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[Gedanken zum Konfi-Abendmahl] Jubilate

Predigt zum Konfirmanden-Abendmahlsgottesdienst am Samstag, 10. Mai 2025

Liebe Mitchristen!

Mit der Konfirmandengruppe haben wir viel unternommen im Konfirmandenjahr. Manche Erinnerungen an unsere Unternehmungen und Ausflüge hingen das Konfirmandenjahr über an der Pinnwand im Gemeindesaal- dort, wo wir uns mittwochnachmittags immer zum Konfirmandenunterricht getroffen haben: Eine Urkunde vom Konfi-Cup-Fußballturnier, wo wir auf Platz 4 gekommen sind. Eine Urkunde vom Besuch der Bibel-Erlebniswelt in Schönbronn. Dankesbriefe für die Orangen-Aktion im Advent, mit der wir ein Brunnenbau-Projekt im Sudan unterstützt haben. Und dann hingen da auch noch drei Zettel, auf denen stand: „Meine Fragen: Wie hast du das Universum gemacht? Wie hast du die Menschen gemacht?“ Am Anfang des Konfirmandenjahrs haben die Konfirmanden ihre Fragen an Gott aufgeschrieben, und wir haben sie an die Pinnwand gehängt. Diese beiden Fragen sind zusammen mit der Überschrift dort hängen geblieben- weil sie noch nicht beantwortet waren.

Irgendwann hatte ich dann ein schlechtes Gewissen wegen der beiden unbeantworteten Fragen an der Pinnwand, und ich habe ein Arbeitsblatt zum Thema Schöpfung kopiert für unseren Konfirmandenunterricht. Aber so richtig hat dieser eine Mittwochnachmittag diese beiden Fragen auch nicht beantwortet: Wie hast du, Gott das Universum gemacht? Wie hast du die Menschen gemacht? Und so sind diese beiden Fragen weiter hängen geblieben an der Pinnwand.

Nehmen wir uns heute Abend also noch einmal Zeit für diese beiden Fragen. Ja, wie war das, ganz am Anfang der Welt? Heute haben wir andere Antworten auf diese Fragen als die Menschen damals, zur Zeit der Bibel. Heute können wir mit Hilfe der Mathematik und der physikalischen Gesetze zurückrechnen bis in die Anfänge des Universums. Das ist dann so, wie wenn man einen Film rückwärts laufen lässt. Wenn man mit Hilfe von Berechnungen und Naturgesetzen also sozusgen den Film von der Entwicklung unseres Universums rückwärts anschaut, dann „sieht“ man, wie sich die Sterne, Planeten und Monde, wie sich alle Materie immer näher kommt, bis sie zu einem großen Klumpen wird. Währenddessen wird es immer heißer. Erstaunlicherweise gelten auch hier immer noch die gleichen physikalischen Gesetze wie heute hier auf der Erde und im Universum. Aber dann kommt der Moment, der viel kürzer ist als ein Wimpernschlag, da setzen alle physikalischen Gesetze aus. Alle Abstände sind auf Null zusammengeschrumpft. Da ist zu viel Masse, zu viel Energie zusammengedrückt, an einem winzig kleinen Punkt, kleiner als die Spitze einer Nadel.

Dieser Zustand ganz am Anfang ist einfach unvorstellbar. Wir nennen ihn den Urknall. Und die Frage bleibt: Wie war das da am Anfang? Wie war das beim Urknall? War das dunkel oder hell, schwarz oder weiß? Schwarzes Loch oder Weisheit? Ganz am Anfang war Weisheit, so sagt es uns die Bibel in Sprüche 8,22-23: „Der HERR hat mich, die Weisheit, am Anfang seiner Schöpfung erschaffen. Ich war das erste seiner Werke vor aller Zeit. In längst vergangenen Tagen wurde ich geschaffen, am Anfang der Erde, vor unvorstellbar langer Zeit.“ Bevor irgendetwas anderes da war, war Gott schon da. Und bevor Gott irgendetwas anderes erschaffen hat, hat Gott die Weisheit erschaffen. Die Weisheit war da, bevor es die physikalischen Gesetze gab, bevor die Sonnen, Sterne und Planeten ihren Anfang genommen haben. Als es noch keine Zeit gab, und alles noch eine einzige Ewigkeit war bei Gott, da hatte Gott schon die Weisheit bei sich, als sein allererstes Schöpfungswerk.

Ich denke noch einmal an die Fragen unserer Konfirmanden: „Wie hat Gott das Universum geschaffen? Wie hat Gott die Menschen geschaffen?“ Mit Weisheit hat Gott das alles geschaffen, das ist die Antwort auf diese Fragen. Wäre die Schwerkraft etwa nur 5% stärker, käme es zum Weltuntergang, weil die Erde eine Umlaufbahn hätte, die zu nahe an der Sonne wäre, und wir verglühen würden. Auch bei den anderen physikalischen Kräften ist es so. Sie dürften nicht viel stärker oder schwächer sein. Es ist alles von Anfang an weise geordnet. Wir können nur staunen über Gott und seine Weisheit.

In Sprüche 8 lesen wir weiter von der Weisheit: „Ich war dabei, als Gott dem Meer eine Grenze setzte und dem Wasser verbot, sie zu überschreiten. Als Gott dann die Fundamente der Erde legte, stand ich ihm als Handwerkerin zur Seite. Tag für Tag war es für mich eine Freude, die ganze Zeit spielte ich an Gottes Seite. Ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Freude an den Menschen.“ (Sprüche 8,29-31) Aus diesem Bibeltext bekommen wir noch mehr Antworten auf die Fragen unserer Konfirmanden: „Wie hast du, Gott, das Universum gemacht? Wie hast du uns Menschen gemacht?“ Wir erfahren: Nicht verbissen hat Gott die Welt und uns Menschen gemacht; nicht unter Druck, dass das jetzt noch schnell fertig werden muss. Nicht mit strengen Vorgaben wie: Genau so muss das Ergebnis aussehen, und nicht anders! Nein, Gott hat das Universum und uns Menschen spielerisch gemacht mit seiner Weisheit- spielerisch und mit Freude.

Viel haben wir im Konfirmandenjahr miteinander unternommen. Gespielt haben wir auch: Fußball zum Beispiel. Beim Konfi-Cup-Fußballturnier ging es darum, möglichst gut abzuschneiden. Aber auch schon vorher habt ihr Konfirmanden Fußball gespielt- ganz spielerisch und ohne den Druck, gewinnen zu müssen. Wir hatten einen Ausflug gemacht nach Hausen ob Verena. Zwischen dem Spielenachmittag und dem abendlichen Jugendgottesdienst war freie Zeit. Da gab es einen Ball, und ihr Konfirmanden habt auf der Wiese Fußball gespielt- nur so zum Spaß. Langsam wurde es dunkel- und dummerweise ging im Dunkeln der Ball verloren. Es war schwer, nach dem Ball zu suchen im Dunkeln auf der hohen Wiese. Ganz konzentriert habt ihr alle auf den Boden geschaut. Aber da war nichts- gar nichts. Der Ball blieb wie vom Erdboden verschwunden.

Was hätte Gottes Weisheit in diesem Fall getan- die Weisheit, die in Sprüche 8,32 gerade auch junge Leute dazu einlädt, ihr zu folgen: „Ihr jungen Leute, hört jetzt auf mich! Glücklich zu preisen sind alle, die mir folgen.“ Liebe Konfirmanden- ich denke, Gottes Weisheit hätte euch an diesem Abend geraten: Schaut nicht nur verbissen auf den Boden, weil ihr meint, der verlorene Ball muss da doch irgendwo sein. Habt Fantasie. Sucht nach kreativen Lösungen. Gebt euch nicht damit zufrieden, wenn andere sagen: Wir haben schon alles probiert; es gibt keine Lösung. Wechselt doch einfach mal die Blickrichtung. Schaut nach oben statt nach unten. Schaut hinauf zum Sternenhimmel- zu Gottes unendlichem Universum, das er mit Weisheit gemacht hat. Lasst euch anstecken von Gottes Weisheit. Und lasst euch ermutigen von dieser kleinen Begebenheit an jenem Samstagabend in Hausen, als der Ball verloren gegangen war. Denn an diesem Abend habt ihr schließlich tatsächlich die Blickrichtung gewechselt. Und als ihr den Blick nicht mehr verbissen auf die Wiese vor euren Füßen gerichtet hattet, sondern himmelwärts, da habt ihr den Ball schließlich doch noch gefunden. Er hing in den Ästen eines Baumes- dort auf der Wiese.

Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer