Öffentlicher Teil |
|
Top 1 19:30 Uhr |
Begrüßung Andacht |
Top 2 |
Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung |
Top 3 |
Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 19.07.2024 |
Top 4 |
Informationen über Gestaltungsmöglichkeiten bei der Abgabe der Kindergartenträgerschaft an die Kirchengemeinde Tuttlingen – Hr. Melzer ist hierzu eingeladen |
Top 5
|
a. Mitteilungen und Anregungen b. Rückblick:
c. Ausblick:
|
Top 6 |
KGR-Dienste: Planung GD 2024 (Churchtools) Kirchkaffee (auch am 15.12.2024 beim Posaunenchorjubiläum) |
Top 7 |
Bauausschuss:
|
Top 8 |
Kindergarten
|
Top 9 |
Finanzen |
Top 10 |
Distrikt
|
Top 11 |
Verschiedenes
|
Autor: Martin Siedler
15. Sonntag nach Trinitatis
Predigt zum Sonntag, 8. September 2024
Liebe Mitchristen!
„Ein kleiner Spatz zur Erde fällt, und Gott entgeht das nicht. Wenn Gott die Vögelein so liebt, weiß ich, er liebt auch mich.“ So habe ich vor langer Zeit als Kind im Kindergottesdienst gesungen. Gott liebt mich. Das war für mich die Botschaft dieses Liedes. Gott sorgt für mich. Er kennt jedes noch so kleine Tierlein. Gott ist für uns alle da, für Mensch und Tier. Ich war noch sehr klein damals, ein Kindergartenkind. Ich habe mir keine Sorgen gemacht. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie das wäre, wenn es mir so gehen würde wie dem kleinen Spatz in dem Lied. Der ist aus dem Nest gefallen und plumpst auf die Erde. Sein schützendes Zuhause hat er verloren. Seine Eltern können nicht mehr für ihn sorgen.
Ob Gott wohl für mich sorgen würde, wenn es mir so gehen würde wie diesem kleinen Spatz? Das habe ich mich damals als Kind nicht gefragt. Eigentlich habe ich damals so gelebt, wie Jesus es in der Bibel sagt: „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“ (Matthäus 6, 25-26) Als Kind habe ich mir keine Sorgen gemacht- nicht ums Essen und Trinken, nicht um die Kleidung, nicht um die Zukunft. Ich habe darauf vertraut: Meine Eltern sorgen für mich. Jeden Tag steht das Essen auf dem Tisch, und immer wieder gibt es frische Kleidung. Und wenn ich nachts mal Angst im Dunkeln habe, ist meine Mutter da und tröstet mich.
Sorgt euch nicht um euer Leben, sagt Jesus. Gott sorgt für euch, wie er für die Vögel unter dem Himmel und die Blumen auf dem Feld sorgt. Als Kind ist es einfach, so zu leben, wenn man in behüteten Verhältnissen aufwächst. Aber wie ist es als Erwachsener? Wie ist es, wenn ich selbst Sorge trage für Menschen, die mir anvertraut sind, für meine Kinder zum Beispiel? Sorgt euch nicht um euer Leben, sagt Jesus. Essen, Trinken, Kleidung: Euer Vater im Himmel weiß doch, dass ihr das alles braucht! Der morgige Tag wird für das Seine sorgen. (Matthäus 6, 34) Wenn ihr nur nach Gott und seiner Gerechtigkeit fragt, dann braucht ihr euch um sonst nichts mehr Sorgen zu machen.
So sorgenfrei leben, wer von uns kann das? Vieles gibt es, was uns beschäftigt und uns Sorgen macht: Die Menschen, die uns nahestehen; Familie und Freunde. All das, wofür wir Verantwortung tragen, im Beruf und privat. Unser Zusammenleben hier vor Ort und darüber hinaus: in unserem Land und weltweit. Da gibt es viel, was uns Sorge macht: Terroranschläge in unserem Land. Menschen, die das Asylrecht missbrauchen, um Gewalt und Schrecken zu verbreiten. Und andere, die das Asyl wirklich nötig hätten, bleiben dann irgendwo auf der Strecke oder werden an der Grenze abgewiesen. Der Rechtsruck in unserer Gesellschaft, die Kriege in Gaza und in der Ukraine, der Klimawandel, der nicht zu stoppen ist. Das alles macht Sorge.
Sorgt euch nicht, sagt Jesus. Sollen wir diese Sorgen also einfach beiseite schieben und so tun, als ob nichts wäre? Nein, das würde Jesus sicherlich nicht wollen, dass wir die Sorgen verdrängen. Denn dann sind sie ja immer noch da und wirken unterschwellig weiter. Auch dass wir einfach nur sorglos in den Tag hinein leben und uns nicht darum kümmern, was in unserer Welt passiert, wäre nicht im Sinne von Jesus. Gott hat uns die Welt anvertraut, dass wir sie bebauen und bewahren, lesen wir schon ganz am Anfang der Bibel (1. Mose 2, 15). Und auch um unsere Mitmenschen sollen wir uns kümmern, so wie es Jesus in der Geschichte vom barmherzigen Samariter erzählt (Lukas 10, 25-37).
Ja, wir sollen handlungsfähig bleiben. Wir sollen für diese Welt und unsere Mitmenschen Sorge tragen. Aber damit wir dies wirklich tun können, brauchen wir genau diesen guten Rat von Jesus: Sorgt euch nicht! Dieser gute Rat will uns sagen: Passt auf, dass euch die Sorge nicht zerfrisst! Lasst die Sorge nicht zu groß werden in eurem Leben! Denn ihr braucht eure Energie für Wichtigeres als fürs Sich-Sorgen-Machen! Es gibt etwas Größeres als die Sorge. Es gibt Gott. Er ist das Größte und Wichtigste. Deshalb- egal was kommt: Haltet fest an eurem Gottvertrauen! Alles andere wird sich dann schon finden.
Ich denke an eine Zeit in meinem Leben, als ich große Sorgen hatte. Der Vater meiner Kinder war schwer erkrankt und konnte nicht mehr für unsere Kinder sorgen. Ich selbst steckte beruflich in einer Sackgasse fest. Manchmal wusste ich nicht, wie es weitergehen sollte- privat wie beruflich. Sorgt euch nicht! Diese Worte von Jesus habe ich in dieser schwierigen Zeit in meinem Leben anders gehört als sonst. Nicht als Hohn, weil ich meine vielen Sorgen ja doch nicht ablegen konnte. Nein, diese Worte von Jesus waren mir Ermutigung. Sie haben mir Hoffnung gemacht: Es geht weiter. Gott weiß einen Weg, auch wenn du ihn jetzt nicht sehen kannst. So habe ich diese Bibelworte damals für mich verstanden. Und ich habe die Erfahrung machen dürfen, dass Gott für mich wirklich einen Weg gewusst hat durch diese Krise hindurch.
In dieser schweren Zeit habe ich das Gottvertrauen neu gelernt. Anders als damals, als ich als Kind fröhlich gesungen habe von Gott, der den kleinen Spatz kennt, und deswegen auch für mich mit seiner Liebe da ist. Ich war kein Kind mehr, ich war erwachsen- mit Lebenserfahrung, auch mit schmerzlicher. Aber alles in Gottes Hand legen, und auf ihn vertrauen, wenn ich nicht mehr weiterweiß, das darf ich noch immer. So wie es in der Bibel in 1. Petrus 5, 7 heißt: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
13. Sonntag nach Trinitatis
Predigt vom 25. August 2024
Liebe Mitchristen!
„Wir brauchen eine harte Hand. Nicht mit Rassismus. Aber wer sich hier nicht einfügt, der muss gehen.“ Es ist Samstagmorgen, und ich bin gerade beim Einkaufen, als ich diese Worte höre. Schnell bringe ich meinen Wunsch vor, nehme die Ware entgegen, bezahle und gehe. Diese Worte schockieren mich, und ich habe im Moment nicht die Kraft, dagegenzuhalten. Im Nachhinein bedauere ich das- auch wenn ich den Sprecher sicherlich nicht von seiner Meinung abgebracht hätte, wenn ich mit ihm eine Diskussion angefangen hätte. Und ich habe den Anfang des Gesprächs auch gar nicht mitbekommen. Ich weiß nicht, um was es eigentlich ging. Vielleicht um den schrecklichen Messerangriff auf dem Stadtfest in Solingen, der drei Menschen das Leben gekostet hat? Stand Samstagmorgen ist jedenfalls noch nicht klar, ob es sich bei dem flüchtigen Täter um jemanden mit Migrationshintergrund handelt, den man in ein fernes Heimatland abschieben könnte. Oder ging es um etwas ganz Anderes in dem Gespräch? Ich weiß es nicht. Aber diese Worte hallen in mir nach: „Wir brauchen eine starke Hand.“
Diese Worte lassen mich frösteln an diesem warmen und sonnigen Augustmorgen. Das Klima wird kälter in unserem Land, denke ich. Werden wir es schaffen, dass die Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleibt? Werden wir unterscheiden können zwischen den wenigen Kriminellen, die ihre gerechte Strafe verdient haben und auch bekommen sollen, und all den anderen, die in friedlicher Absicht in unser Land gekommen sind? Werden wir es schaffen, die Demokratie zu verteidigen in unserem Land- allen Rufen nach einer harten Hand zum Trotz?
Nein, wir brauchen keine harte Hand. Wir brauchen kein autoritäres Regime, das Menschen einschüchtert. Wir brauchen niemanden, der sich über seine Mitmenschen erhebt und zu dem alle aufblicken sollen. Aufblicken sollen wir allen zu Gott, dem Herrn. Vor ihm sollen wir Ehrfurcht haben. Seine Gebote sollen wir halten: Unsere Eltern sollen wir ehren, die Schwachen schützen, die Fremden im Land nicht unterdrücken. „In deinem Herzen soll es keinen Platz für Hass geben. Hasse deinen Bruder und deine Schwester nicht!“ (3. Mose 19,17) „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (3. Mose 19,2)
Wir sind alle keine Heiligen. Wir sind nicht der liebe Gott. Manchmal werden wir wütend- oder es überkommt uns blankes Entsetzen über ein so schreckliches Blutbad wie die Messerattacke in Solingen. Und damit verbunden vielleicht auch mal der Wunsch nach einer harten Hand- nach einem Menschen, der Autorität hat und durchgreift in unserem Land. Wenn es uns so geht- wenn uns dieser Wunsch überkommen sollte, mögen wir dann an diesen Text in der Bibel denken. Und mögen wir daran denken: Es ist noch nie gut gegangen mit der harten Hand- weder in unserem Land noch anderswo. Es hat noch nie funktioniert, dass Gewalt durch Gegengewalt aus der Welt geschafft wird. Die israelischen Geiseln, die aus dem Gazastreifen jetzt nur noch tot geborgen werden, und die Tausende von toten Palästinensern in Gaza zeugen davon.
„In deinem Herzen soll es keinen Platz für Hass geben. Hasse deinen Bruder und deine Schwester nicht!“ Wie soll das gehen? Im Bibeltext heißt es weiter: „Stattdessen sollst du mit deinem Nächsten reden und ihn auf sein Verhalten ansprechen. So wirst du dich seinetwegen nicht mit Sünde belasten.“ (3. Mose 19,17) Ja, es ist schwer, sich an diese biblische Lebensregel zu halten. Und doch ist es der einzige Weg- in Israel- Palästina genauso wie in unserem Land: Aufeinander zugehen, voneinander wissen. Miteinander reden, sich gemeinsam für Frieden und Sicherheit einzusetzen- alle miteinander: die, die schon immer hier waren zusammen mit denen, die neu dazugekommen sind. Zusammenhalten, auch in unserem Land. Und sich nicht auseinanderbringen lassen von verbrecherischen Menschen, die nicht davor zurückschrecken, Anschläge zu verüben, bei denen Menschen sterben. Sie sollen die volle Härte unseres Rechtsstaats zu spüren bekommen. Aber wir wollen uns von ihnen nicht vom Weg des Friedens und der Verständigung abbringen lassen. Denn dann hätten sie ihr Ziel erreicht.
Wir wollen den Weg des Friedens und der Verständigung weitergehen, auch wenn es uns manchmal schwerfällt. Denn wir sind keine Heiligen. Und doch können wir den Hass bekämpfen in unserem Herzen. Wir können dafür sorgen, dass Wut und Entsetzen nicht die Oberhand gewinnen in unserem Leben. Wir können es, weil wir wissen, wer diese Welt mit starker Hand regiert: Gott der Herr, der Himmel und Erde geschaffen hat. In Jesus Christus ist er uns Menschen ganz nahe gekommen und hat uns die Mitmenschlichkeit gelehrt. Dazu hat Jesus Geschichten erzählt, wie z. B. das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas10,25-37).
Der Samariter in der Geschichte von Jesus war bestimmt kein Heiliger. Für die Menschen zur Zeit Jesu war klar: Einer aus Samaria- das ist keiner von uns. Dem ist nicht zu trauen. Von dem sollte man sich lieber fernhalten. Denn die Samariter waren Fremde. „Wenn ein Fremder bei euch lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Wie einen Einheimischen sollt ihr den Fremden ansehen, der bei euch lebt. Du sollst ihn lieben wie dich selbst.“ (3. Mose 19,33-34) Jesus beherzigt diese biblische Lebensregel, indem er den Fremden aus Samaria zum Subjekt seiner Geschichte macht. Damit sagt Jesus: Es ist falsch, die Fremden alle über einen Kamm zu scheren. Sie sind nicht alle böse und gefährlich. Da ist zum Beispiel dieser eine Fremde, der hilft- und die Einheimischen, von denen man eigentlich erwartet hätte, dass sie helfen, die helfen nicht.
„Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. Ich bin der Herr, euer Gott.“ Wir müssen nicht alle mit Heiligenschein herumlaufen, um diesem Bibelvers gerecht zu werden. Es reicht, wenn wir so heilig sind wie es dieser fremde Mann aus Samaria war, von dem Jesus erzählt. Es reicht, wenn wir die Augen offen halten und sehen, wo wir gebraucht werden. Es reicht, wenn wir bereit sind, unsere Vorurteile zu hinterfragen und uns positiv überraschen zu lassen von unseren Mitmenschen, so fremd sie uns auch sind. Es reicht, wenn wir uns daran festhalten: Die einzige starke Hand, die wir brauchen, ist Gottes Hand. Auf ihn wollen wir vertrauen in guten und in schweren Zeiten. Denn er hält die Welt und unser Leben in seiner Hand.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
8. Sonntag nach Trinitatis
Predigt zum Sonntag 21.07.2024
Liebe Mitchristen!
Fällt es Ihnen leicht, morgens in aller Frühe aus dem Bett aufzustehen, wenn es noch dunkel ist und die anderen noch schlafen? Im Dunkeln aufstehen, das tun wir meistens nicht aus eigenem Antrieb. Wir tun das, wenn wir unserer Pflicht nachkommen müssen- zur Arbeit gehen oder in die Schule. „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten!“ So heißt es in der Bibel in Eph 5,14. Manchmal kam es mir auch so vor, wenn ich an einem dunklen Herbstmorgen frühmorgens um 6 Uhr meinen Sohn wecken wollte, bei dem es am Vorabend wieder mal spät geworden war: „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten!“ Mein Sohn ist inzwischen erwachsen und stellt sich selbst seinen Wecker. Und ich bin froh, dass ich in der Regel nicht mehr ganz so früh raus muss.
Einmal sind wir alle zusammen so früh aufgestanden, meine Söhne und ich- mitten im Urlaub. Wir waren in Spanien, in der Nähe von Valencia. Meistens wollten wir da lieber ausschlafen. Aber an einem Urlaubsabend hatten wir die Idee: Morgen stehen wir mal ganz früh auf, wenn es noch dunkel ist. Dann gehen wir zum Strand und schauen uns den Sonnenaufgang am Meer an. Am nächsten Morgen ließen wir also den Wecker klingeln. Zum Glück geht in Spanien die Sonne später auf als bei uns. Im Hotel konnten wir als erst noch frühstücken- zusammen mit denen, die auch dort früh aufstehen, um ihrer Pflicht nachzukommen: Menschen, die beruflich unterwegs waren und in der Hotelbar in Arbeitskleidung ihren Kaffee tranken.
Für uns war das ein sehr besonderer Start in diesen Urlaubstag. Von Urlaubsatmosphäre war da zunächst einmal nichts zu spüren. Draußen im Dunkeln war es fast menschenleer. Nur eine Frau, die gerade ihren Hund ausführte, haben wir getroffen. Alles wirkte grau in grau in der düsteren Morgendämmerung: Graue Straßen, graue Häuser, grauer Strand, grauer Himmel, graues Meer. Aber dann kam langsam Farbei in die graue Welt: Hinten am Horizont der erste rötliche Schimmer: Die Sonne geht auf. Sie bringt Licht und Farbe in unsere Welt. Und wir haben es nicht bereut, dass wir an diesem Urlaubsmorgen so früh aufgestanden sind.
Von der Dunkelheit ins Licht zu kommen, das ist eine großartige Erfahrung. An diesem Urlaubsmorgen haben wir das ganz bewusst erlebt. Von der Dunkelheit ins Licht- das erfahren wir jedem Morgen neu. Ja, auch dann, wenn mal nicht die Sonne scheint. Selbst an bewölkten Tagen steht die Sonne hinter den Wolken und bringt Licht in unsere Welt und unser Leben. „Ihr wart früher Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.“ So heißt es in Eph 5,8. Dieses Bibelwort erinnert uns daran, wer das Licht unseres Lebens ist: Jesus Christus. Er bringt Licht und Hoffnung in unser Leben. Auch in die dunklen Ecken scheint das Licht von Jesus Christus; auch dorthin, wo es unaufgeräumt ist in unserem Lebenshaus. Auch dorthin, wo wir manches lieber unter den Teppich kehren würden.
Aber: Im Lichte Jesu Christi habe ich den Mut, auch das anzuschauen, was schief gelaufen ist in meinem Leben- meine Schuld und mein Versagen. Das alles kommt ans Licht. Zunächst einmal lässt mich das vielleicht erschrecken: Das will ich nicht. Das ist mir peinlich. Meine Schwächen und Fehler, meine dunklen Seiten, das soll doch niemand sehen. Und jetzt steht das alles voll im Licht! Aber dann, wenn dieses erste Erschrecken überwunden ist, dann ist es einfach nur noch befreiend: Endlich ist Schluss mit dem Versteckspiel. Endlich muss ich nicht mehr so tun, als ob alles immer glatt läuft bei mir. Endlich muss ich die dunklen Seiten meines Lebens nicht mehr unter den Teppich kehren. Denn unter den Teppich kehren, das ist richtig anstrengend. Die Kraft, die ich dafür aufgewendet habe, die kann ich jetzt für andere Aufgaben verwenden, wo sie viel sinnvoller eingesetzt ist.
„Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Eph 5,9) Wenn wir das so leben, dann lassen wir die Sonne rein in unsere Welt- egal ob es regnet oder schönes Wetter ist. Wenn wir die Güte leben- das bedeutet: Dass wir die Menschen, die uns begegnen, mit den Augen der Liebe ansehen. Ja, auch den Nachbarn, der uns so seltsam vorkommt. Auch die Kollegen, die das alles ganz anders machen wollen als wir. Auch die, mit denen wir nicht können. Seien wir gütig ihnen gegenüber. Sehen wir sie mit den Augen der Liebe. Seien wir auch gütig zu uns selbst. Denn für uns alle ist Jesus Christus gestorben und auferstanden.
Leben wir die Güte. Aber Güte allein genügt nicht. Es braucht auch Gerechtigkeit. Seien wir also fair. Geben wir jedem eine Chance. Machen wir keine künstlichen Unterschiede auf zwischen den Menschen. Ob Hautfarbe, Sprache oder Geschlecht- Gott hat nicht gewollt, dass wir die Menschen in Schubladen, Kategorien oder Raster einteilen. Gott hat alle Menschen geschaffen. Seien wir menschlich und fair zu allen. Und setzen wir uns lautstark zur Wehr, wenn Menschen ungerecht behandelt werden, diskriminiert oder unterdrückt.
Aller guten Dinge sind drei: Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Wahrheit- das erscheint zunächst einmal einfach, ja beinahe selbstverständlich. Natürlich lebe ich die Wahrheit. Ich lüge niemanden an. Aber so einfach ist es nicht. Die Wahrheit leben, das heißt heute auch: Nicht allen einfachen Antworten Glauben schenken. Nicht allen starken Männern oder Frauen hinterherlaufen, die einem das Denken abnehmen wollen. Leben wir die Wahrheit, und haken wir lieber nochmal nach: Ist diese Nachrichtenquelle wirklich seriös, oder sind das Fake News? Dient das dem Leben, was hier als der richtige Weg propagiert wird, oder werden da Menschen ausgegrenzt und abgewertet?
Güte, Gerechtigkeit, Wahrheit- diese drei sind wichtig. Diese drei brauchen wir. Darauf sollten wir unser Leben ausrichten. Eine große Aufgabe ist das. Aber eine Bürde sollte das nicht sein für uns, sondern eine Freude. Denn nicht aus uns selbst heraus müssen wir das alles hinkriegen. Es kommt von Jesus Christus. Er lässt sein Licht scheinen in unser Herz. Seine Auferstehung lässt uns auferstehen: „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“ (Eph 5, 14) Wir dürfen leben im Licht von Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Das ist, wie wenn die Sonne aufgeht an einem sommerlichen Urlaubsmorgen. All das Grau in Grau ist auf einmal weggewischt, und wir stehen im goldenen, hellen Licht.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
Öffentlicher Teil |
|
Top 1 18:30 Uhr |
Begrüßung Andacht |
Top 2 |
Festlegung und Ergänzung der Tagesordnung |
Top 3 |
Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 19.06.2024 |
Top 4
|
a. Mitteilungen und Anregungen
b. Rückblick:
c. Ausblick:
|
Top 5 |
KGR-Dienste: Planung GD 2024 (Churchtools) Kirchkaffee |
Top 6 |
Bauausschuss:
|
Top 7 |
Kindergarten
|
Top 8 |
Finanzen |
Top 9 |
Distrikt
|
Top 10 |
Verschiedenes:
|
7. Sonntag nach Trinitatis
Predigt zum Sonntag, 14. Juli 2024
Liebe Mitchristen!
Heute feiern wir Taufe. Die Tauffamilien haben lange geplant und vorbereitet. Vieles war zu regeln: Welchen Taufspruch nehmen wir für unser Kind? Wer gestaltet die Taufkerze? Wer übernimmt das Patenamt? Den Tauffamilien möchte ich heute gratulieren: Zur Taufe von ihren Kindern, die jetzt zu Jesus Christus gehören und zu seiner Gemeinde- hier in unserer Kirchengemeinde vor Ort und in der weltweiten Christenheit. Ein herzliches Willkommen unseren neuen Gemeindemitgliedern!
Gratulieren möchte ich den Tauffamilien auch dazu, dass sie christliche Patinnen und Paten gefunden haben für ihre Kinder: Menschen, die ihnen nahestehen und die Kirchenmitglieder sind. Menschen, die die Bereitschaft mitbringen, diese Kinder auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten. Schön, dass diese Patinnen und Paten heute ihr Ja gesprochen haben zu der Aufgabe, die sie übernommen haben. Solche Menschen brauchen wir in unserer Zeit: Menschen, die sich zur Kirche halten und sich dafür einsetzen, dass der christliche Glaube weitergegeben wird an die nächste Generation. Dass unter unseren Patinnen und Paten heute nicht nur evangelische, sondern auch katholische Kirchenmitglieder sind, erinnert uns daran, dass die Taufe in allen christlichen Konfessionen gefeiert wird. Es gibt nur die eine Taufe im Namen Jesu Christi.
Paten zu finden, die einer christlichen Kirche angehören und bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen, ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Neulich habe ich ein Gespräch geführt mit einer jungen Mutter, die keine christlichen Paten finden kann für ihr Kind. Sie gehört zu unserer Kirchengemeinde. Und sie möchte gerne, dass ihr Kind auch dazugehört. Sie möchte ihr Kind taufen lassen. Taufe ohne christliche Paten- geht das? Ist das nicht ein Taufhindernis? Es tut mir weh, dass wir uns an solchen Fragen aufhalten, wo es doch um etwas ganz Anderes geht- um etwas viel Größeres: Dass wir zu Jesus Christus gehören. Dass wir mit hineingenommen werden in sein Sterben und Auferstehen. Dass Jesus Christus uns Halt und Hoffnung gibt für unser Leben. Und wir reden über Taufhindernisse.
„Was hindert’s, dass ich mich taufen lasse?“ So fragt in der Bibel in Apg. 6,36 ein hoher äthiopischer Beamte seinen Wegbegleiter Philippus. Philippus hatte durch eine göttliche Eingebung den Weg dieses reichen Afrikaners gekreuzt. Seit einer ganzen Weile saßen die beiden nun schon auf dem Reisewagen des Afrikaners, der sich langsam wieder in Richtung Äthiopien bewegte. Philippus hatte dem hohen äthiopischen Beamten geholfen, schwierige Bibelstellen zu verstehen. Und er hatte ihm von Jesus erzählt. Wie Jesus gelebt hat. Wie er den Menschen von Gott erzählt hat. Wie bei Jesus alle willkommen sind, auch die, die sonst übersehen werden. Die kleinen Kinder zum Beispiel. Oder die Zöllner, die zwar reich sind, aber von den anderen verachtet werden, weil sie mit der römischen Besatzungsmacht zusammenarbeiten. Gott lädt uns alle ein. Für uns alle ist Jesus gestorben und auferstanden.
Philippus erzählt und erzählt, und der äthiopische Beamte hört ihm gebannt zu. Denn was er da hört, geht ihm mitten ins Herz. Das ist es, wonach er schon lange gesucht hat. Schon lange hat er die heiligen Schriften der jüdischen Religion studiert. Er ist überzeugt davon: Das ist der richtige Weg- ja, es gibt nur einen Gott! Aber im Tempel in Jerusalem war der Afrikaner nicht willkommen. Er ist ein Eunuch, ein kastrierter Mann. So war es damals üblich für die hohen königlichen Beamten in Äthiopien- damit sie ihr Amt nicht von Generation zu Generation weitergeben. Vielleicht würde sich dieser Afrikaner heute als queer bezeichnen. Ein Mensch, der nicht in unser Schema von Mann und Frau passt. Damals wie heute haben es solche Menschen schwer, akzeptiert zu werden. Heißen wir sie willkommen in unserer Gemeinschaft, in unserem Ort, in unserer Kirchengemeinde?
„Was hindert’s, dass ich mich taufen lasse?“ fragt der queere Afrikaner. Vieles hätte Philippus darauf antworten können, zum Beispiel so: Tut mir leid, aber du bist so anders als wir, du als Eunuch. Außerdem kommst du aus einer ganz anderen Kultur, aus einem fremden Land. Wie willst du dort deinen christlichen Glauben leben? Und hast du überhaupt schon genug verstanden vom christlichen Glauben? Das braucht doch mehr Zeit, als hier nur ein paar Minuten die Bibel zu erklären! All das hätte Philippus dem afrikanischen Beamten antworten können. Aber so antwortet Philippus nicht. Nein, Philippus antwortet gar nicht mit Worten. Philippus antwortet mit Taten. Der Reisewagen hält an. Philippus und der äthiopische Beamte steigen aus. Dort ist Wasser, und Philippus tauft den Afrikaner an Ort und Stelle. So hat es Gott gewollt. Philippus hat seinen Auftrag erfüllt. Die Wege von Philippus und dem reichen Äthiopier trennen sich. Philippus bringt nun an einem anderen Ort die frohe Botschaft von Jesus Christus unter die Leute.
Der neu getaufte Äthiopier aber hat die Gewissheit: Ich gehöre zu Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Bei Jesus Christus bin ich willkommen, so wie ich bin. Fröhlich zieht der queere Afrikaner seiner Wege- zurück nach Äthiopien an den Hof der Königin, in deren Diensten er steht.
Was hindert’s, dass ich mich taufen lasse? Was hindert’s, dass ich mein Kind taufen lasse? Keine unnötigen Hindernisse sollen wir hier aufbauen. Das können wir aus dieser biblischen Geschichte lernen. Ich denke noch einmal an die junge Mutter aus unserer Gemeinde, die für ihr Kind keine christlichen Paten finden kann. Ich habe mit ihr gesprochen und habe ihr Mut gemacht. Mut, ihr Kind christlich zu erziehen und sich dabei von uns als Kirchengemeinde unterstützen zu lassen. In einigen Monaten werden wir die Taufe ihres Kindes feiern. Ich freue mich darauf.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
Predigt zum 7. Juli 2024
Liebe Mitchristen!
Wenn ich Hunger habe, werde ich unleidlich. Ich brauche meine geregelten Mahlzeiten, vor allem das Mittagessen, die Hauptmahlzeit in der Mitte des Tages. Wenn diese Mahlzeit mal ausfällt, dann wird mir nicht nur flau im Magen. Dann sinkt auch meine Stimmung. Ich werde mürrisch und leicht reizbar- unleidlich eben. Unleidlich, weil der Magen leer ist- das sind auch die Israeliten bei ihrer Wanderung durch die Wüste. Voller Freude sind sie losgezogen: Endlich weg aus dem Mief der Sklaverei in Ägypten! Endlich all das hinter uns lassen, was uns täglich quält und runterdrückt und kleinmacht. Endlich eigene Wege gehen und sich nicht mehr herumkommandieren lassen. Endlich Freiheit!
Aber der erste Schwung der Begeisterung ist längst verflogen auf dem langen und kräftezehrenden Weg durch die Wüste. Die Essensvorräte sind längst aufgebraucht. Der Hunger macht die Israeliten unleidlich. Sie fangen an zu nörgeln und zu jammern: Hätten wir bloß nicht auf Mose gehört! Wären wir nur in Ägypten geblieben! Es war ein großer Fehler, sich auf den Weg ins Ungewisse zu machen! Es wird kein gutes Ende nehmen!
Kennen wir das nicht auch, diese Zeiten der Dürre, diese Wüstenzeiten? Nicht nur, wenn der Magen leer ist, gibt es solche Zeiten. Auch das Herz kann ja leer sein, die Hände zu müde, um irgendetwas anzupacken, die Füße wollen nicht mehr weiter. Und im Kopf kreisen die immer gleichen Gedanken: Es war ein Fehler, diese Entscheidung zu treffen! Ich hätte die Weichen anders stellen sollen auf meinem Lebensweg. Dann wäre ich jetzt nicht hier, nicht so. Dann wäre alles anders, alles besser. Aber jetzt ist es zu spät. Jetzt kann ich das Rad nicht mehr zurückdrehen. Hätte ich doch! Wäre ich nur! Die Gedanken kreisen und kreisen. Sie türmen sich auf und werden immer größer. Und mit den Gedanken wächst die Wut. Die Wut auf mich selbst. Die Wut auf diejenigen, die mich dazu gebracht haben, diese Entscheidung zu treffen.
Mose und Aaron werden zur Zielscheibe für die Wut der Israeliten: Ihr habt uns in diese Wüste geführt! Ihr seid schuld daran, dass wir jetzt alle hier in der Wüste umkommen werden! Es ist die Perspektivlosigkeit, die zur Aggression führt. Schuldige werden gesucht und gefunden – oft sind es nicht einmal die Schuldigen, sondern einfach nur Opfer, an denen die Aggressionen ausgelebt werden. Die Wirklichkeit ist unerträglich, so unerträglich, dass man sie ausblenden muss. Eine Scheinwelt tritt an ihre Stelle – die gute alte Zeit, die sich im Rückblick verklärt: Wären wir doch nur in Ägypten geblieben, wo wir bei den Fleischtöpfen saßen und Brot die Fülle zu Essen hatten (2. Mose 16, 3). Die Ungerechtigkeit und die Unterdrückung, die es damals gab, sind schon vergessen und verdrängt.
Aufbruch ins Ungewisse, Hoffnung und Verzweiflung. Hunger nach Leben und Brot. Und immer wieder auch Sehnsucht nach der guten alten Zeit, die sich im Nachhinein verklärt hat. Ich denke an Menschen in unserer Zeit und in unserem Land. Ich denke an die Menschen, die Hunger haben, denen das Geld nicht reicht, um gutes Essen zu kaufen. Ich denke an die Menschen, die voller Verzweiflung ihre Heimat verlassen haben und bei uns eine neue Heimat suchen. Sie brauchen unsere Hilfe, brauchen Menschen, die ihnen zeigen, dass sie hier willkommen und in Sicherheit sind. Ich denke auch an die Menschen, die sich mit diesen Neuankömmlingen schwertun. Menschen, die mit den schnellen Veränderungen nicht klarkommen und sich im eigenen Land nicht mehr heimisch fühlen. War früher nicht alles besser, in der guten alten Zeit? „Wären wir doch bei den Fleischtöpfen Ägyptens geblieben.“ Ich denke an Menschen, die sich wünschen, dass eine harte Hand regiert, jemand, der sagt, wo es lang geht, jenseits von anstrengenden demokratischen Entscheidungsfindungsprozessen. Die Israeliten sehnen sich zurück nach Ägypten, zurück in die Sklaverei. Zurück in die Sklaverei, ohne Freiheit, ohne Demokratie? Für mich ist es erschütternd, dass sich Menschen das wünschen können. Freiheit und Mitmenschlichkeit sind anstrengend. Manchmal ist es wie ein Weg durch die Wüste, den Weg der Freiheit und der Mitmenschlichkeit zu gehen. Und doch ist ein großes Versprechen damit verbunden. Denn die Wüste ist nicht das Ziel. Gott hat es versprochen: Nach der Wüstenreise kommt ein Land, in dem Milch und Honig fließt.
Die Israeliten hatten in der Wüste den Glauben an dieses Versprechen Gottes verloren. Aber Gott hat sie trotzdem nicht fallen lassen. Auch wenn äußerlich alles dagegen sprach: Er hatte sein Versprechen nicht vergessen. Er wollte die Seinen nicht umkommen lassen, sondern sie sollten gerettet werden. Gott sagte zu Mose: Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Ich kenne ihre Perspektivlosigkeit, ihre Ängste, ihre Verzweiflung. Ich weiß, dass sie keinen anderen Ausweg sehen als Aggression und Weltflucht. Aber ich weiß einen Ausweg für sie. Sie sollen nicht verhungern. Sie sollen sehen, dass ich ihr Gott bin, der für sie sorgt. Du, Mose, sage den Israeliten: Am Abend sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen von Brot satt werden. Mose und Aaron sagen das Wort Gottes weiter.
Mose und Aaron haben nicht zu viel versprochen. Am Abend lässt sich ein großer Schwarm Wachteln nieder beim Lager der Israeliten. Den Israeliten fällt es nicht schwer, die erschöpften Zugvögel einzufangen und aus ihnen eine schmackhafte Mahlzeit zuzubereiten. Am Morgen finden sie kleine Kügelchen im Sand, die schmecken süß wie Honig. Man hu? Was ist das? fragen sich die Israeliten und geben der unbekannten Speise den Namen Manna. Was ist das, dieses Manna? Honigtau ist es, den die Schildläuse auf den Tamariskenbüschen absondern. Wachteln und Manna, Zugvögel und Honigtau – beides gibt es in der Wüste auch noch heute. Für beides gibt es eine Erklärung. Gott muss nicht die Naturgesetze außer Kraft setzen, um den Israeliten zu helfen in ihrer Wüstennot. Und doch ist es ein Wunder Gottes, dass die Wachteln gerade beim Lager der Israeliten landen, und dass es gerade dort so außerordentlich viel Honigtau von den Tamariskenbüschen gibt.
Gott sorgt für uns, auch in den Wüstenzeiten unseres Lebens. Er tut es nicht auf übernatürliche Weise. Vielleicht schickt er uns einen Menschen als Begleiter, einen, der uns tröstet und uns Mut macht. Vielleicht schenkt er uns ein Bibelwort oder einen Liedvers, der auf einmal Bedeutung bekommt für unser Leben und zu einer Kraftquelle wird, von der wir lange zehren können. Vielleicht schenkt er uns neue Möglichkeiten, wie wir unser Leben gestalten können, neue Wege, die sich vor uns auftun und aus der Wüste hinausweisen in das gute Land, das Gott uns versprochen hat.
Vielleicht sind es auch ganz konkrete und praktische Hilfen, die Gott uns schenkt, damit das Leben weitergeht. Woche für Woche sammeln wir Lebensmittel für sie und geben sie an den Tafelladen in Trossingen. Und ich möchte allen Danke sagen, die diese Aktion unterstützen.
Und alle, die Hilfe brauchen, möchte ich ermutigen, sich von anderen helfen zu lassen. Oft fällt uns das ja so schwer, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber die Israeliten haben das Manna auch nicht in der Wüste liegen lassen, weil sie sich geniert hätten, eine solche Hilfe anzunehmen. Sie haben es eingesammelt, und sie sind davon satt geworden, und konnten getrost weitergehen auf ihrem Weg. Halten wir die Augen offen für die Hilfe, die Gott uns schickt. Manchmal sieht diese Hilfe, die Gott uns schickt, auch ganz anders aus, als wir es erwartet hätten. Wer hätte das gedacht in Israel, dass Gott das versprochene Brot in Form von kleinen Kügelchen im Sand schenken würde? Die Wüste war für die Israeliten zum Ort der Hoffnung geworden, zum Ort, an dem Gott sein Versprechen wahr macht. Gott hält sein Versprechen. Er lässt uns nicht umkommen. Durch all die Wüstenzeiten unseres Lebens hindurch wird er uns geleiten.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
4. Sonntag nach Trinitatis
Predigt zum Mitarbeiter- Dank- Gottesdienst am Sonntag, 23. Juni 2024
Liebe Mitchristen!
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe,“ heißt es in der Jahreslosung (1. Kor 16,14). Liebe, das ist das, was uns zusammenhält. Liebe, das ist wie das violette Band, das wir durch die Bankreihen gereicht haben. Ein Band, das uns verbindet. Für mich ist das ein schönes Bild, das passt zu unserem Gottesdienst heute, wo ich im Namen unseres Kirchengemeinderats und der ganzen Gemeinde Danke sagen darf an alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Danken möchte ich für alles, was Ihr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet habt im vergangenen Jahr an haupt- und ehrenamtlicher Arbeit. Danke auch und gerade für das, was man nicht sieht, weil es im Verborgenen geschieht, und man vermutet gar nicht, wie viel Arbeit und Zeitaufwand dahinter steckt. Danke!
Danke für alle Liebe, die in solcher Arbeit steckt: Die Liebe zum Detail. Die Liebe zu unserer Gemeinde, in der wir zusammengehören und zusammenwirken. Die Liebe zu den Menschen, die uns anvertraut sind und die wir erreichen wollen. Die Liebe zu Gott, der uns in Jesus Christus nahegekommen ist und uns durch den Heiligen Geist stärkt bei allem, was wir anpacken. Er kann alles zum Guten wenden, auch das, was uns Schwierigkeiten macht. „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen,“ schreibt Dietrich Bonhoeffer.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Für mich steckt in diesem Bibelwort auch dieser Gedanke, den Dietrich Bonhoeffer hier auf den Punkt bringt: Dass ich mir alle Dinge zum Besten dienen lasse. Und damit verbunden, die Verheißung, das große Versprechen von Gott: Wenn ich das tue; wenn ich festhalte an der Liebe zu Gott und den Menschen, und aus allem, was mir vorgegeben ist und sich mir scheinbar in den Weg stellt, das Beste mache- wenn ich so lebe, dann darf ich es erfahren, dass sich Schwierigkeiten auflösen und Gott dort Gutes entstehen lässt, wo ich es nicht vermutet hätte. Ich denke, dieses Gottvertrauen brauchen wir, gerade in unserer Zeit, wo die Kirchengemeinden kleiner werden und wir uns von manch Liebgewordenen verabschieden müssen.
Letztes Jahr haben wir unseren Mitarbeiter- Dank- Gottesdienst als Abschiedsgottesdienst in unserem Johannes- Gemeindehaus gefeiert. Abschied tut weh. Aber wir bleiben nicht stehen beim Abschiedsschmerz. Wir vertrauen darauf: Gott wird es gut machen. Wir bitten Gott um seinen Segen für die neue Kindergartengruppe, die im September in diese Räume unseres ehemaligen Gemeindehauses einziehen wird, und auch um Gottes Segen für die neuen Mitarbeiterinnen, die dort tätig sein werden und durch ihre Liebe und Zuwendung den Kindergartenkindern etwas weitergeben von Gottes Liebe zu uns Menschen.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Das Band, das wir durch die Bankreihen gereicht haben, ist fest und stabil, fast wie ein Seil. Tauziehen haben wir nicht gemacht mit diesem Seil. Nicht gegeneinander, sondern miteinander wollen wir arbeiten. Ja, so darf ich es immer wieder erleben hier in der Gemeinde: Wir ziehen alle an einem Strang, auch bei schwierigen Themen. So können wir etwas erreichen. So kann es vorangehen, hier in unserer Kirchengemeinde. So können wir Gottes Segen erfahren und weitergeben in der Gemeinschaft, die wir hier miteinander leben. Das Band der Liebe ist da, das uns zusammenhält. Bei allen Unterschieden, die es zwischen uns gibt- unterschiedliche Ideen und Erfahrungen im Glauben und im Leben. Das darf und soll so sein. Und wenn wir als große Überschrift über dem allen die Liebe haben, dann stört es nicht, dass der eine oder die andere hier auch mal anders tickt als ich.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Das Band, das wir durch die Bankreihen gereicht haben, haben wir alle festgehalten. Sonst wäre es auf den Boden gefallen und unter den Kirchenbänken verschwunden. Wir haben eine Kette gebildet mit diesem Band. Ein bisschen sieht es auch aus wie eine Kette, unser violettes Band, mit seiner geflochtenen Struktur. Bei einer Kette sieht man die Struktur, wie sie gemacht ist, noch besser. Eine Kette ist zusammengesetzt aus vielen Kettengliedern. Und wenn ein Glied fehlt in der Kette, dann zerbricht die Kette. So wie unser Band auf den Boden gefallen wäre, wenn es einer losgelassen hätte. Wir gehören alle zusammen. Nur gemeinsam können wir den Glauben an Jesus und die Liebe Gottes weitergeben. Nur gemeinsam können wir Gemeinde bauen. Der Apostel Paulus vergleicht die christliche Gemeinde deswegen mit einem Körper mit vielen Körperteilen. (1. Kor 12, 12-17). Jedes Körperteil hat eine besondere Aufgabe im Körper. Manche erscheinen uns wichtiger. Manche sind uns eher peinlich. Aber alle Körperteile sind wichtig. Nur wenn alle zusammenwirken, ist es ein gesunder Körper.
Was könnte unterschiedlicher sein als die Körperteile an einem Körper? Was hat die Speiseröhre gemeinsam mit dem großen Zeh? So unterschiedlich wie die Körperteile an einem Körper sind auch wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Gemeinde. Bunt und unterschiedlich sind auch die Zettel, die wir mit Wäscheklammern an unsere violette Schnur gehängt haben. Und auf jedem dieser Zettel steht ein Wunsch für die Zukunft, im Kleinen wie im Großen, ein Wunsch für mich und meine Nächsten, für die Gemeinde, für unsere Welt. Manche Wünsche ähneln sich, manche sind ganz anders als was ich aufgeschrieben habe. Ja, bunt und unterschiedlich wie die Zettel, auf die wir sie geschrieben haben, sind auch unsere Wünsche.
Was ist allen gemeinsam? Was haben wir gemeinsam? Was hat die Speiseröhre gemeinsam mit dem großen Zeh? Sie gehört zu ein und demselben Körper. Ohne sie würde dem Körper was fehlen, wäre er krank oder behindert oder könnte gar nicht weiterleben. Was haben wir gemeinsam? Bunt und unterschiedlich sind die Zettel, die wir an unsere Schnur gehängt haben, und genauso bunt und unterschiedlich sind auch die Wünsche, die wir darauf geschrieben haben. Und doch hängen diese Zettel, so bunt und unterschiedlich sie auch sind, doch alle an ein und derselben Schnur. Die Schnur ist violett. Violett, das ist die Farbe der Kirche. Wir gehören alle zu einer Gemeinde- hier in Wehingen und in der weltweiten Christenheit. „Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ein Glied.“ Wir sind miteinander verbunden. Die Liebe Christi verbindet uns. Und dieses Band der Liebe wird niemals zerreißen. Denn die Liebe Christi bleibt. Darauf können wir uns verlassen, bei allem, was wir tun- hier in der Gemeinde und bei allen Aufgaben, die Gott uns anvertraut in unserem Leben. In diesem Sinne möchte ich mich auch weiterhin von der Jahreslosung leiten lassen und zuversichtlich in die Zukunft blicken: „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe!“
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer
Öffentlicher Teil |
|
Top 1 |
Öffentliches Protokoll der letzten Sitzung vom 14.05.2024 |
Top 2
|
a. Mitteilungen und Anregungen
b. Rückblick:
c. Ausblick:
|
Top 3 |
KGR-Dienste: Planung GD 2024 (Churchtools) Kirchkaffee |
Top 4 |
Bauausschuss:
|
Top 5 |
Kindergarten
|
Top 6 |
Finanzen
|
Top 7 |
Distrikt |
Top 8 |
Verschiedenes:
|
Gebet und Segen |
Predigt zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 9. Juni 2024
Liebe Mitchristen!
In den Pfingstferien habe ich im Elsass Urlaub gemacht. Wir waren auch in den Vogesen, inmitten von wunderschöner Landschaft. Dort in den Vogesen haben wir Halt gemacht bei einem Soldatenfriedhof aus dem 1. Weltkrieg. Über 2.000 deutsche Soldaten waren dort begraben. Wenige Kilometer weiter gab es dasselbe Bild: Ein Soldatenfriedhof mit französischen Soldaten; auch dort Tausende von Grabkreuzen. Zwischen den beiden Soldatenfriedhöfen war eine Gedenkstätte- Mahnmal und Museum in Einem (Memorial du Linge in Orbey): Stacheldraht, Schützengräben, Kanonen- das ganze Grauen des 1. Weltkriegs war dort zum Greifen nahe.
Drei Fahnen waren gehisst und wehten am blauen Himmel über diesem düsteren Ort: Die deutsche Fahne, die französische Fahne und die Fahne von Europa. Die blaue Europafahne mit ihren gelben Sternen hat für mich an diesem Ort eine ganz neue Bedeutung bekommen: Wir haben Frieden in unserem Land. Wir haben Frieden mit unseren Nachbarländern. Denn wir haben die Europäische Union, in der wir mit unseren Nachbarländern in Europa gemeinsam unterwegs sind. An diesem düsteren Ort in den Vogesen, wo so viele junge Männer ihr Leben gelassen haben, habe ich tiefe Dankbarkeit dafür verspürt, dass wir die Europäische Union haben. Und mit meiner Stimme bei der Europawahl heute will ich mich dafür einsetzen, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Denn Frieden ist nicht selbstverständlich. Für den Frieden müssen wir uns einsetzen. „Christus ist unser Frieden“, heißt es in der Bibel in Epheser 2,14. An die junge Christengemeinde in Ephesus sind diese Worte ursprünglich gerichtet. Ganz unterschiedliche Menschen waren in dieser Gemeinde im Namen Jesu Christi zusammengekommen: Solche, die sich dem Judentum zugehörig gefühlt haben, so wie Jesus Christus selbst. Und dann die Menschen aus den anderen Völkern, ohne jüdischen Hintergrund, die ebenfalls durch Jesus Christus zu neuer Freiheit und Glaubenshoffnung gefunden hatten. Was diese beiden Gruppen voneinander unterschied, war ihr Verhältnis zu den jüdischen Gesetzen und Glaubensvorschriften. Für die Gemeindemitglieder, die vom Judentum herkamen, waren diese Gesetze wertvoll und wichtig. Den anderen Gemeindemitgliedern waren diese zahlreichen Vorschriften fremd, und sie erschienen ihnen als Bürde und Last, die sie sich nicht auferlegen lassen wollten. Zu diesen Christinnen und Christen aus den anderen Völkern gehören letztlich auch wir.
Das ist ein menschlicher Grundkonflikt, wie wir ihn heute auch kennen – zwischen denen, die schon immer da waren- damals waren es die Judenchristen- und denen, die neu dazukommen, so wie damals die Christen aus den anderen Völkern. Heute sind es die Menschen, die ihre Wurzeln schon immer hier in Deutschland haben, und die die neu dazukommen aus anderen Ländern- und aus vielen Gründen; z. B., weil sie Schutz und Hilfe brauchen, weil sie anderswo verfolgt sind.
„Christus ist unser Frieden.“ Diesen Frieden brauchen wir heute mehr denn je. Wir leben in einer Welt voller blutiger Kriege, in der Ukraine, in Gaza. Friedliche Lösungen sind in weite Ferne gerückt. Wir wissen keinen anderen Rat, als weiter Waffen zu liefern. Und doch werden Waffen allein diese Konflikte nicht lösen. „Christus ist unser Frieden.“ Diesen Frieden brauchen wir heute mehr denn je. Auch in unserem Land, wo ein Polizist gestorben ist, in Mannheim niedergemetzelt von einem, der das Asylrecht, das er in unserem Land bekommen hat, missbraucht hat für Terror und Gewalt. „Christus ist unser Frieden,“ heißt es in Epheser 2,14. Und weiter heißt es dort: „Er hat die Mauer niedergerissen, die sie trennte. Er hat die Feindschaft zwischen ihnen beseitigt, indem er seinen Leib hingab.“ Zwischen mir und meinem Mitmenschen, der mir so anders und so fremd vorkommt, hat Jesus Christus die Mauer eingerissen. Er hat die Feindschaft beseitigt, die sich zwischen den Menschen aufgebaut hat. Am Kreuz hat Jesus Christus sein Leben für uns gelassen. So will er uns befreien von dem Tunnelblick der Angst, die in unseren Mitmenschen immer nur das Fremde und Bedrohliche sieht, und nicht das, was uns verbindet.
Aber wie schwer ist das, wenn die Mauern zwischen den Menschen sich verhärtet haben. Wie schwer ist das, wenn die Kriege andauern und immer neue Menschenleben fordern. Wie schwer ist das, wenn der Hass weiter wächst zwischen den Kriegsgegnern. Und wie schwer ist das auch in unserem Land. Wie schwer ist es, ein offenes Land zu bleiben und eine Willkommenskultur zu leben für die Menschen, die bei uns neu dazukommen, weil sie verfolgt und bedroht sind in ihren Heimatländern. Schwer ist es wegen dieser Einzelnen, ganz Wenigen, die das Asylrecht missbrauchen, um Verbrechen zu begehen, so wie der Täter von Mannheim. Er wird die Konsequenzen tragen müssen. Unsere Aufgabe aber ist es, den Weg Jesu Christi weiterzugehen, auch wenn es schwer ist: Den Weg des Friedens. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass die Mauern niedergerissen werden zwischen den Menschen, und die Feindschaft beseitigt wird. Den Weg Jesu Christi wollen wir weitergehen. Leicht ist das noch nie gewesen.
In Gedanken bin ich noch einmal in den Vogesen an der Gedenkstätte zum 1. Weltkrieg, bei Schützengräben, Kanonen und Stacheldraht. Ich denke an den schwedischen Erzbischof Nathan Söderblom, der damals gelebt hat. Mit großem Engagement versuchte er, im 1. Weltkrieg eine Versöhnung der kriegführenden Nationen zu erreichen. Er war beteiligt am Kriegsgefangenenaustausch von 60.000 Deutschen und Engländern. 1930 hat er dafür den Friedensnobelpreis bekommen. Anders als viele Zeitgenossen ging es Nathan Söderblom um Frieden und Versöhnung. Er betete: „Herr, sieh auf die Verfolgten. Lösche den Hass aus. Erfülle alle Christen mit deinem Geist. Vereine uns schließlich in deinem ewigen Frieden.“
Wann öffnen sich die Aggressoren und Hassverblendeten dem Geist Jesu? So denken wir oft in unseren Herzen. Aber beten wir auch wie Natan Söderblom dafür? Oder haben wir die Hoffnung schon aufgegeben? Was kann uns Hoffnung geben- Hoffnung auf en friedliches Zusammenleben in unserem Land, in Europa, in der Welt? Jesus Christus ist unsere Hoffnung. Er ist das Fundament, auf dem wir gebaut sind. Er ist der Grundstein, der alles zusammenhält. Damit die Hoffnung wächst und wir Wege des Friedens finden. Jesus Christus hat uns den Frieden vorgelebt. Er hat uns gezeigt, dass die Liebe stärker ist als Hass und Gewalt. Auf diesem Fundament ist auch unsere Wehinger Christuskirche gebaut, so wie es am Grundstein hinten an der Wand geschrieben steht: Christus allein.
Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer