- Konfirmation
Predigt zur Konfirmation am Sonntag, 18. Mai 2025
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
heute ist es so weit. Heute feiert ihr eure Konfirmation. Lange habt ihr euch darauf vorbereitet- fast ein ganzes Jahr lang. Viel haben wir gelernt über Gott und den Glauben. Und auch untereinander seid ihr euch nähergekommen, habt Beziehungen geknüpft und Freundschaften geschlossen. Die Zeit, die wir in der Konfirmandengruppe miteinander verbracht haben, ist nun zu Ende. Ich wünsche euch, dass vieles bleibt: die Kontakte, die ihr untereinander geknüpft habt, und auch der Kontakt zu Gott. Mit Gott wart ihr ja schon immer in Kontakt. Gott kennt euch vom ersten Atemzug eures Lebens an. Er hat euch seine Liebe gezeigt, indem er euch Menschen zur Seite gestellt hat, die für euch da sind. Heute sind sie mit euch in den Gottesdienst gekommen: Eure Eltern und Großeltern, eure Paten und Geschwister, eure Verwandten und Freunde.
Von Anfang an war auch Gott für euch da: „Er befiehlt seinen Engeln, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Eine aus eurer Konfirmandengruppe hat dieses Bibelwort aus Psalm 91,11 am Tag ihrer Taufe als Taufspruch zugesprochen bekommen. Und ab heute ist dieser Spruch auch ihr Konfirmationsspruch. Das zeigt: Dass Gott uns behütet und beschützt, dass Gott uns seine Engel schickt, das brauchen wir nicht nur, wenn wir noch klein sind- so wie die meisten von uns es bei ihrer Taufe waren. Gottes Schutz und Begleitung brauchen wir unser ganzes Leben lang.
Jede Lebensphase hat ihre eigenen Herausforderungen. Immer brauchen wir Gott und seine Hilfe, um diese Herausforderungen gut bewältigen zu können. Ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden seid jetzt in einer Lebensphase, wo ihr mehr und mehr auf eigenen Füßen steht und eure eigenen Wege durchs Leben geht. Das ist großartig, wenn man das Leben so vor sich hat, wenn man mehr und mehr selbständig wird und eigene Entscheidungen trifft. Manchmal kann es aber auch belastend sein. Denn bei den großen Lebensentscheidungen können wir die Tragweite kaum ermessen: Hoffentlich entscheide ich mich richtig, denke ich dann. Hoffentlich werde ich diese Entscheidung später nicht bereuen. Ja, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden: Ihr dürft euch darauf verlassen: Ihr seid nicht allein bei euren Entscheidungen. Gott ist bei euch. Er schickt euch seine Engel. Ihr werdet es manchmal merken, dass sie euren Weg kreuzen- oder sich sogar euch in den Weg stellen, um euch vor falschen Entscheidungen zu bewahren.
Gott lässt uns nicht allein. Er gibt uns Halt im Leben- wie ein Geländer, an dem ich mich festhalten kann in steilem Gelände, damit ich nicht vom Weg abkomme und haltlos in die Tiefe stürze. So ein Halt im Leben sind die 10 Gebote, die wir vorher von euch gehört haben. Wenn ich mich an die halte, dann komme ich gut durchs Leben. Soll ich nun vor jeder größeren Entscheidung, die ich im Leben zu treffen habe, erstmal an meinen 10 Fingern die 10 Gebote abzählen? Das wäre sicherlich kein Fehler. Aber manchmal muss ich vielleicht so kurzfristig entscheiden, dass nicht einmal das mehr möglich ist. Dann kann ich mich immer noch auf das besinnen, wie Jesus die 10 Gebote zusammengefasst hat: Gott lieben, meinen Mitmenschen lieben, und auch mich selbst lieben (Mt 22,37-39).
Für euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, ist die Liebe ganz zentral. „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Dieses Bibelwort aus 1. Joh 4,16 haben sich gleich zwei von euch als Konfirmationsspruch ausgesucht. Dieser Spruch gibt auch Antwort auf eine schwierige Frage: Wie kann ich mir Gott vorstellen? Ich kann Gott ja nicht sehen, nicht hören, nicht tasten, nicht riechen und nicht schmecken. Und doch kann ich Gott erfahren, lehrt dieses Bibelwort: Gott erfahre ich immer dann, wenn ich Liebe erlebe, denn Gott ist die Liebe. Und die Liebe unter uns Menschen ist Gottes größtes Geschenk an uns. Wenn wir in der Liebe bleiben, dann bleiben wir in enger Verbindung mit Gott.
Aber wie merke ich, ob die Liebe echt ist, oder ob sich jemand nur bei mir einschmeicheln will oder sich gar einen üblen Scherz mit mir erlaubt? „Lasst uns nicht lieben bloß mit Worten und mit dem Munde, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.“ (1. Joh 3,18) So heißt es auch in einem der Bibelworte, die ihr für den heutigen Tag ausgewählt habt. Um die Wahrheit geht es in diesem Bibelwort. Liebe muss wahrhaftig und ehrlich sein. Mit den Gefühlen anderer Menschen darf ich nicht spielen. Und auch meine eigenen Gefühle soll ich ernstnehmen. Wahrhaftige und echte Liebe- das ist, wenn ich dem anderen auch sagen kann, wo er mich verletzt hat. Dann können wir zusammen einen Neuanfang machen. Denn wenn ich nicht über meine Verletzungen reden kann, dann können sie auch nicht heilen. Dann bleibt dieses Unausgesprochene ein Dauerthema und belastet unsere Beziehung.
Sich gegenseitig die Wahrheit sagen zu können, das ist wichtig in der Liebe. An der Wahrheit merke ich, ob die Liebe echt ist oder nur süßes Gesäusel. An der Wahrheit und an der Tat. Sich gegenseitig helfen und unterstützen, das ist wahre Liebe. Und wahre christliche Liebe zeigt sich nicht nur gegenüber den Menschen, die mir am allernächsten stehen wie Familie und Freunde. Wahre Liebe zeigt sich vor allem gegenüber den Menschen, die sie am meisten brauchen- die Schwachen, die Kranken, die Gemobbten.
Konfirmation, das bedeutet: Bekräftigung, Bestärkung. Der Segen, den ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden heute empfangt, der soll euch bestärken in eurem Glauben und auf eurem Lebensweg. Mit dem Konfirmationsversprechen, das ihr heute ablegt, bekräftigt ihr eure Taufe mit eurem eigenen Ja. Das ist der Sinn der Konfirmation- dass ihr selbst Ja sagt zu eurer Taufe. Und wir alle freuen uns mit euch und feiern mit euch eure Ja zum christlichen Glauben- das Ja zu Jesus Christus, der uns versprochen hat: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Joh 11,25) Auch so ein Bibelwort, dass eine von euch sich als Konfirmationsspruch ausgesucht hat. Ja, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden: Ihr dürft euch darauf verlassen: Der Glaube an Jesus Christus trägt. Ein ganzes Leben lang und darüber hinaus.
Immer bei Gott bleiben, das ganze Leben lang und darüber hinaus, davon hören wir auch in dem Konfirmationsspruch aus Psalm 23,6, den sich gleich drei von euch ausgesucht haben: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, das wünsche ich euch allen: Gottes Güte, Gottes Barmherzigkeit auf allen euren Wegen. Möge Gottes Segen euch durchs Leben begleiten. Möge Gott immer eure Zuflucht und euer Zuhause sein.
Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer