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Gedanken zum Sonntag

Predigt zum Konfirmanden-Abendmahlsgottesdienst am Samstag, 17. Oktober 2020

 
1. Könige 19, 4-8: Elia aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Ginster und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich hin und schlief unter dem Ginster. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.

Liebe Mitchristen!

Manchmal geht es einfach nicht mehr weiter. Manchmal kann man einfach nicht mehr. Im Frühjahr musstet ihr, liebe Konfirmanden, eure Konfirmation auf Herbst verschieben, fast von einem Tag auf den anderen. Jetzt ist es Herbst. Jetzt feiern wir eure Konfirmation. Konfirmation unter ganz anderen Bedingungen als ihr euch das gewünscht hättet. Beim Konfi-Tag letzte Woche habt ihr eure Wünsche gesagt: Dass die Konfirmation wie geplant stattfindet, dass man feiern kann. Dass die ganze Familie in die Kirche gehen darf. Nicht alles davon ist möglich. Einigen Verwandten musstet ihr schon absagen für den Konfirmationsgottesdienst, weil wir auf Abstand sitzen müssen und dadurch weniger Plätze haben. Da kann man schon auch mal zu viel kriegen. Irgendwann reicht es auch mal. So wie bei Elia. 

„Es ist genug“, sagt Elia. „Ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll.“ Er wollte, dass der Glaube an Gott wieder wird wie früher, dass wieder mehr Leute an Gott glauben. Als das nicht passiert, packt ihn zuerst die Wut und dann die Verzweiflung. Er geht in die Wüste und legt sich unter einen Busch. Dort schließt er die Augen und schläft ein, und wünscht sich dabei, nie wieder aufzuwachen. 

Elia ist so erschöpft, dass er es nicht aus eigener Kraft wieder auf die Beine schafft. Von selber kommt er nicht mehr hoch unter seinem Busch. Er schafft es nicht, diese Wüste zu verlassen. Er braucht Hilfe von außen. Es muss jemand kommen und ihn wachrütteln. Die Bibel sagt, dass es ein Engel Gottes war. Er bringt Elia Brot und einen Krug mit Wasser. „Steh auf und iss!“ sagt der Engel. 

Aber Elia schafft es immer noch nicht wieder auf die Beine. Er isst und trinkt zwar, was ihm gebracht wird, aber zu mehr ist er nicht fähig. Noch einmal muss der Engel zu ihm kommen und ihm zu Essen und zu Trinken bringen. Noch einmal muss er zu Elia sagen: „Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ Und Elia steht auf. Er isst und trinkt. Er schöpft neue Kraft. Er geht einen neuen Weg, den Weg zu dem Berg, an dem Mose vor langer Zeit die 10 Gebote von Gott bekommen hat. Kein leichter und bequemer Weg ist das. Es ist ein steiniger Weg, es ist ein langer Weg: 40 Tage und 40 Nächte lang. Aber Elia weiß: Er ist nicht allein auf diesem Weg. Gott ist bei ihm. Er gibt ihm die Kraft, die er braucht, um diesen Weg zu gehen.

 „Steh auf und iss, denn du hast einen weiten Weg vor dir!“ Auch wir sind in der Konfirmandenzeit einen Weg miteinander gegangen – einen Weg, der anders war, als wir uns das alle vorgestellt hatten. Und wohin unsere Wege uns in Zukunft führen werden, wissen wir auch nicht wirklich. „Ich hoffe, dass mein Glaube an Gott noch stärker wird, dass ich nicht aufhöre zu glauben.“ Von meinem Glauben erhoffe ich mir: Mut und Zuversicht auch in schweren Zeiten – keine Gefühle von Einsamkeit.“ Das sind Gedanken von euch Konfirmanden, wie ihr sie am Konfi-Samstag letzte Woche gesagt habt. 

Ja, auch ihr habt einen weiten Weg vor euch – so wie Elia in unserer Geschichte. Vieles liegt wohl noch im Nebel, und wir wissen nichts darüber. Manches Wegstück scheint vielleicht recht steinig und mühsam zu sein, oder auch einfach nur weit. Sicher gibt es auch schöne und angenehme Wegstücke, die sich jetzt vielleicht schon abzeichnen.

„Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ Wir sind heute eingeladen, uns von Gott stärken zu lassen für den Weg der vor uns liegt. Brot und Traubensaft steht für uns bereit – das Brot des Lebens und der Kelch des Heils. Auch wenn es nur ein kleiner Bissen Brot ist und ein kleiner Schluck Traubensaft: Es reicht aus als Stärkung für den weiten Weg der vor uns liegt, denn es ist Jesus Christus selbst, der sich uns schenkt in Brot und Traubensaft. Er nimmt uns unsere Last ab. Er ist für uns gestorben und auferstanden. Er kennt das Leben mit seinen Höhen und Tiefen, mit seinen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten. Auf ihn können wir uns verlassen, heute und in Zukunft.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer