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Gedanken zum Sonntag

2. Sonntag nach Christfest

 

Predigt zum 2. Sonntag nach dem Christfest, 5. Januar 2025

Liebe Mitchristen!

Jesus Christus ist zu uns gekommen, als Kind in der Krippe- das haben wir an Weihnachten gefeiert. Und jetzt? Wie geht es jetzt weiter? Was nehmen wir von dieser Weihnachtsbotschaft mit in das neue Jahr? Wenn der Glanz von Weihnachten wieder verschwindet aus unseren Häusern und Kirchen- auch und gerade dann ist da etwas, das bleibt von dieser weltbewegenden Geschichte, die so unscheinbar begonnen hat, damals in Bethlehem im Stall bei Ochs und Esel. Weltbewegend ist diese Geschichte vom Jesuskind, weil eine weltweite Bewegung daraus entstanden ist- die weltweite Christenheit: Wir alle, die wir uns nach unserem Herrn Jesus Christus nennen. Auf seinen Namen sind wir getauft. Wir gehören zu ihm. Seit dem Tag unserer Taufe sind wir mit Jesus Christus verbunden: „Jesus Christus ist zu uns gekommen durch das Wasser seiner Taufe.“ So heißt es in unserem Predigttext (1. Johannes 5, 6).

Mich erinnert das an das Segenswort, das jeder zugesprochen bekommt, der hier in unserer Kirche getauft wird: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43, 1) Ein Wort des lebendigen Gottes ist das. Auf seinen Namen sind wir getauft: Auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ja, es ist wahr: Jesus Christus ist zu gekommen durch das Wasser seiner Taufe. Zu mir ist er gekommen in meiner Taufe, ganz persönlich, ganz direkt. So bezeugt das Wasser der Taufe: Jesus Christus ist für mich da. Immer, wenn wir Taufe feiern oder uns an unsere Taufe erinnern, dann ist das ein Fest für Jesus. Wie an Weihnachten feiern wir dann Jesus, der zu uns gekommen ist, in unser Leben.

Das Taufwasser allein macht es freilich noch nicht- genauso wenig wie der geschmückte Weihnachtsbaum noch kein Weihnachtsfest macht. Was braucht es also noch, damit ich Jesus wirklich feiern kann in meinem Leben? Es braucht Festfreude, es braucht Begeisterung. Gottes Heiligen Geist braucht es. Denn der Heilige Geist ist Zeuge für Jesus. Was der Heilige Geist uns schenkt, ist echte Freude- keine aufgesetzte Festfreude wie bei einem Weihnachtsfest in einer zerstrittenen Familie, wo die Konflikte an Weihnachten unter der Decke gehalten werden um des lieben Friedens willen, und dabei keine richtige Feststimmung aufkommen will. Beim Heiligen Geist ist es anders. Denn der Heilige Geist ist der Geist der Wahrheit. Wir können ihm nichts vormachen. Und wir müssen es auch nicht. Das ist befreiend. Denn es ist ja unglaublich anstrengend, wenn wir pausenlos aufpassen müssen, dass niemand unsere Fehler und Schwächen bemerkt.

Der Heilige Geist gibt uns die Kraft, der Wahrheit ins Auge zu schauen und einen ehrlichen Blick auf unser Leben zu werfen. Wenn ich das tue, dann muss ich mir wohl eingestehen: Manches ist schiefgelaufen. Manches habe ich verbockt. Ja, an manchen Stellen meines Lebensweges wünschte ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Denn heute würde ich es ganz anders machen als damals. Aber ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern. Ich kann nur auf Jesus vertrauen und mein Leben in seine Hand legen. Zu ihm kann ich die Last meiner Vergangenheit bringen und sie unter sein Kreuz legen. Jesus Christus hat sein Leben für mich gegeben und schenkt mir einen Neuanfang. So heißt es auch in 1. Johannes 5, 6: „Jesus Christus ist zu uns gekommen durch das Blut seines Todes.“ So feiern wir es in unseren Abendmahlsgottesdiensten- so wie Jesus Christus es selbst gesagt hat: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das ist mein Blut des neuen Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ (1. Korinther 11, 24-25)

Jesus Christus nimmt unsere Schuld auf sich. Im Abendmahl wird das erfahrbar für mich: Ich halte die Hände auf und warte, dass Jesus Christus zu mir kommt und mir meine Last abnimmt.

Und er kommt. Jesus Christus ist ganz nah. Er ist da- ganz klein, noch kleiner als das Kind in der Krippe. Nur ein kleines Stück Brot und ein kleiner Schluck Wein oder Traubensaft. Aber es ist Jesus Christus, Gottes Sohn. Gott selbst ist der Zeuge dafür. Durch seine Boten hat er es verkündet, und in der Bibel können wir es nachlesen: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Johannes 1, 29) Jesus Christus ist zu uns gekommen- in unseren Gottesdiensten feiern wir das miteinander, zusammen mit der weltweiten Christenheit.

Heute feiern wir unseren Gottesdienst noch einmal mit Weihnachtsbaum und Krippe, die uns an das Weihnachtsfest erinnern- wie Jesus Christus gekommen ist als kleines Kind in der Krippe, ein Mensch wie wir, schutzlos und bedürftig. Und doch der Sohn Gottes. Und auch wenn wir den Weihnachtsbaum und die Krippe nun bald wieder wegräumen- es gilt weiter: Jesus Christus ist zu uns gekommen. Von Anfang an gilt es- seit unsere Eltern uns zur Taufe gebracht haben. Seit wir selbst durch den Heiligen Geist in uns gespürt haben: Ich gehöre zu Jesus. Ich bin mit Jesus verbunden. Er ist immer bei mir. Er lässt mich nicht fallen. „Jesus Christus ist zu uns gekommen durch das Wasser der Taufe und das Blut seines Todes.“ (1. Johannes 5, 6) Wenn in unserer Kirche der Weihnachtsbaum und die Krippe wieder weggeräumt sind, dann erinnern uns der Taufstein und das Abendmahlsgeschirr mit Brot und Wein weiter daran, dass Jesus Christus zu uns gekommen ist.

Im Abendmahl feiern wir: Wir sind mit Jesus Christus verbunden. Nichts kann uns von ihm trennen. Keine Schuld der Welt, ja nicht einmal der Tod. Die Verbindung mit Jesus bleibt und trägt- auch über dieses Leben hinaus, auch in Ewigkeit: „Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben bekommen.“ (1. Johannes 5, 12) Das gilt im Hier und Jetzt, und es gilt in Ewigkeit. In dieser Gewissheit können wir getrost in das neue Jahr gehen, was auch immer das Jahr bringen wird. So wie es in 1. Johannes 5, 13 heißt: „Dies alles habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst: Ihr habt das ewige Leben. Denn ihr glaubt an den Sohn Gottes.“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer