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Gedanken zum Sonntag

Reminiszere

Predigt zum Konfi 3- Abendmahlsgottesdienst am 16.03.2025

Liebe Mitchristen!

Das Abendmahl ist etwas ganz Besonderes, dann Jesus selbst lädt uns ein an seinen Tisch. Er hat es uns versprochen: Wenn wir Abendmahl feiern, ist er selbst dabei. Das Brot und der Wein oder Traubensaft- das ist Jesus Christus, der sein Leben für uns gegeben hat durch seinen Tod am Kreuz. Das ist alles sehr geheimnisvoll und schwer zu begreifen, sogar für uns Erwachsene. Vielleicht hilft uns zum Verständnis diese Geschichte:

Wenn der Pullover zu kurz wird

Luis geht mit seinen Eltern gerne in die Kirche. Das ist manchmal so geheimnisvoll, denkt er. Aber manchmal ist es auch ganz witzig. Dann, wenn Familiengottesdienst ist. Da gefallen ihm die Lieder und der Pfarrer erzählt eine Geschichte.

„Morgen ist Abendmahl“ sagte der Vater eines Tages. „Luis, möchtest du mitgehen?“ Luis hatte schon manches vom Abendmahl gehört: Da trinken alle Leute aus einem Glas und bekommen ein ganz kleines Häppchen Brot. „Das soll alles sein“ überlegte Luis. Aber irgendwie interessierte es ihn. Und warum das Abendmahl „Abendmahl“ heißt, obwohl es doch morgens in der Kirche ist, machte ihn auch neugierig.

„Erzählst du mir wieder eine Geschichte?“ fragte Luis abends im Bett, als sein Vater im „Gute Nacht“ sagen wollte. Eine Geschichte gehörte zum Gute Nach sagen dazu. „Gerne,“ sagte der Vater. „Heute erzähle ich dir eine Jesusgeschichte. Du kennst ja schon einige Jesusgeschichten. Jesus hatte Freunde, mit denen er unterwegs war. Eines Tages, es war in Jerusalem, lud Jesus seine Freunde zum Essen ein. „Ich will mich von euch verabschieden“, sagte er. „Ihr müsst jetzt ohne mich klarkommen.“ Da waren seine Freunde sehr traurig. „Ich will euch noch ein Abschiedsgeschenk machen“ sagte Jesus. Er nahm Brot und Wein und teilte es aus. „Es soll eine Erinnerung an das sein, was uns gemeinsam wichtig ist. Mit Brot und Wein schließen wir einen Freundesbund, von dem uns auch der Tod nicht trennen kann.“

„Weißt du Luis, wenn wir morgen zum Abendmahl gehen, dann gehören wir und die anderen Christen auch zum Freundschaftsbund von Jesus. Es ist das besondere Zeichen der Christen. Und ich möchte auch dazugehören, deswegen gehe ich dort hin“, sagte der Vater. „Und ich auch“ meinte Luis.

„Manchmal teile ich mit meinen Freunden einen Kaugummistreifen. Jeder bekommt nur ein bisschen davon. Aber allen schmeckt es lecker und wir sind dann echt gute Freunde“ dachte Luis. Dann sagte er „Gute Nacht“.

Am nächsten Morgen gingen sie gemeinsam in die Kirche. Mutter war auch dabei. Luis war gespannt. „Kommt, denn es ist alles bereit“ sagte der Pfarrer nach einiger Zeit. Dann ging es los. Mit seinen Eltern und anderen Leuten ging Luis nach vorne zum Altar. Sie stellten sich im Kreis auf. Luis war aufgeregt und fühlte, wie sein Herz pochte. „Alle wollen zum Freundeskreis von Jesus gehören“ dachte er. „Auch der alte Mann dort drüben und Nike, der gerade Konfirmand ist.“ Niki kannte er gut. Manchmal waren die beiden schon gemeinsam mit ihren Skates gefahren.

Luis spürte, wie die Menschen im Kreis ganz feierlich waren. Außer dem Pfarrer sprach niemand. Dann bekam er das Brot in die Hand. Der Pfarre schaute ihn dabei freundlich an. Anschließend kam der Traubensaft. Der wurde in der Runde weitergegeben und jeder lächelte den anderen an, wenn er den Kelch weitergab. „Wie unter Freunden“, dachte Luis. Dann reichte ihm sein Vater den Kelch.

Beim Mittagessen zu Hause fragte die Mutter: „Na, wie war’s?“ „Vielleicht ein bisschen wenig von allem. Aber sonst ganz gut“, meinte Luis witzig. „Dass der Niki da war, fand ich toll, aber sonst habe ich bei dem Brot und dem Wein nichts Besonderes gemerkt. Das schmeckt ganz normal“, sagte Luis etwas nachdenklich.

„Hey Luis, du wächst ja gerade. Ich sehe es deutlich, wie du größer wirst!“ sagte plötzlich der Vater. „Besonders deine Nase und die Ohren werden größer.“ „Du spinnst ja“, meinte Luis trocken, nachdem er sich an die Nase und an die Ohren gefasst hatte. „So schnell kann man doch nicht wachsen, das weiß doch jeder, das merkt man doch erst, wenn der Pullover zu kurz wird.“

„Ach so“, meinte der Vater. „Da habe ich mich wohl geirrt. Aber vielleicht kannst du es verstehen, dass es dir heute schon ähnlich ergangen ist.“ „Ja, wann denn?“ „Na, heute morgen in der Kirche. Hast du da nicht gedacht: Ich muss jetzt sofort etwas Besonderes merken, als du das kleine Stückchen Brot und den Saft bekommen hast?“ „Ja, schon“ sagte Luis nachdenklich, „aber das ist ja vielleicht etwas anderes.“ „Nicht unbedingt“ meinte der Vater. „Schau, als Jesus gesagt hat: „Das ist mein Leib“, da hat er gemeint: Ich bin wie das Brot, das ihr esst. Ich will euch verändern. Ihr werdet es selbst gar nicht merken. Aber etwas von mir wird in euch wachsen. Wie vieles, was Gott schenkt. Man merkt es erst später!“

„Ach so“, meinte Luis, „das hättest du mir aber auch vorher sagen können.“ „Na ja, weißt du, Erwachsene wachsen eben auch immer noch ein bisschen“ sagte der Vater und schöpfte sich nochmals einen Teller voll mit Spaghetti und Tomatensoße. „Wie unter Freunden“ dachte Luis.

(Quelle: Friedrun Krautwurm, Ein kleines Stück Brot, Ernst Kaufmann Verlag, Lahr)

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer