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Gedanken zum Sonntag

Sexagesimä

Das Reich Gottes wächst. Predigt am 04.02.2024

Liebe Mitchristen!

Das Reich Gottes wächst. Der Predigttext aus Markus 4, 26-29 lädt uns dazu ein, diese Perspektive einzunehmen, die uns in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen sonst manchmal verloren zu gehen droht. Aber das Reich Gottes wächst- auf seine Weise; auf Gottes Weise. Gott hat es in der Hand. Jesus erzählt dazu in Markus 4, 26-29 eine Geschichte. In dieser Geschichte sagt Jesus:

»Mit dem Reich Gottes ist es wie bei einem Bauern. Er streut die Körner auf das Land, dann legt er sich schlafen und steht wieder auf –tagaus, tagein. Die Saat geht auf und wächst –aber der Bauer weiß nicht, wie das geschieht. Ganz von selbst bringt die Erde die Frucht hervor. Zuerst den Halm, dann die Ähre und zuletzt den reifen Weizen in der Ähre. Wenn das Getreide reif ist, schickt er sofort die Erntearbeiter los, denn die Erntezeit ist da.«

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Das Reich Gottes wächst, sagt uns diese Geschichte. Es wächst, auch wenn wir oft nicht so viele im Gottesdienst sind wie heute, wo wir den Abschlussgottesdienst mit unseren Konfi 3+4- Kindern feiern. Wir legen den Samen. Wir bringen unsere Kinder zur Taufe. Zuhause beten wir mit ihnen. In der Schule gehen sie in den Religionsunterricht und hier in der Kirche zu Konfi 3+4 und später dann zum Konfirmandenunterricht. So legen wir den Samen. Wächst da etwas daraus? Kinder wachsen heran, werden Jugendliche und Erwachsene. Was bedeutet ihnen dieser Same dann noch? Was wird aus den Jugendlichen, die wir hier in der Kirche konfirmiert haben und die wir in unseren Gottesdiensten und Veranstaltungen kaum noch antreffen?

Menschen kehren der Kirche den Rücken. Manche haben allen Grund dazu, weil sie von der Kirche tief enttäuscht und verletzt wurden. Das soll und darf nicht sein. Passt es da noch, dass Jesus sagt: Das Reich Gottes wächst? Vieles an dem Bild, das Jesus hier verwendet, spricht mich gerade heute an: Das Reich Gottes wächst wie die Getreidepflanzen auf dem Acker. Wir Menschen leisten unseren Beitrag dazu, dass sie wachsen, indem wir das Feld bestellen. Das ist eine große Verantwortung, die wir hier haben. Aber das Wachsen und Gedeihen kann allein Gott schenken, so dass eine große Ernte eingefahren werden kann. Was mich auch anspricht: Das Reich Gottes wächst nicht immer sichtbar an der Oberfläche. Wie das Samenkorn im Boden, so wächst das Reich Gottes auch im Verborgenen. Tief unten in der Erde keimt es, dann bahnt es sich seinen Weg und wächst nach oben ans Licht, für alle sichtbar.

Ich denke an einen jungen Mann, der wieder in die Kirche eintreten möchte. Viel hat er über Gott und den Glauben erfahren in seiner Kindheit und Jugend. Dann kam die Zeit, als ihm das alles nichts mehr bedeutet hat und der der Kirche den Rücken kehrte. Durch Freunde kam er dann wieder zum Glauben. Gottes Liebe ist für ihn erfahrbar geworden durch diese Menschen. Nun möchte er wieder dazugehören zur Kirche. Das ist für mich ein Beispiel dafür, wie Gottes Reich wächst. Da zählt jeder Einzelne, der im Glauben neu Sinn und Halt für sein Leben findet.

Wir können viel dazu beitragen, dass Menschen diesen Weg finden- so wie die Freunde von diesem jungen Mann, durch die er wieder einen Zugang gefunden hat zum Glauben und zu seiner Kirchengemeinde. Diese Aufgabe haben wir als Christinnen und Christen- das Evangelium weiterzutragen und allem zu wehren, wo das Evangelium für eigene Zwecke und Vorteile missbraucht wird. Das Reich Gottes wächst- dazu können und sollen wir unseren Beitrag leisten. Aber machen können wir es nicht. Es liegt in Gottes Hand. Wachsen und Gedeihen kann nur er allein schenken. Das gilt draußen auf dem Acker genauso wie in der Kirche. Der Bauer in der Geschichte von Jesus weiß das. Und so kann er sich ruhig schlafen legen, nachdem er seinen Teil dazu beigetragen hat, das dort auf dem Feld etwas wachsen kann. Tragen wir unseren Teil dazu bei, dass Menschen einen Zugang zum christlichen Glauben finden können, und vertrauen wir auf Gott, der auch dort Wachsen und Gedeihen schenken kann, wo wir es nicht erwarten.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer