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Gedanken zum Sonntag

4. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum Mitarbeiter- Dank- Gottesdienst am Sonntag, 23. Juni 2024

Liebe Mitchristen!

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe,“ heißt es in der Jahreslosung (1. Kor 16,14). Liebe, das ist das, was uns zusammenhält. Liebe, das ist wie das violette Band, das wir durch die Bankreihen gereicht haben. Ein Band, das uns verbindet. Für mich ist das ein schönes Bild, das passt zu unserem Gottesdienst heute, wo ich im Namen unseres Kirchengemeinderats und der ganzen Gemeinde Danke sagen darf an alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Danken möchte ich für alles, was Ihr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet habt im vergangenen Jahr an haupt- und ehrenamtlicher Arbeit. Danke auch und gerade für das, was man nicht sieht, weil es im Verborgenen geschieht, und man vermutet gar nicht, wie viel Arbeit und Zeitaufwand dahinter steckt. Danke!

Danke für alle Liebe, die in solcher Arbeit steckt: Die Liebe zum Detail. Die Liebe zu unserer Gemeinde, in der wir zusammengehören und zusammenwirken. Die Liebe zu den Menschen, die uns anvertraut sind und die wir erreichen wollen. Die Liebe zu Gott, der uns in Jesus Christus nahegekommen ist und uns durch den Heiligen Geist stärkt bei allem, was wir anpacken. Er kann alles zum Guten wenden, auch das, was uns Schwierigkeiten macht. „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen,“ schreibt Dietrich Bonhoeffer. 

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Für mich steckt in diesem Bibelwort auch dieser Gedanke, den Dietrich Bonhoeffer hier auf den Punkt bringt: Dass ich mir alle Dinge zum Besten dienen lasse. Und damit verbunden, die Verheißung, das große Versprechen von Gott: Wenn ich das tue; wenn ich festhalte an der Liebe zu Gott und den Menschen, und aus allem, was mir vorgegeben ist und sich mir scheinbar in den Weg stellt, das Beste mache- wenn ich so lebe, dann darf ich es erfahren, dass sich Schwierigkeiten auflösen und Gott dort Gutes entstehen lässt, wo ich es nicht vermutet hätte. Ich denke, dieses Gottvertrauen brauchen wir, gerade in unserer Zeit, wo die Kirchengemeinden kleiner werden und wir uns von manch Liebgewordenen verabschieden müssen.

Letztes Jahr haben wir unseren Mitarbeiter- Dank- Gottesdienst als Abschiedsgottesdienst in unserem Johannes- Gemeindehaus gefeiert. Abschied tut weh. Aber wir bleiben nicht stehen beim Abschiedsschmerz. Wir vertrauen darauf: Gott wird es gut machen. Wir bitten Gott um seinen Segen für die neue Kindergartengruppe, die im September in diese Räume unseres ehemaligen Gemeindehauses einziehen wird, und auch um Gottes Segen für die neuen Mitarbeiterinnen, die dort tätig sein werden und durch ihre Liebe und Zuwendung den Kindergartenkindern etwas weitergeben von Gottes Liebe zu uns Menschen.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Das Band, das wir durch die Bankreihen gereicht haben, ist fest und stabil, fast wie ein Seil. Tauziehen haben wir nicht gemacht mit diesem Seil. Nicht gegeneinander, sondern miteinander wollen wir arbeiten. Ja, so darf ich es immer wieder erleben hier in der Gemeinde: Wir ziehen alle an einem Strang, auch bei schwierigen Themen. So können wir etwas erreichen. So kann es vorangehen, hier in unserer Kirchengemeinde. So können wir Gottes Segen erfahren und weitergeben in der Gemeinschaft, die wir hier miteinander leben. Das Band der Liebe ist da, das uns zusammenhält. Bei allen Unterschieden, die es zwischen uns gibt- unterschiedliche Ideen und Erfahrungen im Glauben und im Leben. Das darf und soll so sein. Und wenn wir als große Überschrift über dem allen die Liebe haben, dann stört es nicht, dass der eine oder die andere hier auch mal anders tickt als ich.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Das Band, das wir durch die Bankreihen gereicht haben, haben wir alle festgehalten. Sonst wäre es auf den Boden gefallen und unter den Kirchenbänken verschwunden. Wir haben eine Kette gebildet mit diesem Band. Ein bisschen sieht es auch aus wie eine Kette, unser violettes Band, mit seiner geflochtenen Struktur. Bei einer Kette sieht man die Struktur, wie sie gemacht ist, noch besser. Eine Kette ist zusammengesetzt aus vielen Kettengliedern. Und wenn ein Glied fehlt in der Kette, dann zerbricht die Kette. So wie unser Band auf den Boden gefallen wäre, wenn es einer losgelassen hätte. Wir gehören alle zusammen. Nur gemeinsam können wir den Glauben an Jesus und die Liebe Gottes weitergeben. Nur gemeinsam können wir Gemeinde bauen. Der Apostel Paulus vergleicht die christliche Gemeinde deswegen mit einem Körper mit vielen Körperteilen. (1. Kor 12, 12-17). Jedes Körperteil hat eine besondere Aufgabe im Körper. Manche erscheinen uns wichtiger. Manche sind uns eher peinlich. Aber alle Körperteile sind wichtig. Nur wenn alle zusammenwirken, ist es ein gesunder Körper.

Was könnte unterschiedlicher sein als die Körperteile an einem Körper? Was hat die Speiseröhre gemeinsam mit dem großen Zeh? So unterschiedlich wie die Körperteile an einem Körper sind auch wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Gemeinde. Bunt und unterschiedlich sind auch die Zettel, die wir mit Wäscheklammern an unsere violette Schnur gehängt haben. Und auf jedem dieser Zettel steht ein Wunsch für die Zukunft, im Kleinen wie im Großen, ein Wunsch für mich und meine Nächsten, für die Gemeinde, für unsere Welt. Manche Wünsche ähneln sich, manche sind ganz anders als was ich aufgeschrieben habe. Ja, bunt und unterschiedlich wie die Zettel, auf die wir sie geschrieben haben, sind auch unsere Wünsche.

Was ist allen gemeinsam? Was haben wir gemeinsam? Was hat die Speiseröhre gemeinsam mit dem großen Zeh? Sie gehört zu ein und demselben Körper. Ohne sie würde dem Körper was fehlen, wäre er krank oder behindert oder könnte gar nicht weiterleben. Was haben wir gemeinsam? Bunt und unterschiedlich sind die Zettel, die wir an unsere Schnur gehängt haben, und genauso bunt und unterschiedlich sind auch die Wünsche, die wir darauf geschrieben haben. Und doch hängen diese Zettel, so bunt und unterschiedlich sie auch sind, doch alle an ein und derselben Schnur. Die Schnur ist violett. Violett, das ist die Farbe der Kirche. Wir gehören alle zu einer Gemeinde- hier in Wehingen und in der weltweiten Christenheit. „Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ein Glied.“ Wir sind miteinander verbunden. Die Liebe Christi verbindet uns. Und dieses Band der Liebe wird niemals zerreißen. Denn die Liebe Christi bleibt. Darauf können wir uns verlassen, bei allem, was wir tun- hier in der Gemeinde und bei allen Aufgaben, die Gott uns anvertraut in unserem Leben. In diesem Sinne möchte ich mich auch weiterhin von der Jahreslosung leiten lassen und zuversichtlich in die Zukunft blicken: „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe!“

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer