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Gedanken zum Sonntag

Erntedankfest

 

Liebe Gemeinde,

 

Sonntag für Sonntag bitten wir im Gottesdienst um eine Spende für die eigene Gemeinde, wie für andere Projekte in der Region und weiterweg, wie bei den Weltmissionsprojekten. Es ist selbstverständlich, dass wir auch am Ende des Kalenderjahres in den Kirchengemeinden im Lande um eine Spende für bestimmte Projekte der Kirchengemeinde bitten.

Und schön ist es zu sehen, dass Erntedank auch gefeiert werden kann. Die Gaben, die wir hier sehen, sind das Zeichen dafür, dass wir nicht vergessen wie reichlich, wir beschenkt sind.

Es ist ein schönes Bild und doch ersichtlich zu sehen, wieviel Reichtum um uns herum wächst und gedeiht. Da dies auf Grund des Klimawandels nicht mehr in jeder Region der Welt selbstverständlich ist, ist ein Grund bewusst DANKE zu sagen.

Was sagt aber Paulus den Korinthern dazu im zweiten Brief 9,6-15.

      Lesung des Predigttextes –

Die Sachlage ist klar: Eine Kollekte ist angekündigt. Das Geld soll die Gemeinde in Jerusalem unterstützen. Darüber ist die Gemeinde in Korinth informiert. Denn vorab schreibt Paulus, dass er „Brüder“ zu ihnen geschickt hat, damit sie die Gaben rechtzeitig zusammenstellen. Widerstand oder ein Zögern hat es vermutlich ergeben, denn sonst würde Paulus über die Wirkung des Gebens nicht ausdrücklich in diesem Brief schreiben.

Schauen wir uns näher an, wie Paulus seine Brüder und Schwestern motivieren will, mit lauter Lauterkeit, zu teilen.

Mit diesen Worten fängt alles an: Und Gott sah, dass es gut war. Es sind bekannte Worte aus der Schöpfungserzählung in Gen1. Er sah, dass es gut war. Ja, unsere Augen leuchten vermutlich wie die Augen Gottes im Anblick der Gaben, der Natur, die ihr Kleid langsam in rötliche und gelbe Töne zu dieser Jahreszeit wechselt. Das Herz erfreut sich über die Früchte! Wie gut es riecht, wenn das Apfelbeet aus dem Ofen kommt…alle Sinnen, Augen, Nase und Geschmack werden dabei angeregt!

Ist es nicht die Stimmung, die Paulus beschreibt, wenn er davon spricht, dass mit ganzem Herzen und fröhlich geteilt werden soll.

Ich teile mit ganzem Herzen mein Vesperbrot. Das ist etwas, was ich in der Schule öfters erlebe: Es gibt Kinder, die einfach im Wachstum doch an manchen Tagen mehr Hunger haben als ihre Vesperdose herbringt. Da leuchten die Augen, wenn es von einem Mitschüler was bekommt – ein Stück Möhre, ein Brot, eine Schokolade. Der Geber oder die Geberin ist im Gegenzug glücklich, dass er – sie den Hunger des anderen stillen konnte. Das kann nur gute Laune erzeugen – Das erfreut Gott, sagt Paulus. Ob auf dem Schulhof oder bei den wöchentlichen Sammlungen für die Tafel. Vielleicht haben Sie gestern in der Zeitung online oder in Papierform gelesen, dass die Tafel in Tuttlingen wöchentlich auf die privaten Spenden angewiesen ist – übrigens die Tafel in Trossingen ebenso. Sie stehen sich nicht in Konkurrenz, sie gehören beide zur Kreisdiakoniestelle in Tuttlingen. Wer dort Lebensmittel holt, braucht ein Ausweis, der herstellt wird, wenn das monatliche Einkommen unter 1135€ für eine Person liegt, z.B. Nicht so weit wie Jerusalem damals sollen die Spenden helfen. Wie hoch die Spendenbereitschaft auch war, als das Wasser das Ahrtal überflutet und zerstört hat. Geben mit ganzem Herzen und sehen. Dass es gut war.

Die Kirchengemeinde Wehingen hat doch jahrzehntelang die evangelische Kirchengemeinde in Wernshausen in Thüringen unterstützt. Das war selbstverständlich, dass Brüder und Schwester damals in der DDR durch Gaben und Begegnungen beschenkt wurden. Diese Zeiten haben sich geändert. Die Grenzen sind offen und es ist gut diese Brüder und Schwester in der Freiheit zu begegnen, wie ich vor zwei Wochen bei einem internationalen Prädikantentreffen in Strasburg wieder die Erfahrung habe machen können. Deshalb ist es auch wichtig, sich an diese Zeit – in der Geschichte der Bundesrepublik zu erinnern. Über die Fernbeziehungen unter Christen ist ein Band entstanden, der heute mehr oder weniger ersichtlich noch ist. Aber der Ruf nach Freiheit war groß und still über die Montagsgebet zu hören. Dies stellt der Brunnen dar, dessen Fotos sie bekommen haben. Der Brunnen steht in Leipzig auf dem Hof der Nikolai Kirche. Das Wasser fließt ruhig und sanft über dem Rand entlang des Mauerchens in eine Rille. Sie stellt dar, wie der Freiheitsdrang in den Menschen ist und sich doch sanft, wie im Gebet ausbreiten und anderen anstecken kann. Wie eine Gabe!

Paulus fügt in seinem Brief hinzu, dass das Geben zum Segen wird, für den Geber und für den Empfänger. Das Geben erzeugt Dankbarkeit, Zufriedenheit…Frieden. Gott gibt uns seinen Frieden, so heißt es beim Segen am Ende des Gottesdienstes. Ein Schalom,

…der ganzheitlich ist

…der Seele, dem Herz Trost gibt

…der Ruhe in mir bringt

…der mich stärkt im Alltag.

Die Brüder und Schwester in Korinth und in Jerusalem wissen sich über die Gaben untereinander unter dem Segen Gottes verbunden. Vielleicht ist es gut, dass Paulus sie daran erinnert. Diese Gaben sind Zeichen der Gerechtigkeit Gottes durch unser Tun. Dadurch fühlt sich keiner allein. Durch das Teilen entsteht eine Form von Gemeinschaft. Auch wenn wir die Empfänger nicht persönlich kennen. Im Vertrauen darauf, dass diese Gaben verteilt werden, gezielt an Menschen, die die Hilfe brauchen.

Wenn wir nachher das Abendmahl miteinander feiern, erfahren wir, wie reichlich uns Jesus beschenkt. Es geht um Vergebung, um Stärkung. Erfüllt von der Gnade und gestärkt ermutigt uns Paulus diese Fülle hinauszutragen und mit ganzem Herzen, sie weiter zu schenken. Und selbst dadurch beschenkt zu werden….um dann DANKE sagen zu können.

Tina Willms schreibt:

Wer gekostet hat

Vom Brot des Lebens,

wer unter Jesu Wort

seelensatt sich

in Gottes Arme schmiegt,

 

wie könnte er anders

als weitergehen,

sich dem Nächsten

verschenken, bis

 

ein Menschenband

die Erde umspannt

und weiterreicht

von Mund zu Mund

und Hand zu Hand

das Lebenswort:

Nimm hin und iss!

 

Wie könnte er anders

Als Brot zu teilen,

Wort zu halten:

Brot und Wort für die Welt.

Amen

 

Lied: Kommt, atmet auf, ihr sollt leben 639, 1-3