede an das Volk Israel wendet: Von lodernden Flammen am Berg Horeb, bis in den Himmel hinein. Von den Worten, die Gott dort am Berg zu seinem Volk gesprochen hat. Vom ewigen Bund, den Gott mit seinem Volk Israel geschlossen hat. Von den Gebotstafeln mit den 10 Geboten für ein gutes Leben in Gottes Welt. Mehr als all das braucht es nicht, sagt Mose. Denn was könnte es noch mehr geben als dieses großartige Versprechen: Ich, der eine und einzige Gott; ich will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein! Großartig, dass Gott seinem Volk Israel dieses Versprechen gegeben hat. Großartig, dass er seinem Volk die Treue hält bis zum heutigen Tag; ja, auch den Jüdinnen und Juden, die in unserem Land wieder Heimat gefunden haben. Großartig, dass wir, die Völker, mit hineingenommen sind in dieses Versprechen, durch Jesus Christus, Gottes Sohn, der ein Jude war. 

So müssen wir unser Heil nicht anderswo suchen. Es steht nicht in den Sternen und den astrologischen Horoskopen, wie unser Schicksal sein wird. Unser Leben steht allein in Gottes Hand. Er, der Gott Israels ist der eine und einzige Gott. Und durch unseren Herrn Jesus Christus haben wir, die Völker, von diesem Gott erfahren dürfen. Tragen wir diesen Glauben an den einen und einzigen Gott weiter. Und suchen wir das Gespräch mit unseren Mitmenschen, die auch an den einen Gott glauben- auch mit den Jüdinnen und Juden in unserer Nachbarschaft. Setzen wir uns dafür ein, dass auch sie ihren Glauben frei und offen leben können- ohne Angst vor Anfeindungen und Gewalt. Das wäre mein Wunsch: Dass der jüdische Mann, den ich hier in unserer Gegend kenne, seine Halskette mit dem Davidsstern mit derselben Selbstverständlichkeit offen und für alle sichtbar tragen kann wie wir als Christinnen und Christen eine Halskette mit einem Kreuz tragen. 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer