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Gedanken zum Sonntag

7.Sonntag nach Trinitatis

Predigt am Sonntag, 31. Juli 2022

Röm 6, 3-11: Ihr wisst doch: Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind einbezogen worden in seinen Tod. Und weil wir bei der Taufe in seinen Tod mit einbezogen wurden, sind wir auch mit ihm begraben worden. Aber Christus wurde durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt. So werden auch wir ein neues Leben führen. Denn wenn wir ihm im Tod gleich geworden sind, werden wir es auch in der Auferstehung sein. Wir wissen doch: Der alte Mensch, der wir früher waren, ist mit Christus am Kreuz gestorben. Dadurch wurde der Leib vernichtet, der im Dienst der Sünde stand. Jetzt sind wir ihr nicht mehr unterworfen. Wer gestorben ist, auf den hat die Sünde keinen Anspruch mehr. Wir sind nun also mit Christus gestorben. Darum glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen doch: Christus wird nicht mehr sterben, nachdem er vom Tod auferweckt wurde. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn sein Sterben war ein Sterben für die Sünde –das ist ein für alle Mal geschehen. Aber das Leben, das er jetzt lebt, lebt er ganz für Gott. Genau das sollt ihr auch von euch denken: Für die Sünde seid ihr tot. Aber ihr lebt für Gott, weil ihr zu Christus Jesus gehört.

Liebe Mitchristen!

Wir feiern heute ein Fest. Wir feiern die Taufe von drei Kindern. Das ist ein Fest für die Familien: Für die Eltern und Paten, für die Großeltern und die großen Geschwister, für die Freunde und Verwandten aus Nah und Fern. Es ist aber auch ein Fest für uns alle, für die ganze Gemeinde. Deswegen feiern wir nach dem Gottesdienst noch weiter: Draußen vor der Kirche bei einer Tasse Kaffee. Für die Gemeinde ist jede Taufe ein Fest. Wer getauft wird, wird Mitglied der Ortsgemeinde und der einzelnen Kirche. Die Gemeinschaft der Getauften geht aber noch weiter: Wer getauft ist, gehört zur Gemeinschaft der weltweiten Christenheit, über alle Konfessionsgrenzen hinweg. Denn die Taufe ist das Erkennungszeichen aller Christinnen und Christen in allen Ländern und in allen Kirchen und Gemeinden auf der Welt. Wir feiern heute also ein richtig großes Fest, wenn wir drei Kinder taufen! Eines von unseren Taufkindern feiert heute noch ein anderes Fest: Seinen Geburtstag – herzlichen Glückwunsch! Schön, wenn Tauftag und Geburtstag so zusammenfallen. Dann kann man die Taufkerze gleich als Geburtstagskerze anzünden. Die Taufkerze als Geburtstagskerze: Genau das will die Taufkerze sein, und zwar für uns alle. Auch für die von uns, die nicht an ihrem Geburtstag getauft wurden: Die Taufkerze ist eine Geburtstagskerze. Schön, wenn Sie auch in Zukunft daran denken und die Taufkerze anzünden an Ihrem Tauftag und Geburtstag, oder an dem Ihres Kindes. Dann können Sie mit Ihrem Kind darüber reden, wie das heute war, am Tag seiner Taufe, und warum Sie sich gewünscht haben, dass Ihr Kind getauft wird.

Einige von Ihnen haben wegen Corona lange darauf warten müssen, bis Sie die Taufe von Ihrem Kind feiern konnten. Aber es ist Ihnen wichtig geblieben: Heute ist es endlich so weit. Andere haben selber große Opfer in ihrem Leben gebracht, um sich taufen lassen zu können. Zu Jesus Christus und zu seiner Kirche dazugehören zu können, war für Euch nicht einfach. Aber es war Euch so wichtig, dass Ihr alles andere hintenangestellt habt. In diesem Glauben wollt Ihr auch Euer Kind erziehen, deswegen lasst Ihr es heute taufen. Ganz unterschiedliche Geschichten sind das, die Sie heute mitbringen. Die Taufkerze kann Ihnen dabei helfen, diese Geschichten Ihrem Kind zu erzählen, wenn es etwas größer ist. Vielleicht können Sie Ihrem Kind auch etwas davon erzählen, warum die Taufkerze eine Geburtstagskerze ist: Mit der Taufe beginnt etwas ganz Neues, ein neues Leben. Es ist wie eine Geburt. Wie neugeboren sind wir bei Gott. Mit der Taufe bekommen wir auch neue Eltern und Verwandte – als Unterstützung für unsere Eltern, die wir seit unserer Geburt haben. Wir bekommen Paten, die uns im Leben und Glauben begleiten wollen. Und noch viel mehr bekommen wir: Wir bekommen einen Vater im Himmel, der immer für uns da ist – auch da, wo Menschen das nicht mehr können – Gott, unser Vater, der uns helfen will, der uns zuhört, wenn wir zu ihm beten. Mit ihm können wir im Gebet reden wie mit einem Freund. Auch einen neuen Bruder bekommen wir in der Taufe: Jesus Christus, Gottes Sohn. Er war ein Mensch wie wir, und doch Gott gleich. Durch die Taufe sind wir ganz eng verbunden mit Jesus Christus. Auf seinen Namen sind wir getauft: Als Getaufte nennen wir uns Christinnen und Christen. Und noch viel enger sind wir durch die Taufe mit Jesus Christus verbunden; mit allem, was er erlebt und erlitten hat. Davon schreibt der Apostel Paulus im Brief an die Gemeinde in Rom: In der Taufe sind wir mit hineingenommen in den Tod von Jesus Christus. Dafür steht das Wasser der Taufe. Das Wasser der Taufe steht für den Tod – den Tod von allem, was uns von Gott trennt: Die Sünde, die Schuld – all das, was in unserem Leben verbogen und schief gelaufen ist. All das soll im Wasser der Taufe untergehen, damit wir einen neuen Anfang machen können in unserem Leben. So wird uns in der Taufe neues Leben geschenkt – so wie Jesus Christus nach seinem Tod am Kreuz neues Leben geschenkt wurde an Ostern. Jesus Christus ist auferstanden. Unser Leben wird neu durch die Taufe. Unser Leben wird neu durch die Taufe. Das Böse und Dunkle hat keine Macht mehr über uns. Deswegen ist die Taufkerze eine Geburtstagskerze. Und deswegen zünden wir sie an der Osterkerze an. Wir sind neu geboren in der Taufe. Ein neuer Anfang mit Gott ist uns geschenkt, ein neues Leben durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi.

Es ist gut, dass wir auch schon ganz kleine Kinder taufen. Denn bei Gott ist jeder willkommen, von Anfang an. Und es ist auch gut, dass wir die Taufe nur einmal feiern in unserem Leben. Denn sie ist etwas Einmaliges und Besonderes. Aber immer wieder brauchen wir einen Neuanfang in unserem Leben, wenn wir in eine Sackgasse geraten sind. Dann ist es gut, wenn wir uns an die Taufe erinnern, an den Neuanfang, das neue Leben, das Gott uns in der Taufe geschenkt hat. Martin Luther hat das auch so gemacht. Wenn ihn dunkle Gedanken gequält haben, dann hat er vor sich auf den Tisch mit großen Buchstaben aufgeschrieben: „Ich bin getauft.“ Das hat ihm geholfen. Nehmen wir uns doch ein Vorbild daran und erinnern wir uns in schwierigen Momenten immer wieder an unsere Taufe. Vielleicht können wir sogar unsere Taufkerze dazu anzünden und dabei daran denken: Sie ist unsere Geburtstagskerze für das neue Leben, das mit unserer Taufe begonnen hat.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer