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Gedanken zum Sonntag

8. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zum 8. Sonntag nach Trinitatis, 25. Juli 2021

Kolosser 3,15-17: Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Liebe Mitchristen!

Stellen Sie sich vor, Sie sind beim Gottesdienst im Grünen. Viele Menschen sind gekommen. Auch die Mitarbeiter der Kirchengemeinde sind da. Bei diesem Gottesdienst begegnen Sie Herrn Froh und Herrn Mies und hören das folgende Gespräch.

Herr Froh: Das ist ja klasse hier – ein Gottesdienst im Grünen, ganz im Freien in der Natur! Ich freue mich, dass wir heute miteinander feiern können. Und Musik ist auch da – schau mal die Bläser! Das hat ja richtig schön geklungen, vorher der Gesang. Da kriege ich gleich Lust zum Mitsingen! Singt Gott dankbar in euren Herzen, steht in der Bibel. Das will ich heute machen, aus vollem Herzen. Was für ein schöner Sonntagmorgen! Danke, lieber Gott!

Herr Mies: Oh, komm hör doch auf. Mit Mundschutz macht das Singen sowieso keinen Spaß. Scheiß Corona, das nimmt ja auch kein Ende. Und außerdem ist schlechtes Wetter heute. Und wir sind hier im Freien. Bestimmt fängt es gleich an zu regnen, und dann werden alle total nass. Dann ist aber ganz schnell Schluss mit lustig.

Herr Froh: Ach, das bisschen Regen. Wir sind doch nicht aus Zucker. Und vielleicht hält das Wetter sogar. Denk doch mal an die Menschen in den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die haben alles verloren. Wir haben ein Dach über dem Kopf. Wir sind am Leben, und haben alles, was wir zum Leben brauchen. Ich bin dankbar. Ich freue mich, dass wir wieder singen dürfen. Auch wenn es mit Mundschutz ist.

Herr Mies: Ja, komisch, dass so viele da sind. Denen macht das wohl nichts aus, mit Mundschutz zu singen. Und in Teilnehmerlisten müssen die sich auch noch eintragen. Also, für mich wäre das nichts. Sag mal – weißt du, warum die hier heute alle gekommen sind bei dem schlechten Wetter? Was sind das denn für Leute?

Herr Froh: Ja, Wahnsinn, du hast Recht. Das sind richtig viele, die heute da sind. Du, ich weiß, was das für Leute sind: Das sind die Leute von der Evangelischen Kirchengemeinde Wehingen. Und auch die ganzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Kirchengemeinde.

Herr Mies: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – das klingt ja echt nach Arbeit! O je, die Armen, das ist bestimmt anstrengend, was die alles machen. Wenn ich schon allein daran denke, dass jemand die ganzen Bierbänke hier hochgeschleppt haben muss. Und der Posaunenchor mit den vielen Proben, und die Technik mit den Lautsprechern – bis das alles klappt!

Herr Froh: Ja, super, dass diese Leute alle da sind und das machen! Und in noch viel mehr Bereichen sind die tätig in der Gemeinde: In der Verwaltung und Gemeindeleitung, im Kindergarten, im Besuchsdienst, und noch viel, viel mehr!

Herr Mies: Ist ja unglaublich, was die hier alles machen in der Gemeinde. Sogar einen Kindergarten haben die. Wusste ich gar nicht. Warum machen die das bloß alles.

Herr Froh: Das haben wir doch vorher in der Bibel gehört: Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit.

Herr Mies: Du, weißt du, ich denke, das ist mir alles zu hoch: Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen. Und Ermahnung, das klingt so streng. Mit der Schule bin ich auch schon lange fertig. Wozu brauche ich da noch jemanden, der mich lehrt? Auch wenn ich mit meiner Weisheit manchmal am Ende bin – ich will mir nicht von anderen was vorschreiben lassen.

Herr Froh: Aber darum geht es doch gar nicht, dass dir andere was vorschreiben wollen. Alle zusammen sollen wir das machen und uns gegenseitig unterstützen. Ich jedenfalls kann immer mal einen guten Rat gebrauchen, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Da bin ich wirklich von Herzen dankbar.

Herr Mies: Ja, danke von Herzen! Das soll hier wohl das Thema sein. Aber ich weiß nicht. Ich denke doch, dass die hier auch nicht immer nur dankbar sind. Bestimmt sind die auch mal frustriert, und es gibt Meinungsverschiedenheiten.

Herr Froh: Ja, klar, da hast du bestimmt Recht. Aber das gehört doch auch dazu zum Leben. Deswegen heißt es in dem Bibeltext ja: Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.

Herr Mies: Du, weißt Du, ich kann diese Bibelsprache nicht so gut verstehen. Was heißt das nun schon wieder: In einem Leibe?

Herr Froh: Das heißt, dass wir alle zu Jesus gehören. Jesus verbindet uns alle zu einer Gemeinde. Jeder hat seine Aufgabe in der Gemeinde. Wie die einzelnen Körperteile an einem Körper verschiedene Aufgaben haben. Aber es ist ein Körper, ein Leib.

Herr Mies: Schöne Idee. Aber wie gesagt: Ich denke, dass es bestimmt trotzdem auch mal Meinungsverschiedenheiten gibt.

Herr Froh: Ja, genau, das wollte ich ja vorher sagen: Deswegen steht in dem Bibeltext ja: Der Friede Christi. Jesus Christus hilft uns, dass wir uns trotz verschiedener Meinungen zuhören und verstehen. Dann können wir eine gemeinsame Lösung für unser Problem finden.

Herr Mies: Das überzeugt mich schon eher. Solche Leute hätte ich gerne auch um mich. Die nicht gleich sagen: So muss es sein, sondern die miteinander reden und dann einen Weg finden, wie es gehen kann. Nicht schlecht, nicht schlecht. Aber du, sag mal: Was machen die eigentlich die ganze Zeit in ihrer Gemeinde? Es hört sich jetzt ja gerade so an, als würden die da die ganze Zeit nur reden und reden und reden! Worte sind ja schön und gut. Aber ich finde, manchmal müssen doch auch Taten her.

Herr Froh: Ja, aber auf jeden Fall! Da hast du total Recht. Und das machen die hier ja auch. Die stellen hier echt was auf die Beine. Die können auch anpacken. Damit es nicht nur bei Worten bleibt. Damit dann auch Taten folgen. Da gibt es wirklich auch richtig tatkräftige Leute hier, die mit anpacken, wo es nötig ist. Gott sei Dank ist das so. Denn so soll es ja sein. Wie es in unserem Bibeltext heißt: Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott dem Vater durch ihn.

Herr Mies: Mit Werken, also auch mit Taten. Du, ich überleg mir das nochmal. Vielleicht ist der Tag heute doch nicht so schlecht, und dieser Gottesdienst und der Zusammenhalt in der Gemeinde, da kriege ich jetzt auch Lust darauf. Gott sei Dank!

Ihre Pfarrerin Dr. Dorothee Kommer