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Gedanken zum Sonntag

5. Sonntag nach Trinitatis

Predigt vom 17. Juli 2022 (1. Mo. 11, 31 bis 1. Mo. 12, 4):

Und Terach nahm seinen Sohn Abram, dazu Lot, den Sohn Harans, seinen Enkel, auch Sarai, seine Schwiegertochter, die Frau seines Sohnes Abram, und sie zogen miteinander aus von Ur in Chaldäa, um ins Land Kanaan zu gehen. Als sie aber nach Haran kamen, blieben sie dort. Terach starb in Haran.

Der HERR aber hatte zu Abram gesprochen: Geh hinaus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde! Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde! Da ging Abram, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot ging mit ihm. 

Liebe Gemeinde, dies ist der Beginn der Geschichte Abrahams, der damals noch Abram hieß. Abram lebte mit seiner Familie in Ur in Mesopotamien – das liegt im heutigen Irak.  Dort erreichte ihn der Ruf Gottes, der ihn aufforderte, sein Heimatland zu verlassen. Daraufhin verließ Abram Ur, um nach Kanaan zu gehen. Aber er kam zunächst nicht bis Kanaan, sondern ließ sich in Haran nieder. Erst nachdem sein Vater dort gestorben war, zog er gemeinsam mit seinem Vetter Lot weiter nach Kanaan (Apg. 7, 2-4).

Abraham ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Bibel. Er hat sowohl für das Judentum, für den Islam und für das Christentum große Bedeutung. So berufen sich die Schriftgelehrten im Neuen Testament darauf, Nachkommen Abrahams zu sein und Jesus selbst bezeichnet eine Frau als „Tochter Abrahams“. Abraham wird insgesamt 74 Mal im Neuen Testament erwähnt. 

Zweifellos ist die Berufung Abrahams und die damit verbundene Verheißung ein Höhepunkt und ein Wendepunkt im Leben Abrahams. Er wird aufgefordert, alles Vertraute hinter sich zu lassen und etwas völlig Neues zu beginnen. Die Verheißungen sind an die Bedingung geknüpft, alles Alte hinter sich zu lassen. Die Verheißungen würden sich in Kanaan, dem Land der Verheißung, erfüllen. Doch was hat die Geschichte Abrahams für unser heutiges Leben für eine Bedeutung?

Am Anfang der Geschichte steht das Reden Gottes. Im Alten Testament wird berichtet, dass Gott zu einigen auserwählten Personen wie Abraham sprach. Im Neuen Testament offenbart sich Gott durch seinen Sohn und er redet zu uns allen (Apg. 2, 17).
Die Aufforderung, das Alte und Vertraute hinter sich zu lassen, gilt für uns heute ebenso, wie damals für Abraham. Wir sollen unser altes Denken und die Orientierung an unserer Umgebung aufgeben und uns stattdessen am Wort Gottes zu orientieren. Wir sollen uns durch den Geist Gottes und durch sein geschriebenes Wort inspirieren und führen lassen.
Das gelobte Land Kanaan, das Abraham verheißen wurde, ist sowohl ein realer Ort, wie auch ein Bild für den Ort, an dem Gott Abraham segnet. Dieser Ort ist für uns die ewige Wohnung, die Jesus für die Seinen vorbereitet hat. Unser Herz soll nicht am Irdischen und Vergänglichen hängen, sondern wir sollen uns auf das Ewige und Bleibende ausrichten.
Gott machte sich mit Abraham eins, indem er sagte, dass er diejenigen segnen oder verfluchen würde, die Abraham segnen oder verfluchen würden. So macht sich Gott in Christus mit uns eins und er wird zu uns stehen, wenn wir seinem Ruf folgen werden. 

Vielleicht denken wir, dass Abraham ja sehr besonders war und besonders befähigt war. Doch wenn wir die Geschichte Abrahams lesen, dann können wir feststellen, dass Abraham ebenso ein fehlerhafter Mensch war wie wir.
Was ihn auszeichnete, das war sein Vertrauen in Gott. Deshalb wird er auch „Vater des Glaubens“ genannt. Dies ist es, was wir unbedingt von Abraham lernen sollten: Zu vertrauen.

Uns ist Gott in Jesus Christus erschienen. Ihm können wir in jeder Lebenslage vertrauen. Es gibt nichts, das wir ihm nicht anvertrauen können und es gibt keine Situation, in der er uns nicht helfen wird. Vielleicht sind wir längere Zeit auf dem Weg stehen geblieben – so wie Abraham in Haran. Dann dürfen wir getrost in der Nachfolge weitergehen und gewiss sein, dass er uns auf dem Weg begleitet und hilft. 

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte:
Zwei Freunde stehen im Garten. Es ist Sommer und die Sonne scheint. Da fragt ein Freund den anderen: „Wann ist wohl die beste Zeit, einen Apfelbaum zu pflanzen?“. Die Antwort kommt prompt: „Die beste Zeit war vor 20 Jahren“. Dann kommt die nächste Frage: „Und wann ist die zweitbeste Zeit?“. Die Antwort ist: „JETZT“.

Wenn wir den besten Zeitpunkt versäumt haben, dann sollten wir den zweitbesten nehmen.

Amen

Gerhard Walderich, Tuningen