Gedanken zum Sonntag Lätare, 30. März 2025
Liebe Mitchristen,
Lätare, so heißt der 4. Sonntag in der Passionszeit. Lätare, das bedeutet: Freut euch! Mitten in der Passionszeit, in der wir an das Leiden und Sterben von Jesus Christus denken, ist dies zunächst einmal eine unerwartete Aufforderung. Welche Freude kann hier gemeint sein? Sicherlich keine oberflächliche Freude und kein schneller Trost, sondern eine Freude, die auch um die schweren Erfahrungen des Lebens weiß.
Es ist ein Wort aus Jesaja 66, 10, das dem Namen dieses Sonntags zu Grunde liegt: „Freut euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freut euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.“
Die Freude, von der hier die Rede ist, ist so etwas wie das Licht am Ende eines Tunnels. Jahrzehntelang lag alles am Boden. Jerusalem und sein Tempel waren zerstört, und die Oberschicht der Bevölkerung war ins Exil nach Babylon verschleppt worden. Die Menschen damals hatten den Boden unter den Füßen verloren. Alles, was ihnen wichtig gewesen war, hatten sie verloren. Es ist eine Erfahrung, die auch uns Heutigen nicht erspart bleibt, wenn Krisen und Anfechtungen unser Leben erschüttern.
„Freut euch!“ Das soll keine Freude auf Kommando sein, sondern eine neue Perspektive. Mitten in der Passionszeit ist dieses Sich-freuen schon ein Vorgeschmack auf Ostern – auch und gerade für die, die sich schwer tun mit der Glaubensfreude, weil ihr Leben von Leid und Schuld verdunkelt ist. Diese Freude hat ihre Bodenhaftung in Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Von Ostern her bringt er Licht in unser Leben und schenkt neue Perspektiven.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer