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Gedanken zum Sonntag

3. Advent

 

Predigt zum Posaunenchor- Jubiläum am 3. Advent, 15.12.2024

Liebe Mitchristen!

Eintracht. Viele Chöre und Musikvereine tragen dieses Wort in ihrem Namen. Was ist der Grund dafür? Sie, liebe Bläserinnen und Bläser unseres Posaunenchors werden es wissen. Seit 50 Jahren gibt es den Posaunenchor nun in unserer Gemeinde. Angeregt durch Pfarrer Bender könnten am 27.08.1074 im Gemeindesaal 6 Bläser begrüßt werden. Im Laufe der Zeit wuchs der Chor auf 13 Bläser an. Der Posaunenchor ist aus dem gemeindlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sonntags- und Festtagsgottesdienste musikalisch zu begleiten. Auch bei den Gottesdiensten im Grünen tut er regelmäßig seinen Dienst- früher auch in den Außenorten, z. B. in Egesheim, wie die Egesheimer Chronik berichtet.

Seit 1988 hat Herr Willi Gurt aus Gosheim die Aufgabe der Chorleitung in großer Treue übernommen. So wird der Dienst des Chores in der Gemeinde nach altbewährter Tradition fortgeführt: „Gott loben, das ist unser Amt“ – diesen Auftrag können wir Posaunenchöre am leichtesten erfüllen nach dem Leitspruch von Johann Sebastian Bach: „soli deo gloria“ (Allein Gott sei Ehr), so Willi Gurt.

Eintracht. So heißt unser Posaunenchor nicht. Aber Eintracht ist nötig für ein harmonisches und melodisches gemeinsames Musizieren, so wie es unser Posaunenchor seit 50 Jahren pflegt. „Seid einträchtig gesinnt untereinander, wie es Christus Jesus entspricht, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ (Römer 15, 5b-6). Auch der Apostel Paulus sagt uns in diesem Bibelwort: „Gott loben, das ist unser Amt.“ Einmütig sollen wir Gott loben, sagt er uns. Wie aus einem Munde soll das Lob kommen. Und doch darf es vielstimmig sein. Das lehren uns all die Chöre und Musikvereine, die das Wort „Eintracht“ in ihrem Namen führen. Das lehrt uns auch unser Posaunenchor: Einträchtig gesinnt sein und einmütig Gott loben- das können wir auch in der Verschiedenheit, die uns ausmacht. Jede und jeder von uns hat eine besondere Klangfarbe beizutragen zum einmütigen Lob Gottes. Und wenn es im Posaunenchor nur die Posaune gäbe, und nicht auch noch die Trompete, die Hörner und die Tuba, dann würde der Posaunenchor wohl eher eintönig statt einmütig klingen. Aber so ist es ja zum Glück nicht.

Wir loben Gott in der Vielstimmigkeit, die er uns geschenkt hat. In einem Chor wissen wir diese Vielstimmigkeit zu schätzen und genießen die klangliche Vielfalt, die sich daraus ergibt. In anderen Bereichen des Lebens fällt es uns leider oft schwerer, eine solche Eintracht in der Vielfalt, eine solche Einmütigkeit in der Verschiedenheit zu leben. Auch der Apostel Paulus hatte beim Schreiben des Römerbriefs eine Situation vor Augen, wo man sich schwer tat mit der Eintracht und der Einmütigkeit. In der Gemeinde in Rom gab es unterschiedliche Gruppen, die sich argwöhnisch gegenüberstanden. Da gab es die einen, die vom Judentum herkamen und wie gewohnt die jüdischen Bräuche und Vorschriften befolgten. Sie beachteten besondere Zeiten und aßen oft kein Fleisch, weil dies nach heidnischem Ritus geschlachtet wurde. Dann gab es die andere Gruppe, die nicht vom Judentum herkam und keine solchen Vorgaben und Gesetze befolgte. Paulus versuchte, zwischen diesen beiden Gruppen zu vermitteln: Wer sich nicht an die jüdischen Gesetze gebunden fühlt, soll sich deswegen nicht über die anderen erheben. Geht aufeinander ein. Achtet darauf, was die anderen benötigen. Jeder soll so handeln, wie es seinem Mitmenschen gefällt. Das tut diesem gut, und hilft, ihn aufzubauen. So die guten Ratschläge des Apostels Paulus, die heute genauso aktuell sind wie in der damaligen Zeit.

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.“ So bringt Paulus seine guten Ratschläge auf den Punkt (Röm 15, 7). An diesem Bibelwort ist mir der zweite Teil besonders wichtig: Christus hat mich angenommen- er, der Spross aus der Wurzel Isais, der aufstehen wird, um über die Völker zu herrschen (Jes 11,10). Jesus Christus, der an Weihnachten zu uns kommt als kleines Kind in der Krippe. Er kommt im Frieden, ohne alle Zeichen äußerer Macht. Auf ihn darf ich vertrauen und mich darauf verlassen: Er, Jesus Christus hat mich angenommen. Das gibt mir die Kraft, andere anzunehmen- auch die, mit denen ich mich schwer tue, weil sie scheinbar so anders sind als ich. Ja, wir sind von Jesus Christus angenommen- trotz allen unseren Fehlern und Schwächen. Trotz allem Argwohn, mit dem wir uns begegnen. Obwohl es uns immer noch leichter fällt, zu sagen was uns trennt und uns in Gruppen und Kreise aufzuspalten, als das gemeinsame zu betonen und trotz aller Unterschiedlichkeit miteinander zum Lobe Gottes zu feiern- auch ökumenisch. Wir sind von Jesus Christus angenommen. Obwohl wir viel zu oft tatenlos schweigen, wenn Menschen anderen Glaubens und anderer Herkunft in unserem Land unfair behandelt oder gar drangsaliert und angegriffen werden. Wir sind von Jesus Christus angenommen. Obwohl wir uns selbst oft nicht annehmen können, weil wir unzufrieden mit uns sind und enttäuscht von uns, obwohl wir an uns zweifeln und an dem, was wir erreichen oder bewirken.

„Bereitet dem Herrn den Weg: Denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ So heißt es im Wochenspruch für die 3. Adventswoche (Jesaja 40,3+10). Ohne äußere Macht kommt Jesus Christus als Kind in der Krippe zu uns, und doch gewaltig, denn er nimmt die Last der Welt auf sich. Durch sein Kommen verändert sich etwas: Wir sind von Jesus Christus angenommen. Überall, wo diese Botschaft im Herzen von Menschen aufleuchtet, verändert sich etwas in der Welt. Manchmal ist es die Musik, die unsere Herzen so bewegt. Manchmal ist es ein gutes Wort, oder ein ermutigender Blick, der uns diese Hoffnung schenkt: Hoffnung ist die Geduld und die ermutigende Zuversicht. Hoffnung gibt uns die Kraft, mit der wir den annehmen können, der ankommt und der uns annimmt- so wie wir sind: Jesus Christus.

Immer dann, wenn es uns gelingt, uns selbst und unsere Mitmenschen anzunehmen, leuchtet etwas von dem Licht Christi auf- manchmal ganz unauffällig und unspektakulär. Und doch: Wo etwas von diesem Licht erstrahlt, das geschieht etwas Gewaltiges, mitten in der unserer Welt. Nach Paulus gibt es ein Zeichen, in dem diese Hoffnung erkennbar aufscheint: Gemeinsam singen und musizieren, und mit Freude im Herzen Gott zusammen loben- so wie wir sind, oft getrennt und in vielem uneins, manchmal schwach und ratlos, zögerlich oder zweifelnd. So wollen wir es auch heute miteinander tun, mit unseren Stimmen und mit den Instrumenten unseres Posaunenchors, denn: Gott loben, das ist unser Amt.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Mittwoch, 11.12.2024 um 19.00 Uhr im Gemeindesaal in Wehingen

Öffentlicher Teil

Top 1

19:00 Uhr

Begrüßung

Andacht 

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 13.11.2024

Top 4

Architekturbüro Bühler stellt Entwürfe für Kirchen- Umbau vor

Top 5

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • Gemeindewanderung 17.11.2024
  • Buß- und Bettag 20.11.2024 
  • Adventskaffee – Nachmittag 01.12.Kinderg2024
  • Seniorenadvent 03.12.2024
  • Atempause 08.12.2024
  • Gemeindebrief – Dank ans Team – Info: Überweisungsträger sind integrierbar

c. Ausblick:

  • Vorbereitungstreffen zur Nacht der offenen Kirchen 12.12.2024
  • Planung MA-Dank-Gottesdienst am 02.02.2025
  • Konfifreizeit – Stand der Dinge
  • Info: GD im Grünen 27.07.2025 klappt an der Skihütte Wehingen

Top 6

KGR-Dienste: Planung GD 2024 (Churchtools)

Kirchkaffee 

Top 6

Bauausschuss: 

  • Entwürfe von Architekturbüro Bühler – Weiteres Vorgehen
  • Schließanlage für Wehingen – nicht mehr dringend, aber dennoch: Angebote einholen
  • Beleuchtung Kirchturm
  • Glasfaseranschluss im Finkenweg 12 – weiteres Vorgehen

Beschluss über Kostenaufteilung

Top 8

Kindergarten

Top 9

Finanzen

Top 10

Distrikt

  • Bericht von der Delegiertenversammlung 23.11.2024
  • Bericht von der Bezirkssynode 15.11.2024
  • Bericht von der Pfarrplan-Besprechung am 3.12.2024

Top 11

Verschiedenes

  • Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in RW möglich
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Gedanken zum Sonntag

2. Advent

Predigt zum Thema „Weihnachten im Knast“

 

Liebe Mitchristen!

 

Weihnachten feiern im Gefängnis- geht das? Ist Weihnachten nicht eher ein Fest für die, deren Leben in geordneten Bahnen verläuft? Die, bei denen alles klar geht: Wohnung, Beruf, Familie – was ebenso zum Leben gehört. Menschen, die gemütlich unter dem Weihnachtsbaum sitzen und mit ihren Kindern die Geschenke auspacken können. Wer so denkt, hat natürlich nicht ganz Unrecht. So kennen wir Weihnachten. Und auch, wenn wir Weihnachten vielleicht nicht jedes Jahr so gefeiert haben, dann hatten wir trotzdem das Gefühl: So sollte Weihnachten sein, so ist es richtig. Aber Weihnachten ist mehr als das, was wir uns normalerweise darunter vorstellen. Weihnachten ist mehr als nur gemütliche Familienidylle unter dem Weihnachtsbaum. Deswegen feiere ich auch mit den Gefangenen im Rottweiler Gefängnis jedes Jahr am 24. Dezember einen Weihnachtsgottesdienst- zusammen mit meinem katholischen Kollegen Diakon Leibrecht und musikalisch begleitet vom Rottweiler Posaunenchor. Dies ist ein Teil meiner Aufgabe als Gefängnisseelsorgerin für das Rottweiler Gefängnis.

 

Im Gefängnis ist es nicht gemütlich. Wenn ich dort im Gefängnis Weihnachten feiere, dann denke ich daran, dass es in Bethlehem im Stall sicherlich auch nicht gemütlich war. Maria und Josef waren Fremde in dieser Stadt Bethlehem. Sie waren von weither gekommen und wussten nicht, wo sie die Nacht verbringen sollten. Letztendlich mussten sie mit einer Notunterkunft vorliebnehmen. Dort im Stall hat Maria ihr Kind zur Welt gebracht. In eine Futterkrippe hat sie es legen müssen, denn Maria und Josef hatten sonst nichts.

 

Wenn ich Weihnachten feiere mit den Gefangenen, deren Leben nicht in geordneten Bahnen verläuft, dann denke ich daran, dass das Leben von Maria und Josef auch nicht in geordneten Bahnen verlief. Es war ganz aus der Bahn geworfen worden durch die Schwangerschaft und die Geburt des Jesuskindes. Sicher hätten die beiden sich erst später ein Kind gewünscht. Sicher hätten sie erst heiraten wollen, dann vielleicht noch etwas Geld sparen für die gemeinsame Wohnung. Josef konnte es erst gar nicht fassen, als er von der Schwangerschaft erfuhr. Zuerst wollte er Maria sogar verlassen, weil er dachte, sie hätte ihn betrogen. Gott konnte ihn gerade noch davon abbringen, indem er im Traum einen Engel zu ihm schickte.

 

Die Volkszählung brachte dann vollends alles durcheinander für Maria und Josef und ihr ungeborenes Kind. Wie kann man ein junges Paar mit einer hochschwangeren Frau auf eine solch beschwerliche Reise schicken, von Nazareth nach Bethlehem! Von Weihnachtsstimmung war nichts zu spüren damals, stattdessen einfach nur ein großes Durcheinander- äußerlich und innerlich. Denn Maria und Josef werden dieses Durcheinander sicherlich auch als ein Durcheinander der Gefühle erlebt haben: Zunächst einmal ist da das Gefühl der Ohnmacht: „Wir werden ungerecht behandelt, und wir können nichts dagegen machen. Die Mächtigen machen ihre Beschlüsse, und wir kleinen Leute müssen es ausbaden.“ Dann das Gefühl der Wut: „Denen sollte man es mal richtig zeigen, diesen Mächtigen in Rom, die da in ihren Palästen sitzen, und uns arme Leute macht man kaputt!“ Schließlich kommt das Gefühl der Verzweiflung: „Was da von uns verlangt wird, dieser weite Weg nach Bethlehem, das schaffen wir einfach nicht! Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll!“

 

Ohnmacht, Wut und Verzweiflung – diese Gefühle begegnen mir oft, wenn ich als Gefängnisseelsorgerin mit Gefangenen zu tun habe. Und auch außerhalb des Gefängnisses kennen wir diese Gefühle nur zu gut. Weihnachtliche Gefühle stellen wir uns anders vor. Ein Wunder, dass es trotzdem Weihnachten geworden ist für Maria und Josef. Ein Wunder, dass Josef nicht durchgedreht ist und einfach dreingeschlagen hat, bei all der ungerechten Behandlung, die er und seine Maria erlebt haben. Ein Wunder, dass er nicht verzweifelt ist und sich selbst aufgegeben hat. Dass er nicht vor der harten Wirklichkeit geflüchtet ist in irgendwelche Scheinwelten wie Drogen oder Alkohol. Denn Ohnmacht, Wut und Verzweiflung können leicht die Oberhand gewinnen und Menschen kaputt machen. Sie können der Grund sein, warum Menschen so weit kommen, dass sie Weihnachten im Gefängnis feiern müssen.

 

Genau darum erzähle ich auch den Menschen im Gefängnis vom Wunder der Weihnacht. Davon, dass Ohnmacht, Wut und Verzweiflung nicht das letzte Wort haben müssen. In diese harte und brutale Welt schickt Gott ein kleines Kind. Denn nicht das Harte und Brutale kann die Welt zum Guten ändern, sondern allein die Liebe. Durch die Liebe wird die Welt gerettet. In Jesus Christus kam die Liebe in die Welt. Er hat so viel Ungerechtigkeit erleiden müssen, schon als kleines Kind in der Krippe, und erst recht später, als er unschuldig zum Tode verurteilt wurde. Aber er hat diese Ungerechtigkeit durch Liebe überwunden. Er hat alle Schuld der Welt auf sich genommen, als er am Kreuz gestorben ist. Er hat auch die Verzweiflung überwunden. Durch seine Auferstehung hat er gezeigt, dass es weiter geht, auch da, wo wir keinen Ausweg mehr sehen.

 

Jesus Christus schenkt uns Hoffnung. Aus dieser Hoffnung heraus können wir unser Leben neu überdenken. Wir können dankbar sein für das Gute und Schöne, was wir in unserem Leben schon erleben durften. Ob wir in Freiheit leben oder im Gefängnis- wir dürfen uns darauf verlassen, dass trotz allem, was in unserem Leben schief gelaufen ist, einer da ist, der uns nicht fallen lässt: Jesus Christus, der die Armseligkeit und Verworrenheit dieser Welt am eigenen Leib erfahren hat. Im Stall von Bethlehem ist er für uns zur Welt gekommen. Er schenkt uns die Liebe – das größte Geschenk, das wir an Weihnachten bekommen. Bereiten wir uns vor auf sein Kommen- jetzt im Advent!

 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Gedanken zum Sonntag

1. Advent

Predigt zum 1. Advent, 1. Dezember 2024

Liebe Mitchristen!

Advent heißt: Jesus kommt zu uns. Dabei denke ich an die Geschichte, wie Jesus in Jerusalem eingezogen ist (Matthäus 21, 1-11)- wie ein König, und doch ganz anders: Auf einem Esel reitet Jesus. Jesus kommt nicht auf dem hohen Ross zu uns. Warten auf den König- vor einigen Monaten haben das wir an den Fernsehbildschirmen miterlebt, als in England König Charles gekrönt wurde. Eine große Menschenmenge hatte sich da vor dem Palast versammelt, und gespannte Erwartung lag in der Luft. Viele der Menschen haben sich dem Anlass entsprechend gekleidet- in den Farben des Königreichs, oder mit einer Papierkrone auf dem Kopf. Dann öffnet sich die Balkontür. Die Menge wird unruhig. Alle recken die Hälse, denn jeder versucht, einen Blick zu erhaschen. Endlich betreten die Royals den Balkon. Begeisterung brandet auf. Fähnchen werden geschwenkt. Menschen winken und jubeln dem König zu.

Ein König kommt- das ist ein Festtag, mit einer feiernden und begeisterten Menschenmenge- in London in unserer Zeit genauso wie damals in Jerusalem zur Zeit von Jesus: Zweige wurden da von den Bäumen gerissen zum Winken wie mit Fähnchen. Kleider wurden auf der Straße ausgebreitet wie ein roter Teppich. Jesus, der Sohn Davids, zieht in Jerusalem ein, in die Davidsstadt, mit der so viele biblische Hoffnungen und Verheißungen verbunden sind: Das dort die Völker in friedlicher, versöhnungsbereiter Absicht zusammenströmen und sich versammeln und dass von dort aus die Botschaft des Friedens alle Völker in der Welt erreichen soll. Dass Gott von dort aus sein Versprechen von einem neuen Himmel und einer neuen Erde erfüllen wird: Mit dem himmlischen Jerusalem, der Tochter Zion, die mit ihren edelsteingeschmückten Toren auf das Kommen von Jesus wartet wie eine geschmückte Braut auf ihren Bräutigam: „Tochter Zion, freue dich!“ haben wir vorher miteinander gesungen.

Das sind Friedenshoffnungen, die weh tun in der heutigen Zeit, in einer von Kriegen zerrissenen Welt. Im Heiligen Land ist Krieg, Gaza liegt in Schutt und Asche, und der Waffenstillstand mit der Hamas im Libanon ist brüchig. Wir hoffen auf Gottes neue Welt des Friedens und der Gerechtigkeit: Ewigkeitssonntag und 1. Advent liegen nicht nur im Kalender nahe beieinander. Am 1. Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Dieser neue Anfang steht für Gottes Neuanfang: Das Reich Gottes kommt.  Mit der ersten brennenden Kerze am Adventskranz zieht Hoffnung in mein Herz ein. Es wird nicht immer alles so bleiben, wie es ist. Jesus wird kommen- der Heiland der Welt, der das Zerbrochene heil macht.

Advent ist die Vorbereitung auf das Kommen Jesu in meinem Leben. Der 1. Advent ist eine Wegmarke, ein Moment zum Innehalten. Alltag und Arbeit dürfen jetzt einmal ruhen: Jesus kommt. Darauf bereite ich mich vor. Das möchte ich feiern. Die Kerzen auf dem Adventskranz begleiten mich durch diese Zeit. Mit jeder entzündeten Kerze erhellt sich auch das Licht in mir. Jesus kommt in mein Leben. Er ist schon da, aber ich denke gerne und dankbar daran, wie es war, als er in mein Leben gekommen ist. Dankbar bin ich, dass ich Jesus in meinem Leben spüren kann, auch wenn die Zeit trübe und schwer ist, ich Sorgen habe und die Freude wenig Platz hat in meinem Leben. Advent- Jesus kommt in unsere Welt. Mit jeder entzündeten Kerze auf meinem Adventskranz wird es in mir heller, und überstrahlt die Dunkelheit draußen vor der Tür.

Adventskranz, Adventskalender, Weihnachtsdekoration, Wunschzettel und Weihnachtsmärkte. Das alles kann hilfreich sein, um sich auf das Fest einzustimmen, auf das Kommen von Jesus. Aber was dem einen hilfreich ist, kann dem anderen auch hinderlich dabei sein, sich wirklich vorzubereiten auf Weihnachten. „Was wünscht du dir zu Weihnachten?“ habe ich neulich meinen Sohn gefragt. „Lass mich in Frieden mit Weihnachtswünschen!“ hat er mir geantwortet. In dem Moment, als ich ihn gefragt habe, hat er es ganz offensichtlich als Belastung erlebt, sich krampfhaft einen Weihnachtswunsch überlegen zu müssen, und deshalb geantwortet: „Lass mich in Frieden damit.“ Keine sehr freundliche Antwort, aber eigentlich doch eine ernstzunehmende und zu Advent und Weihnachten sogar sehr passende Bitte.

Frieden wünscht sich mein Sohn- inneren Frieden, Seelenfrieden, Frieden auf Erden. Ja, denke ich- er hat Recht: Frieden, das ist wichtiger als alles Drumherum mit Lichterglanz und Geschenke Besorgen. Das alles sind nur Hilfsmittel. Wenn sie uns helfen, dass Jesus in unser Leben einzieht, dann ist es gut. Dann will ich weiter bei meinem Adventskranz sitzen und mein Herz erwärmen am Licht der Adventskerze. Aber wenn mir das alles nicht dabei hilft, dass ich Gottes Licht heller scheinen sehe in der Welt und in meinem Leben, dann darf ich diese Advents- und Weihnachtsbräuche getrost bleiben lassen. Mein Sohn braucht sich keinen Kopf machen, was er sich zu Weihnachten wünschen soll, wenn er das nicht möchte. Vielleicht fällt mir eine Überraschung für ihn ein. Oder es gibt für ihn zu Weihnachten einfach ein bisschen Geld, das er als Student wirklich brauchen kann.

 „Vorfreude. Einladung zum Advent“ heißt ein Buch von Johannes Kuhn. Auf S. 36 heißt es dort über das Warten auf das Kommen von Jesus: „Warten. Geduldig und bereit, sich auch stören zu lassen, wenn er ganz anders kommt, als wir eigentlich erwartet haben. Vielleicht muss da einiges beiseitegeschoben werden, damit Raum frei wird für ihn. Vielleicht manchmal sogar alles das, was wir als Zeichen der Bereitstellung vorsehen: Adventskranz und Stern, Tannenzweig und Kerzen, Liebesgaben und Lebkuchengebäck. Denn die machen’s nicht, sondern er macht’s. Er, an dessen Kommen Advent uns erinnert. Das heißt doch: Es wird nicht ewig so weitergehen. Wir werden nicht ewig die sein müssen, die wir nicht sein wollen. Wir haben ja gehört: Er kommt als ein Helfer.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

 

 

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Allgemein

[Gedanken zum Buß- und Bettag] Buß-und Bettag

 

Predigt zum Buß- und Bettagsgottesdienst mit den Konfirmanden am 20. November 2024

Liebe Mitchristen!

Wie wird die Zukunft? Was wird aus mir- werde ich mal schlau, werde ich mich verbessern? So fragen unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden. Sie fragen nach einem guten Platz im Leben. Das sind Fragen, die die jungen Menschen heute umtreiben- schwierige Fragen. Was kann man antworten? Man soll sich anstrengen, ist unseren Konfirmanden als Antwort eingefallen: Mehr für die Schule tun, mehr lernen, mehr üben. Ja, das ist wichtig, ohne Frage. Aber manchmal hilft es eben nicht- was dann? Und manches Leben misslingt, obwohl einer sich angestrengt hat.

Ich denke an die biblische Geschichte vom Pharisäer und vom Zolleinnehmer (Lukas 18, 9-14). Zolleinnehmer- das war kein angesehener Beruf in Israel. Das war jemand, der mit den feindlichen römischen Besatzern zusammenarbeitete. Ein Pharisäer dagegen, der war eine angesehene Person: Jemand, der sich in der Bibel auskannte und Gottes Gebote wirklich ernst nahm. In der biblischen Geschichte vom Pharisäer und vom Zolleinnehmer begegnen sich diese beiden Personen im Gottesdienst.

Wie es dazu gekommen ist, dass der eine Mann ein Zolleinnehmer geworden ist und der andere ein Pharisäer, das erfahren wir in dieser Geschichte nicht. Vielleicht war ihr Lebensweg schon so vorgezeichnet vom Elternhaus her, und ihr Vater hatte auch schon diesen Beruf ausgeübt, so wie das früher ja oft war. Oder diese beiden Männer haben irgendwann in ihrem Leben eine Entscheidung getroffen, die sie zu dem gemacht hat, was sie jetzt sind. Das kennen wir ja auch aus unserem Leben: Wir treffen Entscheidungen. Manche sind gut, und wir sind stolz auf sie. Andere Entscheidungen erweisen sich im Nachhinein als schlecht und falsch, und wir bereuen sie.

Heute ist Buß- und Bettag. Um Buße geht es heute, und ums Gebet. Buße- dieses Wort ist uns heutzutage fremd geworden. Bußgeld kennen wir noch. Oder Aussprüche wie: Das wirst du noch büßen! Das alles ist mit Buße am heutigen Buß- und Bettag nicht gemeint. Buße, das bedeutet hier: Ich darf meine falschen Entscheidungen bereuen. Und ich darf sie revidieren. Ich darf jetzt neu entscheiden und andere, bessere Wege einschlagen. Einen neuen Weg für mein Leben- raus aus der Sackgasse, in die mich meine falschen Entscheidungen gebracht haben- das schenkt mir Jesus Christus. Er ist am Kreuz gestorben für meine Sünden. Im Abendmahl kann ich seine Vergebung empfangen- hier im Gottesdienst.

So einen Neuanfang bekommt auch der Zolleinnehmer geschenkt, von dem Jesus erzählt. Er bereut seinen falschen Weg und bittet Gott um Vergebung für seine Sünden. Obwohl er eigentlich der schlechtere Mensch ist im Vergleich zum Pharisäer mit seinem tadellosen Lebenswandel: Gott vergibt dem Zolleinnehmer seine Sünden, denn er hat Buße getan.

Buß- und Bettag feiern wir heute. Wir bringen unser Leben vor Gott- mit allem, was schiefgelaufen ist und was wir ändern und im Rahmen unserer Möglichkeiten wiedergutmachen wollen. Wie bringen wir unser Leben vor Gott? Wir tun das im Gebet. Im Gebet bitten wir Gott um Vergebung und einen Neuanfang für uns. Damit sind wir beim zweiten Punkt, der zum Buß- und Bettag gehört: Erstens die Buße, und zweitens das Gebet.

Beten- wie geht das? Wie macht man das richtig? Wie oft am Tag sollte man beten? Woran sollte man beim Beten denken? Muss man die Gebete auswendig können, wenn man betet? Und warum falten wir beim Beten eigentlich die Hände? Viele Fragen habt ihr Konfirmanden und Konfirmandinnen gesammelt zum Thema Beten, und ihr habt nach Antworten gesucht und welche gefunden: Eigene Antworten und Antworten aus dem Internet. Auch die Bibel gibt Antwort auf die Frage nach dem Beten. In Matthäus 6, 5-13 sagt uns Jesus Christus: Man muss nicht extra vor allen Leuten beten, denn das Beten ist ja ein Gespräch mit Gott. Man kann also ruhig auch hinter verschlossenen Türen beten. Das Gebet muss auch nicht extra lang sein, denn Gott weiß ja, was wir brauchen. Ganz einfache Worte genügen. Und ja- dann legt Jesus den Jüngern und damit auch uns heute doch ein Gebet ans Herz, das wir bis heute auswendig lernen und in jedem Gottesdienst miteinander beten: das Vaterunser.

Muss man also doch Gebete auswendig lernen, damit man richtig beten kann? Eigentlich nicht. Gott hört unser Gebet auch, wenn wir unsere eigenen Worte verwenden. Aber manchmal fehlen uns eben die Worte. Da ist es hilfreich, ein Vaterunser beten zu können- einen vertrauten Text, der uns mit der ganzen Christenheit verbindet, ja mit Jesus Christus selbst.

Und warum falten wir nun die Hände beim Beten? Gott hört unsere Gebete doch auch, wenn wir beten, ohne die Hände zu falten, oder eine andere Gebetshaltung einnehmen. Aus dem Internet habt ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden zu dieser Frage herausgefunden: „Das Beten mit gefalteten Händen ist ein Zeichen der Treue gegenüber Gott.“ Und ihr habt dort auch herausgefunden, dass das aus dem Mittelalter kommt. Damals zur Zeit der Ritter gab es Vasallen, die ihren Herren die Treue geschworen haben. Diese Vasallen hatten als Krieger alle ein Schwert bei sich. Nun ist es wenig vertrauenerweckend, wenn ich meinem Herrn mit einem Schwert in der Hand die Treue verspreche. Da könnte dieser hohe Adelige doch Angst bekommen, dass ich, der kleine Ritter, ihn bedrohen und von seinem Thron stoßen will. Deswegen die gefalteten Hände.

Gefaltete Hände, das heißt: Die Waffen nieder! Ich komme unbewaffnet. Ich komme im Frieden. Ich will nicht kämpfen und Recht haben. Ich bin bereit, zuzugeben, was ich falsch gemacht habe und zu hören, was ich ändern kann. Und so erinnern uns die gefalteten Hände auch wieder an den ersten Punkt vom Buß- und Bettag: An die Buße. Buße und Gebet gehören zusammen, nicht nur an diesem einen Tag im Jahr. Ich wünsche mir, dass wir uns gerade auch in unserer Zeit an diese Bedeutung der gefalteten Hände erinnern: Die Waffen nieder! Einen weltweiten Buß- und Bettag wünsche ich mir, an dem wir umkehren zum Frieden.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Mittwoch, 13.11.2024 um 19.30 Uhr im Gemeindesaal in Wehingen

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30 Uhr

Begrüßung

Andacht 

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 22.10.2024

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • Reformations-Sonntag
  • Ökumenisches Friedensgebet 08.11.2024
  • Konfi-Samstag 09.11.2024

c. Ausblick:

  • Gemeindebrief – Stand der Dinge
  • Gemeindewanderung 17.11.2024
  • Buß- und Bettag 20.11.2024 – ohne Aktion 5.000 Brote 
  • Adventskaffee – Nachmittag 01.12.2024
  • Seniorenadvent 03.12.2024 – wer kann ein Grußwort sprechen?
  • Atempause 08.12.2024
  • Orangenaktion
  • Andachts- und Verpflegungsliste 2025 
  • Aktualisierte Jahresplanung 2025

Top 5

KGR-Dienste: Planung GD 2024 (Churchtools)

Kirchkaffee 

Top 6

Schutzkonzept

  • weiteres Vorgehen – Bildung Arbeitskreis

Top 7

Bauausschuss: 

  • Info zur Lembergstr. 1, Gosheim 
  • Kirchenumbau: Stand der Dinge 
  • Schließanlage für Wehingen
  • Glasfaseranschluss im Finkenweg 12

Top 8

Kindergarten

  • Übergabe der Trägerschaft zum 01.01.2026 – Stand der Dinge

Top 9

Finanzen

  • Opferplan 2025
  • Wünsche für den Haushaltsplan 2025

Top 10

Distrikt

  • Bericht von der Pfarrplanbesprechung am 05.11.2024

Beschluss: Seelsorgebezirk neu mit Wellendingen/Wilflingen, Neufra, Zepfenhahn, Feckenhausen

  • Delegiertenversammlung 23.11.2024

Top 11

Verschiedenes

  • KGR-Wahl 2025 – Vertrauensausschuss ist bis 31.01.2025 durch Synode zu bestellen
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Gedanken zum Sonntag

21. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum 21. Sonntag nach Trinitatis, 20. Oktober 2024

Liebe Mitchristen!

„Wehrt euch nicht gegen Menschen, die euch etwas Böses antun.“ So sagt es Jesus in der Bergpredigt (Matthäus 5, 39). Würden Sie diesen Ratschlag Ihrem Kind mit auf den Lebensweg geben? Als Kind bin ich mal auf dem Schulweg verhauen worden. Ich war in der ersten Klasse. Wir wohnten gleich gegenüber von der Schule. Meine Mutter hat es aus dem Fenster gesehen. Sie hat gesehen, dass ich mich nicht gewehrt habe. Ich war ein braves Kind. Hauen, das machen doch nur die Bösen. Ich habe mich gewundert, dass meine Mutter, die sonst immer wollte, dass ich brav bin, nach diesem Vorfall zu mir gesagt hat: „Du musst dich wehren!“

„Wehrt euch nicht gegen Menschen, die euch etwas Böses antun.“ Jesus hat das konsequent gelebt. Er hat nicht nur Schläge eingesteckt, so wie ich damals auf dem Schulweg. Er ist verhaftet und verurteilt worden. Verspottet und verhöhnt, gefoltert und gekreuzigt ist er worden. „Wehrt euch nicht gegen Menschen, die euch etwas Böses antun.“ Kann ich, darf ich das als Ratschlag weitergeben an Menschen, denen Böses angetan wird? Wehrt euch nicht? Soll ich das wirklich sagen zu denen, die heute gemobbt und geschlagen werden, die sexuell missbraucht werden? Wehrt euch nicht? Soll das mein Ratschlag sein für die Menschen in der Ukraine, die sich gegen den russischen Angriffskrieg in ihrem Land wehren? Für die Menschen in Israel und im Gazastreifen? Wehrt euch nicht?

Eigentlich wäre ich schon froh, wenn dort wenigstens die alte Regel gelten würde, die die Bibel überliefert, und die Jesus auch zitiert: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ (Matthäus 5, 38). Eigentlich wäre ich schon froh, wenn gelten würde: Jetzt, wo der Anführer der Hamas tot ist, jetzt lasst es gut sein und verhandelt miteinander. Das ist es ja, was Auge um Auge, Zahn um Zahn bedeutet: Jede Seite hat schwere Verluste erlitten. Jetzt lasst es gut sein. Zieht einen Schlussstrich. Macht nicht mehr weiter mit eurem destruktiven Verhalten. Gebt dem Frieden eine Chance. Ich wünsche mir, ja ich bete darum, dass wir in den Kriegsgebieten dieser Welt wenigstens an diesen Punkt kommen: Auge um Auge, Zahn um Zahn, und dann Schluss. Damit auch wir in unserem Land weiterhin in Frieden leben können.

Aber Jesus will mehr. Jesus reicht das nicht: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Gar nicht wehren soll man sich, sagt Jesus: Wehrt euch nicht! Ich würde es heute nicht mehr so machen wie damals als Erstklässlerin, als ich mich auf dem Schulweg verhauen lassen habe ohne mich zu wehren. Ich würde mich wehren. Denn auch ich bin ein Geschöpf Gottes. Gott hat mich gewollt- als aufrechten Menschen. Nicht als einen, der unterdrückt, geschlagen, gemobbt und missbraucht wird. Gott hat mir das Leben geschenkt, und ich will meinen Beitrag dazu leisten, es zu erhalten. Wenn jemand mich angreift oder verletzt, dann will ich, dass der das merkt, das ich verletzt bin. Und nicht, dass der denkt: Das macht der ja gar nichts aus. Da kann ich ja gerade so weitermachen! Deswegen würde ich mich wehren.

Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich zu wehren. Sich wehren, das muss nicht mit Gewalt sein. Gewalt führt zu Gegengewalt, das wissen wir. Und so schraubt sich die Spirale der Gewalt dann immer höher. Sich wehren, das kann auch gewaltloser Widerstand sein. Und eigentlich ist es genau das, was Jesus empfiehlt, wenn er sagt: „Wehrt euch nicht gegen Menschen, die euch etwas Böses antun.“ Es ist eine Art paradoxer Intervention- der Überraschungseffekt, der das Potenzial hat, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Jesus nennt dafür verschiedene Beispiele. Eines davon leuchtet mir besonders ein: „Wenn dich jemand dazu zwingt, seine Sachen eine Meile zu tragen, dann geh zwei Meilen mit ihm.“ (Matthäus 5, 41).

Israel war zur Zeit Jesu unter römischer Besatzung. Die römischen Besatzer hatten die Macht. Und so hatte jeder Römer das Recht, einen beliebigen Menschen in Israel auf der Straße anzusprechen und von ihm zu verlangen, dass er seine Sachen trägt. Bei einem Soldaten mit Rüstung und Waffen konnte richtig schwer zu tragen sein. Aber weil die Römer ja ein gutes Rechtssystem hatten, war auch hier eine Grenze festgelegt: Eine Meile weit durfte man jemanden zum Tragen verpflichten, nicht weiter. Jesus schlägt nun vor: Tragt die Sachen von dem Römer doch noch eine zweite Meile! Und ich bin sicher: Wenn jemand diesen Ratschlag damals beherzigt hat, dann ist er bestimmt von dem Römer gefragt worden: „Warum machst du das?“ Und es hat sich ein Gespräch auf Augenhöhe entwickelt.

Sicherlich hat das nichts daran geändert, dass die Römer damals die Besatzungsmacht im Land waren. Und doch: Nur im Kleinen können wir anfangen, der Kultur des Hasses und der Aggression eine andere Kultur entgegenzusetzen. Das galt nicht nur damals in Israel. Das gilt auch für uns heute. So wie es in unserem Wochenspruch heißt: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12, 21)

Dazu gehört für mich: Sich in die Perspektive des Anderen hineinzuversetzen. Den Feind nicht nur als Feind, sondern als Mitmensch zu sehen. Und trotzdem nicht den Zuckerguss der Liebe und des Verzeihens über alles ziehen, sondern dem Bösen wirklich wehren: Menschen helfen, die von anderen gepiesackt werden. Die Kraft dazu gibt uns Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Er ist unser Vorbild. Und doch verlangt er keinen Perfektionismus von uns. Er hat unsere Sünden am Kreuz auf sich genommen. Er ist unsere Zuflucht, Hilfe und Kraft auch in schweren Zeiten, wenn andere uns Böses wollen. Sein Heiliger Geist schenke uns die Phantasie, das Böse zu überwinden.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Montag, 22.10.2024 um 19:30 Uhr im Gemeindesaal Wehingen

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30 Uhr

Begrüßung

Andacht 

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 16.09.2024

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • Kindergartenjubiläum 22.09.2024
  • Rückblick KGR-Samstag 28.09.2024 (inhaltlicher Teil erst in der November-Sitzung)
  • Erntedank-Fest 29.09.2024 mit Musik vom Posaunenchor und Gemeindemittagessen 
  • Konfi-3-Vorstellung im Gottesdienst 13.10.2024
  • Neue Lieder Hop oder top mit Pfr. Wiedenmann 19.10.2024

c. Ausblick:

  • Planung Posaunenchorjubiläum 15.12.2024 (mit Kirchkaffee und anschließendem Essengehen)
  • Gemeindewanderung 17.11.2024
  • Gemeindebrief – Stand der Dinge
  • Terminplanungen 2025 (KGR und anderes) – Vorschlagsliste
  • 21.03.2025: Nacht der offenen Kirchen: Bisher geplant in allen kath. Kirchen der Seelsorgeeinheit. Anfrage von Pfr. Ginter, ob wir mitmachen
  • Ökumen. Gottesdienst am Pfingstmontag findet 2025 wieder statt

Top 5

KGR-Dienste: Planung GD 2024 (Churchtools)

Kirchkaffee 

Top 6

Bauausschuss: 

  • Kirchenumbau: Stand der Dinge (der Architekt kann jetzt durch den OKR beauftragt werden)
  • Bericht Bauschau 25.09.2024
  • Schließanlage für Wehingen

Top 7

Kindergarten

  • Ferienplan 2025
  • Übergabe der Trägerschaft zum 01.01.2026 – weiteres Vorgehen planen

Top 8

Finanzen

  • Weltmissionsprojekt 2025 (für die nächsten drei Jahre)

Top 9

Distrikt

  • Bericht von der Pfarrplanbesprechung an 09.10.2024
  • Zukünftige Aufgaben der Pfarrstelle Wehingen

Top 10

Verschiedenes

  • Abholservice zum Gottesdienst: erste Erfahrung
  • Info: keine Lernlieder mehr in 2025
  • KGR-Wahl 2025 – Zeitschiene (siehe Anlage)
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Gedanken zum Sonntag

20. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum Gottesdienst am Sonntag, 13. Oktober 2024 mit Begrüßung der neuen Konfi 3- Kinder

Liebe Kinder, liebe Erwachsene!

„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern,“ haben wir gerade gesungen. Die kleine Leute, das seid ihr, die Kinder. Ihr seid heute in diesen Gottesdienst gekommen, um mit uns zu feiern – mit eurer Unbeschwertheit und Fröhlichkeit, aber auch mit euren Fragen und Wünschen. Schön, dass ihr da seid! Schön, dass wir alle zusammen Gemeinde sind! Ihr, die kleinen Leute seid da, um etwas von Gott und dem Glauben zu erfahren, um bei Konfi 3 und in der Kinderkirche miteinander zu singen, zu beten, zu spielen und zu basteln.

Ihr seid heute die Hauptpersonen. Ihr seid die kleinen Leute, die das Gesicht der Welt verändern können. Wir Großen trauen euch da oft zu wenig zu und nehmen euch nicht ernst genug. Aber eure Fragen und eure Ideen sind wichtig. Und Gottes Segen begleitet euch auf euren Wegen. An Gott und seinen Segen wollen wir immer denken, wenn wir uns klein fühlen. Und da möchte ich euch Kindern ein Geheimnis verraten: Auch uns Großen geht es manchmal so, dass wir uns ganz klein und machtlos fühlen. Alle miteinander wollen wir darauf vertrauen, dass Gottes Segen uns begleitet. Nur deswegen können wir das Gesicht der Welt verändern. Nur, weil Gottes Segen uns begleitet. Nicht weil wir selber so großartig wären, dass wir das problemlos schaffen könnten. Aber Gott gibt uns die Kraft dazu. Gottes Segen stärkt uns den Rücken.

So war es auch bei dem Jungen in der Geschichte, die wir vorher gehört haben. Thomi hieß der. Und in seiner Nachbarschaft, da gab es diese etwas seltsame Frau, über die alle immer nur gelacht haben. Frau Matschi haben sie zu der gesagt. Thomi steht bei ihr am Fenster und hilft ihr, dass sie ihren Brief lesen kann. Er macht das, obwohl die anderen Kinder draußen vor dem Fenster stehen und über ihn lachen. Da hat ihm sicherlich Gottes Segen den Rücken gestärkt. Sonst hätte er das nicht geschafft. Wer diesen Brief wohl geschrieben hat? Ich denke, es waren Freunde oder Verwandte von Frau Matschi. Frau Matschi ist fremd in Deutschland. Ihre Freunde und Verwandten sind weit weg, in ihrem fernen Heimatland. Aber durch den Brief ist sie in Kontakt mit ihnen.

Frau Matschi ist schon älter. Vielleicht hat sie kein Handy und kein WhatsApp. Oder ihre Freunde und Verwandten haben das nicht in ihrem Land, weil die Menschen dort ärmer sind als bei uns. Jedenfalls hat Frau Matschi lange nichts mehr von ihnen gehört. Aber jetzt ist dieser Brief gekommen. Und weil Thomi Frau Matschi hilft, den Brief zu entziffern, deswegen weiß sie jetzt: Meinen Lieben dort weit weg in meinem Heimatland, denen geht es gut. Frau Matschi freut sich. Ein Lächeln geht über ihr Gesicht. Das Gesicht der Welt hat sich verändert- durch den Brief, der angekommen ist, und durch Thomi, der beim Entziffern des Briefs geholfen hat.

So können wir, die kleinen Leute, das Gesicht der Welt verändern. Wie ein Brief, der eine gute Nachricht überbringt, so können wir für andere Menschen sein, die uns brauchen- Kinder genauso wie Erwachsene. Davon erzählt die Geschichte von Thomi und Frau Matschi. Und auch die Bibel erzählt uns davon. Zur Zeit der Bibel gab es ja auch noch kein Handy und kein WhatsApp. Deswegen hat man sich Briefe geschrieben.

Einer, der viele Briefe geschrieben hat, war der Apostel Paulus. Er ist viel herumgereist und hat den Menschen von Jesus erzählt und davon, dass Gott sie liebt. Viele Menschen hat das überzeugt. Und so haben sich an den Orten, wo Paulus war, kleine christliche Gemeinden gegründet. Paulus konnte aber nicht als Pfarrer bei ihnen bleiben. Er musste weiterziehen. Aber immer wieder hat er den neu gegründeten Gemeinden Briefe geschrieben, um sie im Glauben zu unterstützen. Viele dieser Briefe stehen heute in der Bibel, zum Beispiel die zwei Briefe an die Gemeinde in Korinth. In einem dieser Briefe schreibt der Apostel Paulus: „Ihr seid ein Brief Christi, ausgefertigt durch unseren Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern- wie auf Tafeln- in Herzen von Fleisch.“ (2. Korinther 3,3)

Ja, wir alle, Groß und Klein, sind wie so ein wunderbarer Brief, der den Menschen Freude bringt. So wie der Brief, der in unserer Geschichte das Gesicht der Welt verändert und Frau Matschi zum Lächeln bringt. Aber nicht mit Tinte geschrieben, die verbleicht, sondern geschrieben in unsere Herzen. In unseren Herzen tragen wir die gute Botschaft von Jesus Christus. Wir tragen sie wie einen Brief in die Welt. Ja, ihr seid ein Brief Christi. Ihr könnt das Gesicht der Welt verändern. Denn Gottes Segen begleitet euch.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

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Gedanken zum Sonntag

Erntedankfest

 

Predigtgedanken zum Erntedankfest

Liebe Mitchristen!

Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war es kalt in meiner Wohnung. Auch warmes Wasser gab es nicht. Was ist los, habe ich mich gefragt. Schnell bin ich darauf gekommen, dass mit der Heizung etwas nicht in Ordnung ist. Ich gehe also in den Keller. Unten am Ofen lese ich auf dem Display: „Störung“- dazu noch genauere Informationen, die ich nicht einordnen kann. Gestern am späten Abend hat sich die Heizung deshalb abgeschaltet, lese ich. Was nun? Soll ich am frühen Sonntagmorgen unseren Hausmeister anrufen oder gar den Kundendienst? Wir wollen nachher beim Gemeindemittagessen ja nicht im Kalten sitzen! Zum Glück ist da auf dem Display ein kleiner grüner Haken, den man anklicken kann. Ich drücke auf das Häkchen. Die Heizung springt wieder an. Bald wird es warm sein im Haus. Ich bin dankbar. Danke, Gott! Danke, dass ich habe, was ich zum Leben brauche: Essen und Trinken und eine warme Wohnung. Danke für alles, was auf den Feldern und Wiesen wächst und Mensch und Tier ernährt. Danke für das Holz aus dem Wald, mit dem ich meine Wohnung warm bekomme.

„Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.“ So heißt es in der Bibel (1. Timotheus 4, 4-5). Danke sagen für Gottes gute Gaben- das legt uns dieser Bibeltext ans Herz. Danke sagen und das Gute sehen. So oft übersehen wir das Gute ja. Wir nehmen es als selbstverständlich, dass wir haben, was wir zum Leben brauchen, ja sogar viel mehr als das Lebensnotwendige. Und erst, wenn man mal in der kalten Wohnung sitzt, so wie ich heute Morgen, erst dann erinnert man sich, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man warm hat. In der Gewohnheit verliert man aus dem Sinn, dass der prall gefüllte Kühlschrank mit Köstlichkeiten aus aller Welt ein großes Privileg ist. Wasser der besten Qualität fließt zu einem günstigen Preis aus unseren Wasserhähnen.

Für das alles will ich dankbar sein. Und vielleicht ziehe ich in meiner Wohnung doch lieber noch einen wärmeren Pulli an, als die Heizung noch höher zu drehen. Denn ich bin dankbar, dass ich nicht ganz im Kalten sitze, und ich möchte mit dem kostbaren Gut, das Gott mir geschenkt hat, nicht verschwenderisch umgehen. Die Erde soll bewohnbar bleiben auch für kommende Generationen.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer