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Gedanken zum Sonntag

Lätare

 

Predigtgedanken

Liebe Mitchristen,

wenn der Frühling das Gras auf den Wiesen wieder grün und saftig werden lässt, kommen auch die Schafherden wieder aus ihren Winterquartieren auf die Weiden. Der Anblick einer solchen Schafherde hat etwas Idyllisches und Entspannendes. Leicht übersieht man dabei, dass die Arbeit des Schäfers kein leicht verdientes Brot ist: Jeden Tag bei den Schafen zu sein, bei jedem Wetter.                       

Was schon für den Hirten in unserer Zeit und unserem Land gilt, gilt erst recht für den Hirten, der in Psalm 23 beschrieben wird. Wer in Israel zur Zeit der Bibel Hirte war, der musste sich immer wieder auf die schwierige Suche nach Weideplätzen und Wasserstellen machen in diesem trockenen und kargen Land. Er musste bereit sein, seine Herde gegen wilde Tiere wie Löwen zu verteidigen.                           

Gott der Herr ist mein Hirte. So heißt es in Psalm 23. Es ist ein Bild dafür, wie Gott für uns da ist. Psalm 23 macht keine Idylle aus diesem Bild. Er weiß darum, dass es nicht selbstverständlich ist, das Lebensnotwendige zu haben, wenn es dort heißt: Gott weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Der Psalm weiß auch um die Tiefpunkte des Lebens, die finsteren Täler. Die Wirklichkeit, in der wir leben, wird hier nicht geleugnet: eine Welt, in der es immer wieder Unglücke gibt, und auch wir nicht verschont bleiben. Für den Psalmbeter hat jedoch nicht das finstere Tal das letzte Wort, sondern Gott: „Denn du bist bei mir.“ So brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn am Ende steht die Geborgenheit bei Gott. 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Gedanken zum Sonntag

Lätare

Gedanken zum Sonntag Lätare, 30. März 2025

Liebe Mitchristen,

Lätare, so heißt der 4. Sonntag in der Passionszeit. Lätare, das bedeutet: Freut euch! Mitten in der Passionszeit, in der wir an das Leiden und Sterben von Jesus Christus denken, ist dies zunächst einmal eine unerwartete Aufforderung. Welche Freude kann hier gemeint sein? Sicherlich keine oberflächliche Freude und kein schneller Trost, sondern eine Freude, die auch um die schweren Erfahrungen des Lebens weiß.

Es ist ein Wort aus Jesaja 66, 10, das dem Namen dieses Sonntags zu Grunde liegt: „Freut euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freut euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.“

Die Freude, von der hier die Rede ist, ist so etwas wie das Licht am Ende eines Tunnels. Jahrzehntelang lag alles am Boden. Jerusalem und sein Tempel waren zerstört, und die Oberschicht der Bevölkerung war ins Exil nach Babylon verschleppt worden. Die Menschen damals hatten den Boden unter den Füßen verloren. Alles, was ihnen wichtig gewesen war, hatten sie verloren. Es ist eine Erfahrung, die auch uns Heutigen nicht erspart bleibt, wenn Krisen und Anfechtungen unser Leben erschüttern.

„Freut euch!“ Das soll keine Freude auf Kommando sein, sondern eine neue Perspektive. Mitten in der Passionszeit ist dieses Sich-freuen schon ein Vorgeschmack auf Ostern – auch und gerade für die, die sich schwer tun mit der Glaubensfreude, weil ihr Leben von Leid und Schuld verdunkelt ist. Diese Freude hat ihre Bodenhaftung in Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Von Ostern her bringt er Licht in unser Leben und schenkt neue Perspektiven.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Reminiszere

Predigt zum Konfi 3- Abendmahlsgottesdienst am 16.03.2025

Liebe Mitchristen!

Das Abendmahl ist etwas ganz Besonderes, dann Jesus selbst lädt uns ein an seinen Tisch. Er hat es uns versprochen: Wenn wir Abendmahl feiern, ist er selbst dabei. Das Brot und der Wein oder Traubensaft- das ist Jesus Christus, der sein Leben für uns gegeben hat durch seinen Tod am Kreuz. Das ist alles sehr geheimnisvoll und schwer zu begreifen, sogar für uns Erwachsene. Vielleicht hilft uns zum Verständnis diese Geschichte:

Wenn der Pullover zu kurz wird

Luis geht mit seinen Eltern gerne in die Kirche. Das ist manchmal so geheimnisvoll, denkt er. Aber manchmal ist es auch ganz witzig. Dann, wenn Familiengottesdienst ist. Da gefallen ihm die Lieder und der Pfarrer erzählt eine Geschichte.

„Morgen ist Abendmahl“ sagte der Vater eines Tages. „Luis, möchtest du mitgehen?“ Luis hatte schon manches vom Abendmahl gehört: Da trinken alle Leute aus einem Glas und bekommen ein ganz kleines Häppchen Brot. „Das soll alles sein“ überlegte Luis. Aber irgendwie interessierte es ihn. Und warum das Abendmahl „Abendmahl“ heißt, obwohl es doch morgens in der Kirche ist, machte ihn auch neugierig.

„Erzählst du mir wieder eine Geschichte?“ fragte Luis abends im Bett, als sein Vater im „Gute Nacht“ sagen wollte. Eine Geschichte gehörte zum Gute Nach sagen dazu. „Gerne,“ sagte der Vater. „Heute erzähle ich dir eine Jesusgeschichte. Du kennst ja schon einige Jesusgeschichten. Jesus hatte Freunde, mit denen er unterwegs war. Eines Tages, es war in Jerusalem, lud Jesus seine Freunde zum Essen ein. „Ich will mich von euch verabschieden“, sagte er. „Ihr müsst jetzt ohne mich klarkommen.“ Da waren seine Freunde sehr traurig. „Ich will euch noch ein Abschiedsgeschenk machen“ sagte Jesus. Er nahm Brot und Wein und teilte es aus. „Es soll eine Erinnerung an das sein, was uns gemeinsam wichtig ist. Mit Brot und Wein schließen wir einen Freundesbund, von dem uns auch der Tod nicht trennen kann.“

„Weißt du Luis, wenn wir morgen zum Abendmahl gehen, dann gehören wir und die anderen Christen auch zum Freundschaftsbund von Jesus. Es ist das besondere Zeichen der Christen. Und ich möchte auch dazugehören, deswegen gehe ich dort hin“, sagte der Vater. „Und ich auch“ meinte Luis.

„Manchmal teile ich mit meinen Freunden einen Kaugummistreifen. Jeder bekommt nur ein bisschen davon. Aber allen schmeckt es lecker und wir sind dann echt gute Freunde“ dachte Luis. Dann sagte er „Gute Nacht“.

Am nächsten Morgen gingen sie gemeinsam in die Kirche. Mutter war auch dabei. Luis war gespannt. „Kommt, denn es ist alles bereit“ sagte der Pfarrer nach einiger Zeit. Dann ging es los. Mit seinen Eltern und anderen Leuten ging Luis nach vorne zum Altar. Sie stellten sich im Kreis auf. Luis war aufgeregt und fühlte, wie sein Herz pochte. „Alle wollen zum Freundeskreis von Jesus gehören“ dachte er. „Auch der alte Mann dort drüben und Nike, der gerade Konfirmand ist.“ Niki kannte er gut. Manchmal waren die beiden schon gemeinsam mit ihren Skates gefahren.

Luis spürte, wie die Menschen im Kreis ganz feierlich waren. Außer dem Pfarrer sprach niemand. Dann bekam er das Brot in die Hand. Der Pfarre schaute ihn dabei freundlich an. Anschließend kam der Traubensaft. Der wurde in der Runde weitergegeben und jeder lächelte den anderen an, wenn er den Kelch weitergab. „Wie unter Freunden“, dachte Luis. Dann reichte ihm sein Vater den Kelch.

Beim Mittagessen zu Hause fragte die Mutter: „Na, wie war’s?“ „Vielleicht ein bisschen wenig von allem. Aber sonst ganz gut“, meinte Luis witzig. „Dass der Niki da war, fand ich toll, aber sonst habe ich bei dem Brot und dem Wein nichts Besonderes gemerkt. Das schmeckt ganz normal“, sagte Luis etwas nachdenklich.

„Hey Luis, du wächst ja gerade. Ich sehe es deutlich, wie du größer wirst!“ sagte plötzlich der Vater. „Besonders deine Nase und die Ohren werden größer.“ „Du spinnst ja“, meinte Luis trocken, nachdem er sich an die Nase und an die Ohren gefasst hatte. „So schnell kann man doch nicht wachsen, das weiß doch jeder, das merkt man doch erst, wenn der Pullover zu kurz wird.“

„Ach so“, meinte der Vater. „Da habe ich mich wohl geirrt. Aber vielleicht kannst du es verstehen, dass es dir heute schon ähnlich ergangen ist.“ „Ja, wann denn?“ „Na, heute morgen in der Kirche. Hast du da nicht gedacht: Ich muss jetzt sofort etwas Besonderes merken, als du das kleine Stückchen Brot und den Saft bekommen hast?“ „Ja, schon“ sagte Luis nachdenklich, „aber das ist ja vielleicht etwas anderes.“ „Nicht unbedingt“ meinte der Vater. „Schau, als Jesus gesagt hat: „Das ist mein Leib“, da hat er gemeint: Ich bin wie das Brot, das ihr esst. Ich will euch verändern. Ihr werdet es selbst gar nicht merken. Aber etwas von mir wird in euch wachsen. Wie vieles, was Gott schenkt. Man merkt es erst später!“

„Ach so“, meinte Luis, „das hättest du mir aber auch vorher sagen können.“ „Na ja, weißt du, Erwachsene wachsen eben auch immer noch ein bisschen“ sagte der Vater und schöpfte sich nochmals einen Teller voll mit Spaghetti und Tomatensoße. „Wie unter Freunden“ dachte Luis.

(Quelle: Friedrun Krautwurm, Ein kleines Stück Brot, Ernst Kaufmann Verlag, Lahr)

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Septuagesimä

„Nur die Besten sterben jung.“

Predigt zum Sonntag, 16. Februar 2025

 

Liebe Mitchristen!

 

„Nur die Besten sterben jung.“ So heißt ein Lied der Heavy- Metal- Band böhse onkelz. In diesem Lied geht es um Freundschaft, um den Glauben an ein Leben nach dem Tod und um die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem verstorbenen Freund dort in der anderen Welt. Es geht also um Glauben, Liebe und Hoffnung; Themen, die auch für uns als Christen ganz wichtig sind. Von christlicher Glaubenshoffnung ist in diesem Lied allerdings nicht die Rede. Es sind Menschen, die in der Regel eher weniger mit der Kirche und dem christlichen Glauben zu tun haben, die sich durch dieses Lied trösten lassen, wenn sie viel zu früh Abschied nehmen müssen von einem geliebten und vertrauten Menschen.

 

„Nur die Besten sterben jung.“ Eine Kollegin von mir hat einen jungen Motorradfahrer beerdigt, der bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Bei der Beerdigung wurde auf Wunsch der Hinterbliebenen dieses Lied abgespielt. Meine Kollegin hat das als Zumutung empfunden- dieses Lied von dieser Band bei diesem Anlass. „Nur die Besten sterben jung“ – stimmt das wirklich? Die Besten, das sind doch die, die ein wirklich gutes und vorbildliches Leben leben. Die Besten, das sind doch die, die es wirklich verdient hätten, dass sie in Frieden alt werden. Dass sie ein langes und glückliches Leben haben. Ja, den Bösen, denen wünschen wir vielleicht einen frühen Tod an den Hals- aber doch nicht den Guten, doch nicht den Besten!

 

„Nur die Besten sterben jung.“ Die Band böhse onkelz hat dieses Lied einem Freund gewidmet, der bei einem Messerangriff sein Leben verlor. War dieser Freund wirklich so gut, gehörte er wirklich zu den Besten? Ich weiß es nicht. Ich kenne auch die genauen Hintergründe seines gewaltsamen Todes nicht. Aber ich muss denken an die Menschen, die in unserem Land Opfer von Gewalttaten geworden sind- bei der sinnlosen Amokfahrt in München. Zwei der Schwerverletzten sind gestern Abend gestorben- ein zweijähriges Kind und seine Mutter.

 

Warum müssen ausgerechnet die jung sterben, die sich nichts zu Schulden kommen lassen haben, und andere, die schon vielen Menschen Böses angetan haben, denen passiert nichts? Leute wie Putin, die einen Krieg angefangen haben, der Abertausende von Menschen das Leben gekostet hat- auf beiden Seiten der Front. Solche Leute haben womöglich ein gutes Leben bis ins hohe Alter.

 

Warum ist das so? Diese Frage ist wohl so alt wie die Menschheit. Und schon genauso lange suchen die Menschen nach Antworten. „Nur die Besten sterben jung.“ Diese provokative Antwort der Band böhse onkelz ist nur eine von vielen Antwort- Versuchen auf diese Frage. In der Bibel lesen wir im Buch Kohelet im 7. Kapitel, Vers 15: „Beides habe ich beobachtet in meinem Leben, das rasch vorüberzieht: Da ist ein gerechter Mensch. Der kommt ums Leben, obwohl er die Gebote befolgte. Und da ist ein ungerechter Mensch. Der hat ein langes Leben, obwohl er Böses tat.“

 

Da spricht einer zu uns aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Wir nennen ihn Prediger. Auf Hebräisch heißt das: Kohelet. „Versammler“ bedeutet dieses Wort eigentlich. Gemeint ist also einer, der Menschen um sich versammelt und zu ihnen spricht- über das Leben und den Glauben. Lebensberatung oder Coaching würden wir das heute wohl nennen. Was können wir in unserer Zeit lernen von diesem biblischen Coach, den wir den Prediger nennen? Gleich im ersten Satz von unserem Predigttext gibt er uns zu bedenken: Das Leben zieht rasch vorüber. Es ist wie ein Windhauch, der heute weht und morgen schon vorbei ist. Das ist die Grundeinstellung des Predigers, die sich durch dieses ganze biblische Buch hindurchzieht. Aber obwohl der Prediger diese Grundeinstellung hatte, war er keiner, der den Kopf hängen ließ oder in den Sand steckte. Ganz im Gegenteil war er der Meinung: Wenn das Leben so kurz und so vergänglich ist, dann ist es umso wichtiger, jeden Tag zu genießen und als ein Geschenk von Gott anzunehmen. Ja, den Menschen, die bei ihm als Coach Rat und Hilfe gesucht haben, denen sagt er es wie es ist: Das Leben ist kurz. Das Leben ist vergänglich. Und manchmal, da müssen wir erleben, dass gerade diejenigen jung sterben, die ein vorbildliches Leben geführt haben. Und die anderen, die Bösen, die bleiben fit bis ins hohe Alter. So ist es eben, sagt der Prediger.

 

Wie können wir damit klarkommen, dass es so ist? Dazu gibt der Prediger folgende Ratschläge: Mach dich nicht verrückt deswegen. Denke nicht, du müsstest um jeden Preis verstehen, warum das so ist. Bemühe dich nicht ständig, überaus klug zu sein. (Kohelet 7,16) Wenn du dich da reinsteigerst, dann wird es selbstzerstörerisch. Auch, wenn du meinst, du müsstest alles richtig machen und so die Welt retten. Wenn du übertrieben gerecht sein willst, dann wird es genauso selbstzerstörerisch. Trotzdem sollst du deinen Verstand gebrauchen und bei Gott und seinen Geboten bleiben, denn Dummheit und Gottlosigkeit können lebensverkürzend sein. Finde also das rechte Maß zwischen übertriebener Grübelei und Die-Welt-retten-Wollen und den anderen beiden Extremen: Den Verstand ausschalten und die christlichen Werte über Bord werfen. Zum Abschluss seiner Coaching- Stunde gibt der Prediger allen Ratsuchenden noch einen guten Rat mit auf den Weg: „Wer Gott achtet, der entkommt dem allen.“ (Kohelet 7,15)

 

Ich denke an eine Frau aus der Gemeinde, mit der ich mich letzte Woche unterhalten habe über die aktuelle Weltlage. Über Krieg und Terror, die die Welt und unser Land zerreißen. Über die Sorge um die Demokratie und den Rechtsruck in unserer Gesellschaft. Über die Klimakatastrophe und die fehlenden Bemühungen, sie in den Griff zu bekommen. Und diese Frau aus unserer Gemeinde hat mir erzählt von ihrem Gottvertrauen: Gott weiß schon, wohin das alles führen soll. Denn Gott hat einen Plan für uns und unsere Welt. Dieses Gottvertrauen hat mich beeindruckt, denn es ist kein weltfremdes Gottvertrauen. Die Frau, mit der ich gesprochen habe, steht mitten im Leben. Und auch der Prediger in der Bibel meint keine fromme Weltflucht, kein Sich-Zurückziehen in den Elfenbeinturm des Glaubens, wenn er sagt: „Wer Gott achtet, der entkommt dem allen.“ Denn der Prediger sagt auch: „Es ist gut, wenn du an der einen Sache festhältst und dennoch von der anderen nicht deine Hände lässt.“

 

Halten wir uns also fest am Gottvertrauen und lassen wir trotzdem nicht die Finger davon, in unserer Welt das zum Guten zu verändern, was in unseren Kräften steht. Setzen wir uns ein für Demokratie. Gehen wir wählen am nächsten Sonntag. Lassen wir es nicht unwidersprochen stehen, dass ganze Bevölkerungsgruppen in unserem Land in Misskredit geraten wegen einzelner böser Menschen, die Terroranschläge wie in München verüben. Verlieren wir nicht die Verhältnismäßigkeit aus dem Blick. Vergessen wir die Armen nicht. Bleiben wir dran am Klimaschutz, auch wenn es schwer fällt. Aber lassen wir uns auch nicht verrückt machen von all diesen drängenden Themen. Vertrauen wir auf Gott. Er hat einen Plan für diese Welt und für unser Leben.

 

„Wer Gott achtet, der entkommt allem.“ Für den Prediger ist das die eigentlich zu erreichende Weisheit: Anzuerkennen, dass wir nicht alles verstehen können und dass die Welt so unvollkommen ist, wie sie ist. Im Gottvertrauen leben. Die Wirklichkeit, wie sie ist, ernst nehmen. Offen sein. Aufmerksam sein. Achtsam sein. Und dann auch die Erfahrung machen dürfen: Auch nach einem Schicksalsschlag wie dem Tod eines vertrauten Menschen, der viel zu früh von uns gehen musste, kann ich wieder aufstehen und vertrauensvoll weitergehen.

 

„Wer Gott achtet, der entkommt allem.“ Wir können und müssen nicht allein die Welt retten. Wir können und müssen auch nicht perfekt sein. Wir können nur unser Bestes geben und darauf vertrauen, dass auch in schwierigen Zeiten, wenn sich die Welt in ihrer ganzen Ungerechtigkeit zeigt, dass wir auch da auch Gott achten und darauf vertrauen, dass Gott einen Plan hat.

 

„Nur die Besten sterben jung.“ So heißt das Lied von der Band böhse onkelz. Um Glaube, Liebe und Hoffnung geht es in diesem Lied. Für mich sind es christliche Inhalte, die mit diesen drei Worten verbunden sind: Der Glaube an Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Die Liebe, mit der Gott uns geliebt hat, von Anfang an. Er hat uns das Leben geschenkt. Unser Leben steht in seiner Hand. Die Hoffnung, dass es mehr gibt als das, was wir vor Augen haben: Einen Ort für unsere Toten. Ein Wiedersehen nach dem Tod. Einmal wird Gott alles neu machen. Dann wird alles gut. Das ist unsere christliche Hoffnung. Und so möchte ich schließen mit den Worten des Apostels Paulus aus 1. Korinther 13, 13: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

 

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

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Gedanken zum Sonntag

4. Sonntag vor der Passionszeit

Predigt vom Sonntag, 9. Februar 2025

Liebe Mitchristen!

Als mein Sohn klein war, hat er von jemandem aus der Kirchengemeinde eine Fahrradklingel geschenkt bekommen, auf der stand: „Gott hört mich.“ Pfarrerskinder haben es nicht leicht. Die Eltern sind viel unterwegs und mit anderem beschäftigt. Da haben sie manchmal nicht viel Zeit, um ihren Kindern zuzuhören. Mit dieser Begründung hat der Schenkende mir damals erklärt, warum er gerade dieses Geschenk für meinen kleinen Sohn ausgewählt hat: Wenn die Eltern ihm schon nicht zuhören, dann soll er sich jedenfalls darauf verlassen können, dass Gott ihm zuhört. Ein bisschen dreist fand ich dieses Geschenk ja schon: Eine Fahrradklingel mit dem Spruch: „Gott hört mich.“ Aber aus der Perspektive des Kindes macht sie sicherlich Sinn: Da kann ich damit klingeln und auf mich aufmerksam machen, wenn die Erwachsenen sonst nicht auf mich hören, weil sie mit anderem beschäftigt sind.

Diese kleine Anekdote ist nun 20 Jahre her. Die Fahrradklingel gibt es längst nicht mehr, und auch das Kinderfahrrad nicht, an dem wir sie angebracht hatten. Mein Sohn ist inzwischen erwachsen. Aber das Geschenk ist mir in Erinnerung geblieben- gerade weil es so dreist war. Da hat sich jemand getraut, mich darauf aufmerksam zu machen: Pass auf, dass du bei all den Verpflichtungen, die du hast, nicht das Wichtigste vergisst: Auf die leisen Stimmen zu hören. Für die Menschen da zu sein, die dich wirklich brauchen- deine Kinder, deine Familie, die Menschen ganz in deiner Nähe. Lass dich nicht verrückt machen von all dem, was auf dich einströmt: Erwartungen, die an dich gestellt werden. Manche sind überzogen und gar nicht erfüllbar. Die Schreckensnachrichten aus aller Welt. Lass dich nicht lähmen von ihnen. Du hast deine Aufgabe im Hier und Jetzt. Einen kleinen Teil kannst du dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen menschlicher wird: Höre auf die leisen Töne. Höre auf Gottes Stimme. Er hat einen Auftrag für dich. Und du darfst sicher sein: Gott hört auch dich. Gott lässt dich nicht allein.

Auf die leisen Töne hören. Achten auf die Zeichen, die Gott uns gibt. Neugierig bleiben wie ein Kind, das die Welt verstehen will. Das können wir von Mose lernen, wie die Bibel von ihm erzählt in 2. Mose 3. Dort geht Mose seinem Alltagsgeschäft nach und hütet die Schafe seines Schwiegervaters, wie jeden Tag. Aber an diesem Tag ist etwas anders als sonst: Da hinten brennt ein Busch. Das kommt öfter vor dort in der Wüste, wo Mose unterwegs ist. Aber trotzdem- hier passiert etwas Besonderes, denn dieser Busch brennt und brennt, aber er verbrennt nicht. Na und? Mose hätte weiterziehen können mit seinen Schafen. Das tut er aber nicht. Mose lässt sich herausrufen aus seinem Alltag. Wie das leise Klingeln einer Fahrradklingel, so hat dieser brennende Busch seine Aufmerksamkeit angezogen: Gott hört mich. Ja, Gott gibt es wirklich. Gott ist da- ganz nah. An diesem brennenden Busch mitten in der einsamen Wüste wird es für Mose erfahrbar und begreiflich. So greifbar nahe ist Gott für Mose, dass er seine Schuhe auszieht- denn der Boden, auf dem Mose steht, der kommt ihm auf einmal heilig vor.

Auf die leisen Töne hören, Gottes Stimme heraushören, und dabei sicher sein: Gott hört mich. In der biblischen Geschichte sagt Gott zu Mose: „Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.“ Ja, Gott hört gerade die leisen Stimmen. Das Weinen der Kinder. Das Seufzen der Mütter in den Kriegs- und Katastrophengebieten dieser Welt, wo sie nicht wissen, wie es weitergehen soll, wenn die Lebensmittelhilfen aus Amerika jetzt eingestellt werden. Das Stöhnen der Gequälten, Unterdrückten und Ausgebeuteten. Kein Flüchtling, der auf dem Mittelmeer ertrinkt, ist bei Gott vergessen. Gott ist da- auch in den Flüchtlingsbaracken und Lagern in unserer Zeit. Und Gott will, dass es Abhilfe gibt. Gott will, dass den Elenden geholfen wird. Zu Mose sagt er in unserer Geschichte: „Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.“ (2. Mose 3, 9-10) Mose erlebt diesen göttlichen Auftrag als Zumutung und antwortet: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?“ (2. Mose 3, 11) Ja, wer bin ich? So können wir uns auch heute fragen. Ich kann doch nicht die Welt retten. Soll ich mich bei den Mächtigen dieser Welt für Frieden einsetzen? Ich bin doch nur ein kleines Licht. Was verlangst du von mir, Gott? Diese Aufgabe ist mir zu groß.

Ich denke an die vielen tausend Menschen, die in diesen Tagen für Demokratie und gegen den Rechtsruck in unserer Gesellschaft auf die Straße gegangen sind. Menschen, die sich nicht damit zufrieden geben, dass sie ja doch nichts machen können gegen das Erstarken der AFD, die in unserem Land wieder Menschen ausgrenzen will wegen ihrer Herkunft oder ihrem Aussehen. Für mich zeigen diese Demonstrationen: Wir können etwas tun. Wir können uns einsetzen für Menschenwürde und Menschenrechte, für Freiheit und Demokratie. „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe?“ fragt Mose. Und Gott antwortet ihm: „Ich will mit dir sein.“ (2. Mose 3, 12)

Ja, Gott hört. Er hört gerade auch die leisen Stimmen, die von uns oft überhört werden. Und Gott schaut nicht nur zu von ganz weit oben im Himmel. Nein, Gott lässt sich anrühren von Leid seiner geliebten Menschen. Gott kommt herunter auf die Erde. Gott wird ein Mensch wie wir, und nimmt alles auf sich- Sünde, Leid und Tod. Am Kreuz hat Jesus Christus das alles für uns überwunden. In der Mose- Geschichte sagt Gott zu Mose: „Ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Land hinaufführte in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt.“ (2. Mose 3, 8)

Gott fährt nicht mit Gewalt drein. Gott schickt uns Menschen. Zu den Israeliten in Ägypten schickt er Mose, um sie in die Freiheit zu führen. Aber wie soll Mose den Israeliten in Ägypten erklären, dass Gott ihn geschickt hat? Wie kann man Gott erklären? „Sag mir deinen Namen.“ Das ist Moses Bitte an Gott. Eine sehr grundsätzliche Bitte, und sehr schwer zu erfüllen. Denn Gott lässt sich nicht erklären und von Menschen nie völlig begreifen. Gott übersteigt unser menschliches Vorstellungsvermögen. Aber Gott lässt Moses Bitte nicht unbeantwortet. Gott nennt Mose seinen Namen. Im hebräischen Urtext stehen dort nur vier Buchstaben: JHWH. Vokale werden ja nicht geschrieben im Hebräischen. „Der Unaussprechliche, der Ewige“ – so umschreiben unsere jüdischen Glaubensgeschwister den Namen Gottes, der von ihnen aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen wird. „Ich werde sein, der ich sein werde.“ „Ich bin, der ich bin.“ „Ich bin da.“ Oder: „Ich bin für euch da.“ So lässt sich dieser Gottesname am ehesten übersetzen. Klar ist: Diese vier Buchstaben JHWH kommen nicht von einem Substantiv her, sondern von einem Verb: von dem Wort „sein“. Das ist wichtig und richtig- denn fassen können wir Gott nur in dem, was er tut: hören, herabkommen, beauftragen, beistehen. Das alles tut Gott in der Geschichte von Mose. Und das tut er auch noch heute, auch für uns.

So wie es auf der kleinen Kinder- Fahrradklingel geschrieben stand, die mein Sohn vor langer Zeit geschenkt bekommen hat: „Gott hört mich.“ Das gilt- so wie damals, so auch heute. Es gilt für uns alle. Hören wir also auf die leisen Töne. Hören wir, was Gott uns zu sagen hat in unserer Zeit. Lassen wir uns ansprechen und ermutigen von Gott. Damit wir die Welt zum Guten verändern können- und wenn es auch nur wenig erscheint, was im Rahmen unserer Möglichkeiten ist. Denn Gott hat es versprochen: „Ich bin für euch da.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

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Jahreslosung

Predigt zur Jahreslosung am 2. Februar 2025

Liebe Mitchristen!

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Thess 5,21). So heißt die Jahreslosung für das Jahr 2025. „Endlich mal eine Jahreslosung, mit der man wirklich was anfangen kann,“ sagte mir neulich eine Mitarbeiterin aus unserer Gemeinde. Mir ist dazu eingefallen, wie neulich zwei Mitarbeiterinnen die Sakristei unserer Kirche ausgemistet haben: Was kann weg, weil wir es seit vielen Jahren nicht mehr gebraucht haben? Was behalten wir, weil es gut ist und immer wieder benötigt wird? Solche Fragen haben sich diese beiden Mitarbeiterinnen gestellt. So haben sie alles, was sie in den Regalen vorgefunden haben, auf den Prüfstand gestellt: Was gut ist, behalten wir. Das andere kann weg und wird entsorgt. Am Ende ist alles schön übersichtlich und aufgeräumt in den Regalen.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ Vom Aufräumen und Ausmisten kennen wir diesen Grundsatz alle. Am Anfang unseres heutigen Gottesdiensts haben Sie sich einen Gegenstand nehmen dürfen: Ist der noch gut, oder kann der weg? Vielleicht haben Sie sich mit Ihrem Sitznachbarn darüber austauschen können. Ja, vielleicht haben Sie den Gegenstand mit Ihrem Sitznachbarn sogar tauschen können, weil der meinte, Ihr Gegenstand sei noch gut, und Sie fanden, der kann weg. „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Das ist gar nicht immer so eindeutig, ja, oft lässt sich trefflich darüber streiten: Kann das weg, oder ist das noch gut?

Behaltet das Gute. Das klingt einfach. Aber was ist das Gute, das wir behalten sollen? So fragen wir uns oft- in unserer Gemeinde, in unserer Welt. Wir hören viel vom Bösen und vom Schlechten. Das schafft es leichter in unsere Nachrichten, das wird auf Social Media gepusht. Das Gute- ist das nicht das Alltägliche? Ist das nicht eher langweilig? Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund leben in unserem Land in Frieden mit ihren Mitmenschen, und tragen durch ihre Arbeitsleistung zum Funktionieren unserer Gesellschaft bei! Gewalttäter wie in Aschaffenburg sind die absolute Ausnahme. Es ist unfassbar tragisch, was dort in Aschaffenburg geschehen ist. Und es ist enorm wichtig, solchen Gewalttätern zu wehren, und die Gesetze, die wir haben, wirklich konsequent umzusetzen. Wer ausreisepflichtig ist, soll auch ausreisen müssen.

Aber das Gute behaltet. Und: Prüft alles. Keine Vorurteile sind hier angesagt, die Menschen allein nach ihrer Herkunft oder ihrem Aussehen beurteilen. Sondern es gilt: Das Gute behaltet. Dieses Gute, das sind zum Beispiel die Menschen mit Migrationshintergrund, die nichts Böses tun und daher nicht in den Nachrichten vorkommen. Dieses Gute, das sind außerdem unsere christlichen Werte. Auf keinen Fall darf uns die Angst vor dem Bösen dazu bringen, dass wir unsere christlichen Werte über Bord werfen. Denn dann hätte das Böse gewonnen. Unsere christlichen Werte können nicht einfach weg und entsorgt werden. Es gilt weiterhin: Vor Gott sind alle Menschen gleich viel wert, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Aussehen. Menschen in lebensbedrohlichen Situationen sollen Schutz und Hilfe erfahren und nicht abgewiesen werden.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ Es steht vieles auf dem Prüfstand in unserer Zeit- in der großen Politik genauso wie im Kleinen, hier in unserer Kirchengemeinde. Auch hier bei uns vor Ort ist Vieles im Umbruch. Mit dem Umbau und der Sanierung von Kirche und Gemeindesaal haben wir ein größeres Bauprojekt in nächster Zeit. Und auch für mich als Pfarrerin haben sich die Aufgaben vergrößert: Seit diesem Jahr bin ich auch noch zuständig für die Ortschaften Wellendingen, Wilflingen, Neufra, Feckenhausen und Zepfenhan, die zur Kirchengemeinde Rottweil gehören.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ Was ist gut, was kann weg? Kann in unserer Kirchengemeinde alles so weiterlaufen trotz dieser zusätzlichen Aufgaben im Pfarramt? Oder müssen bei uns Aufgaben wegfallen? Ich bin sehr dankbar für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kirchengemeinde. Es ist nicht selbstverständlich, dass so manche Aufgabe, die bisher ich als Pfarrerin innehatte und wegen der zusätzlichen neuen Aufgaben nun nicht weiterführen kann, jetzt von Ehrenamtlichen übernommen wird. Dies gilt für die Geburtstagsbesuche, wo ich in Zukunft nur noch die 80 und 90 Jährigen besuchen kann. Und das gilt auch für die Altenheimgottesdienste.

Auch in vielen anderen Bereichen haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Gemeinde Aufgaben übernommen, die sonst brach liegen würden. Es ist ein großer Schatz, dass wir solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Auch im Kindergarten hat sich unserer Mitarbeiterschaft vergrößert durch die zweite Gruppe, die sehr gut angenommen wird. Ich bin sehr dankbar für dieses gute Team und die wichtige Arbeit, die in unserem Kindergarten geleistet wird: Das christliche Menschenbild zu leben. Und ich weiß es zu schätzen, dass es unseren Erzieherinnen auch wichtig ist, den christlichen Glauben weitervermitteln an die nächste Generation. Denn das ist es, was uns als christliche Gemeinde zusammenhält: Der Glaube an Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Aus seiner Gnade leben wir.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ Das gilt auch im Blick auf unser eigenes Leben. Im Licht von Gottes Gnade können wir mutig unser bisheriges Leben in den Blick nehmen: „Prüft alles.“ Das Schwere in unserem Leben dürfen wir abgeben bei Jesus Christus, der für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist: „Das Gute behaltet.“ So wollen wir uns einladen lassen zum Heiligen Abendmahl, wollen bei dieser Feier unsere Last ablegen bei Jesus Christus und danach befreit und gestärkt unseren Weg weitergehen in die neue Woche.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

 

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Gedanken zum Sonntag

3. Sonntag nach Epiphanias

 

Predigt zu Johannes 4, 5-14 am 3. Sonntag nach Epiphanias

 

Liebe Gemeinde,
es gibt Dinge im Leben, bei denen festgelegt ist, wann man sie zu tun hat. Die Tagesschau schaut man abends um 20 Uhr, Gottesdienst ist meist sonntagmorgens, Zähne-putzen – immer nach dem Essen …

Jeder Mensch hat in der Regel Gewohnheiten, nach denen er sich im Alltag richtet. Solche Gewohnheiten geben unserem Leben Struktur. Und wenn jemand seine
Gewohnheit ändert, dann hat das meist einen triftigen Grund.

Und so ist es auch in unserem Predigttext für heute. Wir befinden uns im heutigen Israel, genauer in Samarien, dem Land zwischen Jerusalem und Galiläa im Norden. Dort war es üblich, dass die Frauen an einem Brunnen Wasser schöpfen. Das haben sie in der Regel morgens gemacht, da ist es noch schön kühl war. Wenn es mittags über 40 Grad Celsius gibt und man zu dieser Zeit Wasser holt, dann braucht man den halben Krug als Trinkwasser, bis man wieder zu Hause ist. Und doch begegnet uns in unserem Predigttext eine Frau, die genau das tut. Sie kommt in der Mittagshitze zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Sie beschäftigt scheinbar etwas. Und dort am Brunnen begegnet sie einem Mann – einem durstigen Mann: Jesus von Nazareth. Er macht hier grade Pause. Ich lese den Predigttext aus Johannes 4,5–14.

Jesus kam in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gegeben hatte. Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde von der Reise war, setzte er sich an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!  Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen.  Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du, ein Jude, erbittest etwas zu trinken von mir, einer samaritischen Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. – Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest, die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken! du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser. Spricht zu ihm die Frau: Herr, du hast doch nichts, womit du schöpfen könntest und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser?  Bist du etwa mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Söhne und sein Vieh. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.

Es ist ein ungewöhnliches Gespräch, das hier am Brunnen stattfindet. Ungewöhnlich aus mehreren Gründen. Anhand von drei Leitsätzen möchte ich mit Ihnen über diesen Text nachdenken.

I.     Jesus überwindet Grenzen und Barrieren

II.    Jesus – ein einziges Missverständnis

III.  Jesus – der wahre Lebensbrunnen

I. Jesus überwindet Grenzen und Barrieren

Das Gespräch ist ungewöhnlich aufgrund der äußeren Bedingungen. Nicht nur die Uhrzeit ist ungewöhnlich, sondern auch, dass ein Mann eine Frau anredet. Das war zu dieser Zeit nicht üblich. Schon gar nicht, wenn der Mann ein religiöser Lehrer – also ein Rabbi war. Und schon gar nicht sprach ein Jude eine Samaritanerin an. Sogar im Predigttext fügt der Autor diesen erklärenden Satz dazu: »Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern.

Aber warum nicht? Um das zu verstehen, müssen wir in der Geschichte Israels ein wenig zurückreisen. Im 8. Jahrhundert v. Chr. war Israel geteilt, in das Nordreich »Israel« und das Südreich »Juda«. Beide Staaten waren unabhängig voneinander und trieben ihre eigenen Geschäfte. Im Jahr 722 v. Chr. wurde das Nordreich von den Assyrern, der damaligen Großmacht erobert. Die Städte wurden zerstört und ein Großteil der jüdischen Oberschicht wurde in die Gefangenschaft verschleppt. Im Gegenzug wurden ausländische Bewohner aus anderen eroberten Gebieten der Assyrer in Israel angesiedelt. Und so vermischten sich die ortsansässigen Juden mit den neu angesiedelten Bewohnern; es entstand eine Art Mischvolk. Und auch die Religionen vermischen sich.

Als viele Jahre später die Juden aus dem babylonischen Exil zurückkehrten und den Tempel in Jerusalem wieder aufbauten, verboten sie den Samaritanern, sich daran zu beteiligen, da sie durch die Vermischung mit anderen Völkern als unrein galten. Zudem wurde ihre Religion als falsch und eben auch als verunreinigt angesehen. Daraufhin errichteten die Samariter ein eigenes Heiligtum auf dem Berg Garizim, das im Jahr 128 v. Chr. vom jüdischen König zerstört wurde. Die Vorbehalte zwischen Juden und Samaritern sind also von ethnischer und auch religiöser Art.

Dementsprechend verwundert ist auch die Frau, als der Jude Jesus sie anspricht. Aber er geht überhaupt nicht darauf ein. Jesus kümmert es nicht, welche menschlichen Barrieren wir untereinander aufrichten. Ihm ist es egal, ob es sich gehört oder nicht. Seine Botschaft überwindet kulturelle und gesellschaftliche Barrieren und Grenzen. Er ist nicht nur der Retter Israels, sondern für die ganze Welt. Das heißt: natürlich auch für Samaria. Bei ihm zählt nicht, wie rein und perfekt wir sind, sondern er ist es, der uns rein macht. Deshalb kommt er ins Gespräch mit der Frau, Jesus ermutigt uns dazu, auch über unseren Tellerrand hinauszublicken. Gibt es Menschen, bei denen es mir nicht ›schmeckt‹, wenn sie auch in der Kirche wären. Gibt es Personen, die wir lieber nicht ansprechen? Bei denen wir lieber schweigen und freundlich lächeln, weil es sich nicht gehört, etwas zu sagen?

Jesus ermutigt uns dazu, dass wir menschliche Grenzen und Barrieren überwinden sollen. Seine Liebe gilt allen Menschen. Und er zeigt das, indem er selbst Grenzen überwindet. Jesus – ein einziges Missverständnis

Es ist auffallend in dieser Szene, dass Jesus und die Frau eigentlich völlig aneinander vorbeireden. Auch deshalb ist das Gespräch ungewöhnlich. Die Frau fragt Jesus etwas und Jesus antwortet auf eine andere Frage. Sie redet vom Wasser, er redet von etwas ganz anderem. Es ist fast wie das Teekesselchen-Spiel, bei dem dasselbe Wort zwei unterschiedliche Dinge bezeichnet.

Das Johannesevangelium erzählt uns an mehreren Stellen, dass Jesus Bilder gebraucht, die zu Missverständnissen führen. In Kapitel 3, im Gespräch mit dem Pharisäer Nikodemus, sagt Jesus, dass wir neu geboren werden müssen. Und Nikodemus fragt: »Wie kann ein ausgewachsener Mensch in den Körper der Mutter zurückkehren?

So versteht die Frau am Brunnen auch nicht, wie Jesus darauf kommt, dass er ihr Wasser geben könnte. Dabei hat sie doch die Möglichkeit, Wasser zu schöpfen. Der durstige Wanderer, der ihr gegenübersitzt, hat bei der Tiefe des Brunnens keine Chance an Wasser zu kommen.

Dabei redet Jesus von etwas anderem. Er redet von dem »lebendigen Wasser«, so wörtlich. Wasser, das nicht mit dem Krug aus einem Loch im Boden geholt wird. Er redet von einem geistlichen Wasser. Es ist so wichtig für unser inneres Leben, wie Wasser wichtig ist für alles, was lebt – egal ob Mensch, Tier oder Pflanze. Ein Wasser, in dem geistliches Leben, ewiges Leben steckt.

Dieses Missverständnis wird erst später im Gespräch aufgelöst, als sich Jesus der Frau als Messias zu erkennen gibt. Das Johannesevangelium führt hier ganz deutlich vor Augen, dass Jesus eben beides ist: ganz Mensch wie wir – der durstig am Brunnen sitzt – und doch gesandt, um uns das Leben zu geben.

Bis heute kursieren Missverständnisse darüber, wer Jesus ist bzw. wer er war. Ein junger Mann behauptet bei einer Straßenumfrage: »Jesus war ein Mann, der seiner Zeit voraus war. Er hat gute Sachen gesagt und sich für Frieden eingesetzt.« Er meint, Jesus sei ein Mensch wie Gandhi, Buddha, Mutter Teresa oder andere Friedens-stifter gewesen, die wir hochschätzen und verehren. Ein normaler Mensch wie wir – bedürftig wie wir.

In diese Richtung zielt auch die Frage der Frau: »Bist du etwa größer als unser Vater Jakob?« Die übliche Antwort wäre hier vermutlich: »Nein!« Aber Jesus ist größer. Er ist nämlich beides: Mensch und Gott.

Wenn wir Jesus auf sein Menschsein reduzieren, dann bleiben wir im Missverständnis stecken, wie die Frau. Dann bleiben wir hinter dem Leben zurück, das er für uns hat. Dann erfahren wir nichts von seiner göttlichen Kraft in unserem Leben. Dann wird unser Durst

Jesus – der wahre Lebensbrunnen

Denn Jesus ist die Quelle. Er verfügt nicht nur über das Lebenswasser, sondern er selbst ist die Quelle des Lebens. Er ist der Brunnen, bei dem wir, geistlich gesehen, Wasser holen müssen, um unseren Durst zu stillen.

Wir Menschen haben Durst. Ganz äußerlich nach Wasser – unser Körper besteht zu über 60 Prozent aus Wasser, deshalb müssen wir viel mehr trinken als essen, aber wir haben auch einen inneren Durst: Wir sehnen uns nach Glück, nach Liebe, nach Erfolg, nach Ansehen, nach einer Familie usw. Nach Dingen, von denen wir uns versprechen, dass sie uns glücklich und zufrieden machen. Dass sie unseren Lebensdurst stillen. Jesus sagt: »Diesen Lebensdurst, den kann nur ich stillen. Dieses Wasser findest du bei mir.

Der Tennisstar Boris Becker sagte einmal:

»Ich hatte schon zweimal Wimbledon gewonnen, einmal als jüngster Spieler. Ich war reich ich hatte alles, was ich brauchte. Es ist das alte Lied von Filmstars oder Popstars, die sich das Leben nehmen. Sie haben alles, und sind doch unglücklich. Ich hatte keinen inneren Frieden.

Selbst Menschen, die scheinbar alles haben, sich alles leisten können, tragen diese Sehnsucht nach Leben immer noch in sich. Sie sind trotz all des Geldes immer noch auf der Suche danach, etwas zu finden, was den Lebensdurst stillt. Auch die Samariterin trägt diese tiefe Sehnsucht in sich. Jesus wird ihr im Verlauf der Geschichte ihren Lebenslauf zusagen. Fünf Manner hatte sie bereits gehabt und der bei ihr lebt ist nicht ihr Mann. Jesus sagt: »Ich bin die einzige Quelle für dieses Wasser.« Er wird sich der Frau als Messias zu erkennen geben. Und was macht die Frau. Sie überwindet ihre Scham, läuft ins Dorf und erzählt den Menschen von ihrer Begegnung. Und die Menschen glauben ihr und folgen ihr zu Jesus.

Und später im Johannesevangelium wird berichtet, dass Jesus am Kreuz stirbt. Ein römischer Soldat sticht ihm mit einem Speer in die Seite – und da fließen Wasser und Blut heraus. Am Kreuz wird Jesus zur Quelle des Lebens. An dem Ort, wo er die Versöhnung für unsere Schuld erwirkt.

Wer zu Jesus kommt und ihn um das Lebenswasser bittet, der kommt an diesem Kreuz nicht vorbei. Hier müssen wir all das abgeben, wovon wir uns das Leben zuvor erhofft haben. Wir dürfen uns Vergebung zusprechen lassen. Vergebung dafür, dass wir das Leben bei einem anderen gesucht haben als Gott. Und dann dürfen wir uns von seinem Geist neues Leben schenken lassen. Echtes Leben. Lebendiges Wasser, das bleibt. In diesem Leben und in der Ewigkeit. Deshalb zögern Sie nicht, Jesus danach zu fragen.

Amen. 

Gabriele Leibold

 

 

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Gedanken zum Sonntag

1. Sonntag nach Epiphanias

Predigt zum Gottesdienst am 1. Sonntag nach Epiphanias, 12. Januar 2025

Liebe Mitchristen!

Nach langer und entbehrungsreicher Wüstenwanderung stand das Volk Israel am Jordan. Auf der einen Seite des Flusses lag die Wüste, die an die vergangenen 40 Jahr erinnerte- an Hunger, Durst, Erschöpfung und Entbehrung. Kaum einer von ihnen wusste noch, wie es damals in Ägypten war, als sie als Sklaven schuften mussten.

Mose war ihr Anführer gewesen, diese ganzen 40 Jahre lang. Aber jetzt war Mose gestorben. Ausgerechnet jetzt, wo sie ihn so dringend gebraucht hätten, hier am Jordan. Denn auf der anderen Seite des Jordans lag fruchtbares Land- das Land, von dem sie immer geträumt hatten: Milch und Honig im Überfluss würde es dort geben. Eines Tages würden sie ein gutes Leben haben- ohne Hunger und Durst, ohne Erschöpfung und Entbehrung. Hier am Jordan waren sie am Ziel. Würden sich ihre Hoffnungen erfüllen- oder doch enttäuscht werden?

Die Bibel erzählt, wie es ist, wenn man das Gewohnte verlässt und sich einen Neuanfang wagt- einen Aufbruch in eine neue, ungewisse Zukunft. Denn auch wenn das Leben in der Wüste hart und entbehrungsreich war: Nach 40 Jahren Wüstenwanderung kannten sich die Israeliten dort aus. Sie wussten, wie man in der Wüste überlebt. Im Kulturland war das anders. Dort waren andere Fertigkeiten und Fähigkeiten gefragt. Würden sie damit zurechtkommen, noch dazu ohne Mose, ihren Anführer?

In Zeiten des Umbruchs wünscht man sich eine starke Führungspersönlichkeit, damals wie heute. Auch unsere Zeit erleben wir oft als eine Zeit des Umbruchs, als eine Zeit mit großen Herausforderungen. In wenigen Wochen ist Bundestagswahl. Viele wünschen sich da eine starke Führungspersönlichkeit für unser Land. Aber ist dies überhaupt der richtige Wunsch- sollten wir nicht vielmehr darauf hinarbeiten, dass wir unsere Demokratie stärken und selber Verantwortung übernehmen, anstatt auf „die da oben“ zu schimpfen? Führungspersönlichkeit ist sicherlich nicht derjenige, der am lautesten und polemischten ist. Christian Lindner wurde bei einer Wahlkampf- Veranstaltung mit einer Torte beworfen. Was er daraufhin gesagt hat, finde ich nachdenkenswert: „Dass wir in einem Bundestagswahlkampf als Demokratinnen und Demokraten zusammenkommen können und wir hören die Argumente der anderen, auch wenn wir sie nicht teilen, das ist ein Zeichen unserer politischen Kultur.“

Ja, ich denke: Die Argumente der anderen hören, auch wenn wir sie nicht teilen- das ist etwas, was wir zu wenig tun. Es ist wichtig, dass wir wieder lernen, einander zuzuhören, gerade auch in unserer Zeit, die wir als eine Zeit der Umbrüche und Veränderungen erleben. In mancherlei Hinsicht geht es uns da wie den Israeliten damals am Jordan. Wir brechen auf in eine neue Zukunft, die wir nicht kennen. Wenn wir an die Zukunft unseres Landes denken, ist das so.

Und auch, wenn wir an die Zukunft unserer Kirche denken. Auch da kann man den Eindruck bekommen: Nichts bleibt, wie es war. Unser Gosheimer Johannes-Gemeindehaus haben wir zur Kindergartengruppe umfunktioniert. Und damit wir wieder mehr Platz für Gemeindeveranstaltungen haben, werden wir in unsere Wehinger Christuskirche einen Gemeinderaum einbauen. Ja, nicht einmal das Kirchengebäude bleibt, wie es ist. Auch der Kirchenbezirk bleibt nicht, wie er ist. Nicht mehr in Tuttlingen wird der Sitz des neuen Dekans sein, sondern in Rottweil- und die Gemeinden des bisherigen Kirchenbezirks Sulz gehören jetzt auch dazu.

Als wir in Gosheim die neue Kindergartengruppe eingeweiht haben in den ehemaligen Gemeindehaus- Räumen im September letzten Jahres, da haben wir einen Festgottesdienst gefeiert. Und als die Kirchenbezirke Tuttlingen und Sulz sich zum neuen Kirchenbezirk Rottweil zusammengeschlossen haben, haben wir es auch so gemacht, am 6. Januar in Rottweil. Viele Menschen aus den Gemeinden des neuen Kirchenbezirks sind in der Rottweiler Predigerkirche zusammengekommen. Wir haben miteinander gesungen, gebetet, und der Prälat hat gepredigt. Anschließend haben wir miteinander auf den neuen Kirchenbezirk angestoßen und Kaffee getrunken. Und das, obwohl klar war, dass dieser Zusammenschluss aus der Not geboren ist, dass unsere Gemeinden kleiner werden.

Warum feiern wir das Neue- selbst dann, wenn es uns eher Angst und Sorge macht als Freude? Ich denke, wir tun es gerade deshalb. Wir tun es, um zu zeigen: Wir haben Grund zum Vertrauen in die Zukunft. Denn wir gehen den Weg ins Ungewisse mit dem lebendigen Gott an unserer Seite. Und auch, wenn Manches wegbricht, auf das wir uns bisher immer verlassen konnten: Gott verlässt uns nicht. Auf ihn sollen wir vertrauen, nicht auf Menschen. Starke Führungspersönlichkeiten wie damals Mose es war, sind wichtig. Aber sie sind eben auch verführerisch. Denn wir sollen uns nicht an Menschen klammern, die uns sagen, wo es lang geht. Auf Gott sollen wir vertrauen, und dem Neuen eine Chance geben: „Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein,“ sagt Gott zu Josua in Josua 3, 7. Und Josua sagt zum Volk: „Heiligt euch!“ (Josua 3, 5) Damit meint Josua: Wir wollen das Neue bewusst angehen, nicht mit blindem Aktionismus. Wir wollen den Übergang über den Jordan, hinüber in das Gelobte Land, feiern wie einen Festgottesdienst. Die Priester sollen vorausgehen mit der Bundeslade, in der die 10 Gebote aufbewahrt werden. Und wir wollen warten, bis es Zeit ist. Wir gehen erst morgen früh los. Bis dahin bereitet euch vor.

Ich stelle mir vor, wie das am nächsten Morgen war für die Priester, die mit der Bundeslade loszogen, hinein in den Jordan- diesen großen und beeindruckenden Fluss, der an die 65 Meter breit sein kann: Ohne Angst losgehen in die reißenden Fluten, und mittendrin stehen bleiben. Mitten in der Gefahr innehalten. Tief Luft holen, wenn es mir die Kehle zuschnürt- vor Angst, vor Wut, vor Ärger, dass das Alte nicht einfach so bleiben kann wie es immer war. Mitten im Fluss des Lebens stehen bleiben und die Worte der Bibel hören: „Lass es jetzt zu!“ (Matthäus 3, 15) Das sind Worte der Bibel, die ebenfalls am Jordan gesprochen wurden, 1200 Jahre später. Johannes der Täufer steht da am Jordan, und Jesus kommt zu ihm, um sich taufen zu lassen. Für Johannes ist das unvorstellbar, dass er Jesus taufen soll, der doch der Größere von ihnen beiden ist.

„Lass es zu,“ sagt Jesus. Lass dich ein auf das Neue, bisher Unvorstellbare. Verabschiede dich von Deinen alten Vorstellungen. Lass es zu, und warte mit offenen Händen auf Gottes Wunder. „Nicht müde werden, sondern dem Wunder wie einem Vogel die Hand hinhalten.“ So sagt es Hilde Domin in einem Gedicht.

Mit offenen Händen auf Gottes Wunder warten. Eine Antenne dafür haben. Auch wenn kein Mose mehr da ist. Auch wenn in unserem Land die starken Führer fehlen mögen. Die starken Führer verschwinden, aber Gott ist in den Schwachen mächtig: Josua- Joshua- Jeshua- Jesus. Es ist alles derselbe Name. Jesus- der Himmel öffnet sich bei seiner Taufe. Eine neue und unbekannte Zukunft beginnt. Und ich darf sie feiern: Voller Hoffnung mache ich mich auf den Weg ins Unbekannte. Meine Fußsohlen suchen Halt auf glitschigem Grund. Manchmal steht mir das Wasser bis zum Hals. Aber was mir heilig ist, habe ich dabei: Mein Gottvertrauen. Den Glauben, dass am Ende alles gut werden wird. Mitten im Fluss ist das Wasser am tiefsten. Dort, wo die Angst mir die Kehle zuschnürt, gehe ich hin. Ich laufe nicht weg von diesem Ort. Nein, gerade hier bleibe ich stehen und erlebe: Es bleibt nicht dabei, dass mir das Wasser bis zum Hals steht. Die Fluten verlaufen sich. Ein Weg wird erkennbar- nicht nur für mich, auf für all die anderen. Auch sie können jetzt ihre Angst loslassen und sich auf das Neue einlassen. So war es damals am Jordan bei Josua. So ist es auch heute.

„Lass es zu,“ sagt Jesus am Jordan zu Johannes dem Täufer. Manchmal braucht es neue, ungewohnte Wege. Manchmal müssen wir über unseren Schatten springen und uns auf das einlassen, was für uns bisher unvorstellbar war. Dann wird Gutes daraus entstehen. Dann steht uns der Himmel offen, und Gottes Geist umweht uns. Dann hören wir Gottes Stimme: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

 

 

 

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Gedanken zum Sonntag

Predigt zum 2. Sonntag nach dem Christfest, 5. Januar 2025

Liebe Mitchristen!

Jesus Christus ist zu uns gekommen, als Kind in der Krippe- das haben wir an Weihnachten

gefeiert. Und jetzt? Wie geht es jetzt weiter? Was nehmen wir von dieser Weihnachtsbotschaft

mit in das neue Jahr? Wenn der Glanz von Weihnachten wieder verschwindet aus unseren

Häusern und Kirchen- auch und gerade dann ist da etwas, das bleibt von dieser

weltbewegenden Geschichte, die so unscheinbar begonnen hat, damals in Bethlehem im Stall

bei Ochs und Esel. Weltbewegend ist diese Geschichte vom Jesuskind, weil eine weltweite

Bewegung daraus entstanden ist- die weltweite Christenheit: Wir alle, die wir uns nach unserem

Herrn Jesus Christus nennen. Auf seinen Namen sind wir getauft. Wir gehören zu ihm. Seit dem

Tag unserer Taufe sind wir mit Jesus Christus verbunden: „Jesus Christus ist zu uns gekommen

durch das Wasser seiner Taufe.“ So heißt es in unserem Predigttext (1. Johannes 5, 6).

Mich erinnert das an das Segenswort, das jeder zugesprochen bekommt, der hier in unserer

Kirche getauft wird: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem

Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43, 1) Ein Wort des lebendigen Gottes ist das. Auf seinen

Namen sind wir getauft: Auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ja, es

ist wahr: Jesus Christus ist zu gekommen durch das Wasser seiner Taufe. Zu mir ist er

gekommen in meiner Taufe, ganz persönlich, ganz direkt. So bezeugt das Wasser der Taufe:

Jesus Christus ist für mich da. Immer, wenn wir Taufe feiern oder uns an unsere Taufe erinnern,

dann ist das ein Fest für Jesus. Wie an Weihnachten feiern wir dann Jesus, der zu uns gekommen

ist, in unser Leben.

Das Taufwasser allein macht es freilich noch nicht- genauso wenig wie der geschmückte

Weihnachtsbaum noch kein Weihnachtsfest macht. Was braucht es also noch, damit ich Jesus

wirklich feiern kann in meinem Leben? Es braucht Festfreude, es braucht Begeisterung. Gottes

Heiligen Geist braucht es. Denn der Heilige Geist ist Zeuge für Jesus. Was der Heilige Geist uns

schenkt, ist echte Freude- keine aufgesetzte Festfreude wie bei einem Weihnachtsfest in einer

zerstrittenen Familie, wo die Konflikte an Weihnachten unter der Decke gehalten werden um des

lieben Friedens willen, und dabei keine richtige Feststimmung aufkommen will. Beim Heiligen

Geist ist es anders. Denn der Heilige Geist ist der Geist der Wahrheit. Wir können ihm nichts

vormachen. Und wir müssen es auch nicht. Das ist befreiend. Denn es ist ja unglaublich

anstrengend, wenn wir pausenlos aufpassen müssen, dass niemand unsere Fehler und

Schwächen bemerkt.

Der Heilige Geist gibt uns die Kraft, der Wahrheit ins Auge zu schauen und einen ehrlichen Blick

auf unser Leben zu werfen. Wenn ich das tue, dann muss ich mir wohl eingestehen: Manches ist

schiefgelaufen. Manches habe ich verbockt. Ja, an manchen Stellen meines Lebensweges

wünschte ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Denn heute würde ich es ganz anders machen

als damals. Aber ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern. Ich kann nur auf Jesus

vertrauen und mein Leben in seine Hand legen. Zu ihm kann ich die Last meiner Vergangenheit

bringen und sie unter sein Kreuz legen. Jesus Christus hat sein Leben für mich gegeben und

schenkt mir einen Neuanfang. So heißt es auch in 1. Johannes 5, 6: „Jesus Christus ist zu uns

gekommen durch das Blut seines Todes.“ So feiern wir es in unseren

Abendmahlsgottesdiensten- so wie Jesus Christus es selbst gesagt hat: „Das ist mein Leib, der

für euch gegeben wird. Das ist mein Blut des neuen Bundes, das für euch und für viele vergossen

wird zur Vergebung der Sünden.“ (1. Korinther 11, 24-25)

Jesus Christus nimmt unsere Schuld auf sich. Im Abendmahl wird das erfahrbar für mich: Ich

halte die Hände auf und warte, dass Jesus Christus zu mir kommt und mir meine Last abnimmt.Und er kommt. Jesus Christus ist ganz nah. Er ist da- ganz klein, noch kleiner als das Kind in der

Krippe. Nur ein kleines Stück Brot und ein kleiner Schluck Wein oder Traubensaft. Aber es ist

Jesus Christus, Gottes Sohn. Gott selbst ist der Zeuge dafür. Durch seine Boten hat er es

verkündet, und in der Bibel können wir es nachlesen: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt

Sünde trägt!“ (Johannes 1, 29) Jesus Christus ist zu uns gekommen- in unseren Gottesdiensten

feiern wir das miteinander, zusammen mit der weltweiten Christenheit.

Heute feiern wir unseren Gottesdienst noch einmal mit Weihnachtsbaum und Krippe, die uns an

das Weihnachtsfest erinnern- wie Jesus Christus gekommen ist als kleines Kind in der Krippe,

ein Mensch wie wir, schutzlos und bedürftig. Und doch der Sohn Gottes. Und auch wenn wir den

Weihnachtsbaum und die Krippe nun bald wieder wegräumen- es gilt weiter: Jesus Christus ist

zu uns gekommen. Von Anfang an gilt es- seit unsere Eltern uns zur Taufe gebracht haben. Seit

wir selbst durch den Heiligen Geist in uns gespürt haben: Ich gehöre zu Jesus. Ich bin mit Jesus

verbunden. Er ist immer bei mir. Er lässt mich nicht fallen. „Jesus Christus ist zu uns gekommen

durch das Wasser der Taufe und das Blut seines Todes.“ (1. Johannes 5, 6) Wenn in unserer

Kirche der Weihnachtsbaum und die Krippe wieder weggeräumt sind, dann erinnern uns der

Taufstein und das Abendmahlsgeschirr mit Brot und Wein weiter daran, dass Jesus Christus zu

uns gekommen ist.

Im Abendmahl feiern wir: Wir sind mit Jesus Christus verbunden. Nichts kann uns von ihm

trennen. Keine Schuld der Welt, ja nicht einmal der Tod. Die Verbindung mit Jesus bleibt und

trägt- auch über dieses Leben hinaus, auch in Ewigkeit: „Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat

das Leben bekommen.“ (1. Johannes 5, 12) Das gilt im Hier und Jetzt, und es gilt in Ewigkeit. In

dieser Gewissheit können wir getrost in das neue Jahr gehen, was auch immer das Jahr bringen

wird. So wie es in 1. Johannes 5, 13 heißt: „Dies alles habe ich euch geschrieben, damit ihr

wisst: Ihr habt das ewige Leben. Denn ihr glaubt an den Sohn Gottes.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer

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Gedanken zum Sonntag

2. Sonntag nach Christfest

 

Predigt zum 2. Sonntag nach dem Christfest, 5. Januar 2025

Liebe Mitchristen!

Jesus Christus ist zu uns gekommen, als Kind in der Krippe- das haben wir an Weihnachten gefeiert. Und jetzt? Wie geht es jetzt weiter? Was nehmen wir von dieser Weihnachtsbotschaft mit in das neue Jahr? Wenn der Glanz von Weihnachten wieder verschwindet aus unseren Häusern und Kirchen- auch und gerade dann ist da etwas, das bleibt von dieser weltbewegenden Geschichte, die so unscheinbar begonnen hat, damals in Bethlehem im Stall bei Ochs und Esel. Weltbewegend ist diese Geschichte vom Jesuskind, weil eine weltweite Bewegung daraus entstanden ist- die weltweite Christenheit: Wir alle, die wir uns nach unserem Herrn Jesus Christus nennen. Auf seinen Namen sind wir getauft. Wir gehören zu ihm. Seit dem Tag unserer Taufe sind wir mit Jesus Christus verbunden: „Jesus Christus ist zu uns gekommen durch das Wasser seiner Taufe.“ So heißt es in unserem Predigttext (1. Johannes 5, 6).

Mich erinnert das an das Segenswort, das jeder zugesprochen bekommt, der hier in unserer Kirche getauft wird: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43, 1) Ein Wort des lebendigen Gottes ist das. Auf seinen Namen sind wir getauft: Auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ja, es ist wahr: Jesus Christus ist zu gekommen durch das Wasser seiner Taufe. Zu mir ist er gekommen in meiner Taufe, ganz persönlich, ganz direkt. So bezeugt das Wasser der Taufe: Jesus Christus ist für mich da. Immer, wenn wir Taufe feiern oder uns an unsere Taufe erinnern, dann ist das ein Fest für Jesus. Wie an Weihnachten feiern wir dann Jesus, der zu uns gekommen ist, in unser Leben.

Das Taufwasser allein macht es freilich noch nicht- genauso wenig wie der geschmückte Weihnachtsbaum noch kein Weihnachtsfest macht. Was braucht es also noch, damit ich Jesus wirklich feiern kann in meinem Leben? Es braucht Festfreude, es braucht Begeisterung. Gottes Heiligen Geist braucht es. Denn der Heilige Geist ist Zeuge für Jesus. Was der Heilige Geist uns schenkt, ist echte Freude- keine aufgesetzte Festfreude wie bei einem Weihnachtsfest in einer zerstrittenen Familie, wo die Konflikte an Weihnachten unter der Decke gehalten werden um des lieben Friedens willen, und dabei keine richtige Feststimmung aufkommen will. Beim Heiligen Geist ist es anders. Denn der Heilige Geist ist der Geist der Wahrheit. Wir können ihm nichts vormachen. Und wir müssen es auch nicht. Das ist befreiend. Denn es ist ja unglaublich anstrengend, wenn wir pausenlos aufpassen müssen, dass niemand unsere Fehler und Schwächen bemerkt.

Der Heilige Geist gibt uns die Kraft, der Wahrheit ins Auge zu schauen und einen ehrlichen Blick auf unser Leben zu werfen. Wenn ich das tue, dann muss ich mir wohl eingestehen: Manches ist schiefgelaufen. Manches habe ich verbockt. Ja, an manchen Stellen meines Lebensweges wünschte ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Denn heute würde ich es ganz anders machen als damals. Aber ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern. Ich kann nur auf Jesus vertrauen und mein Leben in seine Hand legen. Zu ihm kann ich die Last meiner Vergangenheit bringen und sie unter sein Kreuz legen. Jesus Christus hat sein Leben für mich gegeben und schenkt mir einen Neuanfang. So heißt es auch in 1. Johannes 5, 6: „Jesus Christus ist zu uns gekommen durch das Blut seines Todes.“ So feiern wir es in unseren Abendmahlsgottesdiensten- so wie Jesus Christus es selbst gesagt hat: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das ist mein Blut des neuen Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ (1. Korinther 11, 24-25)

Jesus Christus nimmt unsere Schuld auf sich. Im Abendmahl wird das erfahrbar für mich: Ich halte die Hände auf und warte, dass Jesus Christus zu mir kommt und mir meine Last abnimmt.

Und er kommt. Jesus Christus ist ganz nah. Er ist da- ganz klein, noch kleiner als das Kind in der Krippe. Nur ein kleines Stück Brot und ein kleiner Schluck Wein oder Traubensaft. Aber es ist Jesus Christus, Gottes Sohn. Gott selbst ist der Zeuge dafür. Durch seine Boten hat er es verkündet, und in der Bibel können wir es nachlesen: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Johannes 1, 29) Jesus Christus ist zu uns gekommen- in unseren Gottesdiensten feiern wir das miteinander, zusammen mit der weltweiten Christenheit.

Heute feiern wir unseren Gottesdienst noch einmal mit Weihnachtsbaum und Krippe, die uns an das Weihnachtsfest erinnern- wie Jesus Christus gekommen ist als kleines Kind in der Krippe, ein Mensch wie wir, schutzlos und bedürftig. Und doch der Sohn Gottes. Und auch wenn wir den Weihnachtsbaum und die Krippe nun bald wieder wegräumen- es gilt weiter: Jesus Christus ist zu uns gekommen. Von Anfang an gilt es- seit unsere Eltern uns zur Taufe gebracht haben. Seit wir selbst durch den Heiligen Geist in uns gespürt haben: Ich gehöre zu Jesus. Ich bin mit Jesus verbunden. Er ist immer bei mir. Er lässt mich nicht fallen. „Jesus Christus ist zu uns gekommen durch das Wasser der Taufe und das Blut seines Todes.“ (1. Johannes 5, 6) Wenn in unserer Kirche der Weihnachtsbaum und die Krippe wieder weggeräumt sind, dann erinnern uns der Taufstein und das Abendmahlsgeschirr mit Brot und Wein weiter daran, dass Jesus Christus zu uns gekommen ist.

Im Abendmahl feiern wir: Wir sind mit Jesus Christus verbunden. Nichts kann uns von ihm trennen. Keine Schuld der Welt, ja nicht einmal der Tod. Die Verbindung mit Jesus bleibt und trägt- auch über dieses Leben hinaus, auch in Ewigkeit: „Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben bekommen.“ (1. Johannes 5, 12) Das gilt im Hier und Jetzt, und es gilt in Ewigkeit. In dieser Gewissheit können wir getrost in das neue Jahr gehen, was auch immer das Jahr bringen wird. So wie es in 1. Johannes 5, 13 heißt: „Dies alles habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst: Ihr habt das ewige Leben. Denn ihr glaubt an den Sohn Gottes.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer