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Über den Kirchturm hinaus

28.10.2025 Wie weiter mit der Demokratie?

„Wie weiter mit der Demokratie? Überlegungen aus christlicher Perspektive
Vortrag und Diskussion mit 
Dr. Hans Probst (Universität Tübingen, Vorsitzender der Offenen Kirche Württemberg) 
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Dienstag, 28. Oktober 2025, 19.30 Uhr
Evangelisches Gemeindehaus Balingen,
Hermann-Berg-Straße 12 
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Gedanken zum Sonntag

18. Sonntag nach Trinitatis

Predigt über Pred. 3,1-2.10-14 beim Männersonntag, den 19.10.2025 in Böttingen und Wehingen

 

L. Jäckel:

Selbstständig in einem langen Leben. Ein Kind – im zweiten Weltkrieg, geboren und ihm den Namen „Joachim“, auf Hebräisch „der Herr richtet auf“ zu geben – welchen tiefen Glauben hatten seine Eltern an eine gemeinsame bessere Zukunft! Einen Glauben, eine religiöse Einstellung diesem Menschen mit auf den Weg zu geben – gibt es ein noch besseres Grundgerüst für ein erfülltes Leben? Jetzt im 82.ten Lebensjahr, glaube ich, es gibt nichts Besseres!

Als Schulkind von einigen Lehrern als Handwerker Kind und Kind eines Kapitalisten in der DDR beschimpft, fand ich frühzeitig Unterstützung und Stärkung in der Familie und dem dort vorhandenen christlichen Glauben. Eine langjährige Vorbereitung auf den Wunschberuf (Rundfunk- und Fernsehmechaniker) war durch meine Herkunft (Handwerk) und Ausrichtung (konfirmiert) nicht möglich und wurde staatlich durch gezielte Maßnahmen unterbunden. Die Pflicht einen Lehrberuf zu ergreifen, führte mich dadurch in den elterlichen Friseurbetrieb. Im privaten Bereich gab es eine kirchliche Hochzeit und zwei Mädchen kamen auf diese Welt.

Eine Teilnehmerin meiner Lektoren-Ausbildung hat einmal gesagt: man soll nicht darauf warten, das große Glück zu finden, sondern auf dem Weg dorthin hat man immer ganz verschiedene kleine Momente, die einen heiter machen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich sehr behütet groß geworden bin oder immer lebe, so dörflich und in der Familie. Ich glaube, wenn man zum Schluss noch die Hoffnung, dann hat man gar nichts mehr. Dieser – bewusst getroffene – Lebensentwurf wurde schließlich zu vielen Jahren voller Freude und Dankbarkeit.

Warum resignierte ich zu keiner Zeit? Durch alle Zeiten trug mich die Gewissheit, dass es etwas Größeres, das menschliche Denkvermögen weit übersteigendes gibt. Ich habe in meinen Leben erfahren dürfen, dass es wohl die unendliche Urkraft des Glaubens an die wunderbare Schöpfung der Natur und allen Lebens ist. Sie lässt uns glauben, hoffen und lieben.

Joachim Wagner, Jg. 1943, Friseurmeister, Reinsdorf

 

Liebe Gemeinde!

 

Heute am landeskirchlichen Männersonntag lese ich einige Verse aus dem 3. Kapitel alttestamentlichen Buches Prediger Salomonis. Sie enthalten auch das diesjährige Motto des Männersonntages: „Pflanzen hat seine Zeit – Wege aus der Resignation

 

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:

Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;….

 

Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen.

Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.

Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.

Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.

Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchten soll.

Liebe Gemeinde!

 

Das Buch Prediger Salomonis spricht von einem Lebenshintergrund, den wir fast alle aus eigener Erfahrung kennen:

Pflanzen hat seine Zeit, so wie auch das, was wir einst gepflanzt haben, später wieder ernten oder herausreißen.

Das sind die Eckpunkte. Und sie enthalten immer einen Gegensatz: So wie bei uns Menschen geborenwerden und sterben die Eckpunkte unserer Lebenszeit benennen.

Und alles, was dazwischen passiert: Das ist unser Lebensweg.

Dann mit den Satz „Ich sah die Arbeit“ wird ein neuer Akzent gesetzt. Wörtlich müsste man Arbeit mit Mühe übersetzen. So wie es in Ps. 90,10 heißt: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre“… und Martin Luther Übersetzung fährt dann so fort: „und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist’s Mühe und Arbeit gewesen.“ Und in einem seiner Lieder lässt uns Luther singen: „Es ist doch unser Tun umsonst, auch in dem besten Leben“ (EG 299,2 Aus tiefer Not schrei ich zu dir)

Also all diese Sätze sind ein ganz schöner Stolperstein. Sie klingen nach Resignation. Es hat doch alles nicht weil Wert, was ich gearbeitet habe. Und meine Arbeit war oft Mühe und Plage. Wie finden wir Wege aus dieser Resignation. Wir Menschen resignieren, wenn wir kein positives Ziel haben, auf das wir zugehen können. Wenn wir aber ein positives Ziel haben, dann können wir uns getrost auf dem Weg machen. Auch auf den Weg aus der Resignation. Oder wie jüngst die Bundesregierung sagten: Es gilt einen Weg aus der schlechten Laune heraus zu suchen und zu finden.

Ein durch und durch positives Ziel formuliert der Prediger Salomonis: „ Er – Gott – hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.

Gott hat also etwas Schönes und Köstliches gemacht. Er hat uns die Ahnung von der Ewigkeit ins Herz gelegt. Und wenn wir die harte Realität unseres endlichen und begrenzten Arbeitens und Lebens anerkennen, dann nur so, dass wir nicht resignieren. Denn wo ein positives Ziel vor Augen steht. können wir diese irdische und zeitliche Lebensgrenze akzeptieren. Denn die Einwilligung in diese uns gesetzte Grenze beinhaltet eine kraftvolle Lebensbejahung im Hinblick auf das positive Ziel der Ewigkeit.

Darum heißt es: „Er  – Gott – hat alles schön gemacht

zu seiner Zeit. Nur wir Menschen können alles, was höher ist als unsere Vernunft nicht ergründen. Das Werk,

das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“ Das ist das Geheimnis der Welt, in der wir leben und arbeiten.

Dazu möchte ich nochmals an die vorhin gehört Geschichte des Friseurmeisters aus Sachsen erinnern, der mit dieser christlichen Einstellung doch so viele Dinge, die zur Resignation hätten führen können, überwunden hat. Das ist echter christlicher Glaube.

Für sein eigenes, privates Leben, aber

auch für die Versuche, sich auf Abläufe in unserer

Gesellschaft, hat er sich einen Reim machen können.

Pflanzen hat sein Zeit – Wege aus der Resignation.

Es gibt diese verdeckte Schönheit – die Ahnung von der Ewigkeit im Herzen – in, mit und unter dem entstellten und Vergehenden! 

Und auch wir? Auch wir können uns an die Schlusssätze unsere Predigttextes halten:

„Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.

Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchten soll. Amen

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

[Einladung KGR-Sitzung]

wehingen 

 


herzlich laden wir Euch zur Sitzung des Kirchengemeinderates ein am Mittwoch, 22.10.2025 um 19.30 Uhr im Gemeindesaal ein.

 

 

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30 Uhr

Begrüßung

Andacht

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 18.09.2025

Top 4

 

 

 

 

 

 

a. Gemeindeleben: Mitteilungen und Anregungen

Ø   

b. Rückblick:

Ø  Friedensgebet am 19.09.2025

Ø  Konfirmandenvorstellung am 21.09.2025

Ø  Feuerwehrtermin am 27.09.2025

Ø  Erntedank mit Kirchkaffee 05.10.2025

Ø  Konfi 3- Begrüßung 12.10.2025

Ø  Tischtennisturnier am 18.10.2025

Ø  Gemeindewanderung 19.10.2025

c. Ausblick:

Ø  Gemeindemittagessen am 02.11.2025

Ø  Einladung zum Friedensgebet im Rahmen der ökumen. Friedensdekade 21.11.2025

Ø  Gemeindebrief

Ø  Atempause 07.12.2025

Ø  Jahresplanung 2026

Ø  Musikalische Begleitung am 2. Weihnachtsfeiertag? – WoMenVoices könnten erst wieder am 06.01.2026

Top 5

KGR-Dienste: Planung GD 2025 (Churchtools)

Kirchkaffee

Top 6

Bauausschuss:

Ø  Stand der Dinge Bauprojekt Kirchensanierung

Top 7

Kindergarten

Ø  Übergabe der Trägerschaft an Tuttlingen – Vertragsentwurf liegt vor, wurde von Tuttlingen bereits beschlossen, sollte von uns beschlossen werden, danach geht’s zur Genehmigung zum OKR

Ø   

Top 8

KGR-Wahlen:

Ø  Ortswahlausschuss 08.10.2025, 19:00 Uhr

Ø  Kandidatenvorstellung am 02.11.2025

Ø  Antrag ans Dekanat auf Reduzierung unserer KGR-Mitglieder von 9 auf 8 Personen – beantragt und genehmigt

Ø  Ortssatzung ändern auf 8 KGRs

Top 9

Finanzen

Ø  Projekte für den freiwilligen Gemeindebeitrag > Gemeindebrief

Top 10

Distrikt & Bezirk

Ø  Investitur von Dekan Dewitz am 12.10.2025 in Rottweil

Ø  z. K. Gottesdienste auf dem Klippeneck durch Wegfall Dewitz

Ø  z. K. Distrikts-Jugendreferentenstelle: Der Kooperationsvertrag wird überarbeitet und muss dann von den drei Kirchengemeinderäten verabschiedet werden

Ø  Unterstell-Möglichkeit für Distrikts-Kanu-Anhänger gesucht

Top 11

Verschiedenes

Ø  Schneeräumen am Sonntag vor dem Gottesdienst

Ø  Alte Orgelpfeifen

 

Verpflegung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer                                 Wolfgang Klein, 2. Vorsitzender des KGR

 

 

 

 

 

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Gedanken zum Sonntag

17. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum 17. Sonntag nach Trinitatis, 12. Oktober 2025

Liebe Mitchristen!

Wenn ich an den Tag meiner Konfirmation zurückdenke, dann fällt mir außer meinem eigenen Konfirmationsspruch noch ein weiterer Konfirmationsspruch ein, der nicht mein eigener war. Ein anderes Mädchen aus meiner Konfirmandengruppe hatte dieses Bibelwort als Konfirmationsspruch bekommen. Damals war es ja so, dass die Konfirmanden den Bibelspruch, der sie durchs Leben begleiten sollte, nicht selbst ausgesucht haben. Der Pfarrer hat die Konfirmationssprüche für seine Konfirmanden ausgewählt, sozusagen als Geschenk zur Konfirmation. Man wusste seinen Konfirmationsspruch also erst dann, wenn der Pfarrer ihn im Konfirmationsgottesdienst laut vorlas. Und wie gesagt, nicht nur mein eigener Konfirmationsspruch ist mir von meinem Konfirmationsgottesdienst damals in Erinnerung geblieben, sondern auch der von einer Mitkonfirmandin, von Isabelle.

Als unser Pfarrer den Konfirmationsspruch von Isabelle vorlas, wurde es unruhig unter uns Konfirmanden. Einen solchen Bibelspruch hatten wir noch nie gehört. „Steht das auch in der Bibel?“ fragten wir uns. Der Spruch hieß: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Und ja- er steht wirklich in der Bibel, in Psalm 18,30. Zugegeben- ich war damals ein bisschen neidisch auf Isabelle, dass sie so einen schönen Konfirmationsspruch bekommen hatte: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Das habe ich mir damals als Konfirmandin wohl auch gewünscht. Und dabei habe ich nicht nur an die Mauern aus Stein gedacht, sondern auch an die Mauern im übertragenen Sinn. Immer wieder stoßen wir ja an Grenzen und wissen nicht weiter. Immer wieder ist unsere Perspektive eingeengt und unser Blick getrübt, wie wenn hohe Mauern uns die Sicht nehmen würden. Und dann so ein Bibelwort: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Und plötzlich gibt es doch Wege und Auswege, wo wir fast schon die Hoffnung aufgegeben haben: Ein Waffenstillstand in Gaza. Die Hoffnung auf Frieden wächst. Danke, Gott.

Gegen alle Hoffnungslosigkeit, gegen alle Perspektivlosigkeit wollen wir daran festhalten: Gott ist da. Gott hat seine Welt nicht vergessen. Gott sorgt für uns Menschen. Gott kann helfen. Ja: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Ganz konkret sind die Mauern für viele Menschen auf der Welt: Mauern und Stacheldrähte, die Migranten fernhalten und oft zur Todesfalle werden. Mauern der Verzweiflung. Vergessen wir die Menschen nicht, die auf der Flucht sind!

Ganz konkret waren die Mauern auch in biblischen Zeiten für die Israeliten, die nach langer Wüstenwanderung endlich ins Kulturland kamen (Josua 2, 1-21): War dies wirklich das Land, das Gott ihnen versprochen hatte- das Land, in dem Milch und Honig fließt? Ja, Milch und Honig waren da, das war keine Frage. Aber da waren auch diese Mauern mitten im Land. Hoch und feindlich ragten sie auf, die Mauern der Stadt Jericho. Die Wächter an den Stadttoren waren schwer bewaffnet. Die Israeliten hatten Angst. Denn sie waren die Fremden in diesem Land, und sie spürten, wie waren nicht willkommen. Aber zwei Männer von den Israeliten waren mutig: Wie es wohl hinter den Stadtmauern von Jericho aussieht? Die beiden Männer wollten es wissen. Josua, der Anführer der Israeliten, beriet sich mit ihnen, und schickte sie los. Sie sollten es herausfinden.

Tagsüber war das Stadttor von Jericho offen. Viele Menschen gingen an den Wächtern vorbei: Händler, die auf den Markt wollten und viele mehr. Die beiden israelitischen Männer fielen da kaum auf und konnten unbehelligt passieren. Gleich hinter dem Stadttor war ein Gasthaus. Die Frau, die es führte, hieß Rahab. Sie war eine unverheiratete Frau, die viel Männerbesuch hatte- eine Frau mit einem schlechten Ruf. Auch in Rahabs Haus fallen die beiden fremden Männer zuerst einmal nicht auf, die sich bei ihr einquartiert haben. Aber irgendjemand muss wohl doch bemerkt haben, dass hier etwas nicht stimmte: Zwei Fremde sind in die Stadt gekommen- vielleicht sind sie eine Gefahr für die Stadt? Vielleicht sind es Spione? Der König von Jericho erfährt davon. Er schickt seine Soldaten, um die beiden Männer dingfest zu machen. Bald schon stehen die Soldaten bei Rahab vor der Tür und fragen nach den beiden fremden Männern: Die waren doch hier bei dir, oder? Wo sind sie jetzt? So fragen sie Rahab. Eigentlich wäre jetzt das Naheliegendste gewesen, dass Rahab diese beiden Männer ausliefert. Aber sie tut es nicht. Sie versteckt die beiden bei sich auf dem Dach und sagt den Soldaten: Die beiden Männer sind schon längst wieder weg, raus durchs Stadttor. Lauft schnell hinterher- dann holt ihr sie vielleicht noch ein!

„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Die beiden israelitischen Männer saßen in der Falle dort in der Stadt Jericho, die rundherum von Mauern umgeben war, und die wenigen Stadttore wurden am Abend fest verschlossen. Aber Gott wusste einen Weg für diese beiden Männer- einen Weg über die Mauer. Von ihrem Haus direkt an der Stadtmauer ließ Rahab die beiden Männer durchs Fenster an einem Seil die Stadtmauer hinunter. So waren die beiden frei und gerettet.

Zurück bei Josua und den anderen Israeliten konnten sie berichten: Wir brauchen keine Angst zu haben vor den hohen Mauern dieser Stadt, und den fremden Menschen hinter diesen Mauern. Gott hilft uns, auch hier im fremden Land. Ja, auch hier schickt Gott uns Menschen, die uns die Hand reichen und uns helfen, die Mauern zu überwinden, die sonst unüberwindlich sind für uns. Ja, liebe Mitchristen: Mögen wir alle immer wieder solche Menschen sein wie Rahab: Menschen, die anderen helfen, die Mauern zu überwinden, die zwischen uns stehen. Menschen, die einander die Hand reichen, so wie Jesus es gewollt hat.

Jesus, der Sohn Gottes, der ohne Sünde war und Rahab, die Frau aus Jericho mit dem schlechten Ruf- passt das zusammen? In der Bibel passt es zusammen. Im Stammbaum von Jesus in Matthäus 1,5 finden wir auch Rahab aufgezählt unter den Vorfahren von Jesus. Rahab, die Frau, die anderen geholfen hat, Mauern zu überwinden. Ja: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Über den Kirchturm hinaus

19.10.2025 Kandidatenvorstellung

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Gedanken zum Sonntag

Erntedankfest

Predigt zum Erntedankfest, 5. Oktober 2025

Liebe Mitchristen!

Vorgestern hatte ich Freunde aus meinem Heimatort zu Besuch. Ich kenne sie seit meiner Jugendzeit. Einmal im Jahr kommen sie mich besuchen, und wir kochen zusammen. Spaghetti Bolognese sollte es geben, so wie in den letzten Jahren auch. Einen Kuchen zum Kaffee bringen meine Gäste mit, aber was soll es zum Nachtisch geben? So habe ich überlegt. Da fielen mir die Äpfel im Pfarrgarten ein: Ungefähr zehn Stück hingen noch an dem kleinen Apfelbaum, leuchtend rot zwischen den grünen Blättern. Also bin ich in den Garten gegangen und habe die Äpfel geerntet. Manche davon haben irgendwo eine Macke oder sind wurmstichig. Aber sie duften lecker. Das wird ein gutes Apfelkompott, dachte ich mir. Bald kamen auch schon die Gäste, und wir begrüßten uns mit viel Hallo. Lange hatten wir uns nicht mehr gesehen. Nach kurzer Pause gingen wir dann zusammen in die Küche. Dort übernahm jeder eine andere Aufgabe. Auch das Äpfel Schälen und Ausschneiden der wurmstichigen Stellen ging mit so vielen fleißigen Händen schnell voran. So war im Nu ein leckeres Mittagessen gekocht. Das Essen schmeckte uns allen hervorragend, und zum Nachtisch gab es eine große Schüssel duftendes Apfelkompott aus den Äpfeln vom Pfarrgarten.

Der Pfarrgarten – früher war der bei den Pfarrstellen auf dem Land noch viel größer. In meiner früheren Gemeinde in Haigerloch habe ich auf alten Bildern gesehen, dass der Pfarrgarten damals sicherlich dreimal so groß war wie heute. Kohlköpfe wuchsen da auf diesem alten Bild. Das hatte seinen Sinn. Früher war der Pfarrgarten ein Bestandteil des Pfarrgehalts. Die Pfarrfamilie hat dort Lebensmittel angepflanzt für den eigenen Bedarf. Außerdem war der Pfarrgarten dazu da, dass der Pfarrer mit der Ernte den ganz Armen in der Gemeinde helfen konnte. Eine christliche Gemeinschaft verdient diesen Namen schließlich nur, wenn sie sich um die Bedürftigen kümmert.

„Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.“ So heißt es in der Bibel in Jesaja 58, 7-8.

Meine Freunde aus meinem Heimatort und ich- wir haben alle genug zu Essen. Wir waren keine Bedürftigen, als wir die Früchte des Pfarrgartens miteinander genossen haben. Aber es war ein sehr bodenständiges und schönes Gemeinschaftserlebnis, diese frisch geernteten Äpfel miteinander zu verarbeiten und zu essen. Wir haben diese Früchte wertgeschätzt, auch die unansehnlichen, die es wegen einiger Macken und Wurmlöcher nicht ins Supermarktregal geschafft hätten. Wir haben uns Zeit genommen- Zeit um diese Nahrungsmittel zu verarbeiten und zu genießen. Wir haben uns auch füreinander Zeit genommen. Meine drei Freunde aus Jugendtagen hatten viel zu erzählen. Alle drei sind sie Singles. Gemeinsam kochen und gemeinsam essen, das ist etwas sehr Wertvolles für sie. Wer allein lebt, weiß, wie das ist, allein am Tisch zu sitzen beim Essen. Das ist oft nicht einfach. Auch ich selbst habe diese Erfahrung schon gemacht.

Ja- in diesem Sinne waren wir eben doch bedürftig, wie wir so miteinander am Tisch saßen. Viele Menschen sind bedürftig in unserem Land, weil sie einsam sind. Menschen laufen achtlos aneinander vorbei. Sie haben keine Zeit füreinander. Sie haben keinen Blick für das, was Gott ihnen an Gutem schenkt in ihrem Leben. Sie haben verlernt, sich an den einfachen Dingen des Lebens zu freuen: An den schönen Äpfeln am Apfelbaum oder

an einer Schüssel Apfelkompott, geteilt unter Freunden.

Viele Menschen auf der Welt haben nicht genug zu Essen und leiden Hunger. Ich möchte erzählen von einer Kirchengemeinde in Afrika, in Kenia auf dem Land. Die nächste Teerstraße ist einige Kilometer weit weg. Wenn es regnet, bleibt die Pfarrerin schon mal mit dem Auto im Schlamm stecken. Aber meistens regnet es nicht. Und das ist schlimmer. Dann wächst auf den Feldern nämlich nur roter Staub statt sattem Grün. Die Pfarrerin Doris steht resolut vor ihrer Kirche. Ihr Lachen steckt an. Hunger und Durst sind die Themen in ihrem Dorf. In Kenia gibt es pro 10.000 Einwohner 390 Obdachlose. Ein Viertel der Kinder im Land sind unterernährt.

„Helft wo ihr könnt!“ Das ist das Motto dieser kleinen Kirchengemeinde zwischen Mount Kenia und Tana-River. Die Ernte auf dem Gemeindebauernhof ist eingefahren. Pfarrerin Doris steht vor ihrer Kirche unter den schattigen Bäumen, in denen die Kinder hochklettern. Unsere Bedürftigkeit ist der Reichtum in dieser Kirchengemeinde. Geld haben sie nicht sonderlich viel. Aber ihre Kirche ist sonntags voll. Einsam kann man dort auch unter der Woche nicht sein. Man kümmert sich umeinander. Und „time is plenty in Africa“- Zeit gibt es reichlich. Was würde diese Pfarrerin uns mitgeben aus ihrem Reichtum an Gemeinschaft, festem Gottvertrauen und Nächstenliebe? Vielleicht: Freut euch an dem, was ihr habt! Findet heraus, wo die Not ist, und lindert sie. Habt weniger Angst, das Falsche zu tun- besser etwas Falsches tun als gar nichts.

Jesus Christus selbst hat es uns ans Herz gelegt, so zu leben, und er hat das auch ganz praktisch vorgelebt. Er hat den Hungrigen zu essen gegeben, und alle wurden satt. Er hat sich mit Menschen an einen Tisch gesetzt, mit denen sonst niemand etwa zu tun haben wollte: mit Zöllnern und Sündern. Auch uns heute lädt er ein: „Kommt alle her zu mir, die ihr mühselig und belastet seid, ich will euch eure Last abnehmen!“ (Matthäus 11, 28) Und wie viele Menschen haben schon durch Jesus Christus Hilfe erfahren, damals wie heute: Menschen, die einsam waren, gezeichnet von schlimmer Krankheit, schwerem Leid oder großer Schuld. Jesus hilft. Jesus befreit. Nicht immer gleich und sofort. Das geht nicht wie auf Knopfdruck. Aber Jesus ist da.

Besonders nahe ist Jesus uns, wenn wir anderen helfen: „Was ihre einem dieser meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25, 40) So legt es uns Jesus Christus ans Herz. Er sagt uns: Wenn du mir nahe sein willst, dann brauchst du dazu keine besonderen religiösen Übungen. Du brauchst keine besondere Art von Liedern oder Gebeten. Du brauchst kein besonderes Essen und auch keinen besonderen Verzicht. Das alles kann dir vielleicht helfen im Glauben. Aber es ist nicht für mich, es ist für dich. Wenn du mir wirklich nahe sein willst, dann kümmere dich um deine Mitmenschen- um die, die es am nötigsten haben.

So wie es in der Bibel in Jesaja 58, 7-8 heißt: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

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