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Gedanken zum Sonntag

Gedanken zum Predigttext für Sonntag Rogate, 17. 05. 2020

Matthäus 6,5-15: Wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten:

Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Liebe Mitchristen!

„Beten wir gemeinsam!“ Unter diesem Motto läuten seit Beginn der Corona-Krise hier auf dem Heuberg jeden Abend um 19.30 Uhr die Kirchenglocken. Viele Menschen zünden dann in ihren Häusern eine Kerze an und beten ein Vaterunser. Eine konfessionsübergreifende Aktion ist das, die von allen Kirchengemeinden mitgetragen wird – von den katholischen genauso wie von unserer evangelischen. Und sie ist offen für jeden, unabhängig davon, zu welcher Kirchengemeinde er gehört, oder ob er überhaupt zu einer Kirchengemeinde gehört. Jeder kann mitmachen – jeder, der ein Vaterunser beten kann, und dem das in der jetzigen Situation wichtig ist. „Beten wir gemeinsam!“ Das Vaterunser verbindet uns. Wenn wir es beim abendlichen Glockenläuten sprechen, tun wir das gemeinsam, auch wenn wir nicht zusammen in einem Raum versammelt sind, sondern jeder in seiner eigenen Wohnung. 

Inzwischen sind Gottesdienste in den Kirchen wieder möglich. Aber alle gemeinsam werden wir in nächster Zeit nicht dort sein können. In unserer Kirche haben wir nur 21 Plätze für die Gemeinde, wenn wir zwei Meter Abstand voneinander halten, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Ab Pfingsten wollen wir es trotzdem probieren, unter diesen Bedingungen Gottesdienst zu feiern. Bis dahin läuten abends weiterhin die Glocken und laden zum Vaterunser Beten ein. Und wenn wir dann wieder in unserer Kirche Gottesdienst feiern und mit denen, die da sein können, das Vaterunser beten, dann werden wir während dieses Gebets auch läuten – für alle, die von Zuhause aus mit uns gemeinsam beten möchten. 

Gerade in dieser schwierigen Zeit lernen wir es neu: Beim Beten kommt es nicht darauf an, dass andere mitbekommen, dass ich jetzt gerade bete. Ich muss da niemandem etwas beweisen. Es reicht, dass Gott mitbekommt, dass ich bete. So wie es in unserem Predigttext heißt: „Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“ Wenn du betest, nimm dir Zeit. Komme zur Ruhe. Rede mit Gott. Baue eine Beziehung zu ihm auf. Denn es geht nicht darum, dass du ihm nur sagst, was du brauchst. Das weiß Gott längst. Es geht darum, dass du eine Beziehung zu Gott aufbaust, sie hegst und pflegst. Mach für dein Gebet dein Herz auf. Schau, was dich bewegt. Es kommt nicht auf die Menge der Worte an, sondern auf ihre Bedeutung. Dein Gebet wird nicht besser, nur weil du viel redest. 

So oder so ähnlich würde es Jesus vielleicht heute sagen. Und auch wenn die Allermeisten von uns sicherlich irgendwann einmal das Vaterunser gelernt haben – so zu beten, dass es wirklich von Herzen kommt, das geht nicht einfach so von alleine. Wer damit nicht vertraut ist, für den ist das zunächst einmal fremd und ungewohnt. Es wie, wenn ich ein Musikinstrument lerne oder mich an einer neuen Sportart probiere. Bis ich mich darin sicher fühle, braucht es Übung. In jedem Lebensalter kann ich so etwas Neues erlernen und damit anfangen. Das ist auch beim Beten so. Einfacher ist es, wenn ich schon in jungen Jahren damit anfange – als Kind oder Jugendlicher. 

Aus diesem Grund übe ich auch mit meinen Schülern im Religionsunterricht das Beten – auch und vor allem das Vaterunser. Manche sind schon vom Elternhaus her vertraut damit. Anderen ist das total fremd. Und: Sich Zeit zu nehmen und zur Ruhe zu kommen ist in einer lebhaften Schulklasse oft erst einmal schwer. Mit den Grundschülern sitze ich zum Stundenanfang im Kreis und höre ihnen erst einmal zu, was sie gerade bewegt. Jeder kommt zu Wort und darf eine Blume in die Mitte legen für das Schöne oder einen Stein für das Schwere. Das alles liegt dann vor uns. Wir bringen es zu Gott – unseren Dank und unsere Bitten. Dann beten wir gemeinsam das Vaterunser. Mit den älteren Schülern bete ich zum Schluss das Vaterunser. Dann, wenn alle Arbeitsblätter und Aufgaben weggepackt sind. Auch wenn wir damit nicht so weit gekommen sind, wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte. Auch wenn die Schüler nicht so bei der Sache waren, und ich mich über sie geärgert habe. Manchmal haben wir es nicht leicht miteinander, diese Schüler und ich.

Wir haben uns nun schon länger nicht mehr gesehen, meine Schüler und ich. Es sind keine Abschlussklassen dabei, die jetzt wieder an der Schule sind. Sie sind alle noch zuhause und versuchen, von dort aus zu lernen, so gut das eben geht. Ob das Vaterunser, das wir miteinander geübt haben, ihnen dabei eine Hilfe ist? Ich denke jedenfalls, es ist mehr wert als viele Arbeitsblätter, die ich verteilt habe. Und Manches, über das ich mich im Unterricht geärgert habe, sehe ich in der jetzigen Situation in einem anderen Licht. Manchmal bin ich diesen Schülern wohl auch nicht gerecht geworden. 

„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“, heißt es im Vaterunser. Bei Matthäus gibt es dazu noch eine Erläuterung: „Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“ Die Frage nach der Schuld und der Vergebung ist Matthäus besonders wichtig. Wir alle machen immer wieder Fehler und brauchen es immer wieder, dass uns andere vergeben. Wenn wir uns nicht vergeben können, müssen wir uns ständig mit schlechtem Gewissen begegnen, und wir kommen in eine zerstörerische Abwärtsspirale. Aber Gott holt uns raus aus dieser Abwärtsspirale. Durch Jesus Christus schenkt er uns seine Vergebung. Damit wir neu anfangen können, damit wir vergeben können – anderen Menschen und auch uns selbst.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer 

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Gedanken zum Predigttext für Sonntag Kantate, 10. 05. 2020

2. Chronik 5, 2-5+12-14: Da versammelte Salomo alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes des HERRN hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion. Und es versammelten sich beim König alle Männer Israels, und die Leviten hoben die Lade auf und brachten sie hinauf samt der Stiftshütte und allem heiligen Gerät, das in der Stiftshütte war; es brachten sie hinauf die Priester und Leviten. Und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen. Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den HERRN lobte: „Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig“, da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als das Haus des HERRN, sodass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes.  

Liebe Mitchristen!

Vom heutigen Sonntag an ist es wieder möglich, dass wir uns zum Gottesdienst versammeln in unseren Kirchen. Wir haben im Kirchengemeinderat lange darüber beratschlagt, wie wir damit umgehen. Schließlich sind wir zu dem Ergebnis gekommen: Die strengen Auflagen, die nötig sind, um den Gottesdienst so zu feiern, dass von ihm in der jetzigen Corona-Situtation keine Gefahr ausgeht, können wir für den 10. Mai noch nicht umsetzen. Wir brauchen noch etwas Zeit und starten später. 

Ganz grundsätzliche Fragen haben wir uns auch gestellt, als wir uns mit diesem Thema beschäftigt haben. Wir haben uns gefragt: Was braucht es, damit ein Gottesdienst wirklich ein Gottesdienst ist? Können wir gottesdienstliche Gemeinschaft erfahren, wenn wir uns nicht näher kommen können als zwei Meter? Wenn am Eingang jemand steht und jedem sagt, wo er jetzt sitzen soll? Und: Ist das wirklich ein Gottesdienst für uns, wenn wir nicht miteinander singen dürfen und der Posaunenchor nicht spielen darf? 

Wir haben gemerkt: Es gibt keine einfachen Antworten auf diese Fragen. Jeder hat hier seine eigene Grenze, was für ihn noch ein Gottesdienst sein kann und was nicht. Und jeder von uns weiß, dass all diese Auflagen, die uns beim Gottesdienst Feiern gemacht werden, wichtig sind, damit sich der Corona-Virus nicht weiter ausbreitet, damit Menschenleben gerettet werden. Und in den kommenden Wochen werden wir dann sicherlich einen Weg gefunden haben, wie wir unter diesen erschwerten Bedingungen trotzdem in unserer Kirche Gottesdienst feiern können und wollen. 

Einen Gottesdienst zu feiern, ohne miteinander singen zu können, das fällt schwer. Denn Singen ist der wohl schönste Dialekt des Dankens und der Freude und auch des Glaubens. Die Lieder in unseren Kirchen – sie singen von der Schönheit des Lebens, von der Rettung der Verlorenen, vom Sieg des Christus über alle Dunkelheiten. Sie singen davon, dass der Tod endlich abgewirtschaftet hat. Davon, dass noch etwas aussteht auf der anderen Seite des Lebens in Gottes neuer Welt. Von all dem können wir singen – auch wenn es uns manchmal schwerfällt, das alles zu glauben. 

Vieles, was wir singen, würden wir so nicht sagen können. Die Töne helfen einem über manche Fragen an die Texte hinweg. Sie überspielen sie, ohne sie deswegen zu übertünchen. Es ist ein Singen und ein Ringen, das doch nicht loskommt von der Hoffnung darauf, dass da jemand da ist, der uns sieht und will. 

Deswegen singen wir auch auf dem Friedhof, an diesem Ort, wo wir mit unserem Latein wirklich am Ende sind. Was nach dem Tod kommt, dafür fehlen uns die Worte. Davon können wir nur singen – und damit einen Vorgeschmack bekommen von dem großartigen Gesang in Gottes neuer Welt. Vielleicht hat Anna Magdalena Bach etwas von diesem Empfinden ausdrücken wollen, als sie ihrem Tagebuch anvertraute: „Die wirkliche Musik… erwarten wir doch bloß.“

Aber manchmal, da öffnet sich der Vorhang einen Spalt, wenn wir Musik erleben – im Gottesdienst, in einem Konzert, ja vielleicht auch zuhause beim Musik Hören oder mit einem Lied auf den Lippen. Manchmal öffnet sich der Vorhang einen Spalt, und wir erleben jetzt schon etwas von Gottes neuer Welt, von Gottes Nähe, die alles durchdringt in ihrer Harmonie, so wie die Klänge der Musik. So, wie es der Predigttext aus der 2. Chronik uns vor Augen und in die Herzen malt: „Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den HERRN lobte: „Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig“, da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als das Haus des HERRN.“ 

Manchmal hören wir auch heute in der Musik diese Himmelsstimme, die sich einen kurzen Moment in unserem Herzen einen Klangraum sucht. Töne, Klänge – sie sind unsichtbar und können doch einen Raum ganz einnehmen, sodass für nichts anderes mehr Platz ist, außer für Ohren, die hinhören. Luise Schottroff, die vor einigen Jahren verstorbene Theologieprofessorin, hat einmal eine sehr persönliche Erfahrung geteilt, wie Klänge und Töne ihr in schwersten Lebenswassern zum Rettungsanker und Hoffnungszeichen geworden sind. 

Sie schreibt: „Auch das verletzte Leben ist Leben voller Gesang. Ich habe ein Glück kennengelernt, das mich zum Singen gebracht hat – mitten in Erfahrungen der Nähe des Todes. Krankenhaus, Narkosen und Operationen, Schmerzen und Angst waren meine Welt geworden. Noch in den Narkoseträumen traf mich die Diagnose Krebs. Ich hatte Krebs vorher gefürchtet – wie wir alle. Ich hatte – wie wir alle – gedacht: Mich wird es schon nicht treffen. Nun hatte es mich getroffen. Dann kam die Genesungszeit. Frühjahr. Ein wunderbar sonniger März und April… ich hatte auf einmal ganz andere Augen… Unsere jüdischen Geschwister haben gesagt: „Wenn ihr in Not kommt, dann sprecht nicht: Wir wollen einen Krieg fechten, sondern der Herr wird für euch streiten und ihr sollt singen.“ Unsere Aufgabe ist es, zu singen, Gott zu loben und zu segnen.“

„Wenn ihr ihn Not kommt, sollt ihr singen.“ Das ist ein Satz, den ich mitnehmen möchte in die kommende Woche. Gerade jetzt in dieser Zeit, in der wir weiterhin mit Einschränkungen leben müssen und nicht miteinander im Gottesdienst singen können. Auch und gerade in dieser Zeit tut es gut, einfach mal aus vollen Herzen und aus voller Kehle ein Lied anzustimmen – Gott zum Lob und mir zur Freude.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer 

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Gedanken zum Predigttext für Sonntag Jubilate, 03. 05. 2020

Johannes 15, 1-8: Christus spricht: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.  

Liebe Mitchristen!

Wenn ich jetzt draußen in meinem Garten bin, dann staune ich, was da um diese Jahreszeit alles wächst und gedeiht. Der Rhabarber entwickelt innerhalb kürzester Zeit riesige Blätter. Der Johannisbeerstrauch, den ich im Herbst gepflanzt habe, ist angewachsen und trägt kleine hellgrüne Blüten. Die Dürre vom April macht den Pflanzen allerdings immer noch zu schaffen, auch wenn am Himmel jetzt wieder Wolken sind. Ja, wir müssen uns Sorgen machen um die Natur, um unsere Wälder, Wiesen und Felder und alle die, die davon leben. All das ist bedroht durch den Klimawandel, der ein brennendes Thema bleibt und uns vor noch größere Herausforderungen stellt als die jetzige Corona-Krise. 

So ist auch die Freude, die ich an meinem Garten habe, nicht ungetrübt. Trotzdem überwiegt bei mir das Staunen. Denn so eine Pflanze ist, von der Wurzel bis zum letzten zarten Trieb, ein wahres Kraftwerk. Bei manchen Pflanzen merkt man das, wenn man sie zu spät beschneidet. Dann tropft und fließt es aus der Schnittstelle. Ein solcher falscher Schnitt zur falschen Zeit schwächt die Pflanze oder kann für sie sogar zur tödlichen Wunde werden, an der die Pflanze sozusagen verblutet. Die Kraft, mit der jetzt um diese Jahreszeit der Saft in die Pflanzen steigt, ist nicht zu bremsen. 

Wenn Jesus in unserem Predigttext das Bild von der Weinrebe wählt, dann geraten wir in das Feld solcher ursprünglichen Kräfte hinein. Alles, was in der Bibel zu lesen ist, lässt die Tiefe ahnen, aus der der Glaube Kraft zieht. Vom ersten Wort des Schöpfers über die Mahnungen der Propheten bis zu dem Moment, wo die Jüngerinnen und Jünger ihr Brot teilen. All das hat auch für unser Leben heute Bedeutung und lässt uns immer wieder neu die Erfahrung machen: Gott schenkt uns Kraft zum Leben. Er ist die Kraftquelle, aus der wir schöpfen. Ohne ihn sind wir saft- und kraftlos – so wie die Reben, die vom Weinstock abgeschnitten sind. Sie haben keine Verbindung mehr zu der Wurzel, die die Nährstoffe aus dem Boden zieht, also verdorren sie. 

Ich denke, das ist ein einleuchtendes Bild. Ich möchte dazu noch ein Bild aus unserer Zeit dazustellen, ein Beispiel aus unserem Alltag. Es ist nun schon eine Weile her, da hat unsere Landeskirche die Pfarrämter mit neuen Computern ausgestattet. Auch ich habe ich so ein Gerät bekommen für mein Büro. Es kam dann ein Techniker, um mir diesen neuen PC einzurichten. Er hatte auch den Auftrag, den im Pfarramt vorhandenen Drucker an dieses neue Gerät anzuschließen. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass der neue Computer und der schon etwas ältere Drucker sich nicht miteinander kombinieren lassen. Da der Drucker nun keine Verbindung mehr zu meinem Computer hatte, war er für mich nutzlos geworden. Ich konnte nichts mehr mit ihm ausdrucken. Der Drucker hat für mich keine Frucht mehr gebracht – so wie die abgeschnittenen Reben des Weinstocks nutzlos geworden sind. Sie haben keine Verbindung mehr zur Wurzel des Weinstocks. Sie können nicht mehr weiterwachsen und keine Früchte mehr tragen. 

Aus welcher Wurzel beziehen wir unsere Kraft zum Leben? Auf welchem Grund stehen wir? Ich denke, es tut uns allen gut, uns immer wieder daran zu erinnern: Wir gehören zu Jesus Christus. Alles, was wir als Kirche und als Christen tun, muss kompatibel sein mit dieser Grundlage, sonst ist es vergebens. „Denn ohne mich könnt ihr nichts tun“. So sagt es Jesus Christus in unserem Predigttext. 

Das ist ein Anspruch, den wir an alle unsere Entscheidungen stellen müssen. Und Entscheidungen stehen ja an für uns als Kirche in einer sich verändernden Gesellschaft. Jetzt in der Corona-Krise sind sie manchmal von Tag zu Tag neu zu treffen: Ob wir wieder zum Gottesdienst in unserer Kirche zusammenkommen können und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Wie wir die Notbetreuung in unserem Kindergarten gut regeln können. Wie das Gemeindeleben weitergehen kann in diesen Zeiten. Aber bei allem, was zu entscheiden ist, bei allen Entscheidungen, die getroffen werden, ist das das Wichtigste: Dass wir das Wesentliche nicht aus dem Blick verlieren und nicht abgeschnitten werden von unserer Grundlage: Dem Glauben an Jesus Christus, unseren Herrn. 

Unser Predigttext macht uns hier Mut. Da verspricht uns Jesus Christus: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Unser Tun und unsere Entscheidungen werden nicht fruchtlos sein, wenn wir uns dieser Grundlage bewusst sind, wenn wir mit Jesus Christus in Verbindung bleiben. Dann werden wir auch untereinander in Verbindung bleiben können. Auch wenn sich das Gemeindeleben in vielen Bereichen weiterhin nur auf Abstand abspielen kann. Wenn wir die Verbindung mit Jesus Christus haben und aus diesem Glauben leben, dann wird es trotzdem möglich sein, dass Menschen unsere Gemeinden als Kraftorte erleben. Orte, an denen sie Kraft zum Leben finden – Kraft aus dem Glauben an Jesus Christus. Er ist der Weinstock, wir sind die Reben. 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer 

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Gedanken zum Predigttext für Sonntag Misericordias Domini, 26. 04. 2020

1. Petrus 2, 21b-25: Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen. Er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand. Der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte; nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet. Der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz – damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.  

Liebe Mitchristen!

„Pfarrer allein daheim.“ Unter diesem Schlagwort kam neulich im Fernsehen ein Bericht darüber, wie Pfarrer und Gemeinden in diesen Tagen Gottesdienst feiern, wenn sie nicht in den Kirchen zusammenkommen können. Im Bild war ein Pfarrer, der allein in seiner Kirche Gottesdienst hielt, und dabei von einem Kamerateam aufgezeichnet wurde. Bis vor wenigen Wochen hätte ich diese Szene äußerst befremdlich gefunden. Aber inzwischen gehört sie zu der „neuen Normalität“, die in den letzten Wochen über uns hereingebrochen ist. Auch ich mache es inzwischen so wie dieser Pfarrer und lade meinen Gottesdienst auf Youtube hoch, mit meinen Söhnen als Kameraleuten. 

Wie geht es Ihnen damit, wenn Sie als Gottesdienstraum nur noch Ihr Wohnzimmer haben – mit einer Lesepredigt aus dem Nachrichtenblatt, oder einem Youtube-Video von Ihrer Pfarrerin? „Es ist gut, dass ich wenigstens diese Videos habe“, hat mir neulich jemand aus unserer Gemeinde gesagt. „Aber wenn Sie da so alleine in der Kirche sind, das ist eben doch nicht dasselbe wie wenn wir da alle miteinander Gottesdienst feiern.“ Ich verstehe diese Person, die das gesagt hat. Mir geht es ja selber auch so. Und ich denke, wir werden alle sehr froh sein, wenn wir wieder in unseren Gotteshäusern zusammenkommen können zum gemeinsamen Gebet – selbst wenn es dann erstmal nur mit Mundschutz und auf Abstand möglich ist. 

Zum Glauben an Gott gehört die Gemeinschaft der Glaubenden mit dazu. Diese Gemeinschaft vermissen wir jetzt schmerzlich -nicht nur hier in unserer Gemeinde, sondern überall, wo sonst Menschen zusammenkommen, um gemeinsam ihren Glauben zu leben. Die Sehnsucht nach gemeinschaftlich gelebtem und erlebtem Glauben verbindet uns in diesen Zeiten über alle Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg. So wie es uns als Christen weh getan hat, dass wir zu Ostern keine gemeinsamen Gottesdienste feiern konnten, so tut es jetzt den Muslimen weh, dass sie den Fastenmonat Ramadan nicht mit gemeinsamen Feiern begehen können. Der Imam ist allein in der Moschee und die Pfarrerin ist allein in der Kirche – das Corona-Virus macht da keinen Unterschied.

Eine Pfarrerin oder ein Pfarrer allein in der Kirche, ohne Gemeinde – das ist ungefähr so wie ein Hirte ohne Schafe. Oder für die Gemeinde ist es vielleicht so ähnlich wie wenn Schafe keinen Hirten haben. In unserem Predigttext heißt es: „Ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“ Dieser Text ist geschrieben an Menschen, die in schwierigen Verhältnissen leben. Damals in den ersten christlichen Gemeinden waren das Menschen, die hart gearbeitet haben, und ihr Chef konnte mit seinen Mitarbeitern machen, was er wollte. Denn Arbeitnehmerrechte gab es damals gar keine. Die Mitarbeiter waren die Sklaven von ihrem Chef. 

Vielleicht war der Pfarrer oder Bischof von diesen Menschen sonntags auch allein in der Kirche. Denn diese Menschen mussten da vielleicht gerade Überstunden machen, wo sie eigentlich in den Gottesdienst gehen wollten. Der 1. Petrusbrief will diese Menschen ermutigen. Ihnen und uns ruft er zu: „Denkt daran, wer eigentlich euer Hirte und Bischof ist. Das ist nicht euer Gemeindepfarrer. Das ist Jesus Christus, der für euch am Kreuz gelitten hat. In seine Fußstapfen sollt ihr treten. Er ist der Hirte, und ihr seid die Schafe seiner Herde. Zu seiner Gemeinde gehört ihr, egal ob ihr euch sonntags zum Gottesdienst versammeln könnt oder nicht. Lebt die Gerechtigkeit, die er euch vorgelebt hat. Lebt nicht wie verirrte Schafe.“ 

Auch in unserer Zeit leben viele Menschen wie verirrte Schafe. Da gibt es Menschen, die verunsichert sind durch widersprüchliche Expertenmeinungen und Prognosen. Denn wer kann uns schon sagen, was wirklich hilft gegen dieses Virus, und wie lange wir noch mit Einschränkungen leben müssen? Da gibt es Menschen, die können es einfach nicht mehr aushalten, dass wir immer noch nicht zur Normalität zurückkehren können. Die Kinder sind enttäuscht, dass sie nicht endlich ihre Schulfreunde wiedersehen können. Wie soll man sich da zum Lernen motivieren? Die Eltern sind im Homeoffice oder in Kurzarbeit, am Ende ihrer Kräfte, geplagt von finanziellen Sorgen. Wie sollte es da keinen Streit geben in der Familie? 

Wir sind nur Menschen, und manchmal fühlen wir uns eben wie verirrte Schafe. Manchmal schaffen wir es nicht, die Gerechtigkeit zu leben, die Jesus uns vorgelebt hat. Seine Fußstapfen, in die wir treten sollen, erscheinen uns dann viel zu groß. Manchmal schaffen wir es nicht, so zu leben wie Jesus, „der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet.“ Manchmal werden wir unseren Mitmenschen eben nicht gerecht.

Wir sind nur Menschen. Mehr müssen wir auch nicht sein. Wir sollen die Gerechtigkeit leben und uns Jesus zum Vorbild nehmen. Aber wir sollen uns nicht verrückt machen mit dem, was wir nicht schaffen. Denn Jesus hat unsere Sünden getragen, bis ans Kreuz. Er hat uns befreit von der Last der Sünde und der Schuld. „Durch seine Wunden seid ihr heil geworden“, sagt uns der Predigttext aus dem 1. Petrusbrief. Dieser Brief ermutigt uns, dass wir uns nicht irre machen lassen in diesen verrückten Zeiten. Denn wir sind keine verirrten Schafe. Wir sind nicht allein, auch wenn wir nicht in unseren Kirchen zusammenkommen können. Wir haben Jesus Christus. Er ist unser Hirte und der Bischof unserer Seelen. 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer 

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Gedanken zum Predigttext für Sonntag Quasimodogeniti, 19. 04. 2020

Jesaja 40, 26-31: Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: „Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber“? Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass die auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden. 

Liebe Mitchristen!

Wann werden wir endlich zur Normalität zurückkehren? Diese Frage stellen sich viele Menschen in diesen Tagen. Seit 5 Wochen leben wir nun schon auf Abstand, mit eingeschränktem Bewegungsradius, herausgerissen aus unserem üblichen Alltag. Arbeit, Schule, Einkaufen, Freunde besuchen – all das ist seither völlig anders geworden oder findet gar nicht mehr statt. Und Gottesdienste gibt es nur noch online oder im Fernsehen. Irgendwann fällt einem da doch mal die Decke auf den Kopf. Irgendwann ist es doch wirklich genug. Wie lange noch, Gott? So bete ich, wenn es mir zu viel wird. 

Und, was mir auch hilft: Ich gehe raus in die Natur. Zum Glück leben wir hier ja in einer wunderschönen Landschaft, in der es jetzt im Frühling überall grünt und blüht. Ein blühender Baum, eine Blume am Wegesrand oder das erste, frische Grün an den Bäumen –  das vertreibt die dunklen Gedanken. Ich komme in Bewegung und mache mich auf den Weg. Wenn ich die Augen offenhalte, entdecke ich dabei immer neue Überraschungen. Da entpuppt sich der unscheinbare Stein auf dem Weg bei genauem Hinsehen auf einmal als versteinerter Ammonit. Ich muss nur genau genug hinschauen. Und wenn ich den steilen Anstieg geschafft habe und oben auf dem Heuberg bin, dann kann ich wieder freier durchatmen. Hier reicht die Weite der Landschaft bis zum Horizont. Mein Blick geht unwillkürlich nach oben – in das unendliche Blau des Himmels, wo die Wolken ziehen. 

„Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“ Diesen Ratschlag gibt unser Predigttext an Menschen, die in schwierigen Zeiten leben. Menschen, die herausgerissen sind aus ihren vertrauten Lebenszusammenhängen. Menschen, die sich voller Sehnsucht fragen: Wann dürfen wir endlich wieder unser normales Leben leben? Menschen, die in der Gefahr sind, die Hoffnung aufzugeben. Zu lange geht das alles schon so. Und Gott hilft nicht aus dieser Not. Diese Resignierten sagen: „Mein Weg dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber.“ 

Es sind die Israeliten, die nach Babylon verschleppt worden sind. Zu gerne möchten sie wieder Gottesdienste feiern im Jerusalemer Tempel. Zu gerne möchten sie wieder ihren Alltag leben in Jerusalem, in dieser Stadt, in der das Leben pulsiert. Aber es geht nicht. Sie sind in Babylon. Sie sehen sich fremdbestimmt in einer Umgebung, die nicht ihr Land ist, in der andere, ungewohnte Regeln gelten. Schmerzhaft haben sie erfahren, wie verletzlich sie sind, dass sie ihr Schicksal nicht selbst in der Hand haben. Und Gott lässt das zu. Warum? Der Prophet, der im Buch Jesaja zu diesen gebeutelten Menschen spricht, speist sie nicht mit einfachen Antworten ab. Warum Gott das zulässt, bleibt offen. „Sein Verstand ist unausforschlich“, sagt der Prophet. Wir verstehen Gottes Wege mit uns nicht immer. Manchmal sind seine Gedanken für uns einfach eine Nummer zu groß. Das gilt es auszuhalten, in jeder Krisenzeit. Aber das heißt eben nicht, dass wir unseren Glauben an den Nagel hängen und die Hoffnung auf Gott aufgeben sollen. Denn Gott wird nicht müde und matt, so wie wir Menschen. Gott kann helfen. Es gibt einen Weg aus der Krise. Gott weiß den Weg, auch für uns. 

Das sind schöne Worte, könnte man nun sagen. Aber wo wird das für mich spürbar und erfahrbar? „Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“ sagt der Prophet aus der Bibel. Schaut den Himmel an in seiner unendlichen Weite. Schaut, wie dort bei Tag die Wolken ziehen und bei Nacht die Sterne funkeln. Unzählige sind es. Und je mehr wir den Weltraum erforschen können mit modernster Technologie, umso mehr geraten wir ins Staunen über all die unentdeckten Geheimnisse, die dort noch auf uns warten. Für Gott sind das keine Geheimnisse. Er kennt das alles schon – den ganzen Weltraum, von Anfang an. Er kennt jeden Stern, er „ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.“ 

Diese Worte aus unserem Predigttext sind uns vertraut aus dem Lied „Weißt du wieviel Sternlein stehen“. Vielleicht sind Sie mit diesem Lied in den Schlaf gewiegt worden, als Sie noch klein waren. Oder Sie haben es gesungen am Bett ihres Kindes. Der Prophet aus dem Jesajabuch hätte sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, dass seine Worte später einmal zum Gute-Nacht-Lied werden. Ein Lied für die Kleinen, ein Lied für die Müden. Ein Lied für uns alle. Denn klein und müde fühlen sich nicht nur Kinder. Das weiß auch der biblische Prophet in unserem Predigttext. „Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen“, sagt er. „Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass die auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ 

Dieses Ausharren, von dem der Prophet da redet, was ist damit gemeint? Gemeint ist diese Sehnsucht, dieses inneres Wissen: Gott ist am Horizont. Der Himmel über mir ist nicht leer. Gott ist am Werk – auch dort, wo ich es jetzt noch nicht erkennen und verstehen kann. Ich vertraue darauf, dass Gottes schöpferische Kraft Zukunft schafft – auch für mich. Frei wie ein Vogel, stark wie ein Adler kann ich sein, wenn ich dieses Vertrauen in Gott habe. Dann kann ich meine Ängste loslassen und beruhigt einschlafen, wie ein kleines Kind beim Wiegenlied der Mutter. 

Gerade in schwierigen Zeiten haben Menschen erleben dürfen, dass Gott ihnen diese neue Kraft schenkt, ja sogar in aus menschlicher Sicht völlig auswegslosen Situationen. Ich denke an den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Vor 75 Jahren ist er im KZ Flossenbürg hingerichtet worden. Aus seinem Glaubensbekenntnis können wir auch heute Kraft und Zuversicht schöpfen: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer 

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Gedanken zum Predigttext für Ostersonntag, 12. 04. 2020

1. Korinther 15, 20-28: Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in der für ihn bestimmten Ordnung: als Erstling Christus, danach die Christus angehören, wenn er kommen wird, danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er vernichtet hat alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt. Denn er muss herrschen, bis Gott „alle Feinde unter seine Füße gelegt hat“ (Psalm 110,1). Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Denn „alles hat er unter seine Füße getan“ (Psalm 8,7). Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.

Liebe Mitchristen!

Dieses Osterfest ist anders als wir es gewohnt sind. Kein Ostereiersuchen beim Osterspaziergang in großer Familienrunde, keine Verwandtenbesuche, keine Fahrten zu den beliebten Ausflugszielen. An Festtagen wie heute treffen uns die Einschränkungen, die zur Eindämmung des Corona-Virus notwendig sind, besonders hart. Denn Ostern ist nur einmal im Jahr. Und wir haben unsere vertrauten Abläufe, wie wir dieses Fest im Kreise unserer Familie oder unserer Freunde Jahr für Jahr feiern – vielleicht schon seit unserer Kindheit. Dieses Osterfest reißt uns heraus aus unseren vertrauten Abläufen. Nichts ist mehr selbstverständlich und wie immer. Das ist verstörend. 

Und doch sind wir gerade mit dieser Erfahrung ganz nahe dran an dem, was Ostern eigentlich war, ist und sein will: Ein Tag, der uns aus unseren gewohnten Abläufen herausreißt. Ein Tag, der uns mit verstörenden Erfahrungen konfrontiert. Ein Tag, an dem es um Leben und Tod geht – oder besser gesagt: Um Tod und Leben. Am Ostermorgen sind drei Frauen zu Jesu Grab gegangen, um Jesus die letzte Ehre zu erweisen. Es muss zutiefst verstörend für sie gewesen sein, dass ihr geliebter Verstorbener nicht mehr im Grab war. Stattdessen ist da ein Engel und redet von Auferstehung. Alles, was für sie bisher selbstverständlich war und nicht in Frage gestellt werden konnte, ist nun auf den Kopf gestellt. Tot ist tot. Von den Toten ist noch keiner zurückgekommen. Gilt das noch? Oder ist das jetzt außer Kraft gesetzt? 

„Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind“, schreibt der Apostel Paulus der jungen christlichen Gemeinde in Korinth. Auferstehung von den Toten, das konnten die Korinther sich genauso wenig vorstellen wie wir heute. Alle Menschen sind sterblich. Das war schon immer so. Und wenn man die ganze Geschichte der Menschheit durchgeht und bei Adam anfängt. Daran ist nichts zu rütteln. 

Aber Paulus sagt: Was da bei Adam angefangen hat, das ist jetzt anders. Mit Jesus Christus fängt etwas Neues an. Er ist der erste Mensch, der von den Toten auferstanden ist. Damit ist etwas Neues in die Welt gekommen, eine unglaubliche Hoffnung, die es so noch nie gegeben hat. Eine Hoffnung, die stärker ist als der Tod. Denn wenn Jesus Christus auferstanden ist von den Toten, dann werden wir alle eines Tages auferstehen von den Toten. Jesus Christus, er ist der Erste, er ist der Kopf dieser Bewegung. Martin Luther vergleicht das mit einer Geburt: „Christus als das Haupt ist durch. Wie die Weiber sagen, ist des Kindes Haupt geboren, dann hat’s nicht not.“ 

„In Christus werden alle lebendig gemacht“, schreibt Paulus der Gemeinde in Korinth in ihren Zweifeln und Ängsten. Wenn es so weit ist, dann passiert Revolutionäres im Himmel und auf der Erde. Alle Obrigkeit wird abgesetzt – die braucht es dann nicht mehr. Alle Herrschaft und Gewalt wird entmachtet – die gibt es dann nicht mehr. Schließlich wird der Tod als letzter Feind und mächtigster Gegenspieler des Lebens vernichtet. Dann werden Gott der Vater und der Sohn vereint sein, „damit Gott sei alles in allem“. 

Eine großartige Zukunftsvision ist das, die Paulus uns da vor Augen stellt. Aber noch ist es nicht so weit. Bis dahin wird noch gestorben, alt und lebenssatt oder jung und lebenshungrig. Der Tod ist ein höchst vitaler Feind. Mitten ins Leben bricht er herein, in unsere scheinbar so sichere Welt. Trotz aller Technologie und allem wissenschaftlichen Fortschritt. An dieser schmerzlichen Wahrheit kommen wir nicht vorbei. Jetzt in der Corona-Krise steht sie uns deutlich vor Augen. 

Paulus will diese schmerzliche Wahrheit nicht schönreden. Er schreibt auch gegen eine Verharmlosung des Todes. Aber trotz allem, was an Schrecklichem passiert und noch passieren wird: Die grandioseste Verheißung, die alles Begreifen übersteigt, steht! Da geht es nicht nur um meine persönliche Sehnsucht nach Auferstehung. Da geht es um ein weltumspannendes Ereignis, um die Vernichtung der Macht des Todes, um die Befreiung der ganzen Schöpfung. „Damit Gott sei alles in allem“. Man könnte nun sagen, diese grandiose Zukunftsvision ist wohl eine Nummer zu groß für uns heute. Was hat sie mit unserem Leben zu tun, in dieser von der Corona-Krise gebeutelten Welt? 

Ich denke an die Menschen in Italien, in diesem vom Corona-Virus besonders schlimm betroffenen Land. Sie hängen Plakate in ihre Fenster, auf denen steht: „Alles wird gut“. Ich denke an die Kinder in unseren Ortschaften. Sie malen einen Regenbogen ans Fenster – das Zeichen der Hoffnung: Nach Unwetter und Gefahr kommt wieder Sonnenschein und Freude. 

Das alles sind für mich Osterzeichen. Sie stehen dafür, dass wir von der Zukunft her leben. Dass wir getragen sind von dieser Hoffnung, dass Gott alles zu einem guten Ende führen wird. Auch wenn wir es jetzt noch nicht erkennen können. Auch wenn wir selber die Welt nicht retten und den Tod nicht beseitigen können. Das müssen wir auch nicht. Unsere menschlichen Möglichkeiten sind begrenzt. Was wir im Rahmen dieser Möglichkeiten tun können, das sollen wir tun. Mehr musss es nicht sein. Das „Alles“ ist uns in dieser Welt nicht versprochen. Wir sind Fragment. Gott wird sein alles in allem – und das genügt. Das gibt uns Grund, zu glauben, zu hoffen, zu lieben – auch über den Tod hinaus. So können, so sollen wir fröhlich Ostern feiern – auch wenn dieses Jahr das Osterfest so ganz anders abläuft als wir es gewohnt sind. 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer 

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Gedanken zum Sonntag

Gedanken zum Predigttext für Gründonnerstag, 09. 04. 2020

2. Mose 12, 1-4+6-8+11-14: Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland: Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein, und von ihm an sollt ihr die Monate des Jahres zählen. Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus. Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er’s mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können. Und ihr sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Versammlung der Gemeinde Israel schlachten gegen Abend. Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und dem Türsturz damit bestreichen an den Häusern, in denen sie’s essen, und sollen das Fleisch essen in derselben Nacht, am Feuer gebraten, und ungesäuertes Brot dazu und sollen es mit bitteren Kräutern essen. 

So sollt ihr’s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es in Eile essen; es ist des HERRN Passa. Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter. Ich bin der HERR. Dann aber soll das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen, und die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage. 

Liebe Mitchristen!

Menschen sterben. Im heutigen Predigttext aus 2. Mose sind es die Erstgeborenen, die jede Familie zu beklagen hat. Ihr Sterben ist eine der 10 Katastrophen, die über Ägypten kommen, als das Volk Israel dort in der Sklaverei gefangen war. Solche Katastrophen, die Menschenleben kosten, sind uns heute näher gerückt. Täglich hören wir neue Nachrichten über die Ausbreitung des Corona-Virus, der seine Opfer fordert. Manchmal gelingt es, dass wir uns darüber informieren können, ohne dass es uns persönlich zu schaffen macht. Und es ist wichtig, dass wir das können. Nicht die schlechten Nachrichten sollen die Oberhand über uns haben, sondern das Vertrauen auf Gott, der in den Höhen und Tiefen des Lebens unser Begleiter und Helfer ist. 

Und doch können und sollen diese Nachrichten niemanden ganz kalt lassen. Immer wieder gibt es auch bei mir welche, die mir richtig an die Nieren gehen. Das Altenheim in Wolfsburg zum Beispiel, in dem der Corona-Virus ausgebrochen ist und so viele Todesopfer gefordert hat. Ich kenne dieses Altenheim. Meine Großmutter hat dort ihren Lebensabend verbracht, bis zu ihrem Tod vor 7 Jahren. Vielen von Ihnen wird es bei der einen oder anderen Nachricht so gehen. Da geht es auf einmal um Orte und Personen, die ich kenne, zu denen ich einen Bezug habe in meinem Leben. Was kann ich tun, dass nicht die schlechten Nachrichten die Oberhand bekommen bei mir? Dass nicht Angst und Verzweiflung regiert in meinem Leben, sondern das Vertrauen auf Gott? 

Die Israeliten sind nicht in Angst und Verzweiflung versunken, damals in Ägypten. Ihre Lage war aussichtslos. Sie waren Sklaven, die unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit verrichten mussten. Wer nicht mehr konnte, blieb auf der Strecke. Ein Menschenleben zählte da nichts. Alle Verhandlungen, die Mose schon mit dem Pharao geführt hatte, waren vergeblich gewesen. Auch die vielen Katastrophen, die sein Land schon erschüttert hatten, konnten das Herz dieses mächtigen Herrschers nicht erweichen. Die Israeliten blieben in Ägypten gefangen. Aber die Hoffnung haben sie nicht aufgegeben. Sie haben festgehalten am Glauben an Gott. Gott, dem es richtig an die Nieren geht, wenn Menschen leiden. Gott hat die Israeliten aus dieser tödlichen Lage herausgeholt und in die Freiheit geführt. 

Bevor die Israeliten bei Nacht und Nebel aufbrechen, gibt es noch etwas zu Essen. Sie haben keine Zeit, um ein richtiges Essen zuzubereiten. Ihre letzte Mahlzeit in Ägypten ist eher improvisiert. Da wird dann eben ohne Hefe und Sauerteig Brot gebacken, weil es so schneller geht. Das Bündel ist schon geschnürt, und der Wanderstock in der Hand.  Für das Lamm, das sie schlachten und braten, nehmen sich die Israeliten in ihrer Aufbruchstimmung aber doch Zeit. Mit seinem Blut bestreichen sie die Türpfosten ihrer Häuser. Das hilft gegen das Sterben, gegen diesen plötzlichen und unheimlichen Tod aller Erstgeborenen. 

Krankheiten, gegen die kein Kraut gewachsen war – die Israeliten kannten das, was wir heute auch wieder erleben müssen. Mit dem Blut des Passa-Lamms setzten sie ein Zeichen gegen die Angst und die Verzweiflung. Es ist ein Zeichen, das Gott ihnen gegeben hat. Ein Zeichen, das ihnen sagt: Ihr sollt leben. Auch wir haben von Gott ein solches Zeichen bekommen – Jesus Christus, Gottes Sohn, der am Kreuz sein Blut für uns vergossen hat. Johannes der Täufer sagt über ihn: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Joh 1,29) 

Am heutigen Gründonnerstag denken wir daran, wie Jesus Christus am Abend vor seinem Tod mit seinen Jüngern zusammen das Passah-Mahl gefeiert hat. Die alte Geschichte, wie Gott sein Volk Israel aus der Sklaverei befreit hat, ist ihnen ganz nahe an diesem Abend. Gerade auch Jesus geht sie an die Nieren. Er denkt daran, dass er ans Kreuz gehen und sterben wird. Angst und Verzweiflung wollen die Oberhand gewinnen bei ihm. Sie treiben ihn um, bis er spät am Abend beim Gebet im Garten Gethsemane seinen Frieden machen kann damit, dass sein Weg ans Kreuz führt. 

Gottes Wege mit uns führen nicht immer nur geradeaus. Manchmal sehen wir nicht einmal hinter die nächste Wegbiegung. Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Vielleicht ist das auch Ihr Lebensgefühl in der jetzigen Krisensituation. Auch für uns heute gilt das Vermächtnis, das Jesus seinen Jüngern am Abend vor seinem Tod mit auf den Weg gegeben hat. Im Vertrauen auf Gott, der retten kann, selbst aus auswegslosen Situationen wie der Sklaverei in Ägypten. Im Vertrauen auf diesen Gott reicht Jesus seinen Jüngern Brot und Wein und sagt: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ 

Auch wenn wir das Abendmahl heute nicht miteinander feiern können – diese Worte gelten auch und gerade für uns. Gott führt uns in die Freiheit. Frei von Sünde und Schuld, frei von Angst und Verzweiflung dürfen wir leben. Wenn uns die aktuellen Nachrichten erschrecken und wir nicht wissen, was die Zukunft bringt, dann rufen wir uns doch immer wieder in Erinnerung: Die Zukunft steht in Gottes Hand. Gott ist für uns da – an jedem neuen Tag.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer 

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Gedanken zum Sonntag

Gedanken zum Predigttext für Palmsonntag, 05. 04. 2020

Markus 14, 3-9: Und als Jesus in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander. Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. 

Liebe Mitchristen!

Wie geht es Ihnen gerade jetzt, wo Sie diese Predigtgedanken lesen? Ist es Sonntagmorgen, weil für Sie der Sonntag der Tag des Gottesdiensts und der Andacht ist? Oder ist für Sie gerade ein anderer Zeitpunkt wichtig und richtig, um zur Ruhe und zu Gott zu finden? Sind Sie allein oder können Sie in Gemeinschaft beten und auf Gottes Wort hören? Haben Sie sich bewusst dazu entschlossen, jetzt diese Predigtgedanken zu lesen, oder sind Sie eher zufällig hier hängen geblieben? 

Unsere gottesdienstliche Gemeinschaft hat sich radikal verändert, seit wir durch die Corona-Krise nicht mehr sonntagmorgens in der Kirche zusammenkommen können. Wir wollen einladen. Wir wollen offen sein für alle. Aber Manche haben wir damit nicht erreicht. Manche haben sich nicht in unsere Gottesdienste getraut, auch wenn wir keine verschworene Gemeinschaft sein wollen, sondern eine offene und einladende. Vielleicht haben diese Menschen es jetzt leichter, wenn sie die Predigt und die Gebete schwarz auf weiß vor sich haben, und der Gottesdienst auf unserer Homepage nur einen Mausklick entfernt ist. Ich weiß es nicht. Jedenfalls möchte ich es Ihnen wünschen, wenn Sie zu diesen Menschen gehören. 

Es ist ein Segen, dass es die Medien gibt, über die wir auch in dieser Zeit in Kontakt bleiben können – die Zeitung und unsere lokalen Nachrichtenblätter hier vor Ort, die Homepage unserer Kirchengemeinde, und die Netzwerke, die wir über Email, WhatsApp und Telefon aufgebaut haben. Allen, die daran mitarbeiten und dafür sorgen, dass wir so in Verbindung bleiben, möchte ich herzlich danken. Vieles können wir so miteinander tun – ja, auch Gottesdienst feiern und Andacht miteinander halten. Im Singen, Beten und auf Gottes Wort hören bleiben wir verbunden. 

Und doch – Manches ist auch nicht möglich. Taufe und Abendmahl gibt es jetzt nur noch bei Lebensgefahr. Konfirmanden bei der Konfirmation die Hand auflegen zum Segen ist auch nicht möglich. Das alles muss verschoben werden auf später. Das tut mir weh. Und gerade weil es mir weh tut, merke ich, wie wichtig das für mich ist: Diese Sakramente und Rituale, die oft mehr sagen als viele Worte. Weil wir dabei noch auf einer ganz anderen, viel tieferen Ebene angesprochen werden, wenn Gottes Nähe für uns auch körperlich spürbar wird. 

Gottes Nähe wird für mich spürbar im Geschmack von einem Stück Brot und einem Schluck Wein beim Abendmahl. Gottes Nähe wird spürbar in der Wärme der Hand, die mich berührt und segnet. Nähe und persönliche Zuwendung, die körperlich spürbar wird. Davon erzählt auch der Predigttext für den Palmsonntag. Da ist eine Frau, die Jesus körperlich nahekommt. Sie salbt seinen Kopf mit Öl. 

Eigentlich ist Jesus gerade mit Anderem beschäftigt. Er ist bei Jemanden zum Essen eingeladen. Offen und einladend für alle ist das nun absolut nicht. Man könnte sich vorstellen, an der Tür hängt das Schild: Geschlossene Gesellschaft. Aber diese Frau traut sich, durch diese Tür zu gehen. Sie geht zu Jesus. Auch wenn es für sie so aussehen muss, als ob das eine verschworene Gemeinschaft ist, die ihn da umgibt.

Sie kommt mit ihrer Parfümflasche. Kostbares Nardenöl ist da drin. Das war weit und breit das teuerste Duftöl, das es damals gab. 300 Silbergroschen ist es wert, erfahren wir. Das war damals das Jahreseinkommen eines einfachen Arbeiters. Das Jahreseinkommen! Das muss man sich vorstellen. In unserer Zeit wären das mindestens 20.000 €. Und dieses Geld verbrennt sie einfach, wirft es zum Fenster raus, leert es Jesus über den Kopf. Komplett, die ganze Parfümflasche. Alles auf einmal, in einem Schwall. Sie bricht den Flaschenhals auf, der seinen kostbaren Inhalt sonst nur tröpfchenweise preisgeben würde. Kein Wunder, dass sich da Widerstand regt: Das Geld hätte man doch besser den Armen geben sollen! 

Ich finde, dieser Einwand wiegt schwer. Da gibt es Menschen, die jeden Tag schauen müssen, wie ihnen das Geld reicht zum Lebensnotwendigen. Arme habt ihr allezeit, sagt Jesus in unserem Predigttext. Das ist die traurige Wahrheit, bis heute. Ich finde es wichtig, dass wir gerade in dieser schwierigen Zeit die Armen nicht vergessen, denn die jetzige Krise trifft sie doppelt hart. Ich denke an die sozial Schwachen, die auf den Tafelladen in Trossingen angewiesen sind. Dort gibt es in letzter Zeit nicht mehr viel zu kaufen, es fehlt an Grundnahrungsmitteln. Vielleicht können Sie ja helfen mit einer Spende. 

Arme habt ihr allezeit, sagt Jesus. Und er weiß auch: Die Armen sind darauf angewiesen, dass wir ihnen Gutes tun. Das ist wichtig. Aber die Sorge um die Armen soll uns nicht den Blick verstellen für das Besondere und Einzigartige. Auch die vielen anderen Sorgen, die wir uns jetzt in dieser Krise machen, sollen uns diesen Blick nicht verstellen. Mich habt ihr nicht allezeit, sagt Jesus. Er weiß, was ihn erwartet – Folterqualen, Schmerzen und Tod. Er weiß, diese Frau salbt ihn zu seinem Begräbnis. Im Blick auf all das Schwere, was er zu erleiden hat, gönnt Jesus sich diesen besonderen Moment der persönlichen Zuwendung. Er genießt die Nähe dieser Frau und den wunderbaren Duft ihres kostbaren Öls. 

Den Moment genießen in schwerer Zeit. Das ist das, was wir hier von Jesus lernen können. Für unseren nächsten Gemeindebrief sammeln wir solche Hoffnungszeichen: Das, was Menschen in diesen Tagen Hoffnung gibt und Freude bereitet. Viel könnte das sein: Vielleicht ein Lächeln oder ein gutes Wort, ein Sonnenstrahl oder eine Begegnung – auch auf Abstand oder über die Medien. Ich lade Sie ein, Augen, Ohren und alle Sinne offen zu halten für solche besonderen Momente, die Gott uns auch in dieser Zeit schenkt, wo wir auf Vieles verzichten müssen, was uns lieb geworden ist. Vielleicht gelingt es uns ja dadurch, auch in den unscheinbaren Dingen und Ereignissen etwas zu entdecken von dem Glanz und der Schönheit, die Gott in unser Leben bringen will.  

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer 

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Gedanken zum Sonntag

Gedanken zum Predigttext für den Sonntag Judika, 29. 03. 2020

Hebräer 13, 12-14: Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. 

Liebe Mitchristen!

„Suchet der Stadt Bestes und betet für sie!“ Dieses Bibelwort aus Jeremia 29, 7 hat uns unser Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July ans Herz gelegt in diesen Tagen, in denen sich der Coronavirus immer weiter ausbreitet. Es beeindruckt mich, wie viele Menschen unter uns sind, die das ganz praktisch umsetzen und mit Leben füllen. Menschen, die ihren älteren Nachbarn ihre Unterstützung anbieten. Menschen, die sich zusammentun, um die Betreuung der Kinder privat zu organisieren. Menschen, die ganz neue Ideen entwickeln, wie wir miteinander in Kontakt bleiben können, ohne dass wir durch die persönliche Begegnung die Gesundheit unseres Gegenübers gefährden. Die neuen Medien und das Internet sind dabei ganz wichtig. Aber auch die Glocken unserer Kirchen hier auf dem Heuberg, die jeden Abend um 19.00 Uhr zum Gebet einladen, und auch sonntags zu den üblichen Gottesdienstzeiten. 

„Suchet der Stadt Bestes und betet für sie!“ Mir selber fällt es nicht leicht, dieses Gebet für unsere Ortschaften, unser Land und unsere Welt nun nicht mehr in der Kirche zu verrichten, sondern zuhause am Esszimmertisch. Es hilft, wenn ich dabei eine Kerze anzünde. Ich stelle sie ins Fenster. Vielleicht können die Nachbarn sie so sehen. Leichter fällt es mir, wenn wir zu Mehreren um den Esszimmertisch versammelt sind, wie wenn ich dort allein sitze. Aber auch allein ist es möglich. Ich weiß mich dann verbunden mit den anderen Menschen hier in unseren Ortschaften und Kirchengemeinden, die jetzt gerade auch die Glocken hören, auf die brennende Kerze in ihrem Fenster schauen und beten. 

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ So sagt es der Predigttext aus dem Hebräerbrief. Wir haben in dieser Welt keine Garantie darauf, dass alles so bleibt, wie es ist. Dass wir am Wochenende in einen Gottesdienst gehen können, ins Fußballstadion, ins Konzert oder in unser Lieblingsrestaurant. Das alles war ganz selbstverständlich für uns alle. Niemand hätte gedacht, dass das jemals anders werden könnte. Und doch ist es jetzt so gekommen. Unser Predigttext bringt das auf den Punkt: „Wir haben hier keine bleibende Stadt“. Stattdessen sind wir unterwegs auf der Suche nach dem, was unserem Glauben Hoffnung und Zukunft gibt. Im Glauben leben heißt: sich in Bewegung setzen. Neue Wege suchen, wie wir mit den Herausforderungen unserer Zeit leben können. Und dabei nicht den Mut verlieren, sondern auf Gott vertrauen. Er ist unsere Zukunft. 

Auf den ersten Seiten der Bibel ist von einem Mann und einer Frau die Rede, die den Aufbruch wagen. Abraham und Sara verlassen ihre Heimat, ihre Familie, ihre Gewohnheiten. Sie wagen den Aufbruch in die Fremde. Interessant ist dabei, dass gerade dieser Mann zum Urvater des Glaubens wird. Abraham weiß genauso wenig wie Sara, was sie erwartet. Einzig im Vertrauen auf Gott begeben sie sich auf den Weg. In ihrem Herzen die Zuversicht, dass Gott mit ihnen ist. Das reicht ihnen. Das ist ihre Hoffnung. Darauf setzen sie ihr Vertrauen. Das macht sie stark und selbstgewiss. Da ist es egal, wo und wie sie ankommen werden. Ihr Glaube, ihr Vertrauen zu Gott setzt sie in Bewegung. 

Machen wir uns hoffnungsvoll auf und suchen wir nach der zukünftigen Stadt – in einer Welt, in der neue Formen des christlichen Miteinanders nötiger werden denn je. In einer Zeit, die uns vor ungeahnte Herausforderungen stellt – und die größte Herausforderung ist wohl die, dass wir die Hoffnung nicht sinken lassen. Aus der Erstarrung aufbrechen, sich für unsere Mitmenschen stark machen, Trost und Hoffnung verbreiten, sichtbar unseren Glauben leben. All das ist jetzt mehr gefragt denn je. Und all das passiert ja jetzt auch. Jede brennende Kerze, die abends beim Glockenläuten in einem Fenster zu sehen ist, steht für diese Hoffnung.

Unsere christliche Hoffnung trägt auch in schweren Zeiten. Sie ist keine Schönwetter-Hoffnung. Sie ist gegründet in Jesus Christus, der alles Elend und Leid der Welt auf sich genommen hat. Und das nicht als allmächtiger Strahlemann, der über dem allen drübersteht. Sondern als einer, der das Elend und Leid versteht, weil er es selber durchgemacht hat. Draußen vor dem Tor der Stadt hat er gelitten, hat er sein Blut vergossen am Kreuz, verachtet und verspottet. Er lässt uns nicht im Stich, egal was kommt. Zu ihm können wir kommen mit unseren Gebeten, gerade auch in schweren Zeiten. Er versteht, wie es uns jetzt geht. 

Vertrauen wir einem Gott, bei dem Leid und Tod nicht das letzte Wort haben. Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene steht für den neuen Weg, der nicht stehen bleibt bei Althergebrachtem. Aus unserem Glauben an Gott sind wir aufgefordert, nach dem Guten zu streben und darin Jesus nachzufolgen. Wir können das, weil wir glauben dürfen, dass wir auf dem Weg in die zukünftige Stadt sind. Im Vertrauen auf Jesus Christus, der nicht so bleiben wollte, wie er war und der nicht alles beim Alten belassen wollte, können wir getrost sein und das Zukünftige suchen.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

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Gedanken zum Sonntag

Gedanken zum Predigttext für den Sonntag Lätare

Jesaja 66, 10-14: Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust. Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. Ich will euch trösten, wie eine seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. Ihr werdet’s sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des HERRN an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden. 

Liebe Mitchristen!

Freut euch, ruft uns der Prophet Jesaja entgegen. Gibt es denn Grund zur Freude? Das Leben ist in diesen Tagen wirklich kein Zuckerschlecken. Da ist die Mutter mit den drei kleinen Kindern, die nun alle zuhause sind, weil Kindergärten und Schulen geschlossen haben. Ihre Arbeit kann sie im Homeoffice weiterführen. Aber dazu bleiben ihr eigentlich nur die Nachtstunden. Tagsüber muss sie ihre Kinder beschäftigen, denen die Zeit lang wird ohne ihre Freunde und Freizeitaktivitäten. Da ist der Mann, der einen Partyservice hat. Ein fröhlicher Mensch, der mit beiden Beinen im Leben steht. Aber als sein letzter Kunde seine Betriebsfeier abgesagt hat, sind im fast die Tränen gekommen. Er weiß nicht, wie es für ihn weitergehen soll. Da sind diejenigen unter uns, die in Quarantäne sind oder um ihre Gesundheit bangen müssen wegen dem Corona-Virus. 

Jeder könnte in diesen Tagen solche Geschichten erzählen. Und da hilft es nicht, wenn dann jemand kommt und ruft: Freut euch! Freu dich! Das kann kein Trost sein in einer solchen Situation. So etwas zu sagen, wäre sogar zynisch. Was tröstet wirklich? Was kann uns jetzt helfen, diese schwierige Zeit durchzustehen? 

Wie ging es damals den Israeliten, denen der Prophet Jesaja das „Freuet euch“ zurief? Auch sie hatten eine schwere Zeit erlebt, im Exil, fernab der Heimat, wo alles zerstört war, auch ihre geliebte Stadt Jerusalem. Was hilft in schwerer Zeit?

Jesaja verkündet mit großartigen Bildern, dass die Stadt Jerusalem den Bewohnern Grund zum Fröhlichsein geben wird. Wiederaufgebaut, voller Schönheit, glanzvoll, überströmend wie eine Mutter, die mit ihrer Fürsorge und vollen Brüsten den Säugling umhegt. Eine Stadt des Friedens, wie es der Name verspricht. Der Reichtum der Völker wird sich in ihr widerspiegeln. Und unaufhaltsam wie bei einem Strom ist der Frieden. 

Aber wie kann das Bild einer blühenden, friedlichen Stadt Trost sein? Wenn ich hier in Wehingen im Ort unterwegs bin, treffe ich kaum noch Jemanden. Und das bei schönstem Frühlingswetter, wo die Menschen nach dem Einkaufen beim Bäcker oder im Supermarkt sonst immer gerne noch ein Schwätzchen miteinander gehalten haben. Jetzt sieht jeder zu, dass er möglichst schnell wieder nach Hause kommt. Es gibt keine öffentlichen Veranstaltungen mehr, ja selbst die Gottesdienste in unserer Kirchengemeinde finden nicht mehr statt. Das blühende und pulsierende Ortsleben, das der Prophet Jesaja hier für Jerusalem beschreibt, steht uns jetzt gerade nicht vor Augen. 

Auch damals, zur Zeit des Propheten, stand dieses blühende Ortsleben den Menschen nicht vor Augen. Aber der Prophet Jesaja hält daran fest, er verkündet es mit Vollmacht: „Es wird so sein!“ „Ihr werdet es sehen!“ Es ist Spruch Gottes: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“

Wenn Sie darüber nachdenken, wie trösten Eltern im besten Fall, wenn das Kind sich das Knie aufgeschlagen hat? Sie nehmen es in den Arm, versorgen die Wunde, trocknen die Tränen und sagen: „Es wird alles wieder gut.“ Sind sie sich da so sicher? Sie sagen es und vertrauen darauf, dass es so sein wird, auch wenn sie es in dem Moment vielleicht nicht garantieren können. Und das Kind? Es glaubt daran, es vertraut, weil es die Eltern sind, die es gut mit ihm meinen.

Glauben und darauf vertrauen, dass alles gut wird. Dazu möchten uns die Worte des Propheten Jesaja einladen. Er ruft uns zu: Da gibt es Jemanden, der dich in den Arm nimmt und dich tröstet, wenn du nicht mehr kannst. Da gibt es Jemanden, der dich stärkt und aufrichtet, wenn du keine Kraft mehr hast. Gott ist es, der so für uns da ist. Er ist so umfassend für uns da wie eine Mutter, die 24 Stunden am Tag ihr kleines Kind versorgt. Er gibt uns alles, was wir zum Leben brauchen. Nichts wird uns fehlen. So wie das kleine Kind alles hat, was es zum Leben braucht, wenn es an der Brust seiner Mutter gestillt wird. 

„Es wird alles wieder gut.“ Noch ist es nicht zu erkennen, dass es so ist. Und doch ändert es jetzt schon unser Leben, wenn wir uns diese guten Worte von Gott und seinem Propheten zusprechen lassen. Wenn wir uns von Gott in den Arm nehmen lassen. Denn mit dem Gottvertrauen ist es so wie mit dem Kind, das seinen Eltern vertraut. Da schmerzt das aufgeschlagene Knie immer noch. Aber das Kind lässt sich von seinen Eltern in den Arm nehmen. Es vertraut ihren Worten, dass alles wieder gut wird. So kann das Kind trotzdem wieder fröhlich sein, denn es weiß: Ich bin nicht allein. Lassen wir uns also von Gott in den Arm nehmen. Lassen wir uns ein auf dieses Gottvertrauen. Damit wir wieder fröhlich sein können – auch und gerade jetzt, in dieser schwierigen Zeit. 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer