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[Gedanken zu Ostern] Ostersonntag

Predigt zum Ostersonntag

Liebe Mitchristen!

Die Ostergeschichte mit Maria von Magdala (Joh 20,11-18) ist keine Geschichte in österlichem Jubel und mit Pauken und Trompeten. Da sind keine Osterglocken und ist kein Osterlachen zu hören. Es ist eine leise und verhaltene Geschichte – die Geschichte einer Frau, die berührt wird von einer anderen Wirklichkeit als der, die direkt vor Augen liegt, und die so eine Wende in ihrem Leben erfährt. Maria steht draußen vor dem Grab Jesu. Der Schreck von heute Morgen sitzt ihr immer noch in den Knochen: Das Grab Jesu ist ganz offensichtlich geschändet worden. Kein Stein steht dort mehr auf dem anderen. Der große Stein vom Eingang ist weggewälzt, und das Grab ist leer. Erschrocken läuft sie zu den Jüngern und berichtet ihnen: „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ Petrus und Johannes laufen zum Grab. Sie finden es leer und gehen wieder heim. Da ist wohl nichts zu machen – der Leichnam ist gestohlen worden.

Maria von Magdala gibt sich damit nicht zufrieden. Sie bleibt, auch wenn es eigentlich keinen Sinn hat. Sie braucht diesen Ort, dieses Grab, auch wenn dort nichts mehr ist, wie es war. Eine Frau, die einen Ort sucht für ihre Trauer, für die es eigentlich keinen Ort mehr gibt. Die Trauer braucht einen Ort – das Grab, das die sterblichen Überreste des geliebten Menschen birgt. Für viele Menschen ist das Grab der Ort, an dem sie sich ihrem Verstorbenen am nächsten fühlen. Hier sind sie ungestört. Hier dürfen sie ihren Gefühlen, ihren Tränen freien Lauf lassen. Hier halten sie Zwiesprache mit ihrem Verstorbenen.

Manche Menschen brauchen ein solches Grab nicht für die Trauer um ihren Verstorbenen. Sie haben andere Orte: Das Bild im Wohnzimmer mit der brennenden Kerze davor, der Ort am Straßenrand, an dem der schreckliche Unfall geschah, die Bank im Wald, auf der man sich nach dem Spaziergang immer gemeinsam ausgeruht hat – damals, in den guten Tagen. Aber einigen fehlt das Grab dann doch. Hilflos und heimatlos stehen sie vor der großen grünen Wiese auf dem Friedhof, von der sie wissen: Dort ist es. Irgendwo auf dieser Fläche ist mein geliebter Verstorbener bestattet, anonym, wie viele andere auch. Wohin nun mit meiner Trauer? Wenn es doch wenigstens einen Platz gäbe für einen kleinen Blumenstrauß für den geliebten Menschen, um den ich trauere. Trauer braucht einen Ort. Trauer lässt sich auch nicht einfach abhaken und zu den Akten legen. Trauer braucht auch Zeit.

Maria von Magdala geht nicht weg vom Grab, weil sie diesen Ort braucht, das Grab Jesu. Sie versteht nicht was geschehen ist. Sie ist aufgewühlt. Ihre Gedanken und Gefühle überstürzen sich. So kann sie hier nicht einfach wieder weggehen, das geht nicht. Ihr geht das alles viel zu schnell. Sie braucht Zeit, um mit der neuen Situation klarzukommen. Sie denkt an Jesus, an das, was er ihr bedeutet hat, welche Wende sich in ihrem Leben vollzogen hat durch ihn. Quälende Geister hatte Jesus von ihr ausgetrieben. Von Ängsten, Zweifeln und Schmerzen hatte er sie befreit. Er hatte sie verwandelt und von einer unbekannten namenlosen Frau zu seiner Jüngerin und Begleiterin gemacht. Er hatte ihr Heilung, Kraft und Hoffnung gegeben. Sie war glücklich und lebendig gewesen. Wie nahe war sie ihm gewesen in all diesen Jahren. Nun das Ende, dieses schreckliche Aus und Vorbei. Und mit ihm, mit ihrem Jesus, ist ihre Lebenskraft, ihr Mut und ihre Hoffnung mitgestorben. Tot und leer fühlt sie sich, hier an diesem leeren Grab, das nicht einmal mehr den Leichnam Jesu birgt. Nichts ist mehr übrig geblieben von ihm, nichts.

Endlich kann Maria weinen. Sie steht draußen vor diesem leeren und sinnlos gewordenen Grab und weint. Die ganze Zeit hat sie ihre Tränen zurückhalten können: Als sie ihn verhaftet hatten. In den bangen Stunden, die seinem Urteil voraus gingen. Als es dann feststand, das Urteil: Kreuzigung, die Höchststrafe, diese grausamste aller Todesarten. Als er dort am Kreuz hing und litt und starb. Als er tot war und sie ihn vom Kreuz abnehmen und begraben durften. Jetzt erst, jetzt endlich kann sie weinen um ihn. Ihre Tränen lösen sie aus ihrer Erstarrung. Ihre Tränen bringen sie in Bewegung. Sie bückt sich hinunter und schaut in das Grab. Ihr Verstand sagt ihr: Es hat keinen Sinn, das zu tun. Sie aber folgt ihrem Gefühl, ihren Tränen. Durch die von Tränen verschleierten Augen fällt ihr Blick ins Grab. Mit diesen Augen sieht sie mehr als die beiden Jünger vorhin wahrgenommen haben, mehr als nur die erschreckende Leere dieses Grabs. Ihr Blick geht tiefer. Er wandelt sich vom Sehen zum Schauen. Sie nimmt jetzt wahr, dass sie nicht allein ist. Sie kann jetzt die beiden Engel erkennen. Sie sind genau dort, wo Jesus gelegen hat. Zwei Engel sind da. Es ist nicht wichtig, wie sie aussehen. Wir erfahren dazu fast nichts in dieser Geschichte. Nur von weißen Gewändern ist die Rede, das ist alles. Etwas anderes ist wichtig an diesen Engeln, etwas, das auch wir heute erleben können, und dazu braucht es nicht einmal weiße Gewänder. Engel in meinem Leben zu erfahren, das bedeutet zu erfahren: Jemand ist da für mich. Jemand sieht, wie es mir geht, und nimmt Anteil daran, spricht mich darauf an: Frau, was weinst du? Jemand nimmt sich Zeit für mich und hört sich mein Elend an – auch wenn es immer wieder dieselbe Geschichte ist, die ich erzähle: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Auch als auf einmal dieser Friedhofsgärtner oder wer immer es ist hinter ihr steht, erzählt Maria von Magdala wieder dieselbe Geschichte, noch dringlicher, noch entschlossener sogar: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Sie will wirklich alles geben, um seinen toten Körper wieder zu finden. Sie erinnert mich an die Mütter und Frauen in so manchen Unrechtsstaaten, die nicht nachlassen, ihre verschwundenen Angehörigen zu suchen. Wenigstens das, was man „sterbliche Überreste“ nennt, wollen sie zurückerhalten.

Maria von Magdala muss ihren Blick vom Grab und von den Engeln abwenden, um mit diesem für sie fremden Mann ins Gespräch zu kommen. Sie wandte sich um, heißt es in der Bibel. Sie hat ihre Blickrichtung geändert. Eben war sie noch gebückt und gekrümmt. Ihr Blick war gesenkt, in das Grab hinein. Nun wendet sie sich um und blickt auf. Nun nimmt sie nicht mehr den Tod, sondern das Leben in den Blick. Doch Maria von Magdala erkennt diese Wende in ihrem Leben zunächst nicht. Sie erkennt nicht, dass es kein Fremder ist, der da vor ihr steht, sondern Jesus. Sie steht direkt vor ihm und doch ist es, als stünde sie immer noch abgewandt. Sie muss sich auch innerlich auf diese neue Perspektive einstellen. Auch innerlich muss sie sich noch vorm Grab abwenden, von der Sorge um den Toten, die ihren Blick trübt und sie nicht erkennen lässt, dass es Jesus selbst ist, der da vor ihr steht, leibhaftig und lebendig. Und so steht in der Bibel ein zweites Mal geschrieben: Da wandte sie sich um. Keine äußerliche, körperliche Wende ist damit gemeint, sondern eine innerliche, seelische Wende. Maria von Magdala wendet  sich ab von dem Gedanken, Jesus weiter bei den Toten suchen zu müssen. Sie wendet sich dem unfassbaren Gedanken zu, Jesus könnte doch am Leben sein, nicht nur theoretisch und irgendwo, sondern hier und jetzt, direkt neben ihr. Jesus, der ihr Leben gewendet hatte am Anfang ihrer gemeinsamen Zeit. Er ist wieder da. Er vollzieht diese neue, endgültige Wende im Leben von Maria von Magdala: Vom Gebeugtsein zum aufrechten Gang. Von der Verzweiflung zur Hoffnung. Vom Suchen nach dem Toten zur Gewissheit: Er lebt!

Diese Wende wird möglich, weil Jesus sie bei ihrem Namen ruft: Maria. Daran erkennt sie ihn, an dieser persönlichen Zuwendung zur ihr: Maria. Mehr sagt Jesus nicht. Mehr Worte braucht es nicht: Fürchte dich nicht. Ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Maria gibt ihre persönliche Antwort auf diese Zuwendung des Auferstandenen: Rabbuni, sagt sie, mein Herr und mein Meister, mein Befreier, meine Hoffnung, mein Leben. Alles legt sie in dieses eine Wort hinein: Rabbuni. Freude steigt in Maria auf, und das Verlangen danach, das Unfassbare zu erfassen, zu begreifen, mit ihren eigenen Händen: Jesus lebt. Er ist es wirklich. Jesus aber sagt zu ihr: Rühre mich nicht an. Ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Jesus ist auf einem Weg, auf dem man ihn nicht festhalten kann.

Wie soll sie nun damit umgehen, mit all diesen beglückenden und doch auch verwirrenden Erfahrungen. Jesus gibt ihr einen Auftrag. Er schickt sie zurück ins Leben. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Und  Maria geht. Jetzt  kann sie den Ort des Todes und der Trauer hinter sich lassen. Jetzt kann sie die Osterbotschaft weitersagen.

Es ist vieles schwer zu begreifen im Grenzbereich von Leben und Tod. Das ist auch nach Ostern so. Aber die Botschaft, mit der Maria geht, ist hell und klar: Der Auferstandene ist uns vorausgegangen. Er erwartet uns. Sein Gott ist der Gott aller. Der Weg zu ihm ist frei. Auch der Tod kann ihn nicht verschließen. Maria ist davon bewegt. Sie geht und verkündigt, was sie erfahren hat: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt. Tragen auch wir diese Osterbotschaft weiter: Jesus lebt!

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Montag, 28.04.2025 um 19.30 Uhr im Gemeindesaal in Wehingen.

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30 Uhr

Begrüßung

Andacht 

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 31.03.2025

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • KGR-Wochenende 04.-06.04.2025
  • Goldene Konfirmation 13.04.2025
  • Ostergottesdienste: 
    • Gründonnerstag – Godi mit Konfirmanden 17.04.2025
    • Osternacht 19.04.2025
    • Ostersonntag 20.04.2025
  • Mitgliederversammlung Mikado

c. Ausblick:

  • Konfirmationen 11.05. + 18.05.2025
  • Konfi-Ausflug nach Rust 26.05.2025
  • Neue Konfi-Gruppe – Anmeldezahlen, Elternabend
  • Gottesdienst am Pfingstmontag, Vorbereitungstreffen am 05.05.2025
  • Atempause verschiebt sich von 29.06.2025 auf 06.07.2025; Abendmahl dann am 29.06.2025
  • Gottesdienst im Grünen 27.07.2025

Top 5

KGR-Dienste: Planung GD 2025 (Churchtools)

Kirchkaffee 

Top 6

Bauausschuss: 

  • Termin Bauschau
  • Stand der Dinge

Top 7

Kindergarten

  • Neuanschaffungen für die Außenanlage
  • Übergabe der Trägerschaft an Tuttlingen

Top 8

Distrikt

  • Pfarrplan-Umsetzung: Neue Geschäftsordnung für den Distrikt Rottweil
  • Kirchenbezirksfest 25.05.2025 – Gottesdienst mit Landesbischof Gohl, Festschrift, Essen

Top 9

Verschiedenes

Verpflegung

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Gedanken zum Sonntag

Palmsonntag

Predigt zum Konfirmationsjubiläum am Palmsonntag, 13. April 2025

Liebe Mitchristen!

„Gott der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre wie Jünger hören.“ So heißt es im heutigen Predigtwort in Jesaja 50,4. Ein Prophet ist es, der hier spricht. Einer, der sich selbst als Diener Gottes versteht; als Gottesknecht.

Liebe Jubelkonfirmanden, viele Jahrzehnte ist es nun her, dass Sie konfirmiert wurden. Die Liste der Pfarrer, die Sie konfirmiert haben, liest sich fast wie eine Chronik unserer Wehinger Kirchengemeinde: Pfarrer Karnowksy, Pfarrer Autenrieth, Pfarrer Bender, Pfarrer Bihl. Und auch diejenigen unter Ihnen, die nicht hier in Wehingen konfirmiert wurden, sondern in Waldenbuch oder im Stuttgarter Westen, werden sich sicherlich noch gut an ihren damaligen Pfarrer erinnern. Wie haben Sie Ihren Pfarrer erlebt- damals in Ihrer Konfirmandenzeit und an Ihrer Konfirmation? War er für Sie so ein Diener Gottes wie in unserem Predigtwort? Einer, der es verstand, mit den Müden zur rechten Zeit zu reden? Einer, dem Gott das Ohr geweckt hat- der eine Antenne hatte für das, was Sie als junge Menschen damals bewegt hat; und eine Antenne für Gott und das, was er uns in unserer Zeit zu sagen hat?

Den christlichen Glauben weitergeben an die nächste Generation, das ist ja keine leichte Aufgabe. Und der Konfirmandenunterricht kann schon auch ermüdend sein. Pfarrer Bender, der vor 50 Jahren hier in dieser Kirche einige von Ihnen konfirmiert hat, der wusste das auch. In seiner Konfirmationspredigt vom 16. März 1975 hat er das offen angesprochen: „Vorüber sind die anstrengenden Konfirmandenstunden am Mittwochnachmittag. (…) Im Wesentlichen wird es so sein, dass mindestens eine gewisse Genugtuung darüber auftritt, dass dieses Konfirmanden-Jahr heute seinen Abschluss findet. Sind wir ehrlich, irgendwo ging es uns allen so.“

Und doch konnte Pfarrer Bender in seiner Konfirmationspredigt auch mit ein bisschen Stolz berichten: „Von einer Teilnehmerin hörte ich: Ich möchte gerade nochmal mitmachen.“ Vielleicht haben Sie, die Jubelkonfirmanden, eine Idee, welche Konfirmandin das wohl gesagt hat, damals vor 50 Jahren. Interessant fand ich auch, dass Pfarrer Bender allen Konfirmanden eines Jahrgangs denselben Konfirmationsspruch gegeben hat. Wer von einem anderen Pfarrer konfirmiert wurde, hat das sicherlich anders erlebt. Da hat jeder Konfirmand einen eigenen Denkspruch bekommen. Ja, oft hat man sogar darauf geachtet, dass derselbe Denkspruch bei einer Konfirmation nicht mehrmals vorkommt.

„Mein Konfirmationsdenkspruch soll ein Bibelwort sein, das mich im Leben begleitet und leitet. Schön, heilig, friedlich und liebevoll soll er sein- ein Spruch, der mich an gute und schlechte Zeiten erinnert- vor allem aber an schöne Dinge und an meine Konfirmandenzeit.“ So denken unsere jetzigen Konfirmanden über ihren Konfirmationsspruch. Vielleicht können Sie, die Jubelkonfirmanden, Ihren Denkspruch noch einmal neu auf sich wirken lassen mit diesen Gedanken unserer jetzigen Konfirmanden im Hinterkopf.

Diese Bibelworte haben Sie, liebe Konfirmationsjubilare, zugesprochen bekommen am Tag Ihrer Konfirmation: Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder sollen heißen (1. Joh 3,1). Weil du so wert bist vor meinen Augen geachtet, musst du auch herrlich sein und ich habe dich lieb, spricht der Herr (Jes 43,4). Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens (Hebr 12,2). Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten (Joh 6,35). Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist (Ps 51,12). Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen (Mt 5,9). Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? (Mk 4,38).

„Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?“ Das war der Denkspruch, den Pfarrer Bender vor 50 Jahren für alle seine Konfirmanden ausgewählt hat. Ein ungewöhnlicher Konfirmationsspruch. Ein Denkspruch im ganz wörtlichen Sinne: Ein Spruch zum darüber Nachdenken. „Manchem vielleicht etwas zu dunkel im Augenblick.“ So sah es selbst Pfarrer Bender in seiner damaligen Konfirmationspredigt. Was ist der Zusammenhang, in dem dieser Denkspruch steht?

Jesus ist mit seinen Jüngern im Boot, weit draußen auf dem See Genezareth. Das Wetter schlägt um. Sturm kommt auf. Das Boot gerät in Seenot. Aber Jesus schläft seelenruhig hinten im Boot. Die Jünger sind außer sich: Wie kann es sein, dass Jesus diese lebensgefährliche Situation einfach verschläft? Sie wecken ihn auf und sagen zu ihm: „Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?“

Liebe Jubelkonfirmanden, vielleicht haben Sie das auch schon erleben müssen in Ihrem Leben; in den vielen Jahrzehnten voller Höhen und Tiefen, die Sie seit Ihrer Konfirmation erlebt haben. Vielleicht haben Sie es da auch schon erleben müssen, dass der Wind Ihnen so richtig ins Gesicht bläst. Dass die Wogen ganz hoch gehen in Ihrem Leben. So wie Pfarrer Bender das damals in seiner Predigt ausgedrückt hat: „Ihr tut euer Bestes in eurem Alltag und rechnet mit Jesus. Aber Jesus greift scheinbar nicht ein, obwohl ihr keinen Ausweg mehr seht aus eurer Lage: Wir gehen unter! Das ist eure Feststellung.“ Und weiter predigt Pfarrer Bender damals: „Ich möchte euch Mut machen, liebe Buben und Mädchen, Jesus herauszufordern, dass er sich um euch kümmern soll. (…) Fragt nach ihm! Sucht Antwort! Schreit zu ihm ihn eurer Not!“ Mit diesen Worten hat Pfarrer Bender damals seine Konfirmationspredigt geschlossen.

„Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?“ Ein ungewöhnlicher Konfirmations-Denkspruch, eine ungewöhnliche Konfirmationspredigt- damals vor 50 Jahren hier in dieser Kirche. Ich denke noch einmal an den Propheten aus dem Jesajabuch, der sich Gottesknecht nannte. Der es verstand, mit den Müden zur rechten Zeit zu reden. Dem Gott selbst das Ohr erweckt hatte, so dass er hören konnte wie ein Jünger. Von ihm lesen wir, dass er auch schwere Zeiten durchgemacht hat: „Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“ (Jes 50,6)

Diesem Prophet blies nicht nur der Wind ins Gesicht. Ihm wurde ins Gesicht gespuckt. Verachtet und verspottet wurde er. Jesus hat das selbst auch erleben müssen. Nach seinem glorreichen Einzug in Jerusalem drehte sich schon bald der Wind, und die Stimmung kippte. Jesus wurde verspottet und misshandelt. Mit seinem unrühmlichen Tod am Kreuz schien seine Geschichte zu Ende zu sein. „Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?“ Auch Jesus stellte so eine verzweifelte Frage am Ende seines irdischen Lebens: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46)

Aber gerade im tiefsten Tal der Verzweiflung ist Gott ganz nahe und lässt seine Hilfe erfahren. „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich,“ heißt es in Psalm 23,4. Oder wie es der Gottesknecht im Jesajabuch sagt: „Aber Gott der Herr hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden.“ (Jes 50,7) Auch die Jünger Jesu durften diese Erfahrung machen: Der Sturm auf dem See Genezareth ist nicht das Ende. Jesus kann retten auch aus der größten Not. Am Kreuz hat er alles auf sich genommen, was uns das Leben schwer macht und uns von ihm trennt- all die finsteren Täler von Schuld und Leid, die unser Leben verdunkeln. Ja, sogar das finstere Tal des Todes hat er durchschritten und überwunden. Jesus ist auferstanden! Fragt nach ihm! Sucht Antwort! Schreit zu ihm in eurer Not!

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Gedanken zum Sonntag

Lätare

 

Predigtgedanken

Liebe Mitchristen,

wenn der Frühling das Gras auf den Wiesen wieder grün und saftig werden lässt, kommen auch die Schafherden wieder aus ihren Winterquartieren auf die Weiden. Der Anblick einer solchen Schafherde hat etwas Idyllisches und Entspannendes. Leicht übersieht man dabei, dass die Arbeit des Schäfers kein leicht verdientes Brot ist: Jeden Tag bei den Schafen zu sein, bei jedem Wetter.                       

Was schon für den Hirten in unserer Zeit und unserem Land gilt, gilt erst recht für den Hirten, der in Psalm 23 beschrieben wird. Wer in Israel zur Zeit der Bibel Hirte war, der musste sich immer wieder auf die schwierige Suche nach Weideplätzen und Wasserstellen machen in diesem trockenen und kargen Land. Er musste bereit sein, seine Herde gegen wilde Tiere wie Löwen zu verteidigen.                           

Gott der Herr ist mein Hirte. So heißt es in Psalm 23. Es ist ein Bild dafür, wie Gott für uns da ist. Psalm 23 macht keine Idylle aus diesem Bild. Er weiß darum, dass es nicht selbstverständlich ist, das Lebensnotwendige zu haben, wenn es dort heißt: Gott weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Der Psalm weiß auch um die Tiefpunkte des Lebens, die finsteren Täler. Die Wirklichkeit, in der wir leben, wird hier nicht geleugnet: eine Welt, in der es immer wieder Unglücke gibt, und auch wir nicht verschont bleiben. Für den Psalmbeter hat jedoch nicht das finstere Tal das letzte Wort, sondern Gott: „Denn du bist bei mir.“ So brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn am Ende steht die Geborgenheit bei Gott. 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Montag, 31.03.2025 um 19.30 Uhr im Gemeindesaal in Wehingen.

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30 Uhr

Begrüßung, Andacht 

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 18.02.2025

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • Weltgebetstag 07.03.2025
  • Konfi 3- Abschluss + Familiengottesdienst mit Abendmahl 16.03.2025
  • Gemeindewanderung 16.03.2025
  • Nacht der offenen Kirchen 21.03.2025 
  • Konfifreizeit – 22.03.- 23.03.2025
  • Atempause am 30.03.2025

c. Ausblick:

  • KGR-Wochenende 04.-06.04.2025 – letzte Absprachen
  • Goldene Konfirmation 13.04.2025
  • Ostergottesdienste: 
    • Gründonnerstag – Godi mit Konfirmanden 17.04.2025
    • Osternacht 19.04.2025
    • Ostersonntag 20.04.2025
  • Konfirmationen 11.05. + 18.05.2025

Top 5

KGR-Dienste: Planung GD 2025 (Churchtools), Kirchkaffee 

Top 6

Bauausschuss: 

  • Bericht vom Vor-Ort-Termin mit Sachverständigen zum Thema Orgel und Heizung am 21.02.2025 – siehe Anlagen
  • Beschlussvorlagen: 
  • a) Sollen die Gemeinderäume im Pfarrhaus saniert werden? 
  • b) Soll in der Kirche ein Gemeinderaum mit Nebenräumen eingebaut werden?

Falls ja – welche Variante soll weiter verfolgt werden? 

1) Gemeinderaum unten wie in Machbarkeitsstudie 2B

2) Gemeinderaum unten 70m²

3) Gemeinderaum oben als „schwebender Kubus“

Weiteres Vorgehen, falls ja: Grundsatz-Antrag an den Ausgleichsstock des OKR

Falls nein – Soll an der Kirche vorerst gar nichts gemacht werden? (> nur Sanierung des Gemeindebereichs im Gemeindehaus) > erneute Abstimmung mit dem OKR  

Oder: Soll die Kirche zumindest energetisch saniert werden? (> Bänke gegen Stühle austauschen, Heizung anpassen etc.) > erneute Abstimmung mit dem OKR 

Top 7

KGR-Wahlen

  • Erste Informationen

Top 8

Kindergarten

  • Bericht vom Termin mit der Kommune und Hr. Melzer am 06.03.25

Top 9

Distrikt

  • Kirchenbezirksfest 25.05.2025 – Festschrift, Essen
  • Altenheimgottesdienste – Christina Hauser
  • Zukunft von Haus Bittenhalde

Top 10

Verschiedenes

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Gedanken zum Sonntag

Lätare

Gedanken zum Sonntag Lätare, 30. März 2025

Liebe Mitchristen,

Lätare, so heißt der 4. Sonntag in der Passionszeit. Lätare, das bedeutet: Freut euch! Mitten in der Passionszeit, in der wir an das Leiden und Sterben von Jesus Christus denken, ist dies zunächst einmal eine unerwartete Aufforderung. Welche Freude kann hier gemeint sein? Sicherlich keine oberflächliche Freude und kein schneller Trost, sondern eine Freude, die auch um die schweren Erfahrungen des Lebens weiß.

Es ist ein Wort aus Jesaja 66, 10, das dem Namen dieses Sonntags zu Grunde liegt: „Freut euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freut euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.“

Die Freude, von der hier die Rede ist, ist so etwas wie das Licht am Ende eines Tunnels. Jahrzehntelang lag alles am Boden. Jerusalem und sein Tempel waren zerstört, und die Oberschicht der Bevölkerung war ins Exil nach Babylon verschleppt worden. Die Menschen damals hatten den Boden unter den Füßen verloren. Alles, was ihnen wichtig gewesen war, hatten sie verloren. Es ist eine Erfahrung, die auch uns Heutigen nicht erspart bleibt, wenn Krisen und Anfechtungen unser Leben erschüttern.

„Freut euch!“ Das soll keine Freude auf Kommando sein, sondern eine neue Perspektive. Mitten in der Passionszeit ist dieses Sich-freuen schon ein Vorgeschmack auf Ostern – auch und gerade für die, die sich schwer tun mit der Glaubensfreude, weil ihr Leben von Leid und Schuld verdunkelt ist. Diese Freude hat ihre Bodenhaftung in Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Von Ostern her bringt er Licht in unser Leben und schenkt neue Perspektiven.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Gedanken zum Sonntag

Reminiszere

Predigt zum Konfi 3- Abendmahlsgottesdienst am 16.03.2025

Liebe Mitchristen!

Das Abendmahl ist etwas ganz Besonderes, dann Jesus selbst lädt uns ein an seinen Tisch. Er hat es uns versprochen: Wenn wir Abendmahl feiern, ist er selbst dabei. Das Brot und der Wein oder Traubensaft- das ist Jesus Christus, der sein Leben für uns gegeben hat durch seinen Tod am Kreuz. Das ist alles sehr geheimnisvoll und schwer zu begreifen, sogar für uns Erwachsene. Vielleicht hilft uns zum Verständnis diese Geschichte:

Wenn der Pullover zu kurz wird

Luis geht mit seinen Eltern gerne in die Kirche. Das ist manchmal so geheimnisvoll, denkt er. Aber manchmal ist es auch ganz witzig. Dann, wenn Familiengottesdienst ist. Da gefallen ihm die Lieder und der Pfarrer erzählt eine Geschichte.

„Morgen ist Abendmahl“ sagte der Vater eines Tages. „Luis, möchtest du mitgehen?“ Luis hatte schon manches vom Abendmahl gehört: Da trinken alle Leute aus einem Glas und bekommen ein ganz kleines Häppchen Brot. „Das soll alles sein“ überlegte Luis. Aber irgendwie interessierte es ihn. Und warum das Abendmahl „Abendmahl“ heißt, obwohl es doch morgens in der Kirche ist, machte ihn auch neugierig.

„Erzählst du mir wieder eine Geschichte?“ fragte Luis abends im Bett, als sein Vater im „Gute Nacht“ sagen wollte. Eine Geschichte gehörte zum Gute Nach sagen dazu. „Gerne,“ sagte der Vater. „Heute erzähle ich dir eine Jesusgeschichte. Du kennst ja schon einige Jesusgeschichten. Jesus hatte Freunde, mit denen er unterwegs war. Eines Tages, es war in Jerusalem, lud Jesus seine Freunde zum Essen ein. „Ich will mich von euch verabschieden“, sagte er. „Ihr müsst jetzt ohne mich klarkommen.“ Da waren seine Freunde sehr traurig. „Ich will euch noch ein Abschiedsgeschenk machen“ sagte Jesus. Er nahm Brot und Wein und teilte es aus. „Es soll eine Erinnerung an das sein, was uns gemeinsam wichtig ist. Mit Brot und Wein schließen wir einen Freundesbund, von dem uns auch der Tod nicht trennen kann.“

„Weißt du Luis, wenn wir morgen zum Abendmahl gehen, dann gehören wir und die anderen Christen auch zum Freundschaftsbund von Jesus. Es ist das besondere Zeichen der Christen. Und ich möchte auch dazugehören, deswegen gehe ich dort hin“, sagte der Vater. „Und ich auch“ meinte Luis.

„Manchmal teile ich mit meinen Freunden einen Kaugummistreifen. Jeder bekommt nur ein bisschen davon. Aber allen schmeckt es lecker und wir sind dann echt gute Freunde“ dachte Luis. Dann sagte er „Gute Nacht“.

Am nächsten Morgen gingen sie gemeinsam in die Kirche. Mutter war auch dabei. Luis war gespannt. „Kommt, denn es ist alles bereit“ sagte der Pfarrer nach einiger Zeit. Dann ging es los. Mit seinen Eltern und anderen Leuten ging Luis nach vorne zum Altar. Sie stellten sich im Kreis auf. Luis war aufgeregt und fühlte, wie sein Herz pochte. „Alle wollen zum Freundeskreis von Jesus gehören“ dachte er. „Auch der alte Mann dort drüben und Nike, der gerade Konfirmand ist.“ Niki kannte er gut. Manchmal waren die beiden schon gemeinsam mit ihren Skates gefahren.

Luis spürte, wie die Menschen im Kreis ganz feierlich waren. Außer dem Pfarrer sprach niemand. Dann bekam er das Brot in die Hand. Der Pfarre schaute ihn dabei freundlich an. Anschließend kam der Traubensaft. Der wurde in der Runde weitergegeben und jeder lächelte den anderen an, wenn er den Kelch weitergab. „Wie unter Freunden“, dachte Luis. Dann reichte ihm sein Vater den Kelch.

Beim Mittagessen zu Hause fragte die Mutter: „Na, wie war’s?“ „Vielleicht ein bisschen wenig von allem. Aber sonst ganz gut“, meinte Luis witzig. „Dass der Niki da war, fand ich toll, aber sonst habe ich bei dem Brot und dem Wein nichts Besonderes gemerkt. Das schmeckt ganz normal“, sagte Luis etwas nachdenklich.

„Hey Luis, du wächst ja gerade. Ich sehe es deutlich, wie du größer wirst!“ sagte plötzlich der Vater. „Besonders deine Nase und die Ohren werden größer.“ „Du spinnst ja“, meinte Luis trocken, nachdem er sich an die Nase und an die Ohren gefasst hatte. „So schnell kann man doch nicht wachsen, das weiß doch jeder, das merkt man doch erst, wenn der Pullover zu kurz wird.“

„Ach so“, meinte der Vater. „Da habe ich mich wohl geirrt. Aber vielleicht kannst du es verstehen, dass es dir heute schon ähnlich ergangen ist.“ „Ja, wann denn?“ „Na, heute morgen in der Kirche. Hast du da nicht gedacht: Ich muss jetzt sofort etwas Besonderes merken, als du das kleine Stückchen Brot und den Saft bekommen hast?“ „Ja, schon“ sagte Luis nachdenklich, „aber das ist ja vielleicht etwas anderes.“ „Nicht unbedingt“ meinte der Vater. „Schau, als Jesus gesagt hat: „Das ist mein Leib“, da hat er gemeint: Ich bin wie das Brot, das ihr esst. Ich will euch verändern. Ihr werdet es selbst gar nicht merken. Aber etwas von mir wird in euch wachsen. Wie vieles, was Gott schenkt. Man merkt es erst später!“

„Ach so“, meinte Luis, „das hättest du mir aber auch vorher sagen können.“ „Na ja, weißt du, Erwachsene wachsen eben auch immer noch ein bisschen“ sagte der Vater und schöpfte sich nochmals einen Teller voll mit Spaghetti und Tomatensoße. „Wie unter Freunden“ dachte Luis.

(Quelle: Friedrun Krautwurm, Ein kleines Stück Brot, Ernst Kaufmann Verlag, Lahr)

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Gedanken zum Sonntag

Septuagesimä

„Nur die Besten sterben jung.“

Predigt zum Sonntag, 16. Februar 2025

 

Liebe Mitchristen!

 

„Nur die Besten sterben jung.“ So heißt ein Lied der Heavy- Metal- Band böhse onkelz. In diesem Lied geht es um Freundschaft, um den Glauben an ein Leben nach dem Tod und um die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem verstorbenen Freund dort in der anderen Welt. Es geht also um Glauben, Liebe und Hoffnung; Themen, die auch für uns als Christen ganz wichtig sind. Von christlicher Glaubenshoffnung ist in diesem Lied allerdings nicht die Rede. Es sind Menschen, die in der Regel eher weniger mit der Kirche und dem christlichen Glauben zu tun haben, die sich durch dieses Lied trösten lassen, wenn sie viel zu früh Abschied nehmen müssen von einem geliebten und vertrauten Menschen.

 

„Nur die Besten sterben jung.“ Eine Kollegin von mir hat einen jungen Motorradfahrer beerdigt, der bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Bei der Beerdigung wurde auf Wunsch der Hinterbliebenen dieses Lied abgespielt. Meine Kollegin hat das als Zumutung empfunden- dieses Lied von dieser Band bei diesem Anlass. „Nur die Besten sterben jung“ – stimmt das wirklich? Die Besten, das sind doch die, die ein wirklich gutes und vorbildliches Leben leben. Die Besten, das sind doch die, die es wirklich verdient hätten, dass sie in Frieden alt werden. Dass sie ein langes und glückliches Leben haben. Ja, den Bösen, denen wünschen wir vielleicht einen frühen Tod an den Hals- aber doch nicht den Guten, doch nicht den Besten!

 

„Nur die Besten sterben jung.“ Die Band böhse onkelz hat dieses Lied einem Freund gewidmet, der bei einem Messerangriff sein Leben verlor. War dieser Freund wirklich so gut, gehörte er wirklich zu den Besten? Ich weiß es nicht. Ich kenne auch die genauen Hintergründe seines gewaltsamen Todes nicht. Aber ich muss denken an die Menschen, die in unserem Land Opfer von Gewalttaten geworden sind- bei der sinnlosen Amokfahrt in München. Zwei der Schwerverletzten sind gestern Abend gestorben- ein zweijähriges Kind und seine Mutter.

 

Warum müssen ausgerechnet die jung sterben, die sich nichts zu Schulden kommen lassen haben, und andere, die schon vielen Menschen Böses angetan haben, denen passiert nichts? Leute wie Putin, die einen Krieg angefangen haben, der Abertausende von Menschen das Leben gekostet hat- auf beiden Seiten der Front. Solche Leute haben womöglich ein gutes Leben bis ins hohe Alter.

 

Warum ist das so? Diese Frage ist wohl so alt wie die Menschheit. Und schon genauso lange suchen die Menschen nach Antworten. „Nur die Besten sterben jung.“ Diese provokative Antwort der Band böhse onkelz ist nur eine von vielen Antwort- Versuchen auf diese Frage. In der Bibel lesen wir im Buch Kohelet im 7. Kapitel, Vers 15: „Beides habe ich beobachtet in meinem Leben, das rasch vorüberzieht: Da ist ein gerechter Mensch. Der kommt ums Leben, obwohl er die Gebote befolgte. Und da ist ein ungerechter Mensch. Der hat ein langes Leben, obwohl er Böses tat.“

 

Da spricht einer zu uns aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Wir nennen ihn Prediger. Auf Hebräisch heißt das: Kohelet. „Versammler“ bedeutet dieses Wort eigentlich. Gemeint ist also einer, der Menschen um sich versammelt und zu ihnen spricht- über das Leben und den Glauben. Lebensberatung oder Coaching würden wir das heute wohl nennen. Was können wir in unserer Zeit lernen von diesem biblischen Coach, den wir den Prediger nennen? Gleich im ersten Satz von unserem Predigttext gibt er uns zu bedenken: Das Leben zieht rasch vorüber. Es ist wie ein Windhauch, der heute weht und morgen schon vorbei ist. Das ist die Grundeinstellung des Predigers, die sich durch dieses ganze biblische Buch hindurchzieht. Aber obwohl der Prediger diese Grundeinstellung hatte, war er keiner, der den Kopf hängen ließ oder in den Sand steckte. Ganz im Gegenteil war er der Meinung: Wenn das Leben so kurz und so vergänglich ist, dann ist es umso wichtiger, jeden Tag zu genießen und als ein Geschenk von Gott anzunehmen. Ja, den Menschen, die bei ihm als Coach Rat und Hilfe gesucht haben, denen sagt er es wie es ist: Das Leben ist kurz. Das Leben ist vergänglich. Und manchmal, da müssen wir erleben, dass gerade diejenigen jung sterben, die ein vorbildliches Leben geführt haben. Und die anderen, die Bösen, die bleiben fit bis ins hohe Alter. So ist es eben, sagt der Prediger.

 

Wie können wir damit klarkommen, dass es so ist? Dazu gibt der Prediger folgende Ratschläge: Mach dich nicht verrückt deswegen. Denke nicht, du müsstest um jeden Preis verstehen, warum das so ist. Bemühe dich nicht ständig, überaus klug zu sein. (Kohelet 7,16) Wenn du dich da reinsteigerst, dann wird es selbstzerstörerisch. Auch, wenn du meinst, du müsstest alles richtig machen und so die Welt retten. Wenn du übertrieben gerecht sein willst, dann wird es genauso selbstzerstörerisch. Trotzdem sollst du deinen Verstand gebrauchen und bei Gott und seinen Geboten bleiben, denn Dummheit und Gottlosigkeit können lebensverkürzend sein. Finde also das rechte Maß zwischen übertriebener Grübelei und Die-Welt-retten-Wollen und den anderen beiden Extremen: Den Verstand ausschalten und die christlichen Werte über Bord werfen. Zum Abschluss seiner Coaching- Stunde gibt der Prediger allen Ratsuchenden noch einen guten Rat mit auf den Weg: „Wer Gott achtet, der entkommt dem allen.“ (Kohelet 7,15)

 

Ich denke an eine Frau aus der Gemeinde, mit der ich mich letzte Woche unterhalten habe über die aktuelle Weltlage. Über Krieg und Terror, die die Welt und unser Land zerreißen. Über die Sorge um die Demokratie und den Rechtsruck in unserer Gesellschaft. Über die Klimakatastrophe und die fehlenden Bemühungen, sie in den Griff zu bekommen. Und diese Frau aus unserer Gemeinde hat mir erzählt von ihrem Gottvertrauen: Gott weiß schon, wohin das alles führen soll. Denn Gott hat einen Plan für uns und unsere Welt. Dieses Gottvertrauen hat mich beeindruckt, denn es ist kein weltfremdes Gottvertrauen. Die Frau, mit der ich gesprochen habe, steht mitten im Leben. Und auch der Prediger in der Bibel meint keine fromme Weltflucht, kein Sich-Zurückziehen in den Elfenbeinturm des Glaubens, wenn er sagt: „Wer Gott achtet, der entkommt dem allen.“ Denn der Prediger sagt auch: „Es ist gut, wenn du an der einen Sache festhältst und dennoch von der anderen nicht deine Hände lässt.“

 

Halten wir uns also fest am Gottvertrauen und lassen wir trotzdem nicht die Finger davon, in unserer Welt das zum Guten zu verändern, was in unseren Kräften steht. Setzen wir uns ein für Demokratie. Gehen wir wählen am nächsten Sonntag. Lassen wir es nicht unwidersprochen stehen, dass ganze Bevölkerungsgruppen in unserem Land in Misskredit geraten wegen einzelner böser Menschen, die Terroranschläge wie in München verüben. Verlieren wir nicht die Verhältnismäßigkeit aus dem Blick. Vergessen wir die Armen nicht. Bleiben wir dran am Klimaschutz, auch wenn es schwer fällt. Aber lassen wir uns auch nicht verrückt machen von all diesen drängenden Themen. Vertrauen wir auf Gott. Er hat einen Plan für diese Welt und für unser Leben.

 

„Wer Gott achtet, der entkommt allem.“ Für den Prediger ist das die eigentlich zu erreichende Weisheit: Anzuerkennen, dass wir nicht alles verstehen können und dass die Welt so unvollkommen ist, wie sie ist. Im Gottvertrauen leben. Die Wirklichkeit, wie sie ist, ernst nehmen. Offen sein. Aufmerksam sein. Achtsam sein. Und dann auch die Erfahrung machen dürfen: Auch nach einem Schicksalsschlag wie dem Tod eines vertrauten Menschen, der viel zu früh von uns gehen musste, kann ich wieder aufstehen und vertrauensvoll weitergehen.

 

„Wer Gott achtet, der entkommt allem.“ Wir können und müssen nicht allein die Welt retten. Wir können und müssen auch nicht perfekt sein. Wir können nur unser Bestes geben und darauf vertrauen, dass auch in schwierigen Zeiten, wenn sich die Welt in ihrer ganzen Ungerechtigkeit zeigt, dass wir auch da auch Gott achten und darauf vertrauen, dass Gott einen Plan hat.

 

„Nur die Besten sterben jung.“ So heißt das Lied von der Band böhse onkelz. Um Glaube, Liebe und Hoffnung geht es in diesem Lied. Für mich sind es christliche Inhalte, die mit diesen drei Worten verbunden sind: Der Glaube an Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Die Liebe, mit der Gott uns geliebt hat, von Anfang an. Er hat uns das Leben geschenkt. Unser Leben steht in seiner Hand. Die Hoffnung, dass es mehr gibt als das, was wir vor Augen haben: Einen Ort für unsere Toten. Ein Wiedersehen nach dem Tod. Einmal wird Gott alles neu machen. Dann wird alles gut. Das ist unsere christliche Hoffnung. Und so möchte ich schließen mit den Worten des Apostels Paulus aus 1. Korinther 13, 13: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

Kategorien
Einladung zur öffentlichen KGR Sitzung

Dienstag, 18.02.2025 um 19.30 Uhr Uhr im Gemeindesaal Wehingen

Öffentlicher Teil

Top 1

19:30 Uhr

Begrüßung

Andacht 

Top 2

Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung

Top 3

Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 27.01.2025

Top 4

a. Mitteilungen und Anregungen

b. Rückblick: 

  • MA-Dank-Gottesdienst am 02.02.2025

c. Ausblick:

  • Planung Weltgebetstag 07.03.2025
  • Konfi 3- Abschluss 15.03.2025 + Familiengottesdienst mit Abendmahl 16.03.2025
  • Gemeindewanderung 16.03.2025
  • Nacht der offenen Kirchen 21.03.2025 –Planungstreffen 17.03.2025 – Beleuchtung
  • Konfifreizeit – 22.03.- 23.03.2025
  • Atempause am 30.03.2025
  • Goldene Konfirmation 13.04.2025
  • Osternacht? Erste Planung

Top 5

KGR-Dienste: Planung GD 2025 (Churchtools)

Kirchkaffee 

Top 6

Bauausschuss: 

  • Kirchen- und Gemeindehausumbau: Stand der Dinge
  • Vor-Ort-Termin mit Sachverständigen zum Thema Orgel und Heizung am 21.02.2025, 8.30Uhr

Top 7

KGR-Wochenende 04.04. – 06.04.2025

  • Thema: Rückblick, Ausblick – KGR-Wahl-Vorbereitung

Top 8

Finanzen

  • Vorstellung und Beschluss des Haushaltsplans (siehe DGM)
  • Antrag an Ausgleichsstock für Kirchturmsanierung (formal)

Top 9

Distrikt

  • Jugendausschuss, Ausschreibung Jugend-Referentenstelle
  • Altenheimgottesdienste – Christina Hauser

Top 10

Verschiedenes

  • Schutzkonzept – Stand der Dinge

Verpflegung

Kategorien
Gedanken zum Sonntag

4. Sonntag vor der Passionszeit

Predigt vom Sonntag, 9. Februar 2025

Liebe Mitchristen!

Als mein Sohn klein war, hat er von jemandem aus der Kirchengemeinde eine Fahrradklingel geschenkt bekommen, auf der stand: „Gott hört mich.“ Pfarrerskinder haben es nicht leicht. Die Eltern sind viel unterwegs und mit anderem beschäftigt. Da haben sie manchmal nicht viel Zeit, um ihren Kindern zuzuhören. Mit dieser Begründung hat der Schenkende mir damals erklärt, warum er gerade dieses Geschenk für meinen kleinen Sohn ausgewählt hat: Wenn die Eltern ihm schon nicht zuhören, dann soll er sich jedenfalls darauf verlassen können, dass Gott ihm zuhört. Ein bisschen dreist fand ich dieses Geschenk ja schon: Eine Fahrradklingel mit dem Spruch: „Gott hört mich.“ Aber aus der Perspektive des Kindes macht sie sicherlich Sinn: Da kann ich damit klingeln und auf mich aufmerksam machen, wenn die Erwachsenen sonst nicht auf mich hören, weil sie mit anderem beschäftigt sind.

Diese kleine Anekdote ist nun 20 Jahre her. Die Fahrradklingel gibt es längst nicht mehr, und auch das Kinderfahrrad nicht, an dem wir sie angebracht hatten. Mein Sohn ist inzwischen erwachsen. Aber das Geschenk ist mir in Erinnerung geblieben- gerade weil es so dreist war. Da hat sich jemand getraut, mich darauf aufmerksam zu machen: Pass auf, dass du bei all den Verpflichtungen, die du hast, nicht das Wichtigste vergisst: Auf die leisen Stimmen zu hören. Für die Menschen da zu sein, die dich wirklich brauchen- deine Kinder, deine Familie, die Menschen ganz in deiner Nähe. Lass dich nicht verrückt machen von all dem, was auf dich einströmt: Erwartungen, die an dich gestellt werden. Manche sind überzogen und gar nicht erfüllbar. Die Schreckensnachrichten aus aller Welt. Lass dich nicht lähmen von ihnen. Du hast deine Aufgabe im Hier und Jetzt. Einen kleinen Teil kannst du dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen menschlicher wird: Höre auf die leisen Töne. Höre auf Gottes Stimme. Er hat einen Auftrag für dich. Und du darfst sicher sein: Gott hört auch dich. Gott lässt dich nicht allein.

Auf die leisen Töne hören. Achten auf die Zeichen, die Gott uns gibt. Neugierig bleiben wie ein Kind, das die Welt verstehen will. Das können wir von Mose lernen, wie die Bibel von ihm erzählt in 2. Mose 3. Dort geht Mose seinem Alltagsgeschäft nach und hütet die Schafe seines Schwiegervaters, wie jeden Tag. Aber an diesem Tag ist etwas anders als sonst: Da hinten brennt ein Busch. Das kommt öfter vor dort in der Wüste, wo Mose unterwegs ist. Aber trotzdem- hier passiert etwas Besonderes, denn dieser Busch brennt und brennt, aber er verbrennt nicht. Na und? Mose hätte weiterziehen können mit seinen Schafen. Das tut er aber nicht. Mose lässt sich herausrufen aus seinem Alltag. Wie das leise Klingeln einer Fahrradklingel, so hat dieser brennende Busch seine Aufmerksamkeit angezogen: Gott hört mich. Ja, Gott gibt es wirklich. Gott ist da- ganz nah. An diesem brennenden Busch mitten in der einsamen Wüste wird es für Mose erfahrbar und begreiflich. So greifbar nahe ist Gott für Mose, dass er seine Schuhe auszieht- denn der Boden, auf dem Mose steht, der kommt ihm auf einmal heilig vor.

Auf die leisen Töne hören, Gottes Stimme heraushören, und dabei sicher sein: Gott hört mich. In der biblischen Geschichte sagt Gott zu Mose: „Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.“ Ja, Gott hört gerade die leisen Stimmen. Das Weinen der Kinder. Das Seufzen der Mütter in den Kriegs- und Katastrophengebieten dieser Welt, wo sie nicht wissen, wie es weitergehen soll, wenn die Lebensmittelhilfen aus Amerika jetzt eingestellt werden. Das Stöhnen der Gequälten, Unterdrückten und Ausgebeuteten. Kein Flüchtling, der auf dem Mittelmeer ertrinkt, ist bei Gott vergessen. Gott ist da- auch in den Flüchtlingsbaracken und Lagern in unserer Zeit. Und Gott will, dass es Abhilfe gibt. Gott will, dass den Elenden geholfen wird. Zu Mose sagt er in unserer Geschichte: „Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.“ (2. Mose 3, 9-10) Mose erlebt diesen göttlichen Auftrag als Zumutung und antwortet: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?“ (2. Mose 3, 11) Ja, wer bin ich? So können wir uns auch heute fragen. Ich kann doch nicht die Welt retten. Soll ich mich bei den Mächtigen dieser Welt für Frieden einsetzen? Ich bin doch nur ein kleines Licht. Was verlangst du von mir, Gott? Diese Aufgabe ist mir zu groß.

Ich denke an die vielen tausend Menschen, die in diesen Tagen für Demokratie und gegen den Rechtsruck in unserer Gesellschaft auf die Straße gegangen sind. Menschen, die sich nicht damit zufrieden geben, dass sie ja doch nichts machen können gegen das Erstarken der AFD, die in unserem Land wieder Menschen ausgrenzen will wegen ihrer Herkunft oder ihrem Aussehen. Für mich zeigen diese Demonstrationen: Wir können etwas tun. Wir können uns einsetzen für Menschenwürde und Menschenrechte, für Freiheit und Demokratie. „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe?“ fragt Mose. Und Gott antwortet ihm: „Ich will mit dir sein.“ (2. Mose 3, 12)

Ja, Gott hört. Er hört gerade auch die leisen Stimmen, die von uns oft überhört werden. Und Gott schaut nicht nur zu von ganz weit oben im Himmel. Nein, Gott lässt sich anrühren von Leid seiner geliebten Menschen. Gott kommt herunter auf die Erde. Gott wird ein Mensch wie wir, und nimmt alles auf sich- Sünde, Leid und Tod. Am Kreuz hat Jesus Christus das alles für uns überwunden. In der Mose- Geschichte sagt Gott zu Mose: „Ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Land hinaufführte in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt.“ (2. Mose 3, 8)

Gott fährt nicht mit Gewalt drein. Gott schickt uns Menschen. Zu den Israeliten in Ägypten schickt er Mose, um sie in die Freiheit zu führen. Aber wie soll Mose den Israeliten in Ägypten erklären, dass Gott ihn geschickt hat? Wie kann man Gott erklären? „Sag mir deinen Namen.“ Das ist Moses Bitte an Gott. Eine sehr grundsätzliche Bitte, und sehr schwer zu erfüllen. Denn Gott lässt sich nicht erklären und von Menschen nie völlig begreifen. Gott übersteigt unser menschliches Vorstellungsvermögen. Aber Gott lässt Moses Bitte nicht unbeantwortet. Gott nennt Mose seinen Namen. Im hebräischen Urtext stehen dort nur vier Buchstaben: JHWH. Vokale werden ja nicht geschrieben im Hebräischen. „Der Unaussprechliche, der Ewige“ – so umschreiben unsere jüdischen Glaubensgeschwister den Namen Gottes, der von ihnen aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen wird. „Ich werde sein, der ich sein werde.“ „Ich bin, der ich bin.“ „Ich bin da.“ Oder: „Ich bin für euch da.“ So lässt sich dieser Gottesname am ehesten übersetzen. Klar ist: Diese vier Buchstaben JHWH kommen nicht von einem Substantiv her, sondern von einem Verb: von dem Wort „sein“. Das ist wichtig und richtig- denn fassen können wir Gott nur in dem, was er tut: hören, herabkommen, beauftragen, beistehen. Das alles tut Gott in der Geschichte von Mose. Und das tut er auch noch heute, auch für uns.

So wie es auf der kleinen Kinder- Fahrradklingel geschrieben stand, die mein Sohn vor langer Zeit geschenkt bekommen hat: „Gott hört mich.“ Das gilt- so wie damals, so auch heute. Es gilt für uns alle. Hören wir also auf die leisen Töne. Hören wir, was Gott uns zu sagen hat in unserer Zeit. Lassen wir uns ansprechen und ermutigen von Gott. Damit wir die Welt zum Guten verändern können- und wenn es auch nur wenig erscheint, was im Rahmen unserer Möglichkeiten ist. Denn Gott hat es versprochen: „Ich bin für euch da.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer