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Gedanken zum Sonntag

20. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum Gottesdienst am Sonntag, 13. Oktober 2024 mit Begrüßung der neuen Konfi 3- Kinder

Liebe Kinder, liebe Erwachsene!

„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern,“ haben wir gerade gesungen. Die kleine Leute, das seid ihr, die Kinder. Ihr seid heute in diesen Gottesdienst gekommen, um mit uns zu feiern – mit eurer Unbeschwertheit und Fröhlichkeit, aber auch mit euren Fragen und Wünschen. Schön, dass ihr da seid! Schön, dass wir alle zusammen Gemeinde sind! Ihr, die kleinen Leute seid da, um etwas von Gott und dem Glauben zu erfahren, um bei Konfi 3 und in der Kinderkirche miteinander zu singen, zu beten, zu spielen und zu basteln.

Ihr seid heute die Hauptpersonen. Ihr seid die kleinen Leute, die das Gesicht der Welt verändern können. Wir Großen trauen euch da oft zu wenig zu und nehmen euch nicht ernst genug. Aber eure Fragen und eure Ideen sind wichtig. Und Gottes Segen begleitet euch auf euren Wegen. An Gott und seinen Segen wollen wir immer denken, wenn wir uns klein fühlen. Und da möchte ich euch Kindern ein Geheimnis verraten: Auch uns Großen geht es manchmal so, dass wir uns ganz klein und machtlos fühlen. Alle miteinander wollen wir darauf vertrauen, dass Gottes Segen uns begleitet. Nur deswegen können wir das Gesicht der Welt verändern. Nur, weil Gottes Segen uns begleitet. Nicht weil wir selber so großartig wären, dass wir das problemlos schaffen könnten. Aber Gott gibt uns die Kraft dazu. Gottes Segen stärkt uns den Rücken.

So war es auch bei dem Jungen in der Geschichte, die wir vorher gehört haben. Thomi hieß der. Und in seiner Nachbarschaft, da gab es diese etwas seltsame Frau, über die alle immer nur gelacht haben. Frau Matschi haben sie zu der gesagt. Thomi steht bei ihr am Fenster und hilft ihr, dass sie ihren Brief lesen kann. Er macht das, obwohl die anderen Kinder draußen vor dem Fenster stehen und über ihn lachen. Da hat ihm sicherlich Gottes Segen den Rücken gestärkt. Sonst hätte er das nicht geschafft. Wer diesen Brief wohl geschrieben hat? Ich denke, es waren Freunde oder Verwandte von Frau Matschi. Frau Matschi ist fremd in Deutschland. Ihre Freunde und Verwandten sind weit weg, in ihrem fernen Heimatland. Aber durch den Brief ist sie in Kontakt mit ihnen.

Frau Matschi ist schon älter. Vielleicht hat sie kein Handy und kein WhatsApp. Oder ihre Freunde und Verwandten haben das nicht in ihrem Land, weil die Menschen dort ärmer sind als bei uns. Jedenfalls hat Frau Matschi lange nichts mehr von ihnen gehört. Aber jetzt ist dieser Brief gekommen. Und weil Thomi Frau Matschi hilft, den Brief zu entziffern, deswegen weiß sie jetzt: Meinen Lieben dort weit weg in meinem Heimatland, denen geht es gut. Frau Matschi freut sich. Ein Lächeln geht über ihr Gesicht. Das Gesicht der Welt hat sich verändert- durch den Brief, der angekommen ist, und durch Thomi, der beim Entziffern des Briefs geholfen hat.

So können wir, die kleinen Leute, das Gesicht der Welt verändern. Wie ein Brief, der eine gute Nachricht überbringt, so können wir für andere Menschen sein, die uns brauchen- Kinder genauso wie Erwachsene. Davon erzählt die Geschichte von Thomi und Frau Matschi. Und auch die Bibel erzählt uns davon. Zur Zeit der Bibel gab es ja auch noch kein Handy und kein WhatsApp. Deswegen hat man sich Briefe geschrieben.

Einer, der viele Briefe geschrieben hat, war der Apostel Paulus. Er ist viel herumgereist und hat den Menschen von Jesus erzählt und davon, dass Gott sie liebt. Viele Menschen hat das überzeugt. Und so haben sich an den Orten, wo Paulus war, kleine christliche Gemeinden gegründet. Paulus konnte aber nicht als Pfarrer bei ihnen bleiben. Er musste weiterziehen. Aber immer wieder hat er den neu gegründeten Gemeinden Briefe geschrieben, um sie im Glauben zu unterstützen. Viele dieser Briefe stehen heute in der Bibel, zum Beispiel die zwei Briefe an die Gemeinde in Korinth. In einem dieser Briefe schreibt der Apostel Paulus: „Ihr seid ein Brief Christi, ausgefertigt durch unseren Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern- wie auf Tafeln- in Herzen von Fleisch.“ (2. Korinther 3,3)

Ja, wir alle, Groß und Klein, sind wie so ein wunderbarer Brief, der den Menschen Freude bringt. So wie der Brief, der in unserer Geschichte das Gesicht der Welt verändert und Frau Matschi zum Lächeln bringt. Aber nicht mit Tinte geschrieben, die verbleicht, sondern geschrieben in unsere Herzen. In unseren Herzen tragen wir die gute Botschaft von Jesus Christus. Wir tragen sie wie einen Brief in die Welt. Ja, ihr seid ein Brief Christi. Ihr könnt das Gesicht der Welt verändern. Denn Gottes Segen begleitet euch.

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer